Titel
Gehirn
[* 2] (Hirn, Encephalon), die von der knöchernen Schädelkapsel und den Hirnhäuten umschlossene länglichrunde
Nervenmasse, bildet im
Verein mit dem Rückenmark und den sympathischen
Nerven
[* 3] das
Centralorgan des
Nervensystems
und ist der Sitz der Intelligenz und der psychischen Thätigkeiten, sowie das Centrum für die Sinnesempfindungen und alle
willkürlichen
Bewegungen. Das Gehirn
des
Menschen stellt eine mehr ovale als kugelförmige, fast breiartig weiche, weißliche
oder graue
Masse dar, die beim
Manne im Durchschnitt zwischen 1300 und 1500 g, bei der Frau aber durchschnittlich 125 g
weniger wiegt und im
Mittel eine Länge von 160 bis 170
mm, eine
Breite
[* 4] von 140
mm, eine Höhe von 125
mm besitzt. Man unterscheidet
am Gehirn
, das schon im siebenten bis achten Lebensjahre seine bleibende
Größe und nahezu sein volles Gewicht
erreicht, drei große, schon auf den ersten
Blick erkennbare
Abschnitte, nämlich das
Große Gehirn
(cerebrum), das
Kleine Gehirn
(cerebellum)
und die Verbindungsteile oder das Mittelhirn (mesencephalon).
Das
Große Gehirn
(s.
Tafel: Das Gehirn
des
Menschen,
[* 1]
Fig. 1,4; 3, 5-7), fast sieben Achtel der ganzen Hirnmasse,
nimmt den ganzen obern und vordern
Teil des Schädels ein und zerfällt in zwei symmetrische Seitenhälften, die sog. Hemisphären,
die durch einen tiefen Einschnitt (s. Fig. 2, 3) von vorn nach hinten zu getrennt sind, in welchen
sich auch die harte Hirnhaut mit einsenkt. In der
Richtung von vorn nach hinten unterscheidet man an den
Hemisphären den
Vorderlappen (Lobus frontalis,
[* 1]
Fig. 4, 1
u. 2) mit drei Windungen, deren dritte auch
Brocasche Windung heißt,
da
Broca in ihr das Sprachcentrum fand, den Mittellappen (gebildet aus dem Scheitellappen, Lobus parietalis, und Schläfenlappen,
Lobus temporalis,
[* 1]
Fig. 4, 5). Auf der Oberfläche des Großhirns befinden sich
geschlängelte, unregelmäßig verlaufende Furchen (sulci) und zwischen denselben zahlreiche darmähnliche, abgerundete Windungen
(gyri) der grauen Hirnsubstanz.
Diese Hirnwindungen (s. Fig. 3,8) dienen hauptsächlich dazu, um die äußere Oberfläche des Gehirn
, die
für die psychischen Funktionen so wichtige Hirnrinde, zu vergrößern, denn wenn man alle Windungen
und Furchen des Gehirn
ausgleichen und in der
Fläche ausbreiten könnte, so würde sich die Hirnoberfläche um mindestens zehnmal
größer erweisen, als es bei ihrer eigentümlichen Faltung den Anschein hat. Die Hirnsubstanz besteht aus zwei voneinander
wesentlich verschiedenen Schichten, aus der sog. grauen oder Rindensubstanz, auch als Hirnrinde
bezeichnet (substantia cinerea oder corticalis, s. Fig. 2,1) und aus der sog.
weißen oder Marksubstanz (substantia medullaris, s. Fig. 2,2). Erstere bildet den äußern
Teil des Gehirn
, ist weicher und gefäßreicher
und zeichnet sich durch ihre graurote dunklere Färbung
vor der übrigen Hirnmasse aus, findet sich aber auch an manchen
Stellen
im Innern des Gehirn;
die weiße oder Marksubstanz füllt hauptsächlich als sog. großes
Marklager das
Innere des Gehirn
aus, ist fester und ärmer an
Gefäßen und kommt nur an wenigen
Stellen der Oberfläche vor.
Die beiden Hemisphären des Großhirns werden äußerlich durch den Hirnbalken (trabs oder corpus callosum, s.
Fig. 1, 6; 2,4) miteinander verbunden, einen platten, aus weißer
Substanz bestehenden Körper, der in der
Tiefe der die beiden Hemisphären trennenden Längsspalte sichtbar wird und dessen Seitenränder strahlenförmig in die
Markmasse beider Hemisphären sich ausbreiten, einen flachen nach aufwärts gekehrten
Bogen
[* 5] beschreibt, dessen vorderes Ende
sich als Knie (genu, s. Fig. 1,5) hakenförmig nach hinten umlegt. An der
Basis des Gehirn
zeigt jede Hemisphäre
des Großhirns eine tiefe, quer nach außen und oben verlaufende Furche,die sog. Sylviussche
Grube (fossa Sylvii, s. Fig. 4, 4), die jede Hemisphäre in einen kleinern
Vorderlappen und einen hintern größern Hinterlappen
teilt. Ihr innerer an den
Streifenhügel grenzender
Abschnitt ist die
Insel (insula,
[* 1]
Fig. 2,9) oder der
Centrallappen (Lobus centralis).
Untersucht man das
Große Gehirn
von unten, so findet man in der Mittellinie vom Ende des Längseinschnittes nach dem Mittelhirn
zu folgende Gebilde: zunächst die vordere Siebplatte, eine mittlere und zwei seitliche durchbohrte
Stellen, die
dem Durchtritt von
Blutgefäßen dienen, weiterhin die Sehnervenkreuzung (chiasma nervorum opticorum, s. Fig. 4,
3), einen platten, einem
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mehr
griech. chi nicht unähnlichen Nervenknoten, aus dem nach vorn die beiden Sehnerven Wenn man durch die Großhirnhemisphären in der Höhe des Balkens einen horizontalen Schnitt legt, so gelangt man in die Hirnhöhlen (ventriculi cerebri), und zwar zunächst in die beiden symmetrisch angeordneten, mit einer geringen Menge wässeriger Flüssigkeit erfüllten Seitenventrikel (s. Fig. 2,6), deren jeder wiederum drei bogenförmig gekrümmte, sich nach verschiedenen Richtungen in die Markmasse des Großhirns einbohrende Fortsätze oder sog. Hörner aussendet.
Das vordere Horn eines jeden Seitenventrikels verläuft nach dem vordern, das hintere Horn nach dem hintern Lappen des Großhirns, während das untere Horn sich nach dem mittlern Hirnlappen hinabzieht. Im Vorderhorn zeigt sich zunächst der Streifenhügel (corpus striatum, s. Fig. 1, 8), ein birnförmiger Hügel von grauer Färbung, der im Innern aus abwechselnden Lagen von grauer und weißer Hirnsubstanz besteht und dessen äußere Teile noch besonders als Linsenkern, Vormauer und Haubenkern (s. Fig. 2, 10, 11) bezeichnet werden, ferner der Sehhügel (thalamus opticus, s. Fig. 1,7; 2,7), der die Wand der dritten Hirnhöhle bilden hilft und sich nach unten zu in den Sehstreifen (tractus opticus) fortsetzt, aus welchem letztern die Sehnerven hervorgehen. Im Hinterhorn der Seitenventrikel bemerkt man als wulstartigen Vorsprung den Vogelsporn oder kleinen Seepferdefuß, am Boden des untern Horns einen ähnlichen gekrümmten Wulst, den großen Seepferdefuß oder das Ammonshorn (cornu Ammonis, s. Fig. 2,12). Der Balken und das unter diesem gelegene Gewölbe [* 7] (fornix, s. Fig. 1, 6 und [* 6] Fig. 2, 5) bilden die Decke [* 8] der dritten Hirnhöhle (s. Fig. 2, 8), die durch eine kleine halbmondförmige Spalte, das Monrosche Loch, mit den beiden Seitenventrikeln und durch einen nach hinten verlaufenden engen Kanal, [* 9] die Sylvische Wasserleitung, [* 10] mit der im Innern des Kleinhirns gelegenen vierten Hirnhöhle in offener Verbindung steht.
Alle vier Hirnhöhlen werden von einer zarten Haut, [* 11] dem sog. Ependym, ausgekleidet und von der weichen Hirnhaut mit einem besondern feinverzweigten Gefäßgeflecht (plexus choroideus) versehen. Zwischen der dritten und vierten Hirnhöhle befinden sich die sog. Vierhügel (corpora quadrigemina), ein unpaarer, durch einen Kreuzschnitt in vier Hügel geteilter weißer Höcker, dessen vorderes Hügelpaar größer und höher ist als das hintere; auf dem erstern ruht die sog. Zirbeldrüse (glandula pinealis, s. Fig. 1,9), ein ovaler, rötlichgraner weicher Körper von der Größe eines Kirschkerns, in dem die Alten den Sitz der Seele suchten und der im Innern den sog. Hirnsand, sandartige Konkremente aus phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk, enthält.
Das
Kleine Gehirn
(cerebellum, s. Fig. 1,10; 4,19,20) liegt im Hinterkopfe
unter dem Großen, mit dessen unterm Teile es durch den Hirnknoten oder die Varolsbrücke zusammenhängt, während es von dem
obern durch das Hirnzelt (tentorium cerebelli), eine Falte der harten Hirnhaut, die den Hinterkopf quer durchschneidet, getrennt
wird. Es besitzt die Form eines querliegenden Ellipsoids und ist wie das Große in zwei seitlich symmetrisch
gebaute Hälften oder Hemisphären geteilt, die in der Mitte durch einen schmälern Teil, den sog. Wurm,
[* 12] miteinander verbunden
sind.
Beide Kleinhirnhemisphären werden durch eine horizontale Querfurche (sulcus horizontalis Reilii) in eine obere und untere Hälfte geteilt; ihre Oberfläche wird von grauer Hirnsubstanz gebildet und zeigt nicht, wie das Großhirn, darmähnliche Windungen, wohl aber eine Menge tiefer Einschnitte, welche viele übereinander liegende Platten oder Lappen bilden. Schneidet man das Kleinhirn senkrecht durch, so bietet die Schnittfläche infolge der eigentümlichen Verteilung der grauen und weißen Hirnsubstanz eine gewisse Ähnlichkeit [* 13] mit den zackigen Blättern eines Baumes dar, weshalb man diese baumförmige Anordnung der weißen Hirnsubstanz im Kleinhirn von alters her Lebensbaum (arbor vitae, s. Fig. 1,10) nennt. Im Innern des Kleinhirns liegt die vierte Hirnhöhle, die mit den übrigen Hirnhöhlen in direkter Verbindung steht.
Das Mittelhirn (mesencephalon), das die Verbindung zwischen dem Großen und dem Kleinen Gehirn
sowie zwischen
dem Gehirn und dem Rückenmark herstellt, setzt sich aus dem verlängerten Mark, der Brücke
[* 14] und den Vierhügeln zusammen. Das
verlängerte Mark (medulla oblongata, s. Fig. 1,12; 4, 18), der bei weitem wichtigste Teil des ganzen Centralnervensystems,
ist ein weißer unpaarer Markzapfen, der durch das große Hinterhauptsloch in das Rückenmark übergeht
und durch seichte Längseinschnitte beiderseits in drei Stränge eingeteilt wird, in die sog. Pyramiden, deren Nervenfasern
nach oben durch die Brücke hindurch in die Hirnschenkel übertreten, nach unten dagegen sich durchkreuzend (decussatio pyramidum)
in das Rückenmark übergehen, ferner in die sog. Oliven, die in ihrer weißen Substanz einen grauen gezackten
Kern, den Olivenkern, enthalten, und in die sog. strangförmigen Körper, deren Nervenfasern zu den Hemisphären des Kleinen
Gehirn treten und den Boden der vierten Hirnhöhle bilden helfen. Das verlängerte Mark ist das Centralorgan für die Atmungsbewegungen
sowie für die Herzthätigkeit und die Gefäßmuskulatur, weshalb seine Durchschneidung oder Verletzung sofortigen
Tod zur Folge hat. Die Brücke des Varolius (Varolsbrücke) oder der Hirnknoten (pons Varolii,
¶
mehr
s. Fig. 1,11; 2, 13; 4,17) ist ein nahezu zollbreiter Nervenknoten, der auf dem Hinterhauptsbein sowie auf der Lehne des Türkensattels aufruht und aus gekreuzten Quer-und Längsfasern besteht, von denen die erstern von einer Hemisphäre des Kleinhirns zur andern verlaufen, während die letztern von den Oliven zu den Vierhügeln und von den Pyramiden in die Hirnschenkel übertreten.
Das Gehirn ist rundum von einer knöchernen Kapsel, der Hirnschale, umgeben, die von dem Stirnbein, Siebbein, Grundbein und den beiden Scheitel- und Schläfenbeinen zusammengesetzt wird. (S. Schädel.) Dieselbe enthält an anderweit hinreichend geschützten Stellen nur kleine Öffnungen für das sich herabsenkende Rückenmark, die hervorgehenden Nerven und die ein- und austretenden Blutgefäße. Das Gehirn füllt die Schädelhöhle vollständig aus und ist mit sehnigen Häuten so umhüllt und befestigt, daß es zum Teil auf der Basis des Schädels aufliegt, zum Teil von der Decke aus getragen wird, sodaß seine einzelnen Teile nicht unter ihrem eigenen Drucke leiden und bei den verschiedenen Bewegungen des Kopfes wie des ganzen Körpers ihre gegenseitige Lage nicht im mindesten verändern können.
Innerhalb des Schädels ist es noch von drei Häuten umgeben, von denen die innerste, die weiche Hirnhaut (pia mater), als zarte, dünne, gefäßreiche Zellgewebshaut die Hirnoberfläche unmittelbar umkleidet, in alle Vertiefungen und Höhlen derselben mit eingeht und vorwiegend der Ernährung der Hirnsubstanz dient, während die mittlere, die Spinnwebenhaut (arachnoidea), brückenförmig über die Vertiefungen und Hirnwindungen ausgespannt ist, der Hirnoberfläche knapp anliegt und zahlreiche mit Lymphe erfüllte Räume (Subarachnoidealräume) einschließt. An einzelnen Stellen befinden sich auf der Spinnwebenhaut rundliche, weißliche, vereinzelt oder in Gruppen stehende knötchenförmige Gebilde, die sog. Pacchionischen Granulationen (s. Fig. 3,9), deren Bedeutung nicht näher bekannt ist.
Die äußerste Hirnhaut endlich, die sog. harte Hirnhaut (dura mater, s. Fig. 1,3; 3,4), bildet die äußere Hülle des Gehirn, eine derbe sehnige Kapsel, welche der Innenfläche der Schädelknochen dicht anliegt, in alle Gefäße und Nerven führenden Öffnungen des Schädels eindringt, deren Inhalt scheidenartig umschließt und durch mehrere zwischen die Hirnteile selbst eindringende scheidewandähnliche Fortsätze das in seiner Lage befestigt und vor jedweder Verschiebung und Lageveränderung schützt.
Solcher Fortsätze der harten Hirnhaut giebt es drei:
1) die große Hirnsichel (falx cerebri), ein sichelförmiges sehniges Blatt, [* 16] das in der Mittellinie des Schädelgewölbes von dem Siebbein bis zum Hinterhauptsbein verläuft und senkrecht zwischen den beiden Großhirnhemisphären bis an den Balken eindringt;
2) das Hirnzelt (tentorium cerebelli), das sich als querliegende Scheidewand zwischen die Hinterlappen des Großhirns und die beiden Hemisphären des Kleinhirns einschiebt;
3) die kleine Hirnsichel (falx cerebelli), die sich als niedrige senkrechte Scheidewand zwischen die beiden Hemisphären des Kleinen Gehirn legt. An gewissen Stellen spaltet sich die harte Hirnhaut in zwei auseinander weichende Blätter und giebt so Anlaß zur Bildung von Hohlräumen oder Kanälen, welche die Venen des Gehirn aufnehmen und deshalb Blutleiter (sinus durae matris, s. Fig. 1, 13-15) genannt werden. Man unterscheidet einen obern und einen untern Längsblutleiter (in der großen Hirnsichel), zwei quere und einen sog. vierten Hirnblutleiter (im Hirnzelt), die schließlich die Schädelhöhle verlassen und ihr Blut in die innere Drosselvene ergießen.
Das zur Ernährung des Gehirn dienende Blut wird demselben durch vier Arterien zugeführt, durch die beiden Gehirnschlagadern (carotides internae), die aus der gemeinschaftlichen Halsschlagader entspringen und durch den canalis caroticus in der Gegend des Türkensattels in die Schädelhöhle eintreten, und durch die beiden Wirbelschlagadern (artriae vertebrales), die aus der Schlüsselbeinarterie entstammen, durch das große Hinterhauptsloch in die Schädelhöhle gelangen und sich am hintern Rande der Brücke zur unpaaren arteria basilaris vereinigen. An der Gehirnbasis verbindet sich die letztere durch Seitenäste mit den beiden Carotiden, wodurch ein für die gleichmäßige Blutverteilung im G. höchst wichtiger Arterienring entsteht, der als circulus arteriosus Willisii bezeichnet wird und aus dem die Gehirnsubstanz mit zahlreichen kleinen Blutgefäßchen versorgt wird.
Von der Basis des Gehirn entspringen zwölf Paar Nerven, die sog. Gehirnnerven, die durch die Öffnungen am Boden der Schädelkapsel die Schädelhöhle verlassen, um sich zum größten Teil am Kopfe und Halse zu verbreiten. Es sind, in der Richtung von vorn nach hinten betrachtet, folgende: Das erste Paar, die Geruchsnerven (nervi olfactorii, s. Fig. 4,3), entspringen an der untern Fläche der Vorderlappen, bilden zwei kolbenförmige Anschwellungen, die sog. Riechkolben, treten durch die Löcher der Siebplatte des Siebbeins hindurch in die Nasenhöhle und verbreiten sich in der Schleimhaut der Nasenscheidewand, wo ihre Erregung durch gewisse specifische Reize, die sog. Riechstoffe, die verschiedenen Geruchsempfindungen erzeugt.
Das zweite Paar, die Sehnerven (nervi optici, s. Fig. 4, 7), deren Fasern von dem Sehhügel und den Vierhügeln kommen, treten durch das Sehloch des Keilbeins in die Augenhöhle und endigen in der Netzhaut des Augapfels, wo sie die Empfindung der Lichteindrücke vermitteln. Das dritte Paar, die gemeinschaftlichen Augenmuskelnerven (nervi oculomotorii, s. Fig. 4, 10), kommen von der Varolsbrücke aus den Hirnschenkeln hervor, treten durch die obere Augenhöhlenspalte in die Augenhöhle und versorgen die meisten Augenmuskeln.
Das vierte Paar, die Rollmuskelnerven (nervi trochleares, s. Fig. 4,11), entstammen aus den Vierhügeln, treten durch die obere Augenhöhlenspalte und verzweigen sich im schiefen obern Augenmuskel. Das fünfte Paar, das stärkste von allen, der dreigeteilte Nerv (nervus trigeminus, s. Fig. 4,12), so genannt, weil er sich in drei Äste teilt, besteht aus einer vordern motorischen Wurzel, [* 17] die vom Boden der vierten Hirnhöhle entspringt, und einer hintern sensibeln Wurzel, die gleichfalls vom Boden der vierten Hirnhöhle sowie aus der grauen Substanz des Hinterhorns des Rückenmarks entstammt. Durch Verschmelzung beider Fasern entsteht an der obern Fläche der Felsenbeinpyramide ein großer halbmondförmiger Nervenknoten, das Ganglion Gasseri, aus dem drei abgeplattete, für sich verlaufende Nervenäste hervorkommen. Der erste Ast (ramus ophthalmicus) besteht vorwiegend aus sensibeln Nervenfasern, tritt durch die Augenhöhle aus dem Schädel und verbreitet sich in den Weichteilen der Augenhöhle und der Stirn; der ¶