Geheimmittel
(Arcāna), Substanzen, welche als Arzneimittel oder zu technischen Zwecken unter Geheimhaltung ihrer Abstammung (Pflanzenteile etc.) oder Zusammensetzung verkauft werden.
Die Geheimniskrämerei war früher in der Medizin und in der Technik weit gewöhnlicher als jetzt.
Die Ärzte glaubten durch ihre Erfahrungen zu durchaus bewährten Formeln gelangt zu sein und hielten dieselben, eifersüchtig auf ihren Ruhm, mit Sorgfalt geheim.
Gegenwärtig huldigt man andern Anschauungen, und nur ausnahmsweise werden noch mehr oder minder erprobte Mischungen, deren sich der ¶
Industrialismus der Apotheker bemächtigt hat, geheim gehalten.
Dagegen spielen jetzt Geheimmittel
, die vor allem dadurch charakterisiert
sind, daß ihr Preis ihren wahren Wert weit übersteigt, eine große Rolle und finden hauptsächlich in der Scheu des Publikums,
sich in gewissen Fällen einem Arzt anzuvertrauen, oder in dem Wunsch, Hilfe in Fällen zu erhalten, wo sie der
Arzt nicht bieten kann, die Basis ihrer Existenz.
Diese Geheimmittel
, welchen sich auch mehrere für technische Zwecke bestimmte Mischungen
anschließen, repräsentieren in ihrer großen Mehrzahl den gemeinsten Schwindel;
die Urheber und Verkäufer derselben, meist
schmutzige Spekulanten, wissen in der Regel das Gesetz geschickt zu umgehen, bedienen sich in ausgedehntem
Maß der Presse,
[* 3] welche, bis auf einige ehrenhafte Blätter, leider solche Annoncen nicht zurückweist, und richten vor allem
dadurch Schaden an, daß sie die Patienten veranlassen, durch Quacksalbereien vielleicht den richtigen Zeitpunkt zu verfehlen,
wo noch ärztliche Hilfe möglich war. Um die Bekämpfung des Geheimmitt
elunwesens haben sich K. E. Bock
[* 4] (s. d.) in der »Gartenlaube«,
Hager und Wittstein, Jacobsen, der Ortsgesundheitsrat von Karlsruhe
[* 5] u. a. große Verdienste erworben.
Die Gesetzgebung bietet ungenügende Handhabe zur Verfolgung raffinierter Schwindler, und die auf Grund des § 6 der Gewerbeordnung erlassene kaiserliche Verordnung vom den Verkehr mit Arzneimitteln betreffend, ferner Artikel 367 des Reichsstrafgesetzbuchs, Absatz 3, Zubereitung und Feilhalten von Gift und Arzneien betreffend, sowie die Betrugsparagraphen, event. die § 324 oder 326 des Reichsstrafgesetzbuchs kommen daher selten zur Anwendung.
Sehr günstige Erfolge in der Bekämpfung des Geheimmitt
elunwesens
hat die Schweiz
[* 6] erzielt, indem der Kanton Zürich
[* 7] Publikation und Verkauf von Geheimmitteln verbot, wenn diese nach ihrer
Zusammensetzung erfahrungsgemäß schaden können oder auf bestimmt angeführte Krankheiten und Übel berechnet sind, welche
zu behandeln nur dem geprüften Arzt zusteht, oder endlich im Preis oder durch die Art der Empfehlung auf eine Prellerei des
Publikums ausgehen.
Die von der Sanitätsdir
ektion erlassenen bezüglichen Verbote werden publiziert.
In Fällen der Gesetzumgehung (durch Broschüren, wie Airys »Naturheilmethode«) ist ex officio einzuschreiten.
Vgl. Wittstein,
Taschenbuch der Geheimmitt
ellehre (4. Aufl., Nördling. 1875);
Hahn,
[* 8] Die wichtigsten der bekannten Geheimmittel
und Spezialitäten (4.
Aufl., Berl. 1879);
Richter, Geheimmittel
unwesen (Leipz. 1875);
Schnetzler, Die Geheimmittel
und die Heilschwindler (3. Aufl., Karlsr.
1883).
Wir
geben in nachstehendem eine Zusammenstellung einiger der bekanntern Geheimmittel
mit Angabe ihrer Bestandteile:
Acetidux, gegen Warzen, Hühneraugen etc., Lösung von 1 Chromsäure in 3 Wasser;
20 g 3 Mk.
Acetine, gegen Hühneraugen, Essigsäure, mit Fuchsin gefärbt;
15 g 1 Mk.
Dr. Airys »Naturheilmethode«, eine Broschüre, welche von F. A. Richter u. Komp. in Rudolstadt
[* 9] vertrieben
wird
, und in welcher die jetzt sehr zahlreichen Geheimmittel dieser Firma beschrieben und empfohlen werden.
Die bekanntern Mittel sind: Pain Expeller, 80 g eines Gemisches von 35 Teilen der Tinktur aus spanischem Pfeffer, 20 Teilen verdünntem Spiritus [* 10] und 20 Teilen Salmiakgeist.
Preis 1,75 Mk. -
Sassaparillian, ein mit Spiritus und Honig versetzter, 1 Proz. Jodkalium enthaltender Auszug aus Sassaparille und China. [* 11]
Preis 4,5 Mk. -
Pills aus Jalappenharz, Jalappenpulver, Altheepulver und etwas bitterm Extrakt. 60 Pillen 1 Mk. -
Calming Pastilles, Tabletten aus Zucker [* 12] und Anisöl, gefärbt mit Lakritzensaft;
1 Mk. -
Außerdem vertreibt die Fabrik noch eine große Zahl andrer Mittel von bedenklichem Charakter;
alle von dorther stammenden Geheimmittel sind kenntlich an der Fabrikschutzmarke, einem Anker. [* 13]
Akustikon, Mittel gegen Ohrenleiden, besteht aus Glycerin, Spiritus und ätherischem Öl.
Algontine, Mund- und Zahnwasser, wässerige Salpeterlösung mit Pfefferminzöl, Myrrhen- und Zimttinktur.
Alpenkräuterthee Dr. Schwarzes in Dresden, [* 14] von Otto E. Weber in Berlin, [* 15] enthält Sennesblätter, Malvenblätter, Huflattich, Zehrkraut, Goldwaldmeister, Ringelblumen, Wohlverleih, Schafgarbe, Flieder, Steinklee, Sassafras, Franzosenholz, Süßholz, etc.
American Pills von Boldt Lesington, für Vollblütige, Korpulente, bei sitzender Lebensweise, als Schutzmittel gegen ansteckende Krankheiten etc., bestehen aus Skammonium, Rhabarber und Seife.
Amykos-Aseptin von Barnängen in Schweden, [* 16] ein gegen alle nur denkbaren Leiden [* 17] empfohlenes Mittel, dessen wesentlichster Bestandteil Borsäure, in manchen Formen auch noch Alaun [* 18] ist.
Anadoli von Kreller, orientalische Zahnreinigungsmasse, besteht aus 42 Seifenpulver, 44 Stärkemehl, 12 Seifenwurzel, 2 Bergamott- und Zitronenöl;
15 g 1 Mk.
Anatherin-Mundwasser von Popp, rotes Sandelholz 20, Guajakholz 10, Myrrhen 25, Gewürznelken 15, Zimt 5, Nelkenöl, Zimtöl je 0,66, Spiritus 1450, Rosenwasser 725, digeriert und filtriert;
100 g 3 Mk.
Anosminfußpulver von Bernar, gegen Fußschweiß und übeln Geruch der Füße, 21 Alaun mit 1 Maismehl;
60 g 4 Mk.
Anosminfußwasser von Koch, gegen übelriechenden Fußschweiß, Weinsäurelösung.
Antibakterion von Arwed v. Pistor, Reichsritter in Wien, [* 19] eine Lösung von ca. 40 Proz. Zinkvitriol und 4 Proz. Alaun;
wird
als stark fäulniswidrig und desodorierend angepriesen. 1 Lit. 75 Kr.
Antifungin von Friedländer besteht aus ca. 20 Proz. Borax, [* 20] 80 Proz. Borsäure und etwas Schwefelsäure. [* 21]
Antiobesitas von Lehoussel in Genf, [* 22] Mittel gegen Fettleibigkeit, stärkezuckerhaltige Jodkaliumlösung.
Antipsilothron von Hegewald, gegen das Ausfallen der Haare, [* 23] verdünnte und parfümierte Galläpfeltinktur.
Asthmakraut von Plönes ist Stechapfelkraut, welches mit Salpeter imprägniert wurde;
es wird angezündet und die Dämpfe eingeatmet.
Eine Dosis 3 Mk., Wert 50 Pfg.
Asthmamittel. Rubales Asthmamittel, für längern Gebrauch bestimmt, in Flaschen von 200 g Inhalt, die mit Nr. 1-6 bezeichnet sind, besteht aus einer Lösung von Jodkalium, Bromkalium und Zucker in Wasser, stark kochenillerot gefärbt, in progressiver Steigerung der Dosis, so daß Nr. 1 die kleinere Dosis Jod- und Bromkalium, Nr. 6 die größere enthält;
3 Flaschen 15 Mk. -
Asthmamittel von Aubrée, Abkochung von Senegawurzel mit Jodkalium, Opiumextrakt, Zucker und Spiritus.
Asthmathee von Orlein, Mischung aus Süßholzwurzel, Eibischwurzel, Isländischem Moos, Bitterklee und Andorn.
Asthmazigarretten von Kräpelin u. Hohn, enthalten Belladonna- (Tollkirschen-) Blätter;
15 Stück 1,50 Mk.
Augenwasser. Gräfes Augenwasser von Roth, 1,5 Zinkvitriol, 100 Fenchelwasser, gefärbt mit Fenchelsamentinktur;
100 g 4 Mk. -
Whites Augenwasser von Ehrhard in Altenfeld, 3 Zinkvitriol, 4 Honig, 80 Wasser, parfümiert mit Nelkenöl;
1 Mk., Wert 5 Pf.-
Romershausens, Auszug von Fenchelsamen mit Spiritus.
Augenheilwasser von Hoffmann, Lösung von 1 Teil Eisenvitriol in 50 Teilen Rosenwasser.
Balsam, Berliner, [* 24] von Böhm, gegen Wunden, Flechten, [* 25] Geschwüre, Frostbeulen;
ist unreines chlorcalciumhaltiges Glycerin.
Balsam Bilfinger, gegen Rheumatismus und Gicht, 25 schwarze Seife, 40 Wasser, 10 Spiritus, 10 Kampferspiritus, 20 Ammoniak, 5 Tinktur aus spanischem Pfeffer;
110 g 2,5 Mk.
Balsamum anthartriticum indicum, in Fläschchen zu 23 g mit 1 Mk. verkauft, ist indisches Holzöl (Wood oil) oder Gurjunbalsam, manchmal auch nur Harzöl.
Bandwurmmittel. Jacobis Bandwurmmittel, 20 g Kussopulver;
6 Mk. -
Bandwurmmittel von Karig, Kupferoxyd 1, Zimtpulver 1,5, Milchzucker 10, gemischt und in 24 Pulver geteilt;
3 Mk. -
Bandwurmmittel von Mohrmann besteht aus zwei Arzneien, von denen die eine aus 10 g Wurmfarn- und Granatwurzelextrakt, die andre aus einem Gemisch von je 8 g Himbeersaft und Rizinusöl zusammengesetzt ist. - Peschiers Bandwurmpillen bestehen aus je 1,6 g ätherischem Wurmfarnextrakt und Wurmfarnwurzelpulver, zu 20 Pillen formiert. - Genfer Bandwurmpillen vom Apotheker Bernard, Gelatinekapseln mit Rizinusöl, ätherischem Wurmfarnextrakt und Extrakt der Granatwurzelrinde. - Bandwurmpillen von Bloch, Auszug von Granatwurzelrinde. ¶
Barellas Magenpulver, ein sehr unsachgemäß zusammengesetztes Gemisch von sodahaltigem, doppeltkohlensaurem Natron und ca. 5 Proz. Pepsin;
100 g 1,50 Mk.
Barterzeugungstinktur von Roger, Franzbranntwein 150, Kochsalz 10, Muskatblütentinktur 2. Barterzeugungstinktur von Bergmann, Auszug von Baumrinde mit etwas Rosmarin- und Thymianöl.
Bassorin, Wilhelms flüssiges Pflanzensedativ, ein völlig wert- und zweckloses Machwerk;
eine parfümierte, schwach alkoholische Lösung von Schmierseife;
100 g 2,50 Mk.!
Bergersche Heilmittel gegen Lungenleiden.
Gegen 10 Mk. Kurhonorar und 8,80 Mk. Medizinkosten erhält man 3 Fläschchen Medizin und ein kunstloses Gemisch einheimischer Kräuter.
Die Flaschen enthalten 1) eine Auflösung von Holzteer in einem Absud von Pflanzenteilen;
2) eine desgleichen, doch mit größerer Menge Holzteer;
3) eine mit Gewürz (Nelken etc.) aromatisierte wertlose Abkochung von Pflanzenteilen.
Bettnässen, Thurmayrs Mittel gegen Bettnässen, zwei kleine, gleich große Flaschen, die eine gefüllt mit Mandelöl zum Einreiben in die Regio pubis, die andre zum Einnehmen (5-20 Tropfen morgens und abends), besteht aus gleichen Teilen eines am Tage gelassenen Harns und wässerigen Spiritus;
Biscuits dépuratifs d'Olivier, gegen geheime Krankheiten etc., mit lügenhafter Reklame als unübertroffen empfohlen, bestehen
aus Mehl,
[* 28] Milch und Zucker im Gewicht von 16 geheimmittel.
Das Einzelne enthält 0,01 g Quecksilberchlorid.
Sehr gefährlich.
Brandts Schweizerpillen bestehen angeblich aus verschiedenen harmlosen Pflanzenextrakten;
in Wirklichkeit größtenteils aus Aloe;
50 Pillen 1 Mk.
Braume-Einreibung des Dr. Netzsels.
Mischung von absolutem Alkohol, Karbolsäure und Nelkenöl, gefärbt mit Kochenille.
Bruchpflaster von Krüsi-Altherr, gegen Unterleibsbrüche, besteht aus Fichtenharz und Terpentin.
Bruchsalbe von Sturzenegger, ein Gemisch von Schweineschmalz mit wenig Lorbeeröl.
Brustsirup, weißer Mayerscher, 4 zerriebener Rettich, mit 5 Wasser ausgezogen, abgepreßt, filtriert und in 6 Saft, 10 Zucker gelöst (häufig auch nur reine Zuckerlösung);
250 g 1,50 Mk.
Cotoinpillen, »antidiarrhöische Pillen, mit einem Gehalt von Cotoin« bezeichnet, enthalten keine Spur dieser Mittel.
Diätetisch kosmetische Anstalt von Hensler-Maubach in Villa Annaburg beschäftigt sich mit der Entfernung von Fettleibigkeit.
Die Medikamente bestehen aus:
1) zwei Fläschchen mit Tropfen, von welchen die einen die gewöhnlichen Magentropfen (Tinctura amara der Pharmazeuten), die andern die bekannten Hallenser Salztropfen vorstellen;
2) einem Salzgemisch aus Kochsalz, Glaubersalz, Natrium bicarbonicum und Zucker.
Preis der Mittel nebst Gebrauchsanweisung 20 Mk.
Diphtheritismittel von Lobenstock in Mitterndorf:
1) Umschlag-, resp. Gurgelwasser, eine ziemlich dünne Auflösung von Kupfervitriol in Zimtwasser;
2) Tropfen, ein spirituoser Auszug aus harmlosen Pflanzenteilen, versetzt mit Kochsalz.
Donats Brustkaramellen gegen Husten, Schwindsucht, Schlaflosigkeit, Nervenschwäche, mit Eibisch- und Süßholzwurzel bereitete Bonbons.
Eau de beauté von Auguste Renard in Paris, [* 29] Orangenblütenwasser 122, Sublimat 0,45, Kalomel 2,5.
Eau de Lys de Lohse, Schönheitsmittel, Zinkoxyd 2, präparierter Talkstein 2, Glycerin 4, Rosenwasser 200.
Eau des Fées von Sarah Felix in Paris, Haarfärbemittel, Lösung von schwefligsaurem Blei [* 30] in unterschwefligsaurem Natron, Glycerin und Wasser.
Eau d'espérance von Rothe, Schönheitswasser, Lösung von Salicylsäure und Borax in Spiritus.
Edelweißsalbe gegen Mitesser, Sommersprossen, Falten, Runzeln;
Fett mit Pottasche und Portugalöl.
Epilepsiemittel. Jacobis Epilepsiemittel.
Zwei Schachteln mit je 60 Pillen, die einen mit Veilchenwurzelpulver bestreut, die andern versilbert.
Die ersten sollen die Krankheit heben, die zweiten zur Nachkur dienen;
sie sind aber beide gleich zusammengesetzt, und zwar enthalten je 60 Pillen 3 g Zinkoxyd, 2 g phosphorsauren Kalk, 0,5 g Rhabarber und 0,5 Beifußwurzel.
Beide Schachteln zusammen 9 Mk. -
Epilepsiemittel von Quante in Warendorf:
1) mit Alkanna rot gefärbtes und mit Tieröl versetztes Petroleum;
2) Mischung aus Bromkalium, Bromammonium, baldriansaurem Zink und Beifußwurzel;
3) rektifiziertes Bernsteinöl. - Auxilium orientis von Boas, erst von Berlin, dann von München, [* 31] jetzt von Paris aus vertrieben:
1) 5 Flaschen, jede ca. 200 g 1,3-3proz.
Bromkaliumlösung enthaltend, versetzt mit einer Kleinigkeit Theeaufguß;
2) eine kleine Flasche [* 32] Baldriantinktur;
3) ein wertloses Theegemisch.
Zusammen 25 Mk., Wert kaum 3 Mk. -
Epilepsiemittel von Roller, aus der Diakonissenanstalt zu Dresden, ist Horn, das in dicht verschlossenen Gefäßen halb verkohlt, dann gepulvert wurde. - Epilepsiemittel der Hofapotheke zu Schwerin [* 33] besteht aus 91,23 Teilen Päonienwurzelpulver und 8,77 Teilen kohlensaurem Kalk.-
Epilepsiemittel von Killisch, 200 Wasser, 7,5 Bromkalium, 0,03 schwefelsaures Atropin (fehlt bisweilen), bisweilen blau gefärbt;
sehr teuer, aber kein fixer Preis.
Schädlich!
Ervalenta, Revalenta, Revalescière Du Barry, schwankende Mischung von Erbsen-, Saubohnen-, Wicken-, Linsen-, Gersten- und Reismehl, mit Kochsalz und Zucker versetzt;
500 g 3,75 Mk.
Esprit d'Amaranthe, drei sehr gefährliche Sommersprossenmittel, Lösungen von 1, 2 und 3 Quecksilberchlorid in 30 Spiritus;
unverschämt teuer.
Fenchelhonigextrakt von Eggers, gegen Hals-, Brust- und Unterleibsleiden, Honig mit Malzsirup und Fenchelöl.
Fieberpulver von James, Jamespulver, Jakobspulver, Gemenge aus phosphorsaurem und antimonsaurem Kalk und antimoniger Säure.
Five minutes flagrant pain curer von Walter Scott in New York, heilt jeden Schmerz in 5 Minuten;
6 Äther, 21 Glycerin, 3 Kochsalz, 170 Wasser.
Flechtensalbe von Schwarzlose und Schwartz, gegen Salzfluß, Flechten und alle Hautkrankheiten, [* 34] 1 Perubalsam, 2 Karbolsäure, 10 gelbes Wachs, 30 Schweinefett.
Galène-Einspritzung von Schwarzlose, Lösung von Gummi und Bleizucker mit safranhaltiger Opiumtinktur.
Gedächtnislimonade von Raufer in Wien, löst nach mehrwöchentlichem Gebrauch »einen Schleier vom Gehirn«; [* 35]
sie besteht aus 15 Phosphorsäure, 15 Glycerin und 70 Wasser. 3 Mk.
Gehörlikör, Schweizer, Wasser mit etwas fuseligem Spiritus.
Gehöröl des Oberstabsarztes Dr. Schmidt, besteht aus Kampferöl, dem geringe Mengen Nelken- und Kajeputöl zugesetzt sind;
von Brackelmann in Soest, [* 36] Provenceröl mit Sonnenblumenöl und Spuren von Kajeputöl, Sassafrasöl, Rosmarinöl, Kampfer.
Gichtketten von Winter in Berlin, Kupfer- und Zinkblechschlingen mit einer Kapsel aus denselben Metallen, gänzlich wirkungslos;
10 Mk., Geldwert 0,2 Mk.
Gichtmittel von Laville in Paris;
1) Likör: 800 spanischer Wein, 100 Spiritus, 85 Wasser, 2,5 Koloquintenextrakt, 5 Chinin und Cinchonin, 4,5 Kalksalze;
2) Pillen: 15 Judenkirschenextrakt, 5 Wasserglas und soviel wie nötig Pflanzenpulver.
Gichtpomade, amerikanische, von Meine u. Liebig in Hannover; [* 37]
eine Mischung von Vaselin und Teer, die wahrscheinlich auch Krotonöl enthält, da nach dem Gebrauch sich ein hartnäckiger schmerzhafter Ausschlag einstellt;
25 g 3 Mk.
Gichtpulver, Wundrams, 3 Pulver aus je 1 g Schwefelblüte und 0,3 g Zucker;
2,25 Mk.
Gicht- und Rheumatismusmittel von Mössinger:
1) Tropfen, eine weingeistige Aloelösung (ca. 1:50);
2) Einreibung, eine Lösung von 5 schwarzem Pech und 5 Kampfer in 40 Weingeist (80proz.) und 50 Terpentinöl;
3) Pflaster, eine Mischung von 1 Pech und 2 Terpentinöl.
Gichtwatte, Pattisons, schlecht geleimte Watte, auf der einen Seite mit weingeistigem Sandelholzauszug, welcher mit wenig Perubalsam und Benzoeharz parfümiert ist, rot gefärbt;
0,5 Mk.
Graines de beauté des Dr. Penelle in Paris. 100 Pillen von 13 g Gewicht, bestehend aus Hülsenfruchtmehl und Zucker, mit wenig aromatischen Pflanzenstoffen und mit einem starken Quecksilberüberzug (?!) versehen;
8 Mk.
Haarbalsam von Schwarzlose, Eau de Cologne mit flüssigem Styrax, Pottasche und Spanischen Fliegen. [* 38]
Haarbleichmittel, »Aureoline«, »Blondeur«, »Gold [* 39] Feen Water« sind Lösungen von Wasserstoffsuperoxyd.
Haarerzeugungstinktur von P. Kneifel in Dresden, besteht aus Chinatinktur, Hoffmanns Lebensbalsam oder einer ähnlichen aromatischen Flüssigkeit und dem Safte der Zwiebeln;
32 g 1 Mk.
Haarfärbemittel existieren in einer Unzahl.
Sie bestehen meist aus Lösungen von Metallsalzen, welche unter bestimmten Verhältnissen sich durch Zersetzung verschieden färben. Es ist erwiesen, daß die bleihaltigen Mittel schädlich wirken, während Lösungen von Silber und Wismut als unschädlich bezeichnet werden.
Vor dem Gebrauch eines neuen Haarfärbemittels ist auf alle Fälle eine chemische Untersuchung desselben nötig. ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Titel
Geheimmittel
(Arcana), wirkliche oder angebliche Arzneimittel, deren Zusammensetzung geheim gehalten wird. Der Preis
dieser Mittel steht meist in solchem Mißverhältnis zu dem natürlichen Wert, daß bei ihrem Vertrieb eine verwerfliche Ausbeutung
der Käufer stattfindet. Früher kam es häufig vor, daß renommierte Ärzte ein neues Heilmittel gefunden
hatten und ihre Entdeckung als Quelle
[* 40] des Gelderwerbs ausnutzten; allmählich aber hat sich eine mit allen Geschäftskniffen
arbeitende Geheimmittel
industrie von bedeutender Ausdehnung
[* 41] gebildet.
Der Grund, weshalb das Geheimmittelunwesen neuerdings einen so großartigen Aufschwung genommen hat, liegt teils in der Scheu des Publikums, sich in gewissen Krankheiten einem Arzte anzuvertrauen, teils in dem Wunsch, Hilfe auch noch in Fällen zu erlangen, welche die Wissenschaft für unheilbar erklären muß, teils in dem modernen Reklamewesen und in der Schwierigkeit, mit den jetzigen gesetzlichen Bestimmungenden Verkäufern von Geheimmittel wirksam entgegenzutreten.
Bis jetzt hat die wissenschaftliche Untersuchung stets ergeben, daß die Geheimmittel, wenn nicht aus ganz wirkungslosen Substanzen, so doch aus längst bekannten Arzneistoffen bestanden, die sich nur durch ihren enormen Preis von den sonst gebräuchlichen unterschieden, wie aus der unten folgenden tabellarischen Übersicht der landläufigsten Geheimmittel bervorgeht. Wer sich der Geheimmittel bedient, befördert daher verwerfliche Industrie und verschwendet sein Geld, weil er dieselben Arzneimittel für einen viel geringern Preis in jeder Apotheke erhalten kann.
Außerdem setzt er sich der Gefahr aus, etwas Schädliches zu gebrauchen oder wenigstens über der Quacksalberei den richtigen Zeitpunkt zu verpassen, wo vielleicht noch ärztliche Hilfe möglich wäre. In der Bekämpfung des Geheimmittelunwesens haben sich namentlich Karl Ernst Bock (s. d.) und Herm. Eberhard Richter (s. d.), die Chemiker Hager und Wittstein und der Ortsgesundheitsrat der Stadt Karlsruhe sowie das königl. Polizeipräsidium zu Berlin die größten Verdienste erworben, indem sie eine sehr große Zahl von Geheimmittel genau analysiert und ihre Analysen veröffentlicht haden (vgl. Pistor, Generalbericht über das Medizinal- und Sanitätswesen der Stadt Berlin, Berl. 1884 fg.); auch verschiedene Fachzeitschriften, wie die «Deutschen Industrieblätter», die «Bunzlauer Pharmaceutische Zeitung» u. a. veröffentlichen Analysen von Geheimmittel.
Soweit Geheimmittel zu denjenigen Zubereitungen gehören, welche nach der kaiserl. Verordnung vom als Heilmittel nur in Apotheken feilgehalten oder verkauft werden dürfen, wird die ohne polizeiliche Erlaubnis erfolgte Zubereitung, Feilhaltung, Verkauf oder Überlassung solcher Geheimmittel nach §. 367, Nr. 3 des Deutschen Strafgesetzbuches mit Geldstrafe bis 150 M. oder Haft bestraft. Daneben bestehen auch noch hier und da Verbote gegen die Ankündigung von Geheimmittel, z. B. aus der franz. Zeit noch in der Rheinprovinz [* 42] und im Elsaß, in Berlin nach der Verordnung des Polizeipräsidiums vom Soweit der Verkauf oder die Anpreisung angeblicher Heilmittel unter Vorspiegelung falscher Thatsachen geschehen ist und die sonstigen begrifflichen Voraussetzungen von §. 263 des Strafgesetzbuchs vorhanden sind, kann die Bestrafung wegen Betrugs oder Betrugsversuchs, wenn schuldhaft die Gefundheit geschädigt ist, nach §§. 223, 2233. erfolgen.
Von den bekanntern Geheimmittel sind besonders die folgenden hervorzuheben:
Acetidux, gegen Warzen und Hühneraugen, Lösung von 1 Teil Chromsäure in 3 Teilen Wasser; Preis 3 M., Wert 20 Pf.
Acetine, gegen Hühneraugen, Essigsäure mit Fuchsin gefärbt; Preis 1 M., Wert 10 Pf.
Airys Naturheilmethode, eine Broschüre, welche von F. A. Richter & Co. in Rudolstadt vertrieben wird und vier Geheimmittel gegen 166 Krankheiten empfiehlt:
1) Pain Expeller, ein Gemisch aus 35 Teilen Spanischpfeffertinktur, 20 Teilen Weingeist und 20 Teilen Salmiakgeist; Preis der Flasche 1 M. 75 Pf., Wert 30 Pf. 2). Sasaparillian, ein mit Weingeist und Honig versetzter, etwas Jodkalium enthaltender Auszug aus Sarsaparilla und Chinawurzel; Preis 4 M. 50 Pf., Wert 60 Pf. 3). Pills, aus Eisenpulver, Jalapenharz, Jalapenpulver, Althäpulver und einem bittern Extrakt bestehend; 60 Pillen 1 M., Wert 25 Pf. 4). Calming Pastills, Tabletten aus Zucker und Anisöl, mit Lakritzen gefärbt; Preis der Schachtel 1 M., Wert 25 Pf.
Akustikon, gegen Ohrenleiden aller Art, besteht aus Glycerin, Wasser, Spiritus und ätherischem Ol; Preis 2 M., Wert 15 Pf.
Algontine, Mund- und Zahnwasser, wässerige Salpeterlösuug mit Pfefferminzöl, Myrrhen- und Zimmettinktur.
Alpenkräuterthee, Dr. Schwarzes, in Dresden, von Otto E. Weber in Berlin, ein aus Zahlreichen Droguen zusammengesetzter Thee von leicht abführender Wirkung, der mit den Alpen [* 43] nur den Namen gemein hat. ¶
American Pills von Boldt Lesington, für Vollblütige, Korpulente, als Schutzmittel gegen Epidemien u. s. w., bestehen aus Scammonium, Rhabarber und Seife: Preis der Schachtel 2 M. 40 Pf., Wert 60 Pf.
Anadoli von Kreller, orient. Zahnreinigungsmasse, aus Seife, Stärkemehl, Seifenwurzel und ätherischen Ölen bestehend; Preis 1 M., Wert 3 Pf.
Anatherin-Mundwasser von Popp, wird aus rotem Sandelholz, Guajakholz, Myrrhe, Nelken, Zimmet, Nelken- und Zimmetöl, Alkohol und Rosenwasser digeriert und kostet die Flasche 3 M., Wert kaum 50 Pf.
Anosmin-Fußpulver von Bernar, gegen Fußschweiß, ein Gemenge von gepulvertem Alaun und Maismehl; Preis der Schachtel 4 M., Wert 12 Pf.
Antibakterion von Pistor in Wien, als Desinfektionsmittel angepriesen, Lösung von Zinkvitriol und Alaun.
Antidiphtherin, chlorsaures Kali und Eisenchlorid.
Antidot von O. Kretschmer, gegen Zahnschmerz, Mischung von Alkohol, Chloroform und Essigäther, mit Fuchsin gefärbt.
Antifungin von Friedläuder, Desinfektionsmittel, enthält Borsäure, Borax und Schwefelsäure.
Anti-Obesitas von Lehoussel in Genf, Mittel gegen Fettleibigkeit, aus Alkohol, Jodkalium und Stärkezucker; Preis der Flasche 24 M., Wert 1 M. 75 Pf.
Antipsilothron von Hegewald, gegen das Ausfallen der Haare, ein Auszug von Galläpfeln mit Weingeist und Wasser, mit ätherischen Ölen parfümiert.
Asthmacigaretten von Kräpelin & Holm, Cigaretten, welche Tollkirschblätter (Belladonna) enthalten; 15 Cigaretten kosten 1 M. 50 Pf., viermal mehr, als ihr Wert ist.
Asthmakraut (holländisches) von Plönes; Stechapfelkraut, mit Salpeter imprägniert, wird angezündet und eingeatmet: Preis 3 M., Wert höchstens 50 Pf.
Asthmamittel von Aubrée, Abkochung von Senegawurzel mit Jodkalium, Opiumextrakt, Zuckersirup und Weingeist; sechs Flaschen kosten 37 M., Wert höchstens 6-8 M.
Asthmamittel von Kubale, wässerige Lösung von Jodkalium, Bromkalium und Zucker, mit Cochenillentinktur gefärbt; Preis der Flasche 5 M., Wert 1 M.
Asthmathee von Orlein, ans Süßholz, Eibischwurzel, Isländischem Moos, Bitterklee und Andorn; Preis des Pakets 3 M., Wert 75 Pf.
Augenessenz von Romershausen, zur Stärkung und Belebung der Sehkraft, durch Ausziehen von Fenchelsamen mit Weingeist bereitet; Preis der Flasche 3 M., Wert 40 Pf.
Augenheilwasser von Hoffmann, eine Auflösung von 1 Teil Eisenvitriol in 50 Teilen Rosenwasser; Preis 3 M., Wert 20 Pf.
Augenwasser von Bergmann, besteht nach der Untersuchung von Gscheidlen nur aus Fenchelwasser.
Augenwasser von Dr. Gräfe, verkauft von Roth, besteht aus 1,5 g Zinkvitriol und 100 g Fenchelwasser: Preis 3 M., Wert 20 Pf.
Augenwasser von White, fabriziert von Ehrhard in Altenfeld, «stellt bei kranken Augen die Sehkraft wieder her, erhält und stärkt solche bis in das höchste Alter und schützt sicher (!) vor Erblinden», eine Auflösung von 3 Teilen Zinkvitriol und 4 Teilen Honig in 80 Teilen Wasser, parfümiert mit Nelkenöl, kostet 1 M., Wert höchstens 6 Pf.
Balsam Bilfinger, gegen Rheumatismus und Gicht, aus 25 Teilen schwarzer Seife, 40 Teilen Wasser, 10 Teilen Weingeist, 10 Teilen Kampferspiritus, 20 Teilen Salmiakgeist, 5 Teilen Spanischpfeffertinktur; Preis 2 M. 25 Pf., Wert höchstens 40 Pf.
Balsam, Berliner, von Böhm, gegen Wunden aller Art, Flechten, Geschwüre und Frostbeulen, ist ein gewöhnliches, mit Chlorcalcium start verunreinigtes Glycerin; Preisv des Fläschchens 1 M. 50 Pf., Wert 15 Pf.
Bandwurmmittel von Bloch, ist ein sehr konzentrierter und viel zu teuer bezahlter Auszug der Granatwurzelrinde.
Bandwurmmittel von Jacoby, ist reines Kussopulver; Preis der Schachtel 6 M., Wert höchstens 60 Pf.
Bandwurmmittel von Lewinsohn, Farnkrautextrakt in Gelatinekapseln.
Bandwurmmittel von Mohrmann, besteht aus zwei Arzneien, von denen die eine Farnwurzelextrakt, die andere ein Gemisch von Himbeersaft und Ricinusöl enthält, und kostet 6-15 M., wirklicher Wert 1 M. 20 Pf.
Bandwurmpillen von Peschier, bestehen ans 1,6 g ätherischem Farnwurzelextrakt und ebensoviel Farnwurzelpulver, zu 20 Pillen formiert.
Barellas Magenpulver, besteht hauptsächlich aus doppeltkohlensaurem Natron mit etwas Kochsalz, kohlensaurem Kalk und zeitweilig Pepsin; Preis 1 M. 50 Pf., Wert 40 Pf.
Barterzeugungspomade von Royer, besteht aus 1 Teil gepulverter roter China und 15 Teilen schlechter Pomade, kostet 2 M. 90 Pf., wäre aber um 20 Pf. herzustellen.
Barterzeugungstinktnr von Bergmann, «unstreitig sicherstes Mittel, binnen kürzester Frist selbst bei jungen Leuten einen starken Bartwuchs hervorzurufen», ist der weingeistige Auszug von Baumrinde mit ein wenig Rosmarin- und Thymianöl versetzt; Preis 1 M., um das Zehnfache zu teuer bezahlt.
Berliner Balsam, s. oben Balsam, Berliner.
Bettnässer, Mittel für, von Kirchhoffer in Kappel, besteht ans 30 Pulvern und einer Einreibung; jedes Pulver enthält 0,2 g kohlensaures Eisenoxydul, 0,4 g Mutterkorn und 0,03 g wässeriger Krähenaugentinktur, die Einreibung 120 g Quendelspiritus, 60 g Krähenaugentinktur und 15 g Salmiakspiritus. Das Mittel (Preis 15 M.) ist gut, auch den Ärzten schon lange bekannt, aber achtmal zu teuer.
Blankenheimer Thee, s. unten Gesundheitskräuter von Lieber.
Blutreinigungspillen von Morison, s. unten Pillen.
Blutreinigungsthee von Volke, Sennesblätter, Lavendelblüten, Süßholz, Huflattich, Isländisches Moos, Sassafrasholz, Faulbaumrinde.
Bocks Pektoral, Pastillen aus Süßholzpulver, Isländischem Moos, Altheewurzel, Tragant und Malzextrakt, parfümiert mit Rosenöl.
Brassikon, Mittel gegen Kopfschmerzen, besteht aus Pfefferminzöl, etwas ätherischem Senföl und Kampfer, gelöst in Äther und Weingeist.
Brauns Mittel gegen Kopf- und Nervenleiden,
1) Kopfwasser, ein mit Wasser verdünntes Kölnisches Wasser;
2) Tropfen homöopathischer Art, ohne wirksame Bestandteile.
Bräunetinktur von Netsch, gegen Bräune und chronische Heiserkeit, besteht in der Hauptsache aus Kreosot und Nelkenöl; Preis des Fläschchens 1 M., Wert höchstens 15 Pf.
Brönners Fleckwasser, s. Fleckmittel (Bd. 6, S. 830 b).
Bruchpflaster von Krüsi-Altherr, znr Heilung von Unterleibsbrüchen, aus Fichtenharz und Terpentin bestehend, kostet 5 M., Wert 20 Pf.
Bruchsalbe von Sturzeuegger, ein Gemisch von einfachem Schweinefett mit etwas Lorbeeröl, kostet gleichfalls 5 M., Wert 10 Pf.
Brustkaramellen von Donat, s. unten Donats Brustkaramellen.
Brustsirup, weißer, von Mayer in Breslau, [* 45] besteht aus weißem Zucker, Wasser und Rettichsaft, kostet die Flasche 6 M., ist aber kaum den vierten Teil wert.
Calming Pastills, s. oben Airys Naturheilmethode.
Choleraliqueur Abdallah von Meyer, gezuckerter, spirituöser Auszug aus Pflanzenstoffen, Ingwer, Kalmus und bittern Droguen.
Cocapillen von Sampson in Neuyork, [* 46] gegen Lungenschwindsucht, Asthma, Katarrh und Halsleiden, aus Cocaextrakt und Cocapulver, sind wirkungslos und viel zu teuer.
Daubitzscher Liqueur, s. unten Kräuterliqueur.
Deutsche [* 47] Kaisertranklimonade, s. unten Königstrank.
Diabetesmittel von Medizinalrat Dr. Müller, Dekokt von Pflanzenstoffen mit Salpeter, Salicylsäure, Glaubersalz und Glycerin.
Diphtheritismittel von Lehmann in Berlin, besteht ans Milchzucker mit einer Spur eines Quecksilbersalzes und einer geringen Menge eines Pflanzenpulvers.
Diphtheritismittel von Rieger in Glogau, [* 48] ein öliger Auszug vou Wolfsmilch zum Pinseln sowie eine scharfschmeckende Flüssigkeit aus Franzbranntwein, Benzoetinktur und Spuren von Anisöl.
Donats Brustkaramellen, gegen Husten, Schwindsucht, Schlaflosigkeit und Nervenschwäche, ans Eibisch- und Süßholzwurzel. Wirkungslos und viel zu teuer.
Eau de Capille, ein nicht ungefährliches Haarfärbemittel, enthält neben Bleisalzen Schwefelmilch, Glycerin und unterschwefligsaures Natron mit Wasser und etwas Eau de Cologne.
Eau d'espérance von Rothe, unübertreffliches Schönheitswasser, enthält Alkohol, Salicylsäure und Borax und kostet 3 M., wirtlicher Wert 50 Pf.
Eau de Fées von Sarah Felix in Paris, zum Färben der Haare, eine Lösuug von schwefligsaurem Bleioxd in unterschwefligsaurem Natron, Glycerin und Wasser, ist schädlich und tostet 4 M. 30 Pf., hat aber nur den Wert von 10 Pf.
Eau de Lys von Lohse, Schönheitsmittel, 2 Teile Zinkoxyd, 2 Teile Talksteinpulver, 4 Teile Glycerin, 200 Teile Rosenwasser; Preis 3 M., Wert 75 Pf.
Eau de Quinine Pinaud, enthält weder Chinin noch eine andere Chinabase.
Eckerts Kopfwasser, ein nicht ungefährliches Haarfärbemittel, besteht aus Bleisalzen, Schwefelmilch, Wasser, Weingeist, Glycerin und etwas Parfüm.
Edelweißsalbe, gegen Sommersprossen, Mitesser, Falten und Runzeln, besteht aus ranzigem Fett, Pottasche und Portugalöl; Preis 3 M., Wert höchstens 20 Pf.
Elektrohomöopathische Mittel von Mattei, s. unten Matteis elektrohomöopathische Mittel.
Epilepsiemittel (Auxilium orientis) von Boas in Berlin, eine 2 ½ prozentige mit Zuckerstoff gefärbte Lösung von Bromkalium, dazu ein Fläschchen Tropfen mit ätherischer Baldriantinktur; Preis für beides 25 M., Wert noch nicht ganz 3 M. ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Titel
Geheimmittel.
* Die gesetzliche Regelung des Geheimmittelwesens hat während der letzten Jahre insofern Fortschritte gemacht, als in den meisten deutschen Bundesstaaten gleichmäßige Polizeivorschriften bezüglich der Ankündigung von Geheimmittel erlassen worden sind, dahin lautend, daß die öffentliche Ankündigung von Geheimmittel, welche dazu bestimmt sind, zur Verhütung oder Heilung menschlicher Krankheiten zu dienen, bei Geldstrafe bis zu 150 M. oder Haftstrafe bis zu 6 Wochen verboten ist.
Eine allgemein geltende Erklärung des Begriffes Geheimmittel wurde bisher nicht gegeben, doch lauten die bisher veröffentlichten behördlichen Bescheide und Gerichtserkenntnisse dahin, daß man unter Geheimmittel solche Arzneizubereitungen zu verstehen hat, deren Zusammensetzung und Zubereitung dem Publikum in gemeinverständlicher Weise nicht bekannt gegeben wurden. Danach würde also die von vielen Fabrikanten beliebte Wiedergabe der Bestandteile in Form eines dem Laien unverständlichen, lateinisch abgefaßten Rezeptes den Charakter des Mittels als Geheimmittel nicht beeinträchtigen.
Die infolge der Bestrebungen zur Verfolgung und Unterdrückung des Geheimmittelhandels von staatlichen, städtischen und privaten Laboratorien veröffentlichten Analysen von Geheimmittel haben eine große Zahl erreicht. In Folgendem sind die Bestandteile der in Deutschland [* 49] gebräuchlichsten in den letzten Jahren untersuchten Geheimmittel wiedergegeben:
Alpenkräuterpulver, Schweizer, von Krüsi in Appenzell, [* 50] gegen Unterleibskrankheiten, Schlaganfälle u. s. w. empfohlen, eine Mischung aus gerbstoffhaltigen Pflanzenteilen, Eisenoxyd, Zucker und weinsaurem Natrium; ohne die angepriesene Heilwirkung; Preis 3 M., Wert höchstens 1 M.
Anal von E. Blumenthal in Magdeburg, [* 51] als Schutz gegen Hämorrhoiden, Wundlaufen u. s. w. empfohlen, besteht aus mit parfümiertem Rindstalg getränkten Wattebäuschchen, deren Wert und Wirksamkeit sehr gering ist.
Antidysentericum von Dr. Schwarz, ein Mittel gegen Brechdurchfall und Diarrhöe, enthält in jeder Schachtel 36 Pillen, welche bestehen sollen aus 1 g Pelletierin, 7,5 g ind. Myrobalanen, 1,5 g Granatwurzelrindenextrakt, 1,5 g Rosenblätterextrakt und 0,75 g Gummiarabikum. Mit Vorsicht brauchen, da giftig. Preis 2 M., Wert 50 Pf.
Antihydroticon von Lewinsohn, ein Fußschweißmittel, besteht aus 50 Proz. Eisenchloridlösung, 30 Proz. Glycerin, Alkohol und indifferenten Ölen. Das Mittel wirkt ätzend und ist zu verwerfen.
Antimigränedemelinne, von einem Apotheker in Maastricht [* 52] hergestellt, besteht aus 6 etwa 1,5 g schweren Pulvern, die aus 2 Teilen Caffein, 4 Teilen Antipyrin und 4 Teilen Zucker zusammengesetzt sind; Preis pro Schachtel 1 ¼ Fl. holländisch, Wert etwa 1 M. Giftig.
Asthmaräucherpulver von O. Fischer, besteht aus den Blättern des Stechapfels und den Blüten der Schafgarbe, welche mit einer Lösung von Salpeter getränkt worden sind; Preis 2 M. 50 Pf., Wert 50 Pf.
Augenmittel von S. Fischer in Grub (Schweiz), zur Heilung von grauem und schwarzem Star:
1) Augentropfen, bestehen aus einer 2 ½ prozentigen Alaunlösung; Preis 1 M. 5.0 Pf., Wert 20 Pf. 2). Augenpulver, gebrannter gepulverter Alaun; Preis 1 M. 20 Pf., Wert 5 Pf. 3). Pulver zum Einnehmen, ist eine Mischung von 96 Proz. Salpeter mit 4 Proz. Magnesia; Preis 1 M. 90 Pf., Wert 10 Pf. 4) 20. Pillen, die Aloe und Rhabarber enthalten: Preis 1 M., Wert 20 Pf.
Baffine, eine als Haarfärbemittel empfohlene 7,5prozentige Lösung von übermangansaurem Kalium, ohne besondere Anweisung, nutzlos.
Blutreinigungspulver von Schütze, enthält Kalium, Natrium, Magnesium, Kohlensäure, Schwefelsäure, ¶
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Weinsäure und wenig Chlor. Wismut, Salicylsäure und Lithium, welche als Bestandteile angegeben werden, sind darin nicht gefunden wurden. Abführmittel.
Blutreinigungstabletten von F. Großmann in Düsseldorf, [* 54] sollen Faulbaumrinde, Sennesblätter und Rainfarnblätter enthalten. Gelindes Abführmittel.
Brauns Mittel gegen Neuralgie und Magenschwäche von Apotheker Fuchs [* 55] in Berlin, bestehen aus spirituösen Lösungen, denen keinerlei arzneiliche Wirkung zukommt. Preis 2 M. 40 Pf., Wert 20 Pf.
Camphar, ein von Ed. Müller in Asch in Böhmen [* 56] empfohlenes Mittel gegen die Cholera, ist eine gesättigte Lösung von Kampfer in 50prozentigem Alkohol, in welcher noch etwas ungelöster Kampfer fein verteilt ist. Gegen Cholera nutzlos.
Cassarinis Epilepsiepulver (Infallibile remedio contra l'epilessia ect.) von Apotheker Cav. Clodoveo Cassarini in Bologna, sind Pulver, von denen jedes aus ungefähr 5,5 g Bromkalium und 0,1 g Eisenoxyd besteht, nur in leichten Fällen wirksam.
Choleramittel, chinesisches, von einem Chinesen Ho-Amei empfohlen, hat sich als ein Gemenge vegetabilischer Droguen, besonders Rhabarber, erwiesen, welches verhältnismäßig große Mengen Schwefelarsen und Schwefelquecksilber enthält (vgl. auch Camphar). Giftig.
Confetti Costanzi, eine ital. Specialität gegen Krankheiten der Harnorgane, besteht in Pillen, von denen jede 0,03 g Terpentin und 0,01 g Zinksulfat enthält. Nur mit Vorsicht zu gebrauchen und für den angegebenen Zweck nutzlos.
Creme Iris, besteht aus Borax, Speckstein, Zinkoxyd uud Glycerinsalbe.
Creme Lesebure, Sommersprossenmittel, eine Salbe aus Fett, Wachs und Quecksilbersublimat. Giftig.
Dentila, ein Zahnheilmittel, ist eine wenig wirksame Mischung aus Myrrhentinktur, Löffelkrautspiritus, Natanhiatinktur, Pfefferminzöl und Nelkenöl.
Diphtheritismittel von H. Bringmann in Forst, [* 57] eine Lösung von 2,5 g Alaun in 500 g mit etwas Löffelkrautspiritus versetztem Wasser; wertlos.
Diphtheritismittel von C. Drescher in Breslau, besteht aus 30 Proz. Alkohol, 43 Proz. Birkentheer und Wasser. Wertlos.
Diphtheritismittel von O. Friedel in Braunschweig, [* 58] besteht aus zwei Lösungen, welche abwechselnd eingenommen werden sollen. Die eine enthält Cyanquecksilber, die andere ist ein dünner weingeistiger Auszug unwirksamer Pflanzenstoffe. Giftig.
Diphtheritismittel, Münchener, ist der Saft aus dem Hauslauch mit einem Zusatz von Honig und chlorsaurem Kalium: wertlos und innerlich genommen giftig.
Diphtheritismittel von Bruno Nierling in Breslau, ist eine Lösung von 3 Teilen festem Ätzkali in 97 Teilen einer Mischung von Wasser und Glycerin zu gleichen Teilen, wirkt stark ätzend.
Diphtheritismittel von Tewaag in Heigensulbach, soll eine Mischung von Glycerin, Eisenchloridlösung und Wasser sein.
Eau des Circassiennes von Dr. Thomson, ein Sommersprossenmittel, besteht aus 30 g Zinkoxyd und 200 g parfürmiertem Wasser; Preis 3 M., Wert 30 Pf.; nutzlos.
Eau sublime de feuilles, ein Haarfärbemittel von Apotheker Chequot in Paris, soll eine Lösung von 1,5 Proz. Bleizucker mit etwas Glycerin und Schwefel sein. Gesundheitsschädlich.
Elektrohomöopathische Sternmittel von A. Sauter in Genf. Die Kügelchen bestehen aus reinem Zucker, die Salben sind parfümierte Gemische von Vaselin und Paraffin [* 59] mit etwas Salicylsäure. Das sog. vegetabilisch-elektrische Fluidumblau ist eine parfümierte Lösung von Salicylsäure. Wirkung sehr zweifelhaft.
Elixir Godineau, ein Mittel gegen Blutarmut, hat sich als Zuckersaft mit ungefähr 2 Proz. Fleischextrakt erwiesen; wertlos.
Epilepsiepulver von Ludwig Krohn in Berlin, besteht aus gepulverten Wurzeln, Rinden und Blättern von Pflanzen, die eine specifische Wirkung gegen Fallsucht nicht besitzen; Preis 3 M. (Vgl. auch Cassarinis Epilepsiepulver.)
Fellitin, ein Mittel gegen Frostbeulen u. s. w., ist lediglich gereinigte Ochsengülle.
Feraxolin, Fleckmittel von Joh. Grolich in Brünn, [* 60] ist eine mit Kleesalz versetzte Seifenmischung.
Flechtenmittel von Padberg, ist eine verdünnte Losung von arsenigsaurem Kalium. Giftig. Preis 5 M., Wert etwa 25 Pf.
Flechtenpomade von R. Lenz in Danzig [* 61] (Dr. Bulwers Flechtentod), besteht aus Öl, Wachs, rotem Schwefelquecksilber und etwas Eisen; [* 62] Preis 50 Pf. für 25 geheimmittel. Giftig!
Flechtentod der Mariendroguerie in Danzig, eine parfümierte Mischung aus Öl, Wachs und rotem Zinnober; [* 63] eine Rolle von 42 g kostet 2 M., Wert 20 Pf.-
Bulwers Flechtentod, s. Flechtenpomade.
Frottierheilapparat, galvanisch-elektrischer, von H. T. Biermanns in Frankfurt [* 64] a. M., besteht ans einer Voltaschen Säule, die mit einer Bürste in Verbindung steht. Es soll höchstens ein (natürlich unwirksamer) Strom von 1 Milli-Ampere damit zu erzielen sein; Preis 20 M., Wert etwa 3 M.
Gehöröl von S.Fischer in Grub (Schweiz), besteht aus einer Mischung vou Kajaputöl und Mandelöl; 15 g kosten 2 M., Wert höchstens 30 Pf. Mit Vorsicht zu gebrauchen.
Gehöröl von Dr. Schipke, besteht aus 70 Proz. grün gefärbtem Olivenöl, je 15 Proz. Kajaputöl und span. Hopfenöl, mit geringen Mengen von Anis-, Nelken- und Pfefferminzöl; von geringem Wert.
Gehöröl von Schmidt, eine Mischung von Kajaputöl, Kampferöl und Mandelöl; 15 55 kosten 4 M., Wert 30 Pf.
Germicide (Parfüm), s. Parfüm Germicide.
Gesundheitsessig, antiseptischer, von Dr. Kopp in Straßburg, [* 65] als Präservativmittel gegen ansteckende Krankheiten dem Waschwasser zuzusetzen, ist eine 2prozentige Lösung von Thymol in Alkohol und verdünnter Essigsäure und zu genanntem Zwecke nutzlos; Preis 2 M. 20 Pf. pro Flasche von 250 g, Wert etwa 80 Pf.
Gesundheitsketten von E. Kosdenat in Stettin, [* 66] sind den sog. Talismanketten (Wintersche Ketten) ähnlich; Preis 6 M.
Glünickes giftfreie Pflanzensäfte, von denen der eine innerlich, der andere äußerlich und der dritte zu Darmeingießungen zu verwenden ist, sind in der Hauptsache Abkochungen stark gerbstoffhaltiger Pflanzenstoffe (Eichenrinde u. s. w.); Preis 14 M., Wert sehr gering.
Haarbalsam, vegetabilischer, von N. Böhme in Berlin, eine parfümierte Lösung von salpetersaurem Blei, welche etwas Schwefel enthält, soll neuerdings au Stelle von Blei Wismut enthalten. Wirkung nur vorübergehend.
Haarfärbemittel «Non plus ultra» von H. Janke.
1) Eine Lösung von salpetersaurem Silber in Alkohol und Ammoniak.
2) Eine alkoholische Lösung von Pyrogallussäure.
Haarwachs von M. Hauer in Wien, enthält in der Hauptsache Pferdefett und ist vollständig wertlos.
Haimaton von Twisselmann in Berenstedt, soll ein sicheres Mittel gegen allerlei Krankheiten sein, ist ein gemischtes Pulver, welches seiner starken Wirkung wegen in Schleswig [* 67] nicht mehr verkauft werden darf; Preis 2 M., Wert 1 M.
Hämatogen von Dr. Hommel, ist ein eisenhaltiges Blutpräparat, welches phosphorsauren Kalk und phosphorsaures Kalium neben Glycerin, Eiweiß und Alkohol enthält. Gegen Bleichsucht empfohlen.
Hämorrhoidal - Hantelpessar, Dr. Lütjes, von Evens & Pistor in Cassel, zur mechan. Behandlung von Hämorrhoiden, ist ein 10 g schweres und 8 cm langes, an beiden Enden verdicktes Stäbchen aus Hartgummi; Preis 3 M. 50 Pf., Wert 10 Pf.
Harzer Gebirgsthee, besteht aus einem Gemisch von Huflattigblüttern, Ringelblumen, Schafgarbe, Korianderfrüchten, Lawendelblüten, Sennesblättern, Steinklee, Süßholz und Sassafrasholz.
Head-ache Lotion von Worledge, ein Mittel zum Einreiben gegen Kopfschmerzen, besteht auö 0,02 g Kampfer, 3 g Salmiakgeist, 2,5 g Kochsalz und 0,05 g Chlorammonium in 100 g Wasser; ohne besondere Wirkung.
Headine, Mittel gegen Migräne und Kopfschmerzen, ist eine Mischung von etwa 69 Proz. Antifebrin und 31 Proz. doppeltkohlensaurem Natrium.
Heilsalbe von Apotheker Maas in Muskau, ist eine Mischung ans 1,75 g Silbernitrat, 15 g gelbem Wachs, 74 g Schweineschmalz und Perubalsam. Wirkt ätzend.
Hühneraugentod von Aug. Siegel, ein schwach parfümierter Salicylsäuretalg; wirkt nur vorübergehend.
Hustenpastillen von Keating, enthalten neben Zucker, Lakritzen und Salmiak auch etwa 0,002 g Morphium, sind deshalb mit Vorsicht zu gebrauchen.
Illodinzahnwasser, s. Zahnwasser.
Infallibile remedio contra l'epilessia etc., s. Cassarinis Epilepsiepulver.
Jakobsöl, s. St. Jakobsöl.
Jekels Salbe gegen Krampfader-Fußgeschwüre, Flechten u. s. w., ist eine Mischung von Schweinefett, Perubalsam, Zinkoxyd und Quecksilberjodid. Giftig. Preis 6 M., Wert 1 M. 30 Pf.
Katarrhpastillen oder Katarrhbrödchen von Ißleib, bestehen in der Hauptsache aus Zucker mit einer geringen Menge Salmiak und Anisöl.
Katharol, ein Mundwasser vom Medizin. Warenhaus in Berlin, besteht lediglich aus einer schwachen Lösung von Wasserstoffsuperoxyd. Wert 20 Pf.; von geringer Wirkung.
Keuchhustensirup von L. de Almeida, ist Tolubalsamsaft mit ungefähr 0,2 Proz. Kreosot und 0,15 Proz. Sulfonal. Ohne ärztliche Verordnung nicht zu gebrauchen.
Krampfmittel, von Wilh. Weplers Verlag in Berlin vertrieben, bestehen aus Droguen aller Art, denen die ihnen zugeschriebene Wirkung nicht zukommt.
Kräuterwein von Ullrich, ein mit sehr verdünntem Weingeist hergestellter Auszug aromatischer Vegetabilien mit etwas Jalape; Preis 1 M. 75 Pf., Wert etwa 60 Pf.; wirkt anregend und abführend.
Krebsmittel von einem westfäl. Bauern, ist nichts weiter als gepulvertes Kardobenediktenkraut, welches in Pulvern von 1 bis 2 g gegeben wird; vollständig nutzlos und wertlos. ¶
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Lebensbalsam von Spudäus, s. Spudäus' Lebensbalsam.
Lungenkräuterthee von Dr. O. Hennig, dargestellt von N. Kärten in Solingen, [* 69] besteht ans je 5 g Senegawurzel, Lindenblüten und Aniskörnern, je 10 g Veilchen- und Süßholzwurzel, 15 g Bittersüßstengeln, 20 g Koriander und 25 g Carrageenmoos; Preis 1 M., Wert 25 Pf.
Luperin, ein franz. Trunksuchtsmittel, soll ein Gemisch ans Enzian- und Colombowurzel und Quassiaholz sein. Es schmeckt sehr bitter und hilft nichts.
Migrosine des Heilmagnetiseurs Otto Mengler in Breslau, ein Mittel gegen Migräne, ist eine Lösung von 4 g Menthol in 16 g Essigäther. Preis 1 M., Wert 20 Pf.
Mustachesbalsam von P. Bosse, Barterzeugungsmittel, ein Gemenge von Wachs mit Schmalz oder Öl; unwirksam; 80 g kosten 2 M. 50 Pf., Wert 40 Pf.
Nervenfluid von Dressel, ein weingeistiger Auszug von Arnikablüten mit etwas Menthol oder Pfefferminzöl; Wert 30 Pf.; wirkt nur vorübergehend.
Nervenschoner, von Rob. Oswald in Breslau, ein Mittel gegen nervöse Schlaflosigkeit, besteht lediglich aus 2 Gummizäpfchen, mit welchen der äußere Gehörgang des Ohres zu verstopfen ist; Preis 2 M. 50 Pf., Wert 20 Pf.
Obstipationsmittel (gegen Verstopfung und Blähung) von Behnke in Hamburg, [* 70] ist eine Emulsion aus Ricinusöl mit Magnesia und Crotonöl; wegen des Crotonöls mit Vorsicht zu gebrauchen. Preis 1 M. 20 Pf., Wert 40 Pf.
Odol, soll eine mit Saccharin versüßte, mit Pfefferminzöl parfümierte Lösung von Salol oder einem damit in den Reaktionen übereinstimmenden Stoffe in Alkohol sein; Wert 50 Pf.
Orientalisches Extrakt von W. Kraus in Köln, [* 71] als Enthaarungsmittel empfohlen, enthält Weizenstärke mit etwa 27 Proz. Ätzkalk und etwa 13 Proz. Schwefelarsen. Giftig. Preis 1 M. 50 Pf., Wert 20 Pf.
Ozonogenpapier von Dr. Kopp in Straßburg, soll angezündet und verbrannt ansteckende Krankheiten fernhalten; wirkungslos.
Paracelsia-Heilmittel von H. Frey in St. Ludwig im Elsaß, bestehen hauptsächlich aus Milchzucker und sind wirkungslos.
Parfüm Germicide, als desinfizierendes Parfüm von der Red Gross Germicide Co. in London [* 72] in den Handel gebracht, besteht aus einer konzentrierten Lösung von Thymian, Citronen-, Lawendel- und Fichtennadelöl in Alkohol. Preis 4 M., Wert 80 Pf.; ohne desinfizierende Eigenschaften.
Pate des Gnomes von Dr. Thomson, Bartwuchsmittel, eine rosagefärbte parfümierte Salbe aus Stärke, [* 73] Vaselin und Glycerin; wirkungslos; 50 g kosten 2 M. 50 Pf., Wert 50 Pf.
Pélagine, Mittel gegen Seekrankheit, von Fournier, eine ätherische Lösung von Antipyrin, Cocain und Coffein; wegen des Cocaingehaltes gefährlich.
Präservativpillen von Laville in Paris, enthalten 47 Proz. lösliche organische Stoffe, 3,8 Proz. in Wasser lösliche Mineralbestandteile (schwefelsaure und phosphorsaure Alkalien), 27 Proz. unlösliche Pflanzenteile (hauptsächlich Zaunrübenpulver), 4,4 Proz. unlösliche Mineralbestandteile (Sand, kohlensauren Kalk) und 6,8 Proz. Harzbestandteile, besonders Guajakharz.
Quinquina Raphael von Lanique in Metz, [* 74] ein Wein, der nur geringe Spuren Chinin erkennen läßt.
Radikal-Wurmpulver von F. Großmann in Düsseldorf, soll, wie die Radikal-Wurmtabletten, lediglich aus gepulverten Rainfarnblättern bestehen; fast wirkungslos.
Reduktions- und Entfettungspillen, Marienbader, bestehen aus Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat, Lithiumcarbonat, Kaliumsulfat, Natriumsulfat, Natriumchlorid, Natriumbicarbonat, Süßholz, Eibischwurzel, Cascarillextrakt und Wasser; wirken als Abführmittel.
St. Jakobsöl, enthält 82,4 Teile Terpentinöl, 10 Teile Äther, 5 Teile Alkohol, 2 Teile Carbolsäure, 0,4 Teil span. Pfeffer, 0,013 Teil Aconitumalkaloide und Kampfer (in Terpentinöl gelöst), parfümiert mit Origanumöl. Wahrscheinlich ist das Öl mit Santelholzöl gefärbt.
Santal Midy, besteht in Gelatinekapseln mit je 0,3 g Santelholzöl.
Schönheitsextrakt von Gebhardt, ein Mittel gegen Hautkrankheiten, besteht ans nahezu gleichen Teilen Glycerin und Ricinusöl; fast wirkungslos; Preis 2 M., Wert 30 Pf.
Schweißreduktionsmittel von Hoffmann in Koblenz, [* 75] besteht ans etwa 95 Proz. Weinsäure, 2 Proz. Borsäure, ½ Proz. Essigsäure und 2 ½ Proz. schwefelsaurem Kalk. Nach Angabe des Verfertigers soll es aus Thonerdeverbindungen und Fruchtsäuren zusammengesetzt sein.
Solution antidiabetique von Dr. Moreau in Lyon, [* 76] eine mit Cochenille gefärbte Lösung von 2,5 Proz. doppeltkohlensaurem Natrium und 10 Proz. Glycerin in Wasser. Wirkungslos.
Sommersprossencream von Lewinsohn, eine parfümierte Lanolinsalbe, die 10 Proz. weißen Quecksilberpräcipitat und etwas salpetersaures Wismut enthält. Giftig.
Sommersprossenmittel von Ch. Stangen in Berlin, eine wirkungslose und giftige Lösung von 0,5 bis 1,2 Proz. salpetersaurem Quecksilberoxydul in Wasser.
Sommersprossensalbe Dr. Legraus, mit Rosenwasser und etwas salpetersaurem Wismut versetztes Fett, ohne jede Wirkung. (S. auch Creme Lefebure, Eau des Circassiennes.)
Spudäus' Lebensbalsam: Enzianwurzel, Angelika-Wurzel je 120 g, Kalmuswurzel 80 g, Aloe 580 g, Rhabarber 100 g, Safran 20 g werden durch 10 l Franzbranntwein ausgezogen.
Sterbas Brustsaft, ist parfümierter, rot gefärbter Zuckersaft ohne jede besondere Wirkung.
Trunksuchtspillen von A. Vollmann in Berlin, Pillen aus Enzianwurzel und Enzianextrakt. Gegen Trunksucht unwirksam; Preis 10 M., Wert 50 Pf. (S. auch Luperin.)
Universalmagensalz von Gebr. Wetter [* 77] in Hamburg, ist lediglich gewöhnliches doppeltkohlensaures Natrium; Preis 60 Pf., Wert 10 Pf.
Vegetabilisch-elektrisches Fluidumblau, s. Elektrohomöopathische Sternmittel.
Voltakreuz, zwei aus Zinn und Kupfer [* 78] bestehende, durch einen gelben Faden [* 79] verbundene Kreuze, zwischen denen ein Stück roter Filz befestigt ist. Es soll als Talisman um den Hals getragen werden. Wertlos und wirkungslos.
Warzenmittel von Molfenter in Ulm, [* 80] auch gegen Balggeschwülste und andere Hautauswüchse empfohlen, ist lediglich rohe Salzsäure; Preis 6 M., Wert 10 Pf.
Wasmuths Hühnerangenringe, sind mit einer zerteilenden Paste bestrichene Stoffringe, welche den Schmerz lindern, aber niemals die Hühneraugen gänzlich vertreiben. Preis für 12 Stück 1 M., Wert höchstens 20 Pf.
Wybert-Tabletten, ein Schweizer Geheimmittel gegen Husten, bestehend ans 54 Teilen Lakritzen, 90 Teilen Zucker, 30 Teilen Gummiarabikum und etwas Pfefferminzöl.
Zahnwasser (Illodinzahnwasser), eine rot gefärbte Lösung von Pfefferminzöl, Nelkenöl, Rosenöl, Anisöl, Menthol uud Salol in Alkohol.