Gelenkwunden
(Vulnera articularum) sind Verletzungen, welche die Gelenkhöhle mit der umgebenden Luft in Verbindung bringen, und zerfallen ihrer Entstehungsweise nach in Stichwunden, Schnitt- und Hiebwunden, Riß- und Quetschwunden, Schußwunden. Sie geben sich außer der der Gelenkgegend entsprechenden äußerlichen Verletzung hauptsächlich durch den Ausfluß [* 2] einer eiweißähnlichen zähen klebrigen Flüssigkeit, der Gelenkschmiere (s. Gelenk), sowie durch eine mehr oder weniger pralle, bei Fingerdruck gewöhnlich eigentümlich knirschende Anschwellung der Gelenkgegend zu erkennen, die durch die Anfüllung des Gelenks mit Blut oder mit Blut und Luft zu stande kommt.
Kleinere Gelenkwunden
können zwar bei zweckmäßigem Verhalten ohne weitere ungünstige Folgen heilen, aber im
allgemeinen müssen Gelenkwunden
zu den gefährlichsten Verletzungen gerechnet werden, insofern sie durch den Einfluß
der in die Gelenkhöhle eingedrungenen Fäulniserreger der atmosphärischen Luft außerordentlich leicht
schwere, selbst lebensgefährliche
Gelenkentzündungen und
Gelenkeiterungen zur Folge haben, die im günstigen Falle nach monatelangem
erschöpfendem Siechtum dauernde
Gelenksteifigkeit hinterlassen, oft genug aber auch durch eintretende
Eitervergiftung des
Blutes zum
Tode führen. Am häufigsten treten derartige ungünstige Folgen ein, wenn die verwundenden
Instrumente oder Werkzeuge
[* 3] beschmutzt und verunreinigt waren, wenn fremde Körper
(Kugeln, Kleidungsfetzen
u. dgl.) in die Wunde mit
eindrangen oder wenn es alsbald nach der Verletzung an der erforderlichen sachverständigen Hilfe gebrach.
Verhüten lassen sich die geschilderten übeln Ausgänge nur durch die peinlichste Anwendung der antiseptischen Verbandmethode,
durch welche die eingedrungenen Fäulniserreger der Luft unwirksam gemacht und in der Regel ein normaler
Wundverlauf erzielt wird. Man bedecke deshalb jede Gelenkwunde
sofort mit
Jodoform, sterilisiertem
Verbandstoff (Mull,
Watte
u. s. w.) oder mit einer reinen, mit 2prozentigem
Carbolwasser getränkten Leinwandkompresse, schließe sie durch eine eng
anliegende
Binde von der Luft ab und schicke alsbald zum
Arzt, der die Wunde desinfizieren, antiseptisch
verbinden und das weitere veranlassen wird.