mehr
Marmorfassade und prächtiger Treppe; [* 3]
der Palazzo Balbi-Senarega (1609 erbaut) mit prachtvollen Marmorsäulen;
der Palazzo Durazzo-Pallavicini (wegen seiner schönen Treppe auch della Scala genannt, aus dem 17. Jahrh.).
Alle diese Paläste enthalten zugleich bemerkenswerte Gemäldesammlungen, die bedeutendste aber der Palast Brignole-Sale, gewöhnlich Palazzo Rosso genannt, jetzt der Stadt gehörig, mit Gemälden von van Dyck, Rubens, Guercino, Moretto, Bordone, Paolo Veronese, A. Dürer u. a. Außerdem verdienen noch Erwähnung: der Palazzo del Municipio (ehemals Doria), ein majestätischer Marmorbau im Spätrenaissancestil mit prächtigem Vestibül und Hof [* 4] und später hinzugesetzten Seitengalerien;
der Palazzo Spinola (von Alessi 1560 erbaut, mit Reiterbild des Agostino Spinola von van Dyck);
der Palazzo Andrea Doria, der 1529 von der Republik ihrem großen Bürger errichtet ward;
der Palazzo Pallavicini;
die Universität (1623 erbaut) mit überaus schönem Hofraum;
der Palast der Dogana, ehemals Eigentum der berühmten Banca di San Giorgio, einer großen genuesischen Handelsgesellschaft aus dem Mittelalter (1797 aufgelöst), mit Statuen der um diese Bank verdienten Männer, und die von Alessi 1570 erbaute Börse oder Loggia dei Banchi (im Innern mit der Statue Cavours von Vela).
[Bevölkerung, Industrie, Handel.]
Genua
[* 5] zählt (1881) 179,515 Einw. und ist eine
bedeutende Fabrikstadt sowie der Haupthandelsplatz Oberitaliens. Hervorragend ist die Textilindustrie,
welche 17 Baumwollspinnereien mit 120,000
Spindeln, 15 Baumwollwebereien (1900
Arbeiter), 9
Fabriken für Seidenwaren, 6 für
Wollwaren, 26 für Wirkwaren beschäftigt, aber, wie die 27 Lederfabriken, meist für den Verbrauch im Inland arbeitet. Die
Industrie liefert ferner Korallenarbeiten,
Gold- und Silberwaren (besonders Filigranarbeiten),
Alabaster- und
Elfenbeinschnitzereien,
künstliche Blumen,
Stickereien,
Seife,
Essenzen, eingemachte
Früchte, Makkaroni,
Hüte, Schuhwaren,
Möbel,
[* 6] Papier,
Maschinen und
Schiffe.
[* 7]
Die
Industrie erstreckt sich auf die benachbarten
Vororte, so
San Pier d'Arena,
Cornigliano,
Sestri
Ponente,
Voltri, mit Schiffswerften,
Maschinenfabriken und andern Etablissements. Der
Verkehr entwickelt sich in neuerer Zeit immer mehr. Zu
Lande ist nunmehr zu
den frühern Eisenbahnlinien, gegen W. über
Nizza
[* 8] nach
Marseille,
[* 9] gegen N. über
Alessandria zum Anschluß
an das vielverzweigte piemontesisch-lombardische Bahnnetz sowie an die
Mont
Cenis-Bahn und gegen O. über
Spezia
[* 10] nach
Livorno
[* 11] und
Rom,
[* 12] namentlich die
Gotthardbahn hinzugekommen, welche in Genua
ihren südlichen Endpunkt und Hafenplatz findet.
Der Hafen Genuas gehört zu den bedeutendsten des Mittelmeers. [* 13] Mit zwei ins Meer hinausgebauten Molen von 450 und 660 m Länge, dem Molo Vecchio und dem Molo Nuovo, umspannt die Stadt das ungefähr 1500 m im Durchmesser haltende Wasserbecken. Beide Molen, fast gegeneinander gerichtet, schützen den Hafen, wenn auch nicht hinreichend, gegen die Süd- und Südostwinde. Der Eingang wird durch starke Batterien verteidigt. Der Molo Vecchio trägt an seinem Ende einen alten kleinen Leuchtturm; neben dem Molo Nuovo stehen die Quarantäne und der neue, 78 m hohe Leuchtturm mit herrlicher Aussicht, bei welchem neue Befestigungen angelegt worden sind.
An der Nordseite des Hafens ist der königliche Kriegshafen (Darsena reale) nebst dem Marinearsenal (ehemals Kloster Santo [* 14] Spirito) an der Stelle, wo 1547 Fiesco ertrank. Die Ostseite nimmt der ehemalige Freihafen (Porto franco), seit 1867 in ein Generalentrepot für ausländische Waren umgewandelt, ein, welcher früher durch die 1886 abgetragene marmorne Hafenterrasse von der Stadt getrennt war und durch eine Zweigbahn mit dem Bahnhof (im NW. der Stadt) verbunden ist.
Hier treiben sich auch die bergamaskischen
Lastträger oder Facchini umher, die seit 1470 ein
Privilegium für ihren
Erwerb
in Genua
haben. Seit 1877 wurde übrigens die Erweiterung und Neugestaltung des dem angewachsenen
Verkehr nicht mehr genügenden
Hafens von in
Angriff genommen. Nach außen werden zwei
Molen, ein westlicher von 1500
m und ein östlicher
von 600 m
Länge, angelegt, im innern Hafenbecken werden neue
Landungsbrücken hergestellt, so daß mit den alten Landungsstellen
der
Hafen künftig eine Kaientwickelung von 6,5 km besitzen wird.
Auch wird der Ankergrund durch Baggerung auf mindestens 8,5 m gebracht.
Alle diese
Arbeiten sind mit 28 Mill.
Lire veranschlagt, wozu der
Herzog von Galliera 20 Mill. widmete, und werden 1889 beendet sein. Hiermit stehen ferner Eisenbahnanlagen,
dann die Herstellung von Ladevorrichtungen,
Magazinen u. dgl. in
Verbindung. Der Schiffsverkehr von Genua
umfaßte 1884 im ganzen
10,882 handelsthätige
Schiffe mit einem
Tonnengehalt von 4,823,585
Ton. und einem beförderten Warenquantum
von 2,386,886 T. Hiernach steht Genua
unter allen italienischen Häfen obenan, so wie auch der
Tonnengehalt und die Warenbewegung
gegen früher eine sehr bedeutende
Steigerung aufweisen.
Eingelaufen sind 5412
Schiffe von 2,368,730 T. und mit 1,962,183 T.
Waren, ausgelaufen 5470
Schiffe von
2,454,855 T. und mit 424,703 T.
Waren. Auf den internationalen
Verkehr kamen 3484
Schiffe von 2,828,902 T. und mit 1,715,344
T.
Waren, auf den Binnenverkehr 7398.
Schiffe von 1,994,683 T. und mit 671,542 T.
Waren. Der Hauptverkehr findet in der Einfuhr
mit
Großbritannien,
[* 15]
Frankreich, den
Vereinigten Staaten
[* 16] von
Amerika
[* 17] und
Indien, in der Ausfuhr mit
Frankreich,
Spanien,
[* 18]
Portugal,
Griechenland,
[* 19] der Türkei,
[* 20]
Großbritannien und
Südamerika
[* 21] statt. In regelmäßiger Dampfschiffahrtsverbindung
steht Genua
mit
Nizza und
Marseille,
Cagliari und
Porto-Torres
(Hafen von
Sassari),
Livorno,
Neapel,
[* 22]
Palermo
[* 23] und
Tunis,
[* 24] mit den Haupthäfen
der
Levante und
Ostindiens, dann insbesondere mit
Buenos Ayres,
[* 25]
Montevideo
[* 26] und
Rio de Janeiro.
[* 27] Die wichtigsten
Ausfuhrartikel sind
Wein,
Getreide,
[* 28]
Mehl,
[* 29]
Reis,
Teigwaren,
Öl,
Butter und
Käse,
Südfrüchte und rohe
Seide,
[* 30] wogegen
Baumwolle
[* 31] und
Baumwollwaren,
Getreide,
Kolonialwaren und
Chemikalien,
Metalle,
Häute und
Felle,
Kohle etc. eingeführt werden. Nach
Südamerika,
insbesondere den La
Plata-Staaten, werden von Genua
aus jährlich nicht weniger als 50,000 italienische Auswanderer
befördert.
[öffentliche Anstalten, Behörden.]
Unter den bedeutenden und zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten behaupten das prächtige und großartige Armenhaus (Albergo de' Poveri, 1539 gegründet, mit Raum für 2200 Arme und Kranke) und das nicht minder großartige Ospedale Pammatone (1423 gestiftet, zugleich Findelhaus) den ersten Rang. Auch das Waiseninstitut, ein Taubstummeninstitut, ein Irrenhaus und das Conservatorio Fieschi, Institut zur Erziehung armer Mädchen, sind bedeutende Anstalten. An öffentlichen Unterrichts- und Bildungsanstalten sind zu nennen: die 1783 gestiftete Universität mit durchschnittlich 600 Studenten, botanischem Garten, [* 32] einem Observatorium, ¶
mehr
verschiedenen Sammlungen und einer Bibliothek von 78,000 Bänden; drei andre größere Bibliotheken (Civica Beriana, Franzoniana und Congregazione della Missione urbana); ein königliches Gewerbeinstitut, ein königliches Institut für die Handelsmarine, eine Marineschule, ein königliches Lycealgymnasium und ein städtisches Gymnasium nebst einem Nationalkonvikt, 2 königliche technische Schulen und eine technische Gemeindeschule, ein Seminar, eine Normalschule für Lehrerinnen und eine Schule für Lehrer, ein Verein für vaterländische Geschichte, eine Akademie der schönen Künste (1751 gestiftet) sowie 4 Theater, [* 34] unter denen das 1826 erbaute Teatro Carlo Felice das größte ist.
Auch das geheime Staatsarchiv mit wertvollen Urkunden für die Geschichte des Handels und der Schiffahrt
und den Privilegien des Colombo
[* 35] verdient Erwähnung. Die Stadt, einst Residenz des Dogen der Republik Genua
, ist jetzt Sitz eines
Präfekten, eines Erzbischofs, eines Appell- und Assisenhofs, eines Tribunals, eines Handelsgerichts, einer Handelskammer, eines
Generalkommandos, zahlreicher Konsuln (darunter auch eines deutschen Berufskonsuls), eines Hauptzollamtes, einer Börse, einer
Abteilung der italienischen Nationalbank, einer Sparkasse und mehrerer Banken und Aktiengesellschaften.
Die beliebtesten Spaziergänge in Genua
selbst sind die schöne Promenade Acqua Sola, die außerordentlich malerisch gelegene Villa
Negro mit prächtigen Gartenterrassen, entzückender Aussicht, einem kleinen zoologischen Garten und einem Denkmal Mazzinis,
dann der längs der Befestigungen angelegte Corso (Via di Circonvallazione). Aber die ganze Umgebung von
Genua
bietet herrliche Punkte in Fülle, und die Stadt erstreckt sich nach O. wie nach W. weithin, Ort reiht sich an Ort fast ohne
Unterbrechung; Pegli im W. mit dem herrlichen, an exotischen Pflanzen reichen Park des Marchese Pallavicini-Durazzo und Nervi im
O. mit seinen schönen Gärten, beide jetzt auch Gesundheitsstationen, sind die bekanntesten Punkte dieser
weitern Umgebung.
Geschichte der Stadt Genua.
In der ältesten Zeit war Genua
die Hauptstadt Liguriens; unter die Herrschaft der Römer
[* 36] kam es, von Marcellus erobert, 222 v. Chr.
Im zweiten Punischen Krieg wurde Genua
der Provinz Gallia cisalpina einverleibt. Hannibals Bruder Mago eroberte
und zerstörte die Stadt (205), der Römer Lucretius baute sie 202 wieder auf. Nach dem Untergang des weströmischen Kaisertums
wechselte Genua
öfters seine Herren. 539 n. Chr. hatte es unter den Einfällen der Burgunder zu leiden, stand noch eine Zeitlang
unter dem römischen Exarchen von Ravenna, kam dann unter die Herrschaft der Langobarden (welche die Stadt 670 zerstörten,
aber wieder aufbauten und daselbst Grafen einsetzten) und endlich (774) unter die der Franken.
Die Verwirrung Italiens
[* 37] unter den spätern Karolingern, während welcher Genua
von den Sarazenen wiederholt arg heimgesucht wurde,
benutzte Genua
, sich als Republik zu konstituieren, welche zunächst ohne feste Verfassung durch Konsuln regiert
wurde, und nachdem es einen Anfall der Sarazenen (936) abgeschlagen hatte und von König Berengar von Italien
[* 38] 958 förmlich
anerkannt worden war, stieg Genuas Macht rasch. Mit dem benachbarten Pisa
[* 39] stand Genua
anfangs auf freundlichem Fuß: beide Staaten
nahmen 1017 miteinander den Arabern Sardinien
[* 40] ab;
als aber Pisa, welchem Sardinien von Genua überlassen worden war, 1070 auch Corsica [* 41] in Besitz nahm und überhaupt eine erdrückende Übermacht auf der See gewann, führte dies 1119 zu einem energisch geführten Krieg zwischen Genua und Pisa, der erst 1133 durch Entscheidung des Papstes zu gunsten der Genuesen beendigt wurde.
Der Bischof von Genua wurde dabei vom Papst dem Metropolitan von Pisa im Rang gleichgestellt, das Bistum Genua von dem Erzbistum Mailand, [* 42] dem es bisher untergeordnet war, getrennt, zum Erzbistum erhoben, die Bistümer Riviera di Ponente und di Levante ihm zugeteilt. Die Seemacht der Republik war schon damals so bedeutend, daß sie 1097 den Kreuzfahrern ein starkes Geschwader nach Syrien zu Hilfe schicken und 1104: 70 Kriegsschiffe für den Kreuzzug ausrüsten konnte, wofür sie einige besondere Bezirke in Jaffa und in Jerusalem [* 43] erhielt.
Auch in Akka und Tyros besaßen die Genuesen feste Niederlassungen. Kaiser Friedrich Barbarossa versuchte 1155 umsonst, Genua sich zinsbar zu machen; doch mußte sich dies 1158 den Frieden von ihm um 1200 Mark Silber erkaufen und einen Lehnseid schwören, behielt aber seine eigne Obrigkeit und blieb befreit von Heerdienst und Abgaben. Dafür unterstützte Genua den Kaiser Heinrich VI. mit seiner Flotte bei der Eroberung von Sizilien. [* 44] In dem Kampfe Friedrichs II. mit dem Papst und den Lombarden stand Genua auf seiten der letztern, und ein genuesisches Schiff [* 45] brachte 1244 den Papst Innocenz IV. von Rom nach Genua und von da nach Frankreich. Heinrich VII. dagegen wurde 1311 von den Genuesen glänzend aufgenommen und als Oberherr anerkannt.
Unter den italienischen Republiken selbst war es zuerst Pisa, dann Venedig, [* 46] mit welchen Genua langjährige Kampfe zu führen hatte. Nachdem die Genuesen den Pisanern Corsica entrissen hatten, verdrängten sie dieselben auch aus Sardinien, das sie aber an den von Bonifacius VIII. damit belehnten König von Aragonien verloren; durch die weitere Ausdehnung [* 47] ihrer Besitzungen auf dem Festland, wo sie Savona, Albenga, Ventimaglia ^[richtig: Ventimiglia], auch Nizza, Monaco [* 48] etc. gewannen, wurden sie unmittelbare Nachbarn von Pisa.
Aber erst als 1284 die pisanische Flotte in der Seeschlacht bei Molara vernichtet worden und auch Elba in die Gewalt der Genuesen gekommen war, erlangten diese die entschiedene Übermacht im westlichen Meer, zumal um die gleiche Zeit der Hafen von Pisa versandete. Überall legten nun die Genuesen Stapelplätze an, so auf Sizilien, den Balearen, in Tunis und Tripolis. Nach der Besiegung der Pisaner begann Genua den Kampf gegen Venedig, welches Pisa begünstigt hatte und auch in den östlichen Meeren Genuas Nebenbuhlerin war.
Da G. den Kaiser Michael Paläologos 1261 bei der Eroberung von Konstantinopel [* 49] unterstützte, so erhielt es neben der ausschließlichen Handelsfreiheit im Schwarzen Meer in Konstantinopel die Vorstädte Pera und Galata eingeräumt, worauf die Genuesen überall Handelsniederlassungen gründeten, Asow in Besitz nahmen, Kaffa oder Feodosia anlegten, mit den Herrschern von Armenien Verträge schlossen, auf Cypern, [* 50] Chios, Lesbos Fuß faßten und so den Venezianern überall in den Weg traten. Die Folge davon war ein (öfters durch Verträge unterbrochener) 100jähriger Krieg gegen Venedig, welcher unter mannigfachen Wechselfällen nach Vernichtung der von Tizio Cibo befehligten genuesischen Flotte bei Chioggia durch den Dogen Andrea Contarini zu ungunsten der Genuesen endigte. Der Friede von Turin [* 51] 1381 brachte der Republik eine bedeutende Schwächung, so daß sie von da an immer weniger der Fremdherrschaft sich erwehren konnte.
Dazu kamen unaufhörliche innere Verfassungskämpfe. In der ersten Zeit der Republik herrschten ¶
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die Edelleute, welche zugleich die reichsten Handelsherren und die Anführer in den zahlreichen Kriegen waren. Seit dem 12. Jahrh. hatte das in sechs Kompanien geteilte gesamte Volk die Feldherren, die Beamten und Richter zu wählen; indem die vornehmsten Geschlechter dabei besonders berücksichtigt wurden, bildete sich mit der Zeit ein Beamtenadel aus, der alle Gewalt an sich riß, die übrigen Bürger von allen Staatsgeschäften ausschloß und sie zu Unterthanen herabdrückte.
Auch der Große Rat (consiglio) ging aus jenen Geschlechtern fast ausschließlich hervor und berief nur in seltenen Fällen die Volksgemeinde. Die höchsten Behörden hießen anfangs Konsuln, bis man 1217 einen Podesta einsetzte, der auf kurze Zeit gewählt, oft auch aus der Fremde geholt wurde, damit er frei von Parteieinflüssen um so gerechter und rücksichtsloser herrschen könne. Nicht immer aber konnten die von auswärts berufenen Podestas ihre Autorität zur Geltung bringen, da das von Faktionen zerrissene Volk zwar die Früchte der Ruhe und des Friedens, aber nicht die Mittel dazu, die eiserne Strenge einzelner Podestas, die öfters in tyrannische Willkür ausartete, nach seinem Geschmack fand.
Daher mochte sich wohl ein kühner Volksführer der Gewalt bemächtigen, wie dies z. B. um 1260 dem Guiglielmo Boccanera gelang, der sich, auf die Zünfte gestützt, mehrere Jahre hindurch nach Beseitigung des Podestats als Capitano del Popolo behauptete; die Adelsfraktionen stürzten ihn indes und stellten das Podestat wieder her. Nun begannen die Parteien, in welche die herrschenden Geschlechter zerfielen, die Ghibellinen (Doria, Spinola u. a.) und die Guelfen (Fieschi, Grimaldi u. a.), welche sich aufs heftigste bekämpften, äußern Beistand zur gegenseitigen Unterdrückung herbeizurufen.
Nachdem die Ghibellinen lange Zeit die Oberhand gehabt, unterlagen sie 1319 den von Carlo de' Fieschi, Grafen von Lavagna, geführten Guelfen, die sich auf den König von Neapel stützten. Erst 1331 wurde der Kampf unter Vermittelung König Roberts von Neapel dahin beendigt, daß beide Parteien sich fortan in den Besitz der städtischen Ämter teilen sollten. Da erhob sich das durch die Adelsparteien hart bedrückte Volk und erzwang die Wahl eines Dogen 1339. Der erste Doge war Simone Boccanera aus dem Geschlecht jenes Guiglielmo.
Diesem wurde ein Rat von 12 Männern, 6 aus dem Adel und 6 aus dem Volk, zur Seite gestellt. An die Stelle der bisher als Grundlage dienenden Compagnae traten die Zünfte, die Constabulae oder Konstaffeln. Viele, besonders guelfische, Adlige wurden zur Sicherung der neuen Verfassung aus der Stadt verbannt. Nach Boccaneras Rücktritt (1344) wurde Giovanni di Murta zum Dogen gewählt. Unter ihm wurde festgesetzt, daß die Ämter zur Hälfte aus dem Adel, zur Hälfte aus dem Volk besetzt werden sollten.
Vorübergehend wurde die Dogenwürde aufgehoben, indem 1353 dem Fürstbischof Visconti von Mailand die Gewalt übertragen wurde; doch kehrte man 1361 wieder zur Dogenverfassung zurück und wählte nochmals Boccanera, der jetzt den Adel von allen Ämtern ausschloß und, ausschließlich auf einen Rat von Popolaren gestützt, streng und entschieden regierte. Aber auch die Popolaren teilten sich bald in zwei Parteien, die Guelfen und Ghibellinen, die sich erbittert bekämpften. Als Boccanera im März 1363 von seinen Feinden aus dem Adel durch Gift beseitigt worden war, wurde das eine guelfische Haupt der Popolaren, der reiche Handelsherr Gabriele Adorno, zum Dogen erhoben unter Kontrolle von sechs popolaren Consiglieri; doch 1370 bereits ward er von seinem Gegner unter den Popolaren, dem ghibellinisch gesinnten Domenico de' Fregoso, Haupt der reichen, ausgedehnten Familie der Campofregosi, gestürzt.
Da die innern Streitigkeiten kein Ende nahmen und die Republik durch die Niederlage bei Chioggia auch in ihrer Macht mehr und mehr bedroht war, so übertrug man nach einem Vorschlag des Antoniotto Adorno dem König Karl VI. von Frankreich die Herrschaft über Genua, welche derselbe durch einen Governatore ausüben sollte. Mehrfache Versuche, die französische Herrschaft durch Waffengewalt wieder zu stürzen, unterdrückte der französische Marschall Jean le Maigre de Boucicault, den der König 1402 als lebenslänglichen Governatore nach Genua sandte.
Unter ihm wurde 1407 die Bank von St. Georg gegründet, ein von den Inhabern der Staatsschuldscheine (luoghi) gewähltes Kollegium von acht Räten, welche die für die Verzinsung der Staatsschulden verpfändeten Güter und Einkünfte unter ihrer Verwaltung hatten. Diese Bank war von der eigentlichen Staatsverwaltung unabhängig und wurde nur von der Gesamtheit der Staatsgläubiger kontrolliert, hatte aber die Finanzen, welche sie trefflich verwaltete, ganz in ihrer Gewalt und erlangte daher große Bedeutung.
Der französische Statthalter erregte indessen bald durch eine, wie ihm vorgeworfen wurde, selbstsüchtige Politik Unzufriedenheit, und während er dem Herzog Johann Maria Visconti von Mailand zu Hilfe zog, entsetzten ihn die Genuesen, ermordeten bei der Annäherung des französischen Heers im September 1409 alle Franzosen, erklärten die französische Herrschaft für abgeschafft und wählten einen Senat von zwölf »Anzianen« (aus dem Adel, den Popolaren, Ghibellinen und Guelfen), an deren Spitze der Markgraf von Montserrat als Generalkapitän (capitano generale) stand; viele französisch gesinnte Guelfen mußten die Stadt verlassen. Boucicault, der vergebliche Versuche machte, sich Genuas wieder zu bemächtigen, verließ die ligurische Küste 26. Sept., und die französische Herrschaft hatte hiermit zunächst ein Ende.
Indessen war auch die neue Regierung nicht von Dauer; der Markgraf wurde schon 1413 vertrieben, und nun stritten sich wieder die Parteien um die Dogenwürde. Zugleich aber drohten Gefahren von außen, da die Republik in Kämpfe mit Mailand verwickelt wurde. Im Sommer 1421 besetzte ein mailändisches Heer unter Guido Torella und den Häuptern der Ausgewanderten die Thäler bei Genua, während ein andres Heer des Herzogs von Mailand unter Francesco de' Carmagnola an der Westküste erschien.
Die genuesische Flotte wurde geschlagen, und der Doge Fregoso sah sich gezwungen, mit dem Herzog Philipp Maria de' Visconti von Mailand einen Vergleich zu schließen, in welchem er die Herrschaft über Genua dem Herzog unter denselben Bedingungen übergab, unter denen sie früher dem König von Frankreich übergeben worden war. Unter dem mailändischen Governatore Carmagnola hatte Genua eine Zeitlang Ruhe, und Handel und Schiffahrt hoben sich wieder. Als jedoch 1435 der von den Genuesen im Kampf um Gaeta gefangen genommene König Alfons von Aragonien von dem Herzog Philipp Maria de' Visconti freigelassen wurde und so die Genuesen alle Früchte ihres Siegs verloren, ermordeten sie den Governatore, vertrieben die Mailänder aus Genua (1436) und wählten wieder einen Dogen, womit die alten Parteikämpfe indes von neuem begannen. Während dieser Unruhen erlitt Genuas Einfluß im Orient den ¶