mehr
der
Republik entspannen sich infolgedessen Feindseligkeiten, die erst nach der
Niederlage der Genuesen bei Voltaggio
im
Frieden zu
Madrid
[* 3] vom ausgeglichen wurden. Das
Regiment des sich immer exklusiver abschließenden alten
Adels wurde
seitdem, gleichwie in
Venedig,
[* 4] herrischer und mißtrauischer. Der
Handel hatte bei der innern
Ruhe zwar
einen guten, wenn auch nicht mehr den frühern glänzenden Fortgang; die
Republik bekümmerte sich wenig um die auswärtigen
Händel, und wenn es geschah, so stand Genua
[* 5] immer auf der Seite
Spaniens.
Ein neuer
Krieg, der zwischen
Savoyen und Genua
1672 wieder ausbrach, endigte durch
Ludwigs XIV. von
Frankreich
Vermittelung mit der Zurückgabe des von dem
Herzog besetzten Zuccarello an Genua
Gefährlicher wurde ein
Krieg mit
Ludwig XIV.
selbst, der, weil Genua
Spanien
[* 6] gegen
Frankreich mit
Schiffen unterstützte und den französischen
Truppen den Durchzug verweigerte,
im Mai 1684 eine
Flotte nach Genua
schickte, welche die
Auslieferung von vier neuen
Galeeren forderte; zugleich
sollte die
Republik den König um Verzeihung bitten.
Als man sich nicht fügte, bombardierte die französische
Flotte die Stadt vom 17.-22. Mai, wobei der Dogenpalast, die Schatzkammer,
das
Zeughaus und viele Privathäuser zerstört wurden, worauf die
Republik, obwohl eine zur
Hilfe abgesandte spanische
Flotte
herannahte und die
Franzosen nach
Plünderung der Vorstadt
San Pietro d'Arena wegen Mangels an
Munition abziehen
mußten, den
Forderungen
Ludwigs XIV. willfahrte. Seitdem blieb
Friede zwischen Genua
und
Frankreich.
Ein in
Corsica
[* 7] 1729 durch die
Erpressungen des
Statthalters Penello veranlaßter
Aufstand führte nach langen
Kämpfen zur Abtretung
der
Insel an
Frankreich gegen die
Zahlung von 40 Mill.
Livres Im J. 1745 verband sich Genua
, weil
Österreich
[* 8] das 1713 von
Karl VI. erkaufte Marquisat
Finale an
Sardinien
[* 9] abtrat, gegen
Österreich und
Sardinien mit
Spanien,
Neapel
[* 10] und
Frankreich und versprach, gegen 12,000 Thlr. Hilfsgelder 10,000 Mann zu stellen.
Österreich nahm dafür grausame
Rache, indem es die Stadt besetzte, den
Dogen und die
Senatoren zur
Abbitte zwang u. 9 Mill.
Gulden Kriegskontribution auferlegte.
Die
Truppen erlaubten sich in Genua
die größten Brutalitäten. Da brach ein Volksaufstand aus, bei welchem 8000
Österreicher
getötet, verwundet oder gefangen und die übrigen aus dem Genuesischen verjagt wurden. Ein
Versuch der
Österreicher, die Stadt wiederzuerobern, wurde 1747 durch eine französisch-spanische Entsatzarmee vereitelt. Als sich
nach der französischen
Revolution die
Heere der französischen
Republik auch über
Italien
[* 11] verbreiteten, wollte Genua
eine Zeitlang
seine
Neutralität behaupten, schloß jedoch, von den Engländern unter
Nelson bedroht, mit
Frankreich
eine Übereinkunft zu
Paris,
[* 12] begab sich unter französischen
Schutz, zahlte 2 Mill.
Frank
Kontribution und schoß andre 2 Mill.
bis zum
Frieden unverzinslich vor.
Als ein von den
Franzosen begünstigter Volksaufstand gegen die
Aristokratie ausbrach, kam es 22. Mai zu
einer Konterrevolution, bei welcher der französische
Gesandte Faypoult insultiert und mehrere
Franzosen verwundet wurden.
Hierauf zwang
Bonaparte den
Dogen und den
Senat zum
Vertrag vom 6. Juni; derselbe bestimmte, daß Genua
eine demokratische
Verfassung
erhalten solle, welche angenommen wurde und in
Kraft
[* 13] trat. Zugleich nahm Genua
den
Namen
der
Ligurischen Republik an und erhielt
einen Länderzuwachs von
Piemont, so daß es über etwa 5500 qkm (100 QM.) gebot.
Dennoch war die Macht
Genuas nur ein schwacher
Schatten
[* 14] der frühern. Die
Seemacht bestand nur aus fünf
Galeeren und einigen
kleinern Fahrzeugen; mit ihren
Handelsschiffen beschränkten sich die Genuesen auf den Besuch der
Küsten
des westlichen
Mittelmeers.
[* 15] Nur der Speditionshandel und das Wechselgeschäft waren noch von Bedeutung. Die
Bank von Genua
hatte
zwar immer noch ihr Ansehen behauptet, indem sie große liegende
Güter und ein
Einkommen von über 10 Mill.
Frank besaß, wurde
aber bei der Vereinigung
Genuas mit
Frankreich aufgehoben.
Nachdem nämlich Genua
, wo.
Masséna befehligte, eine lange Belagerung durch die
Österreicher von der Landseite und durch die
englisch-neapolitanische
Flotte von der Seeseite seit ausgehalten, zwar 4. Juni von den Österreichern besetzt, aber
schon 16. Juni wieder aufgegeben worden war, wurde von der französischen
Regierung eine neue
Verfassung oktroyiert, 1805 aber nach dem von
Senat und
Volk 25. Mai ausgesprochenen
Wunsch, die
Ligurische Republik möchte dem
französischen
Reich einverleibt werden, durch ein kaiserliches
Dekret vom 4. Juni diese Einverleibung der
Republik in das französische
Reich bestätigt und das Land in drei
Departements geteilt. Genua
teilte nun
Frankreichs
Geschick, und sein
Handel lag, trotz der
Erklärung des
Hafens zum
Freihafen, wie der von ganz
Frankreich danieder.
Nach
Napoleons
Sturz (1814) erschien 17. April
Lord
Bentinck mit 9000 Mann
vor der Stadt und erstürmte unter
Beihilfe einer englischen
Flotte die
Forts, welche Genua
deckten. Die französische
Besatzung unter
General Fresia kapitulierte (18. April) und
räumte die Stadt, die nun von den Engländern besetzt wurde. Am 26. April stellte eine
Proklamation des
Lords
Bentinck die
Verfassung,
die vor 1797 bestanden, unter einer provisorischen
Regierung wieder her. Aber der
Wiener Kongreß vereinigte 1815 die
Republik unter dem
Titel eines Herzogtums mit den
Staaten des
Königs von
Sardinien, um dies gegen
Frankreich zu kräftigen. Genua
beteiligte
sich an den revolutionären
Bewegungen von 1821 und 1830 fast gar nicht. Erst im März 1849 entstanden auf die
Kunde vom
Abschluß
des
Waffenstillstandes zwischen
Sardinien und
Österreich und von der
Auflösung der Deputiertenkammer in
Turin
[* 16] in Genua
Unruhen.
Volk und
Nationalgarde bemächtigten sich der
Forts und nötigten die
Besatzung zum Abzug. Am 2. April traten
der
General
Avezzana,
Davide Morchio und Constantino Reta zu einer provisorischen
Regierung zusammen, welche alsbald die Unabhängigkeit
der
Republik Genua proklamierte. Aber schon 4. April erschien der
General La
Marmora mit einer bedeutenden Truppenmacht
vor der Stadt und besetzte nach einem ziemlich blutigen
Gefecht die
Forts und die wichtigsten
Punkte der Stadt. Darauf bewilligte
der König eine
Amnestie, von der nur die bereits flüchtig gewordenen
Führer des
Aufstandes ausgeschlossen waren.
Vgl. Mailly (gest. 1721), Histoire de la république de Gênes jusqu'en 1694; Canale, Nuova storia della repubblica di Genova (Bd. 1-4, Flor. 1858-64; Bd. 5, bis 1550 reichend, Genua 1874);
Malleson, Studies from Genoese history (Lond. 1875);
Langer, Politische Geschichte Genuas und Pisas im 12. Jahrhundert (Leipz. 1882);
Heyck, Genua und seine Marine im Zeitalter der Kreuzzüge (Innsbr. 1886).