(engl., spr. gahlt), eine Unterabteilung
(Stufe) der untern Kreideformation,
[* 2] besteht in
Deutschland,
[* 3] England und
Frankreich aus plastischen
Thonen, magern Schieferthonen und Mergeln, lokal auch aus Sandsteinen (Halberstadt).
[* 4]
In denAlpen
[* 5] ist Gault durch harte weiße Kalksteine mit Hippuriten vertreten (Schrattenkalke, Rudistenkalke).
und die Korallenkreide, wie der Name besagt, ein Korallenkalk. Der weißen Kreide sind häufig Feuersteinknollen, mitunter in
bizarren Formen, eingelagert, die, grob lagenweise verteilt, der an sich ungeschichteten Kreide eine Art Schichtung erteilen.
An floristischen Resten ist die Kreideformation, sowie man nicht die Wealdenformation ihr zuzählt, sehr arm; die betreffenden
Einschlüsse sind an wenig Lokalitäten (Aachen,
[* 20] Haldem, einzelne Punkte des Harzes, Schlesiens und Mährens, Niederschöna i.
S.) geknüpft und nur in den Schieferthonen etwas häufiger, hier freilich gelegentlich sogar zu kleinen Kohlenflözen angehäuft.
Eine Mehrzahl der zierlichen Gestalten ist, stark vergrößert, auf unsrer Tafel dargestellt: Flabellina, Chrysalinida, Bulimina,
Lituola, Textularia und Dentalina. Von Echinodermen sind Seeigel besonders formenreich entwickelt; als Beispiel
führt unsre Tafel eine Discoidea-Art auf. Unter den Mollusken
[* 22] finden die Brachiopoden
[* 23] und Konchiferen (s. Exogyra, Inoceramus
und Trigonia auf der Tafel) zahlreiche Vertreter; als besonders charakteristische Formen aber sind aus der letztern Ordnung
die der eigentümlichen, auf die Kreideformation ausschließlich beschränkten Familie der Hippuriten (Rudisten, Kaprotinen) zu
erwähnen, von denen die Tafel Hippurites und Caprina zur Darstellung bringt.
Wie im Silur und Devon,
[* 24] zeigen die Cephalopoden eine große Mannigfaltigkeit der Aufwickelungsformen (Baculites, Toxoceras, Crioceras
und Ancyloceras der Tafel); aber im Gegensatz zu den paläozoischen Repräsentanten des Typus mit den einfachen Suturlinien
besitzen alle hierher gehörigen Genera mit einziger Ausnahme des auch in der Kreideformation vertretenen GenusNautilus
die komplizierten Suturlinien der Ammoniten
[* 25] (eingezeichnet in die Abbildung des Baculites auf der Tafel).
Hierher zählt auch Rhynchoteuthis, mit welchem Namen die Schnäbel von Nautilus- oder Sepia-Arten bezeichnet werden. Endlich
gehen von den zu den Cephalopoden gehörenden Sippen die Belemniten
[* 26] zahlreich in die Kreideformation über, in der obern
Abteilung repräsentiert durch das Genus Belemnitella, welches an dem Schlitz am obern und dem knopfartigen Ansatz am untern
Ende der Scheide leicht erkennbar ist. Von Wirbeltierresten bringt unsre Tafel die breiten Pflasterzähne von Ptychodus (vorzügliches
Leitfossil für die Kreideformation), die spitzen Haifischzähne von Otodus, die Schuppen eines cykloiden Fisches mit
glattem Hinterrand und diejenigen eines ktenoiden mit gezähneltem Hinterrand (welche sich zuerst in der in Übereinstimmung
mit der großen Mehrzahl der heutigen Fische
[* 27] neben denen mit rhombischen Schuppen einstellen), ferner den Kopf eines Sauriers
(Mosasaurus) und eine Schildkröte (Chelonia) zur Darstellung. Gerechtes Aufsehen erregten neuerdings die
vonMarsh aus der Kreideformation von Kansas beschriebenen Odontornithen (Hesperornis, Ichthyornis etc.): Vögel,
[* 28] welche im
Übergang zu den
Reptilien eine vollständige Bezahnung, die Zähne
[* 29] in eine Rinne oder in einzelne Alveolen eingelassen, besitzen.
Abgesehen von der oben schon angedeuteten Faciesbildung, welche auf einem Unterschied in den die Schichten der Kreideformation zusammensetzenden
Gesteinen (ob wesentlich aus Kreide oder aus Sandsteinen bestehend) beruht, spielt sich noch eine Faciesverschiedenheit
in der Ausbildung der Kreideformation ab, welche auf klimatischen Differenzen, in der Kreideformation zuerst unter allen Formationen nachweisbar, beruht:
eine südliche und nördliche Faciesbildung. Die erstere ist durch das massenhafte Auftreten der Rudisten (Hippuriten) charakterisiert,
während die nördliche Facies neben vorwaltenden Ammoniten und Belemniten diese eigentümlichen Konchiferenformen nur ganz
sporadisch enthält. Die Kreidegebiete Englands, Nordfrankreichs, Deutschlands
[* 35] (Rügen, Westfalen,
[* 36] Harz, Sachsen,
[* 37] Regensburg)
[* 38] und
Südschwedens gehören der nördlichen Facies an, Portugal,
[* 39] Spanien, Südfrankreich und die Alpen der südlichen, mit welcher
auch die außereuropäischen Gebiete (Kleinasien, Ostindien,
[* 40] Nordafrika, Texas und andre Gegenden Nord- sowie Südamerikas) die
größten Analogien zeigen. - Nur für weniges vulkanisches Material läßt sich die Gleichzeitigkeit der
Bildung mit der Ablagerung der Schichten der Kreideformation nachweisen: für Pikrite und Teschenite in Mähren,
[* 41] für dioritische, syenitische
und
¶
mehr
porphyrische Gesteine im Banat. - Unter den technisch nutzbaren Mineralien sind in erster Linie die Quadersandsteine als wichtigstes,
namentlich an den sächsischen Elbufern massenhaft gewonnenes Baumaterial, die Schreibkreide zu bekannter Verwendung, die
Kalke und Mergel als Rohstoff zur Mörtel- und Zementfabrikation anzuführen. Einige alpine Kreidekalke bilden schöne Marmorvarietäten,
Phosphorite stellen sich mitunter (so namentlich bei Folkestone in Südengland) in bauwürdiger Menge ein,
ebenso Eisenerze (Peine, Salzgitter, Banat).