Galvanoplastik
,
[* 3] Elektroplastik, nennt man nach Moritz Hermann Jacobi (s. d.) eine 1837 von diesem in Petersburg, [* 4] einige Monate später noch einmal von Spencer in Liverpool [* 5] erfundene technische Anwendung der Elektrolyse [* 6] (s. d.) zur Vervielfältigung von Münzen, [* 7] Kunst- und kunstgewerblichen Gegenständen aller Art. Man fertigt von dem zu kopierenden Gegenstand einen Abklatsch in nichtleitendem plastischem Material, meist Wachs mit Terpentin und einem geringen Zusatz von Graphitpulver, an, den man durch Überbürsten mit Graphit an der Oberfläche leitend macht, und benutzt die so erhaltene Matrize als negativen Pol (Kathode), während als positiver Pol (Anode) eine etwa gleich große Platte aus möglichst reinem, am besten elektrolytischem, Kupfer [* 8] dient.
Das Bad [* 9] besteht aus einer achtziggradigen Lösung von Kupfervitriol in Regenwasser und wird durch Ansäuern mit Schwefelsäure [* 10] (bis auf 20° B.) leitend gemacht. Da sich nicht genau ebensoviel Kupfer von der Anode auflöst, als sich auf der Kathode niederschlägt, wird das Bad immer metallärmer, und bei zu geringem Gehalt der Lösung wird der Niederschlag leicht porös, während er andererseits bei Kupferüberschuß krystallinisch wird; daher muß das Bad von Zeit zu Zeit auf seine Zusammensetzung untersucht werden.
Als Stromquelle benutzt man Dynamomaschinen oder Accumulatoren. [* 11] 1841 wandte Böttger das neue Verfahren zur Reproduktion von Kupferstichen an; heute ist wohl die wichtigste Anwendung die zur Herstellung der für den Druck benutzten Kupferclichés, der sog. Galvanos, nach den Originalholzstöcken, ein Verfahren, dem man den Namen Elektrotypie (s. d.) oder auch Galvanotypie gegeben hat. (S.auch Elektrographie.) [* 12] Andere metallurgische Anwendungen der Elektrolyse s. Affinierung, Elektrometallurgie [* 13] und Galvanostegie. [* 14] -
Vgl.
Weiß, Die Galvanoplastik
(3. Aufl.,
Wien
[* 15] 1887);
Langbein, Vollständiges Handbuch der galvanischen
Metallniederschläge (Galvanoplastik
und
Galvanostegie, 2. Aufl., Lpz. 1889);
Steinach und
Büchner, Die galvanischen Metallniederschläge
(Galvanoplastik
und
Galvanostegie, Berl. 1890);
Pfanhauser, Die galvanische Metallplattierung und Galvanoplastik
(Wien 1890);
Taucher, Handbuch der
Galvanoplastik
oder der elektrochem.
Metallüberziehung in allen ihren Anwendungsarten (5. Aufl. des «Roseleur-Kaselowstyschen Handbuches», Stuttg. 1893).
Eine Übersicht giebt auch Japing,
Elektrolyse, Galvanoplastik
und Reinmetallgewinnung (Bd. 7 von
Hartlebens «Elektrotechnischer
Bibliothek»,
Wien 1881).