Gegendämmerung
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s. Dämmerung.
Gegendämmerung
3 Wörter, 32 Zeichen
Gegendämmerung,
s. Dämmerung.
die Helligkeit, welche die Sonne [* 3] einige Zeit vor ihrem Aufgang (Morgendämmerung) und nach ihrem Untergang (Abenddämmerung) verbreitet, und welche des Morgens zunimmt, wie sich die Sonne dem Horizont [* 4] nähert, und des Abends abnimmt, wie sie sich von demselben entfernt. Sie entsteht dadurch, daß die Sonnenstrahlen die höhern Luftschichten noch treffen und diese, weil sie nicht vollständig durchsichtig sind, einen Teil des auf sie fallenden Lichts zurückwerfen und zerstreuen.
Ohne Atmosphäre oder bei vollständiger Durchsichtigkeit derselben würden auf unsrer Erde Licht [* 5] und Finsternis unmittelbar und ohne Übergänge einander folgen. Wie nun die Dämmerung zunächst abhängig ist vom Stande der Sonne, so wird sie in ihrem Verlauf und in ihren einzelnen Erscheinungen ganz vom Zustand der Atmosphäre beherrscht, soweit derselbe das Verhalten zum Licht zu modifizieren vermag. Weil aber die Atmosphäre in Bezug auf ihre Reinheit, Feuchtigkeit, Temperatur, Ruhe und Bewegung fortwährenden Schwankungen unterworfen ist, so ist auch die Dämmerung zu verschiedenen Zeiten an demselben Ort sehr ungleichartig.
Ist die Luft recht rein, so bemerkt man bald nach Sonnenuntergang diametral dem Untergangspunkt gegenüber einen blaugrauen, bogenförmig begrenzten Raum am Himmel, [* 6] welcher den von der Erde auf die Atmosphäre geworfenen Schatten [* 7] bezeichnet. Dieser Raum wurde von Mairan Gegendämmerung genannt. Er ist gewöhnlich durch einen weißlichen Streifen von dem übrigen rötlichen Himmel getrennt, eine Folge der Zusammenwirkung des roten und blauen Lichts. Mit sinkender Sonne hebt sich der Schatten mehr und mehr und erreicht den Zenith, wenn die Sonne 6½° unter dem Horizont steht. Zu dieser Zeit werden die größern Sterne sichtbar.
Die orangefarbene Abendröte zieht sich unterdessen immer mehr nach dem westlichen Horizont zusammen, und über ihr zeigt sich ein weißer, bogenförmig begrenzter Raum, den man Dämmerungsschein zu nennen pflegt. Die Abendröte verschwindet dann immer mehr und mehr und sinkt endlich unter den westlichen Horizont hinab, worauf auch die kleinsten Sterne sichtbar werden. Dies ist das Ende der astronomischen Dämmerung, bei welchem die Sonne 18° unter dem Horizont sich befindet. Ein Kreis, [* 8] welcher 18° unter dem Horizont und parallel mit diesem am unsichtbaren Teil des Himmels gezogen wird, heißt der Dämmerungskreis, und da, wie schon erwähnt, die Dämmerung von der Atmosphäre bedingt wird, so kann man aus der Lage des Dämmerungskreises auf die Höhe der Atmosphäre schließen, die sich hiernach zu etwa 9 geogr. Meilen ergibt. Die Dauer der Dämmerung ist also abhängig von der Zeit, in welcher die Sonne den ¶
Dämmerungskreis erreicht, und diese Zeit ist verschieden je nach der Neigung und Stellung des von der Sonne an einem Tag durchlaufenen Kreises. In dem Maß, wie die Sonne schräger gegen den Horizont herabsinkt, braucht sie offenbar mehr Zeit, den Dämmerungskreis zu erreichen, weil sie einen größern Weg zurückzulegen hat als da, wo sie mehr senkrecht zum Horizont untergeht. Letzteres findet in der Nähe des Äquators statt, während die Bahn der Sonne immer schräger gegen den Horizont liegt, je mehr man sich vom Äquator nach N. oder nach S. entfernt.
Die Dämmerung ist daher am Äquator am kürzesten und wird gegen die Pole zu immer länger. Für gewisse Orte und Zeiten sinkt die Sonne überhaupt nicht 18° tief unter den Horizont, es findet dann eine ununterbrochene (mitternächtliche) Dämmerung statt. Unter dem Äquator schwankt die Dauer der astronomischen Dämmerung zwischen 72 und 79 Minuten, unter 40° nördl. oder südl. Br. beträgt die Dauer der astronomischen Dämmerung zur Zeit der Äquinoktien 95 Minuten, zur Zeit des kürzesten Tags 103 Minuten und zur Zeit des längsten Tags 125 Minuten; unter 50° nördl. oder südl. Br. dauert die astronomische Dämmerung zur Zeit der Äquinoktien 115 Minuten, zur Zeit des kürzesten Tags 126 Minuten, und zur Zeit des längsten Tags sinkt die Sonne nur noch bis 16½° unter den Horizont und tritt deshalb die Zeit der hellen Nächte ein, welche unter 50° nördl. Br. 1. Juni, unter 70° 26. März und unter dem Pol 29. Jan. beginnt.
Als Anfang und Ende der bürgerlichen Dämmerung nimmt man den Moment an, wo man im Zimmer ohne Kerzenlicht die gewöhnlichen Beschäftigungen noch nicht oder nicht mehr vorzunehmen im stande ist. Diese Bestimmung ist ungenau, indem es von der Güte der Augen, der Lage des Lokals und andern Umständen abhängt, ob daselbst noch gelesen oder sonst etwas ausgeführt werden kann. Das Lesen größerer Schrift gelingt etwa noch, solange der Sonnenmittelpunkt nicht die Tiefe von 6½° unter dem Horizont erreicht hat.
Die Dauer der bürgerlichen Dämmerung beträgt ungefähr ein Drittel von der der astronomischen. Unter 50° nördl. Br. findet die kürzeste Dauer der bürgerlichen Dämmerung 14. März und 29. Sept. statt, wenn die Sonne 2° 29' südliche Deklination hat. Dieselbe beträgt 40 Minuten, während die kürzeste Dauer der astronomischen Dämmerung unter dieser Breite [* 10] 1 Stunde 53 Minuten beträgt. Am Äquator findet das ganze Jahr über so gut wie kein Unterschied in der Dauer der bürgerlichen Dämmerung statt, indem sie in den Äquinoktien 24, in den Solstitien 25 Minuten währt. Mit dem wachsenden Unterschied der Tageslängen wächst auch der Unterschied in der Dauer der Dämmerung In der heißen Zone spricht sich das Aufhören der bürgerlichen Dämmerung wie überhaupt die Dämmerungserscheinungen deutlicher aus als in der gemäßigten und kalten Zone.