beanspruchen ein besonderes
Interesse, weil bei der eigentümlichen
Konstruktion der Gelenkhöhlen eine
Verwundung derselben durch Einschleppung von Infektionsmaterial sehr häufig eine allgemeine
Entzündung
des
Gelenks hervorruft, ferner weil durch eine Gelenkwunde die Funktionsfähigkeit des betreffenden
Gliedes mehr oder minder
aufgehoben wird. Die einzelnen
Gelenke verhalten sich bei Verwundungen durchaus verschieden; so verheilt eine
Verletzung des
Ellbogengelenks meistens ohne Schwierigkeit, während eine solche am Kniegelenk sich fast regelmäßig
mit
Gelenkentzündung paart und der
Heilung große Schwierigkeiten entgegensetzt.
Die gefährlichsten Gelenkwunden sind die Schußverletzungen, weil durch
Geschosse
[* 2] nicht allein die Weichteile der
Gelenke, sondern auch
noch die
Knochen
[* 3] zerschmettert werden. Bei den meisten Gelenkwunden entleert sich nach der
Verletzung eine
QuantitätGelenkschmiere (s. d.),
die
Bewegungen im
Gelenk sind außerdem sehr schmerzhaft oder bei Anfüllung der Gelenkhöhle mit
Blut sogar
aufgehoben, und aus diesen
Symptomen wie aus der
Lage der
Wunde läßt sich eine Gelenkwunde meist ohne Schwierigkeit diagnostizieren.
Die spezielle Behandlung einer Gelenkwunde ist in allen
Fällen dem
Arzt anheimzugeben. Von Anfang an muß dieWunde
aufs strengste antiseptisch behandelt werden, da nur durch sorgfältiges Fernhalten und Vernichtung von Fäulniskeimen eine
Entzündung des ganzen
Gelenks verhütet werden kann. Wenn es gelingt, durch dreistes Ausspülen des
Gelenks alle Entzündungserreger
fern zu halten, so kann die
Heilung von Gelenkwunden mit voller
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(Vulnera articularum) sind Verletzungen, welche die Gelenkhöhle mit der umgebenden Luft in Verbindung
bringen, und zerfallen ihrer Entstehungsweise nach in Stichwunden, Schnitt- und Hiebwunden, Riß- und
Quetschwunden, Schußwunden. Sie geben sich außer der der Gelenkgegend entsprechenden äußerlichen Verletzung hauptsächlich
durch den Ausfluß
[* 5] einer eiweißähnlichen zähen klebrigen Flüssigkeit, der Gelenkschmiere (s. Gelenk), sowie durch eine mehr
oder weniger pralle, bei Fingerdruck gewöhnlich eigentümlich knirschende Anschwellung der Gelenkgegend zu erkennen, die
durch die Anfüllung des Gelenks mit Blut oder mit Blut und Luft zu stande kommt.
KleinereGelenkwunden können zwar bei zweckmäßigem Verhalten ohne weitere ungünstige Folgen heilen, aber im
allgemeinen müssen Gelenkwunden zu den gefährlichsten Verletzungen gerechnet werden, insofern sie durch den Einfluß
der in die Gelenkhöhle eingedrungenen Fäulniserreger der atmosphärischen Luft außerordentlich leicht
schwere, selbst lebensgefährliche Gelenkentzündungen und Gelenkeiterungen zur Folge haben, die im günstigen Falle nach monatelangem
erschöpfendem Siechtum dauernde Gelenksteifigkeit hinterlassen, oft genug aber auch durch eintretende Eitervergiftung des
Blutes zum Tode führen. Am häufigsten treten derartige ungünstige Folgen ein, wenn die verwundenden Instrumente oder Werkzeuge
[* 6] beschmutzt und verunreinigt waren, wenn fremde Körper (Kugeln, Kleidungsfetzen u. dgl.) in die Wunde mit
eindrangen oder wenn es alsbald nach der Verletzung an der erforderlichen sachverständigen Hilfe gebrach.
Verhüten lassen sich die geschilderten übeln Ausgänge nur durch die peinlichste Anwendung der antiseptischen Verbandmethode,
durch welche die eingedrungenen Fäulniserreger der Luft unwirksam gemacht und in der Regel ein normaler
Wundverlauf erzielt wird. Man bedecke deshalb jede Gelenkwunde sofort mit Jodoform, sterilisiertem Verbandstoff (Mull, Watte
u. s. w.) oder mit einer reinen, mit 2prozentigem Carbolwasser getränkten Leinwandkompresse, schließe sie durch eine eng
anliegende Binde von der Luft ab und schicke alsbald zum Arzt, der die Wunde desinfizieren, antiseptisch
verbinden und das weitere veranlassen wird.