Titel
Genée
(spr. schöneh), 1)
Richard,
Komponist, geb. zu
Danzig
[* 2] als Sohn des dortigen Opernsängers
(Baß)
Johann
Friedrich Genée
, studierte
Musik in
Berlin
[* 3] und ging dann (1848) als Musikdirektor zur
Bühne über, in welcher
Eigenschaft er in
Reval,
[* 4]
Riga,
[* 5]
Köln,
[* 6]
Düsseldorf,
[* 7]
Aachen,
[* 8]
Danzig,
Mainz,
[* 9]
Prag
[* 10] und seit 1868 am
Theater
[* 11] an der
Wien
[* 12] zu
Wien fungierte.
Als
Komponist debütierte er 1856 in
Danzig mit der komischen
Oper »Polyphem, oder ein
Abenteuer auf
Martinique«,
in welcher er mit
Glück die von
Lortzing eingeschlagene
Bahn verfolgte.
Noch mehr Erfolg hatte im nächsten Jahr die Oper »Der Geiger von Tirol«, [* 13] zu welcher er, wie zu manchen andern seiner Vokalwerke, selbst den Text verfaßt hat. Von seinen übrigen Arbeiten sind zu erwähnen die Operetten: »Der Seekadett« (1876),
»Nanon, die Wirtin vom Goldenen Lamm« (1877),
»Nisida« (1880),
»Rosina« (1881) u. a.
sowie zahlreiche
Lieder und humoristische Männerchöre, welch letztere sich in Liedertafelkreisen großer Beliebtheit erfreuen.
Seit 1878 lebt Genée
auf seiner
Villa in Preßbaum bei
Wien ganz der
Komposition und litterarischen
Arbeiten.
2)
Rudolf, Schriftsteller,
Bruder des vorigen, geb. zu
Berlin, betrieb zuerst unter
Gubitz' Leitung
die
Holzschneidekunst, widmete sich dann der Litteratur und lebte als Journalist in seiner Vaterstadt. Nachdem er später
einige Jahre
Redakteur der
»Koburger
Zeitung« gewesen, ließ er sich 1865 in
Dresden
[* 14] nieder, kehrte aber 1879 nach
Berlin zurück,
wo er als
Dozent am
Viktoria-Lyceum einen Wirkungskreis gewann. Als Vorleser und Erklärer Shakespeárescher
Dramen hatte Genée
schon früher auf zahlreichen
Reisen großen und verdienten Beifall gefunden. Als Theaterdichter veröffentlichte
er außer einigen satirischen
Possen die
Lustspiele: »Das
Wunder« (Berl. 1854),
»Ein neuer Timon« (im »Jahrbuch deutscher Bühnenspiele« 1856),
»Lustspiele« (Berl. 1855),
»Vor den Kanonen« (1857),
das Schauspiel »Die Klausnerin« (Berl. 1884) u. a., bearbeitete Sheridans »Lästerschule« unter dem Titel: »Schleicher und Genossen« und mit großem Erfolg Heinrich v. Kleists »Hermannsschlacht« (das. 1872). Von seinen »Gesammelten Komödien« erschien der erste Band [* 15] (Berl. 1879). Mit den Werken: »Shakespeares Dramen in Deutschland« [* 16] (Leipz. 1868) und »Shakespeare. ¶
mehr
Sein Leben und seine Werke« (Hildburgh. 1871) wirkte er für ein besseres Verständnis und eine frische, unverkünstelte Auffassung des Dichters in größern Kreisen des gebildeten Publikums. Außerdem schrieb er: »Frauenkranz«, weibliche Charaktere aus dramatischen Dichtungen (Berl. 1862);
»Deutsche [* 18] Sturmlieder« (Dresd. 1870);
»Poetische Abende«, Lehrbuch für deklamatorischen Vortrag rhythmischer Poesien (Leipz. 1874);
»Das deutsche Theater und die Reformfrage« (Berl. 1878);
»Die englischen Mirakelspiele und Moralitäten« (das. 1878);
»Lehr- und Wanderjahre des deutschen Schauspiels« (das. 1882);
»Klassische Frauenbilder« (aus dramatischen Dichtungen von Shakespeare, Lessing, Goethe, Schiller, das. 1884) und einen historischen Roman: »Marienburg« [* 19] (2. Aufl., das. 1886).
Genée
gab auch die 4. Auflage
von Gervinus' »Shakespeare« (Leipz. 1873) mit Zusätzen und Anmerkungen heraus.
3) Ottilie, Schauspielerin, Schwester der vorigen, geb. zu Dresden, spielte längere Zeit am Nesmüllerschen Theater daselbst jugendliche Rollen, [* 20] war anfangs der sechziger Jahre längere Zeit beliebtes Mitglied der Krollschen Bühne in Berlin, bis sie 1866 nach Amerika [* 21] ging, wo sie auf zahlreichen Bühnen mit Erfolg auftrat, auch zeitweise als Direktrice fungierte. In Folge ihrer Vermählung mit Charles Fritzsch zog sie sich vom Theater zurück, um die Leitung eines Erziehungsinstituts in San Francisco zu übernehmen, bis sie sich 1878 von neuem der Bühnendirektion zuwandte. Nach ihrer Rückkehr (1884) trat sie wiederholt auf deutschen Bühnen auf.