Gelenk
(Articulatio), Art der Knochenverbindung, bei welcher zwei oder mehrere mit einer Knorpellage oder mit
Bandmasse
überzogene Knochenenden untereinander beweglich verbunden sind
(Diarthrose). Die Vereinigung der Gelenk
enden wird vorzugsweise
bewirkt durch die fibrösen Gelenk-
oder Kapselbänder (s. Tafel
»Bänder des
[* 2]
Menschen«),
welche mit der Knochenhaut beider
Knochenenden verschmelzen und so um letztere herum einen allseitig abgeschlossenen Hohlraum, die Gelenk
höhle,
bilden. Die Innenfläche des Kapselbandes ist von der sogen.
Synovialhaut (membrana synovialis) überkleidet, welche die
Absonderung
einer dicklichen, klebrigen
Flüssigkeit
(Gelenkschmiere,
Gliedwasser, synovia) zur Verminderung der
Reibung
[* 3] besorgt. Bei vielen
Gelenken
sind noch zur Einschränkung der Beweglichkeit auf bestimmte
Richtungen sogen. Hilfs- oder Hemmungsbänder
angebracht (s.
Bänder).
Die in den Gelenken
aufgehängten
Glieder
[* 4] werden vom
Luftdruck getragen, indem letzterer das Auseinanderweichen der Knochenenden,
durch welches in der Gelenk
höhle ein leerer
Raum entstehen müßte, verhindert. Nur durch grobe äußere
Gewalt kann an gesunden
Gelenken
ein Auseinanderweichen der Gelenkflächen
(Verrenkung,
Luxation) bewirkt werden. Je nach der Bewegbarkeit
der
Knochen
[* 5] unterscheidet man mehrere Hauptarten Gelenke
, z. B. das
Kugelgelenk (arthrodia), das
Nußgelenk (enarthrosis), das
Scharniergelenk
(ginglymus), das
Roll- oder Drehgelenk
(rotatio) etc.
Als falsches Gelenk
(Scheingelenk, Pseudarthrosis) bezeichnet man eine widernatürliche bewegliche Knochenverbindung,
welche zuweilen nach
Knochenbrüchen zwischen den Bruchenden zurückbleibt, wenn der Heilungsvorgang gestört
wird. Es kommt dann nicht zur Vereinigung der Bruchenden durch feste Knochenmasse, sondern es bildet sich zwischen den Bruchenden
eine fibröse Gewebslage, welche denselben eine gewisse Beweglichkeit gestattet. Manchmal überziehen sich sogar die Bruchenden
mit einer Knorpellage, die den
Bruch umgebenden Weichteile bilden sich zu einer Art Kapselband um, und
es bleibt eine mit
Synovia erfüllte
Lücke, eine Gelenk
höhle, zwischen den Bruchenden übrig.
Solche Pseudarthrosen sind immer, namentlich aber am Ober- und Unterschenkel, sehr störend, weil die betreffenden Knochen ihre Starrheit einbüßen und dem Körper nicht mehr zur Stütze dienen können. Zur Heilung ist die Entfernung der sehnigen Verbindung durch Abschneiden oder noch besser durch Absägen der beiden Knochenenden notwendig. Die Sägeflächen werden dann entweder im einfachen Gipsverband oder nach Anlegung einer Naht mit Silberdraht oder Elfenbeinstiften zur Verwachsung gebracht.
Ein neues Gelenk
(Nearthrosis) bildet sich oft bei veralteten
Verrenkungen, wenn der verrenkte Gelenkkopf
nicht in die
Pfanne zurückgebracht
wird, an der
Stelle, welche er nunmehr zufällig einnimmt. Künstliches Gelenk
endlich nennt man eine auf
künstlichem, operativem Weg hervorgerufene bewegliche Knochenverbindung, wobei die Knochenenden gewöhnlich durch fibröse
Massen vereinigt sind. Ein künstliches Gelenk wird angelegt, um eine widernatürliche knöcherne Verschmelzung
der normalen Gelenkenden zu beseitigen. Auch nach der
Resektion (s. d.) der Gelenkenden sucht
man in gewissen
Fällen ein künstliches Gelenk, d. h. eine bewegliche
Verbindung zwischen den Sägeflächen der
Knochen, herbeizuführen.