Titel
Gebler
,
1)
Tobias
Philipp,
Freiherr von, Staatsmann und dramat. Dichter, geb. zu
Zeulenroda
(Reuß),
[* 2] in
Jena,
[* 3]
Göttingen
[* 4] und
Halle
[* 5] gebildet, 1748 holländischer Legationssekretär am
Berliner
[* 6]
Hof,
[* 7] trat um 1753 als
Sekretär
[* 8] des
Handels-Generaldirektoriums in den österreichischen
Staatsdienst und wurde katholisch, erhielt
als Mitglied des
Geheimen
Rats die Leitung der innern Angelegenheiten, ward 1762
Hofrat der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei
und im folgenden Jahr geadelt. 1768 zum Mitglied des
Staatsrats und 1782 zum Vizekanzler der Hofkanzlei zu
Wien
[* 9] ernannt, starb
er daselbst. An den Aufschwungs- und Aufklärungsversuchen für das geistige
Leben in
Österreich
[* 10] unter
Maria Theresia und
Joseph II. hatte auch Gebler
Anteil. Unter seinen mittelmäßigen
»Theatralischen Werken«
(Prag
[* 11] u.
Dresd.
1772-73, 3
Tle.) möchte das
Schauspiel »Der
Minister« (1771) das beste sein.
2) Otto, Maler, geb. zu Dresden, [* 12] studierte die Malerei zuerst auf der Akademie seiner Vaterstadt und dann auf der Münchener, wo er sich besonders an Piloty anschloß. Er machte in erster Linie das Schaf [* 13] zum Gegenstand seines Studiums und erreichte bald in der Charakteristik dieses Tiers ¶
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eine solche Fertigkeit, daß er, unterstützt durch ein saftiges, glänzendes Kolorit, dem bis dahin als unübertreffliche Spezialität betrachteten norddeutschen Schafmaler Brendel gleichkam. Er hat die Schafe [* 15] zu Objekten physiognomischer Studien gemacht und entfaltet in der Wiedergabe der Typen eine erstaunliche Vielseitigkeit. Seine Hauptbilder sind: widerspenstige Schafe;
der gestörte Hausfriede;
heimkehrende Schafherde (1870);
ruhende Schafe am Waldsaum;
die Kunstkritiker im Stall (1873, Schafe vor der Staffelei eines Malers, in der Berliner Nationalgalerie), für welches Bild er 1874 die kleine goldene Medaille der Berliner Ausstellung erhielt;
der Besuch im Stall;
Heimkehr durchs Wasser;
zwei Wilderer. Neuerdings hat er sein Studiengebiet erweitert und sich auch der Darstellung von Hunden gewidmet.
Ein derartiges Bild, Reinekes Ende (Fuchs [* 16] und drei Dachshunde), wurde auf der internationalen Ausstellung in München [* 17] durch eine zweite Medaille ausgezeichnet und für die dortige Pinakothek angekauft.
3) Karl von, Geschichtschreiber, geb. zu Wien, ergriff die militärische Laufbahn, verließ dieselbe aber aus Gesundheitsrücksichten, um sich wissenschaftlicher Thätigkeit zu widmen. Sein Hauptwerk, zu dessen Behuf er wiederholt archivalische Forschungen im Vatikan [* 18] anstellte, ist »Galileo Galilei und die römische Kurie« (Stuttg. 1876-77, 2 Bde.),
dessen zweiter Band
[* 19] die Akten des Galilei-Prozesses enthält, und dem eine weitere biographische Arbeit über Galilei in der »Deutschen
Rundschau« (1878, Heft 8) folgte. Nach Geblers
frühem Tod (er starb bereits in Graz)
[* 20] erschienen noch »Nachklänge.
Ausgewählte Schriften« (Stuttg. 1880, 2 Bde.).