Garten
,
[* 2] ein eingefriedigtes Stück Land, welches zum Anbau von Nutz- oder Zierpflanzen benutzt wird. Man unterscheidet Nutzgärten: Obstgärten, Gemüsegärten, Baumschulen und Handelsgärten aller Art;
Ziergärten: Hausgärten, Blumengärten, Rosengärten, Parks;
wissenschaftliche Garten
: botanische, dendrologische, pomologische, önologische Garten
und Schulgärten.
I. Nutzgärten. Obstgärten sollen ausschließlich dem Obstbau gewidmet sein; nur der
Baumgarten, welcher
allein hochstämmiges Obst bei 8–15 m Stammentfernung aufnimmt, gestattet in den ersten 10–12 Jahren als Unterfrucht
Gemüse und Hackfrüchte, später Gras- und Kleenutzung. Der deutsche Hausobstgarten
nimmt alle Obstbaumformen auf, die derart
angeordnet sind, daß sich die einzelnen Formen möglichst wenig gegenseitig beschatten. Der franz.
Zwergobstgarten
nimmt nur Zwergformen auf (s. Obstbaumformen). Auch hier wird oft zu eng gepflanzt.
Für den intensivern Betrieb der Obstgärten empfiehlt es sich, das ganze
Terrain
vor der Pflanzung 70–100 cm tief zu rigolen
(Vgl. Obstbau, Obstbaumpflege,
Obstbaumzucht.)
Gemüsegärten müssen mindestens 50 cm tief rigolt sein; im übrigen ist ein nicht zu bindiger, frischer
Boden der günstigste. Bei der
Anlage eines Gemüsegartens
ist zunächst die Einrichtung
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mehr
eines Kompost- und Dungplatzes ins Auge
[* 4] zu fassen, am besten an einer halbschattigen, versteckten, aber leicht zugänglichen
Seite des Terrains; sodann sind Brunnen,
[* 5] Bassins oder Wasserleitungshähne mit Kübeln in etwa 30 m Entfernung voneinander vorzusehen;
eine Gerätekammer darf nicht zu weit vom Garten
entfernt liegen. Anzuchtsbeete und Mistbeetkasten sind in
nächster Nähe des Garten
oder in demselben anzubringen. Wege werden so wenig wie möglich angebracht. (S. Gemüsebau.)
Baumschulen dienen zur Anzucht von Obst- und Wildgeholzen, Bäumen und Ziersträuchern aller Art. Man unterscheidet Sortiments-Baumschulen
und solche, die nur für Specialitäten, wie Obst, Rosen, Koniferen,
[* 6] bestimmt sind; je einseitiger die Kulturen betrieben
werden, desto vorzüglicher sind in der Regel die Einzelleistungen, desto mehr wird aber auch die Kraft
[* 7] des Bodens erschöpft,
und aus diesem Grunde schon wird man einen Wechsel der Hauptkultur mit andern Nebenkulturen eintreten lassen müssen.
Ein bis ins kleinste durchdachter Bewirtschaftungsplan muß bei der Anlage einer Baumschule zu Grunde gelegt werden. Man wechselt gern mit Hackfrüchten und Gemüsen aller Art; empfehlenswert wäre ein Wechsel zwischen Koniferen und Erdbeeren, Rosen und Stauden. Ein Wechsel unter den Gehölzarten muß ebenfalls, soweit es die mehr oder weniger gleichartige Bodenbeschaffenheit des Terrains gestattet, im Bewirtschaftungsplan vorgesehen werden; so wechselt man mit Kern- und Steinobst, Strauch- und Baumformen, immergrünen und laubabwerfenden Gehölzen.
Auf 6–7 Jahr Baumschulkulturen rechnet man 2–3 Jahre Hackfrüchte. Zur Erhaltung der Ordnung in der Nomenklatur und zur Unterrichtung über die Bestände ist die Einrichtung eines Grund- und Betriebsbuches erforderlich, in welchem für jedes Quartier ein Grundplan mit den etwa angepflanzten Standbäumen und alljährlich die ausgeführten Arbeiten und erzielten Kulturresultate verzeichnet werden. Die zur Gewinnung des nötigen Vermehrungs- und Veredlungsmaterials erforderlichen Sortenbäume werden auf Rabatten oder besser in kleinen Arboreten, Obstmuttergärten, Rosengärten zusammengepflanzt.
Außerdem sind erforderlich Quartiere für Ableger und andere Vermehrungsarten. (S. Vermehrung der Pflanzen). Der Boden für Baumschulen ist am besten sandiger Lehmboden, der nicht zu trocken ist; den frischesten Boden benutzt man für die Anzuchtsbeete; man rigolt mindestens 70 cm tief und wiederholt dieses durchweg nach 6–7 Jahren unter gleichzeitiger starker Düngung. Für besonders wertvolle Pflanzen bearbeitet man den Boden entsprechend sorgfältiger: Kulturbeete aller Art, Moor- und Heidebeete. Meist werden die Baumschulen als Handelsbaumschulen, seltener als Privat- und Gemeindebaumschulen gehalten, (S. auch Obstbaumzucht.) Über die Pflanzgärten der Forstwirtschaft s. Pflanzkamp.
Andere Handelsgärten betreiben Anzucht und Verkauf der verschiedenartigsten Ziergewächse. Sie sind nach ähnlichen Grundsätzen anzulegen wie die Baumschulen, natürlich unter steter Berücksichtigung der besondern Bedürfnisse der einzelnen Pflanzen an Boden, Klima [* 8] und Behandlungsweise.
II. Ziergärten. Im Hausgarten
soll der Besitzer sich ungeniert wie in seiner Häuslichkeit bewegen, gleichzeitig aber frische
Luft, Blumenschmuck und schöne Formen in Rasenbahnen, Beeten wie in der ganzen Anordnung
genießen können. Obst- und namentlich
Gemüsegärten sind daher abseits von demselben anzulegen. Treten Blumenanlagen in einem in den Vordergrund,
so nennt man ihn Blumengarten; sind es Rosen, die in größerer Anzahl und Pracht zur Geltung kommen, so spricht man von einem
Rosengarten.
Nimmt der Garten
größere Ausdehnung
[* 9] an, so wird er zum Park (s. d.).
III. Wissenschaftliche Garten
haben den Zweck, Pflanzen anzuziehen und zu kultivieren, um an denselben Beobachtungen
in pflanzenanatom., morpholog., physiol. und systematischer Beziehung, andererseits über Acclimatisationsfähigkeit, Kulturverfahren
u. s. w. vornehmen zu können; endlich dienen solche Garten
zur Belehrung für Gärtner
und Botaniker; deshalb müssen diese Garten
auch eine möglichst übersichtliche Anordnung der Gewächse aufzuweisen haben, entweder
nach dem System oder nach der geogr. Verbreitung der Pflanzen.
Für technisch verwertbare, Nutz-, Heil- und Giftpflanzen [* 10] werden je nach Bedarf besondere Abteilungen eingerichtet. – Botanische Gärten (s. d.) sollen Pflanzen jeder Familie je nach Größe des Terrains in größerer oder geringerer Auswahl enthalten; da der Platz hier oft nur gering bemessen ist, namentlich für Gehölze, so wird das durchaus berechtigte Verlangen nach größern dendrologischen Garten immer mehr in den Vordergrund treten; solche Garten sollen nur Bäume und Sträucher aufnehmen, welche unter den obwaltenden klimatischen Verhältnissen ganz oder unter leichter Decke [* 11] im Freien aushalten. – Pomologische Garten enthalten nur Obstgehölze in den verschiedensten Formen und Sorten, um hieran Erfahrungen zu sammeln für die volkswirtschaftlich so hochwichtigen Obstkulturen. – Önologische Garten erstrecken sich nur auf den Weinbau. – Schulgärten stehen im Dienste [* 12] der niedern Unterrichtsanstalten und enthalten meistens nur eine beschränkte Sammlung der wichtigsten Gift- und Nutzpflanzen und solcher Gewächse, die für den Unterricht in der Pflanzenkunde von besonderm Interesse sind; auch wird hier Obstbau und Gemüsekultur betrieben, um zur Nachahmung anzuspornen, solche Garten sind aber noch selten und entbehren oft fachmännischer Leitung. – Litteratur, s. Gartenbau.