Gebärmutte
rkrankheiten,
die weitaus häufigste Form der Frauenkrankheiten (s. d.),
kommen entweder angeboren vor oder können während der verschiedenen Lebensperioden durch allerhand Schädlichkeiten, die
auf den Genitalapparat einwirken und seine normalen Verrichtungen in der einen oder andern
Richtung beeinflussen, erworben
werden. Namentlich zur Zeit der
Menstruation, der
Schwangerschaft und des Wochenbettes ist die
Gebärmutter
[* 2] infolge
vermehrten Blutzudranges gegen Schädlichkeiten jeder Art sehr empfänglich, und jede Frau muß während dieser Zeit für
ein zweckmäßiges und verständiges Verhalten durchaus besorgt sein, da die meisten Gebärmutte
rkrankheiten im allgemeinen
viel leichter zu verhüten als zu heilen sind.
Die durch Gebärmutte
rkrankheiten verursachten Krankheitserscheinungen sind sehr mannigfach und zerfallen in örtliche,
den Geschlechtsapparat selbst betreffende, wie
Schmerzen der verschiedensten Art,
Blutungen,
Schleim- und Eiterabgänge,
Störungen
der
Menstruation, der
Schwangerschaft, ferner
Unfruchtbarkeit
u. dgl., und in allgemeine, die gesamte Konstitution m Mitleidenschaft
ziehende, wie namentlich Ernährungsstörungen,
Blutarmut und
Bleichsucht,
Nervosität,
Nervenschmerzen,
Hysterie und andere schwere
Nervenleiden, die bei gebärmutte
rkranken Frauen nicht selten sind und jeden Lebensgenuß außerordentlich
verkümmern. Zur Erkennung und erfolgreichen Behandlung der Gebärmutte
rkrankheiten ist in der Regel eine genaue und
allseitige Untersuchung des Genitalapparats durch einen sachkundigen
Arzt ganz unerläßlich.
Wertvolle Instrumente zur Untersuchung der kranken Gebärmutter sind der Mutterspiegel (speculum uteri), eine etwa 10 cm lange cylindrische Röhre aus Milchglas, Hartgummi, Metall oder Holz, [* 3] durch welche die von der Scheide aus zugänglichen Teile der Gebärmutter sichtbar gemacht und örtlich behandelt werden können, und die Gebärmutter- oder Uterussonde (specillum uteri), ein gekrümmtes metallenes Stäbchen, mittels dessen Lageveränderungen der Gebärmutter und die Größenverhältnisse ihrer Höhle erforscht werden.
Hinsichtlich der Behandlung läßt sich im allgemeinen nur so viel bemerken, daß außer der örtlichen Einwirkung, die je nach der Art der Gebärmutterkrankheit in Ausspülungen, Blutentziehungen, Sitzbädern, Einspritzungen, Ätzungen oder operativen Eingriffen besteht, vor allen Dingen für absolute Ruhe und Schonung sowie für eine gehörige Kräftigung und Abhärtung des gesamten Körpers durch eine leichtverdauliche, kräftigende Diät, Genuß der frischen Luft und warme Bäder gesorgt werden muß.
Gebärmutterkranke Frauen müssen sich vor vielem Treppen- und Bergesteigen, vor Reiten, Fahren auf holperigen Wegen, vor schwerem Heben und allen übermäßigen Muskelanstrengungen in acht nehmen und geschlechtliche Erregungen vollständig meiden; bei allen akuten Entzündungen ist absolute Bettruhe erforderlich. Weiterhin sollen solche Kranke auf Roßhaarmatratzen, nicht auf Federbetten liegen, die zu leicht Kongestionen nach den Beckenorganen unterhalten, sich vor jeder Erkältung, namentlich des Leibes und der Füße, sorgfältig in acht nehmen und zu diesem Zwecke wollene Unterkleider tragen; alles starke Schnüren durch Korsetts oder straff zusammengebundene Unterrocksbänder muß durchaus vermieden werden. Ebenso ist gebärmutterkranken Frauen das Wohnen in kalten und feuchten Räumen, in Souterrains und Neubauten gänzlich zu verbieten, da eine gesunde, sonnige und trockne Wohnung für Heilung derartiger Krankheiten ganz unumgänglich erforderlich ist.
Unter den angeborenen Gebärmutterkrankheiten
sind am wichtigsten der vollständige
Mangel und die Verkümmerung der
Gebärmutter,
die dauernde
Unfruchtbarkeit zur Folge haben, und die Verdoppelung der
Gebärmutter
(Uterus duplex), bei welcher der äußerlich
normale Fruchthalter durch eine Längsscheidewand im Innern in zwei bald vollständig, bald unvollständig getrennte Hälften
geteilt wird, womit nicht selten auch eine Verdoppelung der Scheide verbunden ist. Ist nur die eine Hälfte der
Gebärmutter einseitig entwickelt, so entsteht der sog. einhörnige
Uterus (uterus unicornis), während der sog. zweihörnige
(uterus bicornis) dadurch zu stande kommt, daß die beiden für sich entwickelten Gebärmutterhälften in ihrem untern
Teile
miteinander verwachsen sind.
Bei den eben genannten Entwicklungsfehlern der
Gebärmutter können die Funktionen der letztern in ganz normaler
Weise von statten gehen. Von den erworbenen Gebärmutterkrankheiten
kommen am häufigsten vor die verschiedenartigen
Entzündungen, die sog. Lageveränderungen der
Gebärmutter, d. h.
Abweichungen von der normalen
Lage derselben, nämlich der
Vorfall, die Neigungen und Knickungen, die Umstülpung und die Emporzerrung der
Gebärmutter, sowie endlich gewisse
Geschwülste
und Neubildungen, die mannigfache
Beschwerden zur Folge haben können.
Die Entzündungen der Gebärmutter kommen sowohl während der Schwangerschaft und des Wochenbettes, wo sie Kindbettfieber (s. d.) verursachen, als auch im nichtschwangern Zustande vor und nehmen je nach ihrer Ausbreitung und Intensität einen sehr verschiedenartigen Verlauf. Eine sehr häufige Form der Entzündung ist der Katarrh der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis), der mit mehr oder minder erheblicher Schleimabsonderung verbunden ist und entweder akut oder chronisch verläuft.
Der akute Katarrh, der gewöhnlich mit Scheidenkatarrh verbunden ist, entsteht am häufigsten durch plötzliche Unterdrückung der Menstruation, durch starke Erkältungen kurz vor oder während der Menstruation, durch übermäßigen Geschlechtsgenuß oder Ansteckung mit Trippergift; eine besondere Disposition zu solchen Katarrhen pflegen schwächliche, blutarme und bleichsüchtige, nervöse und skrofulöse Frauen zu besitzen. Die hauptsächlichsten Svmptome bestehen in einem Gefühl von Wärme [* 4] und Völle im Unterleib, wohl auch schmerzhaften Empfindungen in der Becken- und Lendengegend, Harndrang und Abgang eines zähen, anfangs durchsichtigen, später trüben und milchweißen Schleims; bei heftigem ¶
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Katarrh kann auch vorübergehendes Fieber vorhanden sein. Bei vollkommener Ruhe und Schonung, lauen Bädern oder lauen Einspritzungen von Milch oder Leinsamenthee, warmen Umschlagen oder feuchten Einpackungen auf den Unterleib kann der Katarrh nach 8-14 Tagen in Genesung übergehen, während bei Vernachlässigung sich leicht die chronische Form aus ihm entwickelt, die unter dem Namen des Weißen Flusses oder der Leukorrhöe (fluor albus) bekannt ist. Hier ist der Schleim- und Eiterabgang gewöhnlich sehr reichlich und hartnäckig und nicht selten tritt nach längerm Bestehen der Krankheit Abmagerung, Blutarmut, trübe und melancholische Gemütsstimmung oder Hysterie ein, die solchen Kranken und ihrer Umgebung das Leben sehr verbittert.
Beim chronischen Gebärmutterkatarrh kann nur von einer konsequenten und verständigen örtlichen Behandlung, die natürlich ausschließlich Sache des Arztes ist, und oft nur von der allmählichen Kräftigung der gesamten Konstitution der Kranken durch kräftigende animalische Kost, gute reine Gebirgsluft, Sol- oder Seebäder und den innerlichen Gebrauch des Eisens Heilung erwartet werden. Bei der Gebärmutterentzündung im engern Sinne (Metritis parenchymatosa) ist nicht bloß die Schleimhaut, sondern das ganze Organ entzündet, geschwollen und ungemein blutreich und schmerzhaft.
Die Krankheit geht entweder in Genesung über, indem der Fruchthalter zu seiner normalen Größe und Beschaffenheit zurückkehrt, oder sie führt zu einer bleibenden Bindegewebsvermehrung und die Gebärmutter bleibt dauernd vergrößert und verhärtet, oder endlich es kommt zur Bildung von Abscessen, die nach den benachbarten Organen oder in die Bauchhöhle durchbrechen und Bauchfellentzündung oder langwierige Eiterung zur Folge haben können. Die hauptsächlichsten Symptome sind hohes Fieber, meist mit Schüttelfrösten und heftigen Schmerzen in der Tiefe des Beckens, die nach den verschiedensten Richtungen ausstrahlen und durch Druck auf den Leib erheblich gesteigert werden; häufig sind damit Übelkeit und Erbrechen, Harndrang und Blutabgang vorhanden. Die Krankheit erfordert eine energische entzündungswidrige Behandlung; horizontale Lage im Bett, [* 6] strengste Diät, Abführmittel und örtliche Blutentziehungen durch Skarifikationen oder durch Blutegel, [* 7] die man am Scheidenteil der Gebärmutter ansetzt; im weitern Verlauf feuchtwarme Umschläge zur Beförderung der Aufsaugung.
Die chronische Gebärmutterentzündung, auch chronische Anschoppung oder Infarkt der Gebärmutter genannt, entsteht meist durch andauernden Blutandrang nach dem Gebärorgan (infolge unmäßigen Geschlechtsgenusses, falscher Lagerung der Gebärmutter, Klappenfehler am Herzen, Lungenemphysem u. dgl.) oder nach wiederholten Fehlgeburten sowie durch unzweckmäßiges Verhalten im Wochenbett und stellt sich als eine oft beträchtliche Vergrößerung und Verhärtung der ganzen Gebärmutter oder auch wohl nur des Scheidenteils derselben dar.
Die Symptome, welche der chronische Infarkt verursacht, sind sehr verschieden; während er bisweilen ohne wesentliche örtliche und allgemeine Störungen verläuft, verursacht er in andern Fällen allerhand subjektive Beschwerden und mancherlei Störungen der Geschlechtsfunktionen (Kreuzschmerzen, Gefühl von Schwere und Druck im Becken, namentlich beim längern Gehen und anhaltendem Stehen, hartnäckige Stuhlverstopfung, Harndrang, Störungen der Menstruation, Magenbeschwerden u. dgl.); nicht selten stellen sich auch allgemeine Schwäche, Abmagerung, Nervosität und Hysterie ein.
Der Verlauf der Krankheit ist immer ein sehr langwieriger; häufig wechseln Besserungen mit Verschlimmerungen ab. Die Behandlung besteht in zeitweiligen Blutentziehungen, milden Abführmitteln, warmen Sitz- und Vollbädern und der lauwarmen Gebärmutterdouche; eines besondern Rufs gegen dieses Übel erfreuen sich Badekuren in Marienbad, Kissingen, [* 8] Homburg [* 9] sowie bei gleichzeitiger Blutarmut der Gebrauch der Stahlquellen von Elster, [* 10] Bocklet, Schwalbach, Pyrmont, Franzensbad u.a. Die Entzündung des Bauchfellüberzugs der Gebärmutter heißt Perimetritis, die des lockern Zellgewebes in der Umgebung der Gebärmutter Parametritis; beide kommen vorzugsweise im Wochenbett (s. d.) vor.
Unter den Lageveränderungen der Gebärmutter ist der Gebärmuttervorfall (prolapsus uteri) ein ebenso häufiges wie lästiges Übel; dasselbe besteht im Anfang nur in einem allmählichen Herabsinken der Gebärmutter in die Höhle der Mutterscheide (sog. Tiefstand oder Senkung der Gebärmutter, descensus uteri), während bei den höhern Graden des Vorfalls der Scheidenteil der Gebärmutter äußerlich zwischen den großen Schamlippen hervortritt oder gar die vorgefallene Gebärmutter samt der umgestülpten Scheide als bläulichrote, pralle, schmerzhafte Geschwulst außerhalb der Schamspalte gelegen ist.
Ein solcher Gebärmuttervorfall entsteht infolge eintretender Erschlaffung der Gebärmutterbänder und der Mutterscheide entweder plötzlich, wenn frisch entbundene Frauen zu früh das Bett verlassen und sich wohl gar schwerer Arbeit unterziehen, oder allmählich, außerhalb des Wochenbettes, infolge anhaltender schwerer körperlicher Arbeit, Heben schwerer Lasten u. dgl. Der Gebärmuttervorfall ist ein außerordentlich lästiges und unangenehmes Übel, das die Kranken zu jeder angestrengten Thätigkeit unfähig macht und die mannigfachsten Beschwerden verursacht; infolge der beständigen Reibung, [* 11] welche der bloßliegende Schleimhautüberzug des Vorfalls beim Gehen und Sitzen erfährt, sowie der andauernden Verunreinigung mit Harn und Kot bilden sich Geschwüre oder selbst brandige Abstoßungen an der Gebärmutter und an der Scheide und werden beständig entzündliche Reizungen hervorgerufen, die sich durch peinigende Schmerzen, Blutflüsse und übelriechende ätzende Schleimabgänge zu erkennen geben. Die Behandlung besteht darin, daß man die vorgefallene Gebärmutter in ihre normale Lage zurückbringt und in dieser durch gewisse mechan. Vorrichtungen, die sog. Mutterkränze oder Pessarien und die Mutterhalter oder Hysterophore, erhält; hochgradige Fälle werden am schnellsten und sichersten durch operative Eingriffe geheilt.
Bei den Neigungen oder Versionen der Gebärmutter ist die letztere als Ganzes entweder nach vorn (Anteversion) oder nach hinten (Retroversion) in verschieden hohem Grade umgelegt, ohne daß ihre Form dabei verändert ist, während bei den Knickungen oder Beugungen (Flexionen) der Gebärmutter diese in der Gegend des Halses eine Knickung derart erleidet, daß die Achse des Gebärmutterkörpers mit der des Cervikalkanals einen mehr oder minder spitzigen Winkel [* 12] bildet; dabei ¶
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ist der Grund der gebeugten Gebärmutter entweder nach vorn (Anteflexion) oder nach hinten (Retroflexion) gerichtet. Die Ursache dieser Lageveränderungen liegt teils in einer abnormen Schlaffheit der Gebärmutter und ihres Befestigungsapparats, teils darin, daß die übermäßig angefüllte Harnblase oder der durch Kotmassen anhaltend überfüllte Mastdarm unter gewissen Umständen die Gebärmutter aus ihrer normalen Lage drängen können. Die Beschwerden sind sehr mannigfach und können den Kranken durch ihre Hartnäckigkeit allen Lebensgenuß verkümmern; die hauptsächlichsten Symptome sind heftige Kreuzschmerzen, anhaltende Blutungen sowie Menstruationsstörungen der verschiedensten Art, Harnbeschwerden, Schleimabgänge, Magenschmerzen und Verdauungsstörungen; häufig sind auch Unfruchtbarkeit, Blutarmut, Hysterie und andere nervöse Beschwerden vorhanden.
Die Behandlung besteht auch hier in der Aufrichtung des geneigten oder gebeugten Fruchthalters und in der Anwendung mechan. Unterstützungsmittel (Pessarien, Hysterophore u. dgl.), durch welche die aufgerichtete Gebärmutter in ihrer normalen Lage möglichst unterstützt und erhalten wird. In geeigneten Fällen wird die Gebärmutter durch Operation in ihre normale Lage gebracht. Die Umstülpung oder Inversion der Gebärmutter kommt gewöhnlich kurz nach der Entbindung durch gewaltsames Zerren an der Nabelschnur oder ungebührlich starkes Pressen zu stande, indem der Grund der schlaffen Gebärmutter durch den weiten Muttermund hervortritt und schließlich eine vollständige Umstülpung der Gebärmutter und der Scheide nach außen erfolgt.
Gewöhnlich zeigen heftige Leibschmerzen, Erbrechen, Blutung, Ohnmacht, Angstgefühl und andere bedrohliche Symptome den Eintritt dieses gefährlichen Zufalles an. Die Behandlung erfordert die schleunige Reposition der umgestülpten Gebärmutter, indem der Geburtshelfer die letztere mit der Hand [* 14] nach oben drängt und in ihre normale Lage zu bringen sucht. Bei der Emporzerrung oder Elevation der Gebärmutter wird die letztere durch allmählich wachsende Geschwülste oder durch Verwachsungen mit dem Bauchfell nach oben in die Höhe gezerrt; besondere Beschwerden sind bei dieser Lageveränderung gewöhnlich nicht vorhanden.
Gebärmutterblutungen oder Metrorrhagien kommen sehr häufig vor und können so hochgradig werden, daß die Gefahr der Verblutung oder bei häufiger Wiederholung chronische Blutarmut entsteht. Am gefährlichsten sind Gebärmutterblutflüsse am Ende der Schwangerschaft, während der Entbindung und in der ersten Zeit des Wochenbettes, wo gewöhnlich schleunige Hilfe notthut; aber auch übermäßige Blutungen zur Zeit der monatlichen Reinigung (Menorrhagie) vermögen den Körper in hohem Grade zu schwächen. (S. Menstruation.) Außerdem geben noch am häufigsten Blutstockungen und Blutandrang nach der Gebärmutter, Auflockerung der Schleimhaut durch Katarrhe, Polypen und andere Mißbildungen Anlaß zu langwierigen Blutungen; auch leiden während der Klimakterischen Jahre (s. d.) viele Frauen an zeitweiligen heftigen Gebärmutterblutflüssen.
Die Behandlung verlangt absolut ruhige horizontale Rückenlage, gehörige Regulierung des Stuhlgangs durch milde Abführmittel, kalte Umschläge auf den Unterleib und die äußern Genitalien, sowie Einspritzungen von kaltem Wasser, Eiswasser oder adstringierenden Lösungen (Gerbsäure, Alaun, [* 15] Eisensesquichlorid) in die Scheide und die Gebärmutterhöhle. Hilft dies nicht, so muß vom Arzte oft die Tamponade, d. i. die kunstgemäße Ausstopfung der Scheide vermittelst eingeführter Wattebäuschchen, ausgeführt werden, übrigens muß bei allen stärkern Metrorrhagien an die Möglichkeit einer Fehlgeburt (s. d.) gedacht werden.
Alle Frauen, die öfter an Gebärmutterblutungen leiden, müssen überdies den Genuß aller aufregenden Getränke (Kaffee, Thee, stärkere Biere, Wein), alle psychischen Aufregungen sowie anstrengende Körperbewegungen, namentlich Tanzen, soviel als möglich vermeiden. Bei angeborenem Verschluß des Muttermundes sammelt sich das ergossene Menstrualblut in der Gebärmutterhöhle an, verwandelt die Gebärmutter in eine große sackartige Geschwulst und verursacht die heftigsten, den Geburtswehen ähnliche Schmerzen (Gebärmutterkolik).
Bei dieser krankhaften Blutansammlung in der Gebärmutter (haematometra) muß dem angehäuften Blut durch einen eingestochenen Troikar ein künstlicher Ausweg nach außen verschafft werden. Auf ähnliche Weise können sich unter gewissen Umständen Schleim, Eiter, Wasser (sog. Sackwassersucht der Gebärmutter, hydrometra) oder Luft und Gase [* 16] (sog. Windgeschwulst der Gebärmutter, physometra) in der Gebärmutterhöhle ansammeln und gleichfalls Anlaß zu heftigen Schmerzen geben.
Unter den Geschwülsten und Neubildungen der Gebärmutter kommen am häufigsten die Schleimpolypen, die Fasergeschwülste oder Fibroide und die krebsartigen Geschwülste vor. Die Schleim- oder Schleimhautpolypen sind erbsen- bis walnußgroße, gestielt aufsitzende geschwulstsörmige Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut, die am häufigsten vom Cervikalkanal ausgehen und wegen ihrer Zartheit und ihres Gefäßreichtums außerordentlich leicht Anlaß zu langwierigen Blutungen geben.
Sie lassen sich durch Abschneiden oder Abbinden [* 17] leicht entfernen. Die Fasergeschwülste oder Fibroide bestehen aus einem derben sehnigen Fasergewebe, glatten Muskelfasern und verhältnismäßig spärlichen Blutgefäßen und werden wegen ihres Reichtums an Muskelfasern auch Myome oder Fibromyome genannt. Sie kommen bald vereinzelt, bald in größerer Anzahl vor und werden am häufigsten bei Frauen beobachtet, die zwischen dem 30. und 40. Jahre stehen. Die Fibroide, deren Größe von der einer Erbse bis zum Umfang eines Männerkopfes und darüber schwankt und deren Gewicht 10-15 kg betragen kann, entwickeln sich ursprünglich in der eigentlichen Substanz der Gebärmutter, drängen aber bei ihrem weitern Wachstum entweder den Bauchfellüberzug der Gebärmutter vor sich her und ragen dann als mehr oder minder große gestielte Geschwülste in die Bauchhöhle (subseröse Fibroide), oder sie schieben die Gebärmutterschleimhaut vor sich her und ragen als sog. fibröse Polypen in die erweiterte Gebärmutterhöhle oder selbst in die Scheide hinein. Größere Myome verursachen gewöhnlich beträchtliche Lageveränderungen und Verschiebungen der Gebärmutter, der Harnblase, des Mastdarms und der benachbarten Organe. Die Beschwerden, die derartige größere Myome veranlassen, bestehen hauptsächlich in außerordentlich heftigen, bisweilen fast unstillbaren Blutungen, in wehenartigen Schmerzen, Stuhlverstopfung und Harnbeschwerden, bisweilen auch Schmerzen und abnormen Empfindungen ¶