Gerhoh
(Gerhoch) von Reichersberg, kirchlicher Schriftsteller des Mittelalters, geb. 1093 zu Polling bei Weilheim in Oberbayern, wurde im dortigen Chorherrenstifte und auf den Schulen zu Freising, [* 2] Mosburg und Hildesheim [* 3] gebildet und in Augsburg [* 4] Domherr und Leiter der Domschule. An dem ungeistlichen Leben der Chorherren Anstoß nehmend, entsagte er 1124 seiner Stellung und wurde Chorherr im benachbarten Stift Raitenbuch. Hier war er unablässig bemüht, die Chorherren zu kanonischer Lebensweise nach der Regel des heil. Augustinus zu bewegen, stieß jedoch auf hartnäckigen Widerstand.
Bischof Kuno von Regensburg [* 5] dagegen unterstützte seine Bestrebungen und berief ihn 1126 zu sich. Erzbischof Konrad Ⅰ. von Salzburg [* 6] ernannte ihn 1132 zum Propst des Chorherrenstifts Reichersberg am Inn, wo er starb. Unter seinen Schriften (hg. von Scheibelberger, Linz [* 7] 1875) ist durch ihre scharfe Polemik gegen die kirchlichen Mißstände und durch ihre Mitteilungen über den zweiten Kreuzzug besonders bemerkenswert «De investigatione Antichristi». –
Vgl.
Nobbe,
Gerhoh
v. R. (Lpz. 1881);
Sturmhoefel, Der geschichtliche Inhalt von G.s 1. Buche über die Erforschung des Antichrists (Tl. 1, ebd. 1887);
ders., Gerhoh
v. R. über die Sittenzustände der zeitgenössischen
Geistlichkeit
(Tl. 2, ebd. 1888).