Garde
»Wache«, speziell
Leibwache eines
Regenten, später größere oder kleinere Truppenabteilungen, welche,
aus dem
Kern der
Heere bestehend,
Fürsten und
Feldherren um ihre
Person scharten.
Alexander d. Gr. besaß eine Garde
, die, aus den
vornehmsten Makedoniern gebildet, sich in zwei
Klassen unterschied: die geringern waren Waffenträger
und hatten die äußern Teile seiner
Wohnung oder seines
Zeltes zu besetzen, seine
Pferde
[* 2] zu warten etc.;
die andern waren seine Jagd-, Tisch- und Schlafgenossen (Hetairoi) und bildeten die Pflanzschule der künftigen Heerführer und Statthalter.
Weit zahlreicher
waren die
Garden und
Leibwachen der persischen
Könige. Nach Herodot bestand
Xerxes' Garde
, als er über den
Hellespont ging, aus 12,000 prächtig gerüsteten
Reitern und 10,000 Fußknechten. Zur Zeit der römischen
Republik ward die
Person des
Feldherrn von der Cohors praetoria beschützt, aus welcher unter
Augustus die kaiserliche
Leibwache (praetoriani)
entstand, die (etwa 5000 Mann) in neun
Kohorten geteilt war. Die deutschen
Kaiser ließen sich von
Trabanten
und später von
Hartschieren bewachen.
Nicht selten wählten mißtrauische Monarchen
Ausländer, besonders
Schweizer und
Schotten, zu ihren
Garden, so
Ludwig XI.
(Becs de corbin,
s.
Centgardes).
Franz I. hielt eine
Kompanie
Garde du Corps (s. d.), anfangs bloß
Lanciers, später mit Feuergewehren und
Streitkolben,
noch später mit
Karabinern,
Degen und
Pistolen
[* 3] bewaffnet. Unter
Ludwig XIV. bestand die Garde
maison du roi
aus vier
Kompanien Garde
du
Corps, einer
Kompanie
Gendarmen, deren
Kapitän der König war, einer
Kompanie
Chevaulegers und zwei
Kompanien
adliger
Musketiere, zusammen aus 8000 Mann.
Hierzu kamen noch die schon 1493 von
Karl VIII. errichteten
Schweizergarden, die, 100 Mann stark und mit
Hellebarden
[* 4] bewehrt, als Schloßwache dienten, in der
Folge aber zu einem
Regiment von 12
Kompanien anwuchsen. Sie begleiteten
Ludwig XIV. in das
Feld und zeichneten sich sowohl damals als später bei dem
Ausbruch der
Revolution durch
Mut und
Treue aus.
Berühmt ist König
Friedrich
Wilhelms I. von
Preußen
[* 5]
Potsdamer Garde
, die sich besonders durch die
Größe
der Leute auszeichnete.
Friedrich II. besaß 1
Eskadron Garde
du
Corps, 5
Eskadrons
Gendarmen, ebensoviel Karabiniers zu
Pferde, 1
Bataillon Grenadiergarde
und 2
Bataillone Garde
zu
Fuß. Die
Stärke
[* 6] der russischen
Garden belief sich schon 1785 auf 10,000 Mann. Anfangs
nur zum persönlichen
Schutz des Monarchen bestimmt (s.
Strelitzen), nahmen sie bald an den
Kriegen sehr wesentlich
Anteil. Die
Sultane wählten ihre
Leibgarde aus den
Janitscharen (s. d.), während in
Ägypten
[* 7] ursprünglich die
Mamelucken (s. d.) zu einer
Art Garde
bestimmt waren.
Nachbildungen der griechischen und römischen
Garden waren die französische Konsular- und Kaisergarde.
Erstere war drei
Bataillone (à 800 Mann) und zwei
Eskadrons (à 360 Mann) stark; als
Kaiser vermehrte sie
Napoleon I. bis auf 68
Bataillone, 31
Eskadrons
und 68
Geschütze.
[* 8] Sie zerfiel in die alte Garde (die zuerst errichteten drei
Regimenter
Grenadiere und zwei
Regimenter
Jäger)
und in die junge Garde, 1812 gleichsam als Vorschule für die alte errichtet, so daß nur die bessern
Soldaten der jungen in
die alte aufgenommen wurden.
Die junge Garde zählte 15 Regimenter, davon 6 der Kavallerie und mehrere einzelne Eskadrons (darunter Mamelucken und die Ehrengarden), zusammen 38,000 Mann. Die nach der Restauration in Frankreich errichtete Garde bestand aus 2500 Mann Haustruppen (Garde du corps. Mousquetaires etc.) und etwa dem siebenten Teil der Armee, wurde aber infolge der Julirevolution von 1830 aufgelöst. Napoleon III. stellte durch Dekret vom die in der Stärke eines Armeekorps als Elite der Armee wieder her, die zum Teil gediente Mannschaften aus andern Truppenteilen aufnahm.
Nach dem Friedensschluß 1871 wurde die Garde nicht wiederhergestellt. In Preußen ist seit 1815 ein selbständiges Gardekorps ganz wie die übrigen Armeekorps formiert, das sich aber aus dem ganzen Staat ergänzt. Dasselbe ist der Fall in Rußland. England hat besondere Garderegimenter in geringer Zahl. Vor andern Truppen hat die Garde neben der auszeichnenden Uniform die etwas bessere Auswahl des Ersatzes voraus, steht ihnen aber im Dienst völlig gleich. Österreich [* 9] hat keine Gardetruppen, wohl aber die im vorigen Jahrhundert errichteten Hofgarden und zwar die Erste Arcierenleibgarde (seit 1763), die königlich ungarische Leibgarde (seit 1760) und die k. k. Trabantenleibgarde. Die Kapitäne dieser drei Garden sind Generale der Armee, ihre Unteroffiziere Stabsoffiziere; eigentliche Truppen für den Wachtdienst in den k. k. Schlössern etc. sind die k. k. Leibgardereiter-Eskadron (1849 errichtet) und die k. k. Hofburgwache (seit 1802). Ähnliche Garden kleinerer Staaten dienen lediglich Paradezwecken. Über National- und Kommunalgarden als Bürgerbewaffnung s. Volksbewaffnung.