Gallus
628 Wörter, 4'291 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Gallus,
Gallus,
indischer, s. Bablah. ^[= (Bambolahschoten, indischer ), die unreif gesammelten Hülsenfrüchte verschiedener ostindisch ...]
Gallus,
1)
Gajus Vibius Trebonianus, röm.
Kaiser von 251 bis 253, Nachfolger des
Decius, bis 252 zusammen mit
Hostilianus,
beendigte den
Krieg mit den
Goten sogleich durch einen schimpflichen
Frieden, in
dem er denselben eine jährliche
Abgabe versprach.
Das
Reich war während seiner unthätigen
Regierung stets durch Einfälle der
Barbaren, dazu durch eine
Pest in
Italien
[* 3] heimgesucht. Im
Kampf gegen
Ämilianus,
Statthalter von
Pannonien, fanden Gallus
und sein Sohn Volusianus durch die
Hand
[* 4] ihrer eignen
Soldaten den
Tod.
2) Sohn des
Julius
Constantius und dadurch
Neffe
Konstantins d. Gr., älterer
Bruder des nachherigen
Kaisers
Julianus Apostata. Die beiden
Brüder Gallus
und
Julianus wurden zuerst in verschiedenen
Städten Ioniens und
Bithyniens erzogen und
sodann in einem
Schloß bei
Cäsarea bewacht. Als
¶
Gallus
25 Jahre alt war (351), erhob ihn Constantius zum Cäsar und übergab ihm die Beschützung des Orients, indem er ihm Antiochia
zur Residenz anwies. Da er sich aber seiner Stellung durch Willkür und Grausamkeit völlig unwürdig erwies, ließ ihn Constantius,
nachdem er sich seiner Person mit List bemächtigt, 354 zum Tod verurteilen und hinrichten.
3) Lucius Cornelius, röm. Dichter, geb. 69 v. Chr. zu Forum
[* 6] Julii in Gallien, Freund des Vergil. Durch Oktavian aus seiner Niedrigkeit
emporgehoben, ward er wegen seiner großen Verdienste im Kriege gegen Antonius 30 v. Chr. zum ersten Statthalter von Ägypten
[* 7] ernannt.
Allein infolge von Verleumdung und eigner Schuld in Ungnade gefallen, gab er sich 26 selbst den Tod. Er galt
den Römern als Begründer der römischen Elegie durch seine vier Bücher Elegien auf seine Geliebte Lycoris (Cytheris), die
bis auf unbedeutende Bruchstücke verloren sind. Nach Gallus
benannte W. A. Becker seine Darstellung des häuslichen Lebens der
Römer:
[* 8] »Gallus
, römische Szenen aus der Zeit Augusts«.
Vgl. Völker, »Commentatio de C. Galli vita et scriptis« (Bonn [* 9] u. Elberf., 1840-44, 2 Tle.).
Gallus,
St. (eigentlich Callo oder Gallunus oder Gilian, auch Gall von Hibernien genannt), Gründer des berühmten Klosters
St. Gallen, ward im Kloster Bangor von Columbanus erzogen, begleitete diesen 595 nach dem Festland und durchzog
mit ihm Franken, Burgundien und Alemannien. Als Columbanus 612 zu den Lombarden ging, blieb Gallus
zurück, wirkte als Missionär
am Bodensee, zog sich aber später als Einsiedler in das wildeste Gebirge zurück, wo er eine Kapelle gegründet haben soll.
Seitdem sein Grab von irischen Pilgern aufgesucht wurde, erwuchs aus unscheinbaren Anfängen allmählich
das Kloster St. Gallen. Sein Tag ist der 16. Oktober. Seine aus dem 8. Jahrh. stammende Lebensbeschreibung befindet sich in Pertz' »Monumenta Germaniae historica«.
Bd. 2, eine neuere Ausgabe von Meyer v. Knonau in den »Mitteilungen zur vaterländischen
Geschichte«, Bd. 12 (St. Gallen 1870). Die Kunst stellt Gallus
dar als Eremiten mit einem Bären zur Seite, der
ihn bedient, weil Gallus
ihm einen Dorn aus der Tatze gezogen hatte.
Vgl. Rettberg, Observationes ad vitam St. Galli spectantes (Marb. 1842);
Derselbe, Kirchengeschichte Deutschlands, [* 10] Bd. 2 (Götting. 1848);
Ebrard, Die iro-schottischen Missionskirchen (Gütersloh 1873).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(auch Callo, Gallunus, Gilian oder Gall von Hibernien), Heiliger, kam mit seinem Lehrer Columbanus 595 von Britannien nach dem Festlande, um das Christentum zu verkündigen. Als Columbanus nach Italien zog, blieb in Bregenz [* 11] und gründete um 613 im Steinachthal eine Einsiedelei, aus der später das Kloster St. Gallen erwuchs. Er soll an einem 16. Okt., wahrscheinlich um 645, nach segensreichem Wirken hochbetagt gestorben sein. Die aus dem 8. Jahrh. stammende, legendenhaft ausgeschmückte Lebensbeschreibung steht im 2. Bande der «Monumenta Germaniae». –
Vgl. Meyer von Knonau in den «Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich", , [* 12] Bd. 19 (Zür. 1877);
Rettberg, Observationes ad vitam S. Galli spectantes (Marburg [* 13] 1842);
ders., Kirchengeschichte Deutschlands (2 Bde., Gött. 1845–48);
Friedrich, Kirchengeschichte Deutschlands (1. Bd., Tl. 1 u. 2. Bd., Bamb. 1867–69);
Ebrard, Die Iroschottische Missionskirche des 6., 7. und 8. Jahrh. (Gütersloh 1873);
Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, 1. Bd. (Lpz. 1887).
Jakob, s. Hänel, Jakob. ^[= # I., König von Schottland (1406–37), geb. 1394 in Dunfermline als Sohn Roberts III., war 1405 ...]