Gelterkinden
(Kt. Basel Land,
Bez. Sissach).
410 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Mündung des
Eibachs in die
Ergolz, am linken
Ufer dieser letzteren und an der Strasse
Sissach-Kienberg. Endstation der elektrischen Bahn
Sissach-Gelterkinden. Postbureau,
Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Maisprach,
Wenslingen-Oltingen und Rotenfluh-Kienberg. Gemeinde: 237
Häuser, 2031 reform.
Ew.; Dorf: 215
Häuser, 1842 Ew. Landwirtschaft. Seidenbandweberei in 2 Fabriken und als Hausindustrie; mechanische Werkstätten,
Bierbrauerei. Auf dem
Kienberg nw. Gelterkinden
eine Anstalt für schwachsinnige Kinder. Gotische Kirche, deren an der W.-Fassade
stehender
Turm mit einem offenen gotischen Portikus geschmückt ist.
Zum erstenmal erhalten wir sichere geschichtliche Kunde von Gelterkinden
, als
Bischof Burkard von Basel
zu Ende des 11. Jahrhunderts
dem eben gegründeten Kloster zu St. Alban Eigentumsrechte in dieser Ortschaft verlieh. Doch ist es äusserst
wahrscheinlich, dass hier am Zusammenfluss von
Eibach,
Ergolz und
Rickenbach schon sehr frühzeitig eine Siedelung von etwelcher
Bedeutung entstanden ist, und zahlreiche Funde von römischen Münzen lassen den
Schluss zu, es möchte die Stätte schon
zur Römerzeit bewohnt gewesen sein.
Später bildete Gelterkinden
den Kern der
Herrschaft Tierstein und dann der Vogtei
Farnsburg, wo auf dem (am untern Ende des
Dorfes gelegenen) Schiessplatz alle Untertanen der Vogtei bis 1798 den Treueid abzulegen hatten. Die Bewohner von Gelterkinden
waren verpflichtet, die Schutzwache der
Farnsburg zu stellen. Hier wurde auch unter dem Vorsitz des Untervogtes
Gericht gehalten. Ums
Jahr 1400 kam diese wichtige Besitzung als
Pfand vorübergehend an die
Herren ze Rhin und 1461 zusammen
mit der
Farnsburg an die Stadt
Basel.
Kirche und Zehnten gehörten dem Ordenshaus der Deutschritter zu
Beuggen. Nach den Ereignissen von 1798 wurde Gelterkinden
Hauptort des gleichnamigen Bezirkes, von dem im September und Oktober 1800 der sogen. Bodenzinssturm
ausging. Nachdem Gelterkinden
auf
Grund der Mediationsakte eine Zeit lang dem Bezirk
Liestal zugeteilt gewesen war, kam es 1814 an
den Bezirk
Sissach. Während der Erhebung der Landschaft gegen die Stadt
Basel (1831-33) blieb Gelterkinden
dieser treu, die
hier schon am eine kleine Truppe mit einigen Offizieren postiert hatte. Im April 1832 wollte die Regierung der
Stadt dem mitten im aufrührerischen Gebiet gelegenen und von einer halben Kompagnie eidgenössischer Truppen besetzten Dorf
mit einer Abteilung Mannschaft zu Hilfe eilen, die am 5. April eintraf und die eidgenössische Besatzung
zurückwarf.
Sogleich aber eilte der Basellandschäftler Landsturm von allen
Seiten herbei und es entspann sich ein heftiger Kampf, der
von 7 Uhr abends bis 9 Uhr morgens dauerte, am 7. April neuerdings aufgenommen wurde und damit endigte, dass die städtischen
Truppen auf dem Umweg über Säckingen sich nach Basel
zurückziehen mussten. Die endgiltige und entscheidende
Niederlage der Stadt
Basel vom wurde zum Teil dadurch veranlasst, dass der
Statthalter von Gelterkinden
mit der Mitteilung,
seine Leute seien zum Losschlagen bereit, die städtischen Truppen zum Ausrücken veranlasst hatte. (Vergl. über diese Vorgänge:
Feddersen, P. Geschichte der schweizer. Regeneration von 1830 bis 1848. Zürich
1867). 1103: Gelterchingin, später
Gelterchingen und Gelterkinden.