Gelzer
,
Heinrich, namhafter Geschichtschreiber, geb. zu Schaffhausen, [* 3] studierte seit 1833 in Zürich, [* 4] Jena, [* 5] Halle [* 6] und Göttingen [* 7] Theologie und Geschichte, habilitierte sich 1839 in Basel [* 8] als Privatdozent und wurde 1843 als Professor der Geschichte nach Berlin [* 9] berufen, hielt dort Vorlesungen über Litteraturgeschichte, schweizerische und deutsche Geschichte und wurde überdies auch durch außerordentliche amtliche Aufträge in Anspruch genommen. Im März 1848 richtete er aus eignem Antrieb ein Schreiben an das preußische Ministerium mit der Aufforderung, der deutschen Bewegung sich zu bemächtigen und in rascher Initiative mit oder ohne Beistimmung Österreichs den Weg zur politischen Einigung Deutschlands [* 10] zu betreten. Im Frühjahr 1850 gab er infolge lebensgefährlicher Erkrankung seine Professur in Berlin auf, lebte zunächst in Italien [* 11] und der Schweiz [* 12] und nahm im Sommer 1852 seinen festen Wohnsitz in Basel. In demselben Jahr begann er die Herausgabe der »Protestantischen Monatsblätter für innere Zeitgeschichte«, welche der Besprechung religiöser, kirchlicher, politischer und pädagogischer Fragen gewidmet waren und unter Mitwirkung zahlreicher deutscher und schweizerischer Mitarbeiter bis 1870 bestanden.
Außerdem nahm Gelzer
als vertrauter Ratgeber des
Großherzogs von
Baden
[* 13] an den weltgeschichtlichen Ereignissen
von 1859 an einen geräuschlosen, aber überaus thätigen
Anteil im
Interesse der politischen Einigung
Deutschlands und förderte
namentlich das Einverständnis
Badens und
Preußens
[* 14] in allen wichtigen
Fragen. Obwohl er seinen
Wohnsitz in Basel
beibehielt, ernannte
ihn doch der
Großherzog zum badischen
Geheimen
Staatsrat. Von seinen
Schriften sind besonders zu nennen:
»Die drei letzten
Jahrhunderte der Schweizergeschichte«
(Aarau
[* 15] 1838-39, 2 Bde.);
»Die zwei ersten Jahrhunderte der Schweizergeschichte« (Basel 1840);
»Die neuere deutsche Nationallitteratur seit Klopstock und Lessing« (Leipz. 1841; 2. Aufl. 1847-49, 2 Bde.; Bd. 1, 3. Aufl. 1858);
»Die Straußschen Zerwürfnisse in Zürich" (Hamb. u. Gotha [* 16] 1843);
»Die Bedeutung der kirchlichen Wirren in der Schweiz seit 1839« (Zürich 1847);
»Protestantische Briefe aus Südfrankreich und Italien« (das. 1852, 2. Aufl. 1868);
»Die Religion im Leben, oder die christliche Ethik« (das. 1839, 4. Aufl. 1863);
»Doktor
M.
Luther, der deutsche
Reformator« (Hamb. 1847-50, mit 48
Stahlstichen von Gelzer
König).