Gehirnwunden
(Vulnera cerebri) kommen entweder durch einen starken
Schlag an den Schädel,
Sturz
oder Fall auf den
Kopf oder durch
Stich-, Hieb- oder Schußverletzungen zu stande, und sind in der Regel mit Verletzungen der
Schädelknochen und der Hirnhäute verbunden; doch kommen auch Fälle, z.B. Quetschungen und Zerreißungen der Gehirnsubstanz,
zur
Beobachtung, in denen jedwede Verletzung des Schädels fehlt. Abgesehen von den glattrandigen Schnitt-
und Hiebwunden verlaufen die meisten Gehirnwunden
unter dem
Bilde der
Gehirnquetschung (contusio cerebri), bei welcher die Gehirnsubstanz
entweder nur mit zahlreichen kleinen punktförmigen Blutextravasaten durchsetzt oder in ausgedehnterm
Maße zertrümmert und
in einen mißfarbigen, rötlichen, weichen Brei verwandelt ist.
Kleinere derartige Quetschungsherde können ausheilen, indem das ergossene Blut und das zertrümmerte Hirngewebe fettig zerfällt, resorbiert wird und die zurückbleibende Lücke entweder durch Entwicklung von Bindegewebe vernarbt oder sich durch Bildung einer schwieligen Bindegewebskapsel in eine mit seröser Flüssigkeit erfüllte Cyste verwandelt; bei ausgedehnter Gehirnquetschung kann es auch zur Entwicklung eines Gehirnabscesses (s. Gehirnentzündung) kommen. Im allgemeinen ist eine Gehirnverletzung um so gefährlicher, je tiefer im Innern und je näher der Gehirnbasis der verletzte Teil sich befindet; die Verletzungen, welche bis in die Hirnhöhlen reichen oder die centralen Teile an der Grundfläche des Gehirns treffen, nehmen fast immer einen tödlichen Ausgang.
Die
Symptome der Gehirnwunden
bestehen teils in Reizungserscheinungen (großer
Unruhe, übermäßiger Empfindlichkeit
gegen Sinneseindrücke, Delirien,
Krämpfen und
Sinnestäuschungen), teils in Lähmungssymptomen (großer Schwäche und Unsicherheit
in den
Bewegungen,
Lähmung der
Sinne, der Muskelnerven, des
Bewußtseins und des Gedächtnisses), wozu sich noch häufig
mehr
oder minder schwere Fiebersymptome gesellen. Die Behandlung besteht in antiseptischen
Verbänden, kalten
Umschlägen
und Eisbeutel auf den
Kopf, knapper Diät, leichten Abführmitteln, Fernhalten von Aufregung, Vermeiden aller erhitzenden
und spirituösen Getränke; bei hochgradiger Aufregung sind die narkotischen
Mittel
(Opium,
Chloralhydrat) nicht zu entbehren.
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Vgl. von Bergmann, Die chirurg. Behandlung von Hirnkrankheiten (2. Aufl., Verl. 1889).