Gefäßkrypt
ogamen,
kryptogamische Gewächse, bei denen die Gewebedifferenzierung so weit vorgeschritten ist, daß
besondere
Stränge,
Gefäßbündel
[* 2] (s. d.) oder Leitbündel, ausgebildet sind, welche sich von
den sie umgebenden Gewebepartien in
Bau und Funktion unterscheiden. Auch in der äußern
Gliederung, in der Art der Sporenbildung,
in der
Entwicklungsgeschichte weichen sie von den
Moosen und
Thallophyten in wesentlichen Punkten ab. Es
gehören hierher die
Farne,
[* 3] Equisetaceen
[* 4] oder
Schachtelhalme und die Lykopodinen; diese drei Gruppen unterscheiden sich hauptsächlich
durch die Form ihrer
Blätter und
Stämme. (S. die speciellen
Artikel.)
Allen Gefäßkrypt
ogamen ist die
Bildung von Prothallien gemeinsam, welche
die Geschlechtsorgane tragen und aus denen nach
Befruchtung
[* 5] eines Archegoniums oder auch in seltenen Fällen
durch apogame
Sprossung (s.
Farne) eine sporenbildende
Pflanze hervorwächst.
Die Form der Prothallien ist bei den einzelnen Familien verschieden, wenn auch gerade nicht in wesentlichen Punkten, ebenso verhält es sich mit der Ausbildung der Geschlechtsorgane. Fast genaue Übereinstimmung zeigen jedoch alle drei Gruppen in den ersten Stadien der Embryoentwicklung, soweit dieselbe bekannt ist. Nach der Befruchtung teilt sich zunächst die Eizelle durch drei aufeinander senkrecht stehende Wände in acht Zellen, sog. Oktanten. Von diesen acht Zellen werden nun im weitern Verlauf der Entwicklung zwei zur Bildung des Stammes verwendet und zwar die, welche dem Vegetationspunkte des Prothalliums zugekehrt sind; durch mehrfache Teilungen in denselben wird eine Scheitelzelle gebildet, die den Vegetationspunkt des Stammes darstellt; aus zwei andern Oktanten, die aneinander anstoßen und direkt neben den vorigen liegen, geht der sog. Kotyledon, d. h. das erste Blatt, [* 6] hervor.
Aus den vier übrigen Oktanten werden die erste Wurzelanlage und der sog. Fuß gebildet und zwar werden wiederum zu jedem der genannten Organe zwei Oktanten verwendet. Der Fuß ist ein eigentümliches Gebilde, mit dem die junge Pflanze noch eine Zeit lang, gewöhnlich bis zur Entwicklung ihrer ersten Blätter, in dem Archegomiumbauche festsitzt und jedenfalls die zur weitern Embryoentwicklung nötigen Nährstoffe aus dem Prothallium entnimmt. Das letztere stirbt ab, nachdem die Wurzel [* 7] der jungen Pflanze ausgebildet ist. (Betreffs der Weiterentwicklung der sporentragenoen Generation s. die einzelnen Artikel.)
Die große Mehrzahl der jetzt lebenden Gefäßkrypt
ogamen gehört den
Tropen an; man kennt etwa 3500
Arten, von denen aber
nur etwa ein Achtel in der gemäßigten Zone vorkommt. Sie machen jetzt nur noch einen sehr geringen Bruchteil der höhern
Gewächse aus, auch in den
Tropen. Nur auf einigen
Inseln bilden sie noch einen wichtigen
Bestandteil der
Vegetation, so in
Tahiti,
[* 8] wo nur fünfmal mehr
Phanerogamen, oder auf St. Helena, wo nur etwa dreimal mehr
Phanerogamen als Gefäßkrypt
ogamen vorhanden
sind. Dies sind jedoch Ausnahmen, welche sich durch die für die
Farne äußerst günstigen klimatischen Verhältnisse auf
jenen
Inseln erklären. (Hierzu
Tafel: Gefäßkrypt
ogamen. Zur Erklärung vgl. die
Artikel: Polypodium,
Hymenophyllaceen,
Angiopteris,
Alsophila, Osmunda,
Adiantum,
Aspidium, Ophioglossum,
Salvinia,
[* 9] Equisetum, Selaginella,
Lycopodium.)
¶
mehr
Eine viel ausgedehntere Verbreitung hatten die in den frühern Perioden. Die ersten Anfänge der Gefäßkrypt
ogamen lassen sich im Silur nachweisen;
doch sind hier nur sehr wenige Arten bekannt, und die Zurechnung derselben Zu den Gefäßkrypt
ogamen ist nicht immer als ganz sicher anzusehen.
Im Devon
[* 11] dagegen treten sie schon reichlicher auf, es finden sich bereits alle drei Gruppen derselben
vor. Am großartigsten war die Entwicklung der in der Steinkohle, wo sie wohl nahezu drei Viertel der ganzen Vegetation ausgemacht
haben. In der darauf folgenden Dyas tritt schon eine Änderung in dem Verhältnis der Gefäßkrypt
ogamen zu den übrigen
Gewächsen ein, die Gymnospermen nehmen hier an Verbreitung und Artenzahl zu. So geht die allmähliche
Abnahme der Gefäßkryptogamen
durch die spätern Formationen fort, bis auf die Jetztzeit, wo sie, wie bereits
erwähnt, nur noch einen verhältnismäßig geringen Bruchteil der gesamten höhern Gewächse ausmachen. (Näheres s.
die Einzelartikel.)