Generalbaß
(Bassus generalis), eine
Baßstimme mit übergeschriebenen
Zahlen, welche einen vollstimmigen
Tonsatz in abgekürzter
Weise darstellt. Heute werden solche bezifferte
Baßstimmen den
Schülern der
Harmonielehre (s. d.) als
Aufgaben zur Ausarbeitung eines vierstimmigen
Satzes gegeben, wodurch sie die
Verbindung der
Akkorde und eine gute
Stimmführung
erlernen sollen. Generalbaß
wird daher vielfach als gleichbedeutend mit
Harmonielehre, ja mit
Kompositionslehre überhaupt gebraucht
(Generalbaß
studieren).
Historisch ist der Generalbaß
eine zur Bequemlichkeit der
Organisten gegen Ende des 16. Jahrh. in
Italien
[* 2] aufgekommene, abgekürzte
Akkordschrift, welche es dem auf der
Orgel einen mehrstimmigen Tonsatz verstärkenden
Spieler ermöglichte, korrekt die
Harmonie der
Singstimmen zu begleiten, ohne daß er nötig gehabt hätte, eine komplizierte
Partitur zu lesen, die er
sich auch erst aus den
Stimmen hätte zusammenschreiben müssen. Zu Anfang des 17. Jahrh. fingen die
Komponisten an, ihren
Werken selbst den Generalbaß
beizugeben.
Fälschlich hat man Ludovico
Viadana für den Erfinder des Generalbasses gehalten; höchstens war er der erste, welcher einem
mehrstimmigen Gesangsstück einen bis zum Ende mitgehenden begleitenden
Baß
(Basso continuo) beigab, den
er als Generalbaß
verstanden wissen wollte, ohne ihn jedoch zu beziffern (in seinen »Concerti
ecclesiastici«, 1602). Der
Continuo kam schnell in
Aufnahme, wurde aber von andern
Komponisten regelmäßig beziffert, so daß
die Bezeichnungen Generalbaß
,
Basso continuo und
Bassus pro organo gleichbedeutend wurden. Das
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mehr
Generalbaß
spielen wurde in der Folgezeit eine durchaus unentbehrliche Kunst der Organisten, Dirigenten und Cembalisten, welche
die Beherrschung des Tonsatzes voraussetzte, besonders später, als man von dem Generalbaß
spieler auch verlangte, daß er den
durch die Bezifferung angedeuteten nackten harmonischen Satz durch Durchführung von Motiven, Einflechtung von Gängen, Verzierungen
etc. belebe. War der Generalbaß
ursprünglich etwas Ähnliches wie
unser Klavierauszug, so erhielt er später die Bedeutung einer abgekürzten, nur angedeuteten Begleitung einer Solostimme oder
mehrerer konzertierender Stimmen auf der Orgel, dem Klavier, der Laute, Theorbe, Gambe und andern des mehrstimmigen Spiels fähigen
Instrumenten. Am längsten hielt sich der Generalbaß
für die Begleitung des Recitativs (Secco-Recitativ); heute
ist er bis auf den erwähnten Gebrauch beim Unterricht gänzlich außer Gebrauch gekommen und hat daher die Kenntnis der Regeln
des Generalbaß
spiels nur noch Wert für solche, die ältern Kompositionen in ihrer ursprünglichen Gestalt näher treten
wollen (in neuern Ausgaben wird der Generalbaß
vielfach durch eine ausgeführte Begleitung ersetzt). Vgl. Generalbaßbezifferung.