Gama
,
Vasco da, berühmter portug. Seefahrer, geboren um 1469 zu Sines, einer kleinen Seestadt der Provinz Alemtejo, wurde im März 1497 vom König Emanuel d. Gr. von Portugal [* 2] mit 4 Schiffen und 160 Mann ausgesandt, um einen Seeweg um die Südspitze Afrikas nach Indien zu entdecken. Glücklich umschiffte er 20. Nov. das Kap der Guten Hoffnung, verfolgte nun die afrikanische Küste gegen N. und gelangte nach Sofala, wo ihm zuerst halb zivilisierte Menschen begegneten, die arabisch sprachen, warf Anfang März 1498 vor Mosambik Anker, [* 3] berührte Quiloa und legte später zu Mombaza an der Küste von Sansibar [* 4] an, von wo er sich nach Melinde unter 3° südl. Br. begab.
Hier gelang es ihm, einen aus
Gudscharat stammenden geschickten
Piloten zu erhalten, unter dessen Leitung er 20. Mai nach
Kalikat an der Malabarküste, dem
Mittelpunkt des ostafrikanischen, arabischen, persischen und indischen
Handels, gelangte.
Gama
wußte den
Fürsten des
Landes, den Samorin, für eine Handelsverbindung mit den Portugiesen günstig zu stimmen; allein
die Mohammedaner verdächtigten die Fremdlinge als Seeräuber, und Gama
fand es geraten, Anfang
Oktober den Rückweg anzutreten.
Mit noch 55 Mann kam er im
September 1499 in
Lissabon
[* 5] an. Der König
Emanuel verlieh ihm den
Titel
Dom und
ernannte ihn zum
Admiral von
Indien. Sofort ward unter
Pedro
Alvarez
Cabral ein
Geschwader nach
Indien geschickt, um dort portugiesische
Niederlassungen zu gründen. Doch gelang dies nur an wenigen
Orten, in
Kalikat wurden sogar 40 zurückgelassene
Portugiesen ermordet. Gleichwohl sandte der König 1502 ein neues
Geschwader von 20
Schiffen unter Gamas
Oberbefehl dahin.
Glücklich gelangte
er an die Ostküste von
Afrika,
[* 6] gründete die portugiesischen
Faktoreien zu
Mosambik und
Sofala, befestigte
die von
Cabral geschlossene
Allianz mit dem König von
Kananor, nahm oder versenkte alle ihm begegnenden,
dem Samorin
und den
Sarazenen gehörenden
Schiffe
[* 7] und beschoß
Kalikat. Umsonst bot ihm nun der Samorin einen Handelsvertrag
an; Gama
ließ als
Satisfaktion für die ermordeten Portugiesen 50 gefangene
Malabaren henken und segelte, einige seiner
Schiffe
zur
Blockade zurücklassend, mit den übrigen nach
Kotschin, mit dessen König er eine
Allianz schloß.
Nachdem er die Macht des Samorin in mehreren
Seegefechten vernichtet, leistete dieser alle geforderten
Entschädigungen, und
Gama
, den
Admiral
Vincentius Sodre mit einer
Eskadre zum
Schutz der gegründeten
Faktoreien zurücklassend, kehrte im
September 1503 mit 13 reichbeladenen
Schiffen nach
Lissabon zurück.
Sein
Titel als
Admiral der indischen
Meere ward bestätigt, und der König
fügte noch den eines
Grafen von Vidigneira hinzu. 1524 von König
Johann III. zum
Vizekönig von
Indien ernannt, segelte der
Greis mit 16
Schiffen ab und wußte mit gewohnter
Festigkeit
[* 8] und
Klugheit das unter den bisherigen
Statthaltern so sehr gesunkene
Ansehen der portugiesischen
Waffen
[* 9] in
Indien wiederherzustellen, starb aber schon zu
Kotschin, von wo seine Überreste 1558 nach
Portugal gebracht wurden. Die Geschichte seiner
Entdeckungen schrieben Correa in seinen »Lendas da
India« (Lissab. 1858-61),
Castanheda in seiner »Historia do descobrimento e conquista da India etc.« (Coimbra 1551),
Barros in seinen
»Decados« (Lissab. 1628) und Alvaro Velho,
ein Mitglied der Expedition (»Roteiro da Viagem etc.«,
hrsg. von Kopke und
Costa Paiva,
Porto 1838); auch findet man sie in Ramusios Sammlung (Bd.
1).
Camoens schöpfte aus ihr den
Stoff zu seinen »Lusiadas«. Ein kurzer interessanter
Bericht über Gamas
zweite
Reise von einem holländischen
Seemann, der dieselbe mitmachte (gedruckt zu
Antwerpen
[* 10] um 1504), wurde von Gama
Stier (Braunschw.
1881, mit Übersetzung) veröffentlicht.
Vgl. H. Stanley, The three voyages of Vasco de and his viceroyalty (Lond. 1869, Hakluyt-Society).