Garbenschiefer
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s. Glimmerschiefer und Thonschiefer.
Garbenschiefer
5 Wörter, 53 Zeichen
Garbenschiefer,
s. Glimmerschiefer und Thonschiefer.
(Mikaschiste), gemengtes kristallinisches Gestein, schieferiges Aggregat aus Quarz und Glimmer (meist hellfarbigem Muskovit, seltener dunkelfarbigem Biotit), in sehr wechselnden, an die Extreme nahe heranreichenden Verhältnissen, so daß sich für die verschiedenen Varietäten ein zwischen 48 u. 82 Proz. schwankender Gehalt an Kieselsäure (SiO2) ^[(SiO2)] und für Thonerde Werte zwischen 9 und 35 Proz. herausstellen. In den quarzarmen Varietäten lassen sich die Glimmerblättchen meist nicht unterscheiden; dann ist das Gestein sehr dünnschieferig, oft parallel gefältelt, bei größerm Reichtum an Quarz wird es fester, dickschieferiger und geht bei zurücktretendem Glimmer häufig in Quarzitschiefer über, während die erstere Varietät durch Übergänge insbesondere mit Chlorit- und Talkschiefer verbunden ist.
Feldspatkörner sind nicht selten, durch Aufnahme von mehr Feldspat wird der Übergang in Gneis vermittelt. Hier und da vertritt Graphit den Glimmer, und es entsteht Graphitschiefer. Im Paragonitschiefer ist der vorwaltende Glimmer ein Natronglimmer neben nur wenig Muskovit. Verwandt sind die Fruchtschiefer, Garbenschiefer, Sericitschiefer (s. d.). Von accessorischen Bestandteilen ist besonders häufig brauner oder roter Granat [* 3] (die an ihm reichen Varietäten heißen Murkstein), daneben und außer den oben genannten: Feldspat, Chlorit, ¶
Talk und Graphit, kommen vor (einige davon besonders im Paragonitschiefer): Gold, [* 5] Eisenkies, [* 6] Eisenglanz (Eisenglimmer), Magneteisen, Apatit, [* 7] Turmalin, Hornblende, [* 8] Staurolith, Cyanit, Epidot. [* 9] - Der Glimmerschiefer bildet ein wichtiges Glied [* 10] des huronischen Systems (s. d.) und findet sich besonders häufig in der untern Hälfte desselben. Für seine Mächtigkeit werden an einzelnen Orten hohe Zahlen angegeben, bis zu 3000 m scheint erwiesen zu sein. Hinsichtlich seiner Bildungsweise gehen die Ansichten weit auseinander.
Von einigen den ersten Erstarrungsprodukten der Erde samt dem Gneis (s. d.) zugerechnet, scheinen die Glimmerschiefer nach dem mikroskopischen Befund doch wenigstens teilweise aus klastischen Elementen zu bestehen, neben denen freilich, namentlich in bestimmten Varietäten, die rein kristallinischen Elemente bedeutend überwiegen. Organische Reste sind in ihm nicht aufgefunden worden. Der Glimmerschiefer ist sehr verbreitet in allen Weltteilen und fast allen Gebirgen und bildet entweder flache Anhöhen, wie im Erzgebirge, oder schroffe Felsspitzen, Nadeln [* 11] und Kämme, wie zuweilen in den Alpen, [* 12] in Norwegen. [* 13]
Die Verwitterung besteht zunächst nur im mechanischen Zerfallen des Gesteins in scheibenförmige Stücke, dünne Schiefer und nach und nach in Blättchen. Die chemische Zersetzung geht stets langsam von statten, und der endlich zurückbleibende Boden ist der Vegetation in der Regel nicht sehr günstig. Die Hauptverbreitungsbezirke des Glimmerschiefers sind der Thüringer Wald, das Erz- und Riesengebirge, die Sudeten, die Salzburger, Tiroler und Schweizer Alpen, die Sierra Nevada, die schottischen und skandinavischen Gebirge, der Ural, das Himalajagebirge und ganz Amerika. [* 14] - Die festern, dünnschieferigen Abänderungen werden zum Dachdecken benutzt, die quarzigen, dickschieferigen zu Platten, Treppenstufen, Einfassungen, auch zur Konstruktion des Schmelzraums in den Eisenschmelzöfen (Gestellstein).
Von besonderer Wichtigkeit ist die Erzführung des Glimmerschiefers, obgleich sie nicht so bedeutend ist wie die des Gneises. Eingelagert findet sich Graphit bei Goldenstein in Mähren, [* 15] bei Hafnerzell bei Passau, [* 16] am Pic du Midi en Bigorre in den Pyrenäen;
Kobaltglanz zu Querbach in Schlesien, [* 17] zu Skutterud in Norwegen und zu Vena in Schweden, wo besonders einzelne Bänder, die gleichsam aus dicht aneinander gerückten Nieren bestehen, höchst ausgiebig sind;
Speiskobalt im Sächsischen Erzgebirge;
Bleiglanz zu Tyndrum in Schottland, im schlesischen Gebirge und in den Salzburger Alpen;
Eisen [* 18] in Sachsen [* 19] und Böhmen, Schlesien, Salzburg, [* 20] Schweden (Riddarhytta, Garpenberg);
Kupfer [* 21] zu Klausen in Tirol, [* 22] Herrengrund in Ungarn, [* 23] Falun, Röraas, Riddarhytta in Schweden;
Quecksilber zu Szlana in Ungarn;
Silber zu Kongsberg in Norwegen;
Gold in den österreichischen und salzburgischen Alpen, zu Ädelfors in Schweden, zu Kupferberg und Gieren in Schlesien etc.