Gelbe Rübe
8 Wörter, 54 Zeichen
Gelbe
rübe
(Möhre, Daucus L.), Gattung aus der Familie der Umbelliferen,
[* 3] ein- oder zweijährige, gewöhnlich borstig rauhhaarige
Kräuter mit mehrfach fiederteiligen Blättern mit schmalen oder kleinen Segmenten, vielblätterigen oder fehlenden Hüllen
und Hüllchen, weißen Blüten, oft brauner Gipfel- oder Zentralblüte und vom Rücken zusammengedrückter, stachliger Frucht.
Etwa 20 Arten. Die gemeine Mohrrübe
(gelbe Rübe, D. Carota L.), zweijährig, 30-60 cm hoch, mit gefurchtem, steifhaarigem
Stengel,
[* 4] doppelt oder dreifach gefiederten Blättern mit fiederspaltigen Blättchen und länglich lanzettlichen Zipfeln,
vielblätterigen Hüllen und Hüllchen, drei- oder fiederspaltigen Hüllblättchen, wächst in Europa,
[* 5] Nordasien und Nordamerika
[* 6] und wird vielfach der Wurzel
[* 7] halber angebaut, welche, ursprünglich dürr und holzig, durch die Kultur
fleischig, süß schmeckend, rot oder gelb geworden ist.
Die Mohrrübe
gedeiht in jedem gut zubereiteten, dungkräftigen Boden, wenn derselbe nicht zu bindig ist, und liebt hauptsächlich
Tiefgrundigkeit, Frische und Lockerheit und sonnige Lage; am besten gedeiht sie auf Kalk- und Sandmergel,
während bei Mangel an Kalk der Zuckergehalt sinkt. Da die Mohrrübe
sehr langsam wächst und leicht vom Unkraut erstickt wird, so
bringt man sie gern nach Hackfrüchten und bearbeitet den Boden im Herbst sehr tief, selbst durch Rigolen, und im Frühjahr nochmals.
Bei den Futtermöhren kommt es hauptsächlich auf großen Ertrag an; die zartern, zuckerreichen Mohren,
welche sich allmählich zuspitzen, und die noch feinern Karoten (Karotten) oder Hornmöhren, welche kurz, unten rundlich abgestumpft
sind und in ein dünnes
¶
Würzelchen auslaufen, werden gegessen. Zur Aussaat mischt man den Samen [* 9] mit feuchtem Sand, läßt ihn keimen und säet ihn dann in Reihen, die 20-45 cm voneinander entfernt sind, wobei man die Samen am besten in 2-3 cm tiefe, 8-18 cm voneinander entfernte Löcher legt und mit guter Komposterde deckt. Jäten, Behacken, Verstellen und abermaliges Behacken bilden die weitere Bearbeitung. Vor der Ernte [* 10] schneidet man das Kraut ab und hebt dann die Rüben bei trocknem Wetter [* 11] aus.
Sie lassen sich bei zweckmäßiger Lagerung recht gut bis zum Frühjahr aufbewahren. Samenmöhren werden sorgfältig im Keller
überwintert. Man beschneidet sie bis gegen die Herzblätter, steckt sie in kaum angefeuchteten Sand und
setzt sie zur Zeit der Baumblüte an sonnigen, geschützten Stellen in Gärten fußweit voneinander. Von der großen Futtermöhre
hat man über 1200 Ztr. vom Hektar geerntet, doch gilt als Mittel ein Ertrag von 600-640 Ztr. Feinde der Mohrrübe
sind: die Möhrenfliege
(Pslia rosae Fabr.), deren Larve, wie der Engerling und der Drahtwurm (Elater segetis L.), die Wurzeln beschädigt,
die Raupe der Flöhkrauteule (Mamestra persicariae L.), welche das Kraut abfrißt, die Mohnblattlaus (Aphis papaveris Fabr.),
welche die obern Stengelteile aussaugt. Im Gemenge mit Trockenfutter sind die Mohrrüben
ein gedeihliches Futter für alle
Haustiere und eignen sich auch zur Mästung; besonders sind sie für Schafmütter und Lämmer, für Pferde
[* 12] und Geflügel sehr zu empfehlen, auch für Kühe und Schweine
[* 13] jedem andern Wurzelgewächs, besonders den Kartoffeln, vorzuziehen.
Auch das Kraut wird von Kühen gern gefressen. Möhren enthalten 86-88 Proz. Wasser, 1,0-1,5 Eiweiß, 0,2-0,26 Fett, 2 Zucker,
[* 14] 6,4-9 sonstige stickstofffreie Extraktivstoffe, 1,2 Rohfaser, 0,8 Proz. Asche. Der gelbe
Farbstoff ist Karotin C18H24O ,
welcher in dunkelroten Tafeln kristallisiert, veilchenartig riecht, sich leicht in Benzol und fetten Ölen, schwer in Alkohol
und Äther, nicht in Wasser löst, bei 168° schmilzt und sich am Licht
[* 15] zersetzt. Außerdem enthalten die
Mohrrüben
ein ätherisches Öl. Aus dem Saft bereitet man auf dem Land einen Sirup (Succus Dauci); geröstete Mohrrüben
dienen
als Kaffeesurrogat. Die Überführung der wilden Form der Mohrrübe
in die Kulturform gelingt in wenigen Generationen. Schon die Griechen
und Römer
[* 16] zogen die Mohrrübe
in ihren Gärten, und auch Karl d. Gr. empfahl sie als Kulturpflanze. S. Tafel »Nahrungsmittel«.
[* 17]