Gebärfieber
,
s. Kalbefieber. ^[= (Gebärfieber), eine bei Kühen innerhalb der ersten vier Tage nach dem Gebären, selten auch ...]
Gebärfieber
349 Wörter, 2'636 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Gebärfieber,
s. Kalbefieber. ^[= (Gebärfieber), eine bei Kühen innerhalb der ersten vier Tage nach dem Gebären, selten auch ...]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Gebärfieber
bei den Haustieren. Dasselbe wird beim Pferd,
[* 3] Schwein,
[* 4] Schaf
[* 5] und Hund beobachtet, am häufigsten jedoch
beim Rinde. Das Gebärfieber
des Rindes, gewöhnlich Milchfieber oder Kalbefieber genannt, spielt wegen des häufigen
tödlichen Ausgangs eine nicht geringe volkswirtschaftliche Rolle. Man unterscheidet zwei Formen des Gebärfieber
, die
indessen auch nebeneinander als sog. Komplikation bestehen können. Die erste Form ist die paralytische (durch Lähmungserscheinungen
ausgezeichnet).
Die Tiere zeigen sich anfänglich aufgeregt, um hierauf in eine große Schwäche zu verfallen. Zuerst wird die Nachhand
gelähmt, im Verlaufe der Krankheit schreitet indessen die Lähmung auf den übrigen Körper fort, sodaß die Tiere mit halb
untergeschlagenen oder weggestreckten Beinen daliegen. Kot- und Harnabsatz erfolgen nicht mehr. Appetit ist vollkommen unterdrückt.
Bei dem Versuche, Nahrungsmittel
[* 6] oder Medikamente einzuschütten, tritt sehr leicht Verschlucken und hierauf eine
Entzündung
der Lunge
[* 7] ein, die nachträglich zum Tode führt, wenn die Tiere von dem Gebärfieber
genesen sind.
An der paralytischen Form des Gebärfieber
sterben 50 Proz. Genesung tritt meist nach 2-3
Tagen und zwar ziemlich rasch ein. Die innerliche Verabreichung von Arzneien ist, wie bereits hervorgehoben, wegen der
Gefahr des Verschluckens zu vermeiden. Es sind vielmehr womöglich nur subkutane Einspritzungen zu verwenden,
mit großem Vorteil z. B. Physostigmin (0,1 bis 0,3 g in 5 g Wasser gelöst), ferner Klystiere von Wein oder verdünntem Alkohol
(Schnaps) bis zum Berauschtwerden und äußerlich Reizmittel, Frottieren mit Terpentinöl, Kampferspiritus und verdünntem
Salmiakgeist. Als bewährtes Vorbeugungsmittel empfiehlt sich tägliche Bewegung der hochträchtigen Kühe
und teilweise Futterentziehung.
Die zweite Form des Gebärfieber
ist eine Blutvergiftung, die durch entzündliche Erscheinungen oder Verletzungen der Geburtswege herbeigeführt
wird. Hierbei zeigen die Tiere hohes Fieber, Schmerzen, Eingenommenheit des Kopfes und schließlich, wie bei der paralytischen
Form, hochgradige Schwäche. Die Blutvergiftung führt entweder schnell (in 3-4 Tagen) zum Tode oder nach
8-14 Tagen zu vollständiger Genesung. In andern Fällen geht die Krankheit in langwieriges Siechtum über. Sterbeziffer beträgt
50-70 Proz. Bei der Behandlung dieser Form kommt es hauptsächlichst auf gründliche Desinfektion
[* 8] der Geburtswege mittels
3prozentigen Kreolin- oder besser 3prozentigen Lysolwassers an. Innerlich giebt man fieberwidrige und
belebende Mittel, namentlich Wein und Schnaps, und dazu Abführmittel (Glaubersalz, 1-2 Pfd. beim Rinde).