sehr reiner, farb-, geruch- und geschmackloser Knochenleim (s.
Leim). Gelatina
Carragaheen, irländische Moosgallerte, wird
bereitet, indem man 1 Teil
Carragaheen mit 40 Teilen
Wasser ½
Stunde im
Wasserbad erhitzt, durchseiht und
die
Flüssigkeit unter Zusatz von 2 Teilen
Zucker
[* 3] auf 10 Teile verdampft. Gelatine Lichenis islandici, isländische Moosgallerte,
wird bereitet, indem man 3 Teile mit kaltem
Wasser gewaschenes
isländisches Moos mit 100 Teilen
Wasser ½
Stunde im
Wasserbad
erhitzt, durchseiht und die
Flüssigkeit unter Zusatz von 3 Teilen
Zucker auf 10 Teile verdampft. Gelatine Lichenis
islandici saccharata sicca, trockne, gezuckerte isländische Moosgallerte, wird bereitet, indem man 16 Teile
isländisches Moos
mit 1 Teil gereinigter
Pottasche und
Wasser 24
Stunden stehen läßt, dann abwäscht und mit 200 Teilen
Wasser 4
Stunden imWasserbad
erhitzt. Nach dem Durchseihen wiederholt man die Behandlung im
Wasserbad, vereinigt beide Abkochungen und verdampft sie mit 6 Teilen
Zucker zur
Trockne. Der Rückstand wird endlich mit so viel
Zucker vermischt, daß er gleiche Teile Gelatine und
Zucker enthält. Gelatinieren,
zu
Gallerte werden; gelatinös, gallertartig.
Diesen Namen führt der reinste, farblose und durchsichtige Leim, der mit besondrer Sorgfalt aus Knochen
bereitet wird; Hautabfälle werden zuweilen auch verwendet, liefern aber eine geringere Sorte. Bei den Verwendungen der G. kommt
weniger die Bindekraft, wohl aber häufig völlige Farblosigkeit und Glasähnlichkeit in Betracht. Solche reine helle Ware
ist namentlich ein gesuchter Artikel für Papeteriewaren, zum Überziehen von Bildern etc.,
ferner in der Photographie und zu Konditoreizwecken.
Die käufliche G. ist meistens ziemlich neu und durchsichtig und bildet längliche sehr dünne und biegsame, doch dabei leicht
zerspringende Blätter, die wie der Leim die Eindrücke zeigen, welche sie von dem Bindfadengeflecht der
Trockenhorden erhalten
haben. Außerdem gibt es unter dem Namen Weinschöne auch braune G. zum Klären trüb gewordener Weine.
Zur Darstellung der G. gibt es zwei Wege: es werden entweder die mineralischen Bestandteile (phosphorsaurer Kalk) aus den
Knochen mittels Säure ausgezogen und in Auflösung gebracht, wobei die Knorpelsubstanz in derselben Gestalt, die die
Knochenstücke hatten, übrig bleibt und nun durch Kochen mit Dampf oder Wasser sich in G. verwandelt;
oder man behandelt die Knochen in heißen Wasserdämpfen in geschlossenem Räume und behält die mineralische Knochensubstanz
übrig.
Die gewünschte Farblosigkeit, die nicht durch Bleichmittel hergestellt werden darf, wird ziemlich erreicht durch Anwendung
gut gesäuberter Rohstoffe und Vermeidung zu hoher Hitzegrade. Das beste Material für solche G. sind
Rindsknochen; man verwendet nur die dünnern, lockern und flachen Knochenpartien, aber auch viel Kalbsfüße mit. Die Knochen
werden durch Schaben und Waschen möglichst gereinigt, in kleinere Stücke zerbrochen und in einem geschlossenen Apparate
der Einwirkung heißer Wasserdämpfe ausgesetzt. In dem verschließbaren Dampfcylinder des Apparats sind die Knochenstückchen
in einem Drahtkorbe aufgehangen.
Während der Dampf von unten in den Cylinder eintritt, läßt man gleichzeitig von oben Wasser in kleinen Strahlen auf die
Knochenmasse fließen. Der Dampfdruck und die Temperatur im Cylinder wird so reguliert, daß höchstens ½ Atmosphäre Überdruck
und 106 bis 108° C. Hitze vorhanden sind, weil bei Höhersteigung der Auszug gefärbt ausfallen würde.
Die im Cylinder entstehende Lösung, die stündlich abgelassen wird, bringt anfänglich Fett mit und dient zu einer geringern
Sorte; später ist sie fettfrei.
Die völlige Extraktion erfordert eine 4tägige Dämpfung. Durch nachfolgendes längeres Stehenlassen in Klärgefäßen unter
Warmhaltung erzielt man, daß die Unreinigkeiten sich zu Boden setzen. Hierzu darf aber die Lösung nicht
zu konzentriert sein. Deshalb hat man den Wasserzufluß in den Cylinder so zu bemessen, daß die Lösung einen Gehalt von
etwa 5 Teilen trockner G. hat. Auch bei dieser Verdünnung gerinnt die Flüssigkeit beim Erkalten noch zu Gallert.
Die geklärte Lösung gießt man noch warm auf polierte Schiefer- oder Marmorplatten, wo sie zu Tafeln
erstarrt, die man in die Größe der verkäuflichen Täfelchen zerschneidet und auf Netzrahmen gelegt an der Luft und schließlich
in Trockenstuben trocknet. In solcher Zubereitung ist dann die völlig geruch- und geschmacklose G. tauglich zu den verschiednen
Gelées der Konditorei und Küche, in Apotheken zu Kapseln über schlecht schmeckende Arzneien etc. -
In andrer Weise wird die nur für technische Zwecke bestimmte G. hergestellt, wozu allerhand Knochen, Drehspäne von solchen,
Hufe etc. verwendet werden. Diese legt man nach dem Waschen und Zerkleinern in verdünnte Salzsäure so lange, bis
alle mineralischen Bestandteile aufgelöst sind und der reine Knorpel übrig bleibt. Um demselben anhaftende Säure möglichst
zu
¶
mehr
entfernen, hängt man die Masse in Säcken in fließendes Wasser oder behandelt sie mit Kalkmilch und wäscht mit reinem
Wasser nach. Die aus den Knorpeln erhaltene G. ist gefärbt und muß gebleicht werden. Dies geschieht mit schwefliger Säure.
Man hat auch gefärbte G., namentlich rote. - Zoll s. Tarif Nr. 5 e.