Gallierstatuen
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[* 2] Bezeichnung antiker Bildwerke, welche, aus der pergamenischen Schule in der zweiten Hälfte des 3. Jahrh. v. Chr. hervorgegangen, das große Weihgeschenk bildeten, das der König Attalos I. von Pergamon [* 3] zum Andenken an seinen Sieg über die Gallier (239 v. Chr.) auf der Akropolis [* 4] zu Athen [* 5] stiftete, oder die, wahrscheinlich in Pergamon aufgestellt, ähnliche Bedeutung hatten. Zu jenem Weihgeschenk, dessen 15 m lange, 4,80 m breite Basis man neuerdings auf der Akropolis aufgefunden hat, gehören ohne Zweifel drei Figuren im Dogenpalast zu Venedig, [* 6] vier im Museum zu Neapel, [* 7] eine im Vatikan [* 8] und eine im Louvre zu Paris; [* 9] die interessantesten derselben sind die in Venedig, weil sich in ihnen Charakter und Gesichtszüge der Gallier am schärfsten und klarsten ausprägen. Im Zusammenhang mit diesen Bildwerken stehen wahrscheinlich auch die berühmte Statue des sogen. sterbenden Fechters im kapitolinischen Museum zu Rom und [* 10] die in Anlage, Material und scharfer Individualisierung damit verwandte Gruppe: der Gallier und sein Weib (früher Arria und Pätus genannt, s. Tafel »Bildhauerkunst [* 11] II«, [* 12] Fig. 10) in der Villa Ludovisi daselbst.
Die erstere Statue, im 16. Jahrh. in Rom (vielleicht auf dem Boden der Sallustischen Gärten) gefunden und anfangs ebenfalls in der Villa Ludovisi befindlich, stellt einen am Boden auf seinem Schild [* 13] im Todeskampf zusammengebrochenen Gallier dar, der, um dem Feind zu entrinnen, sich selbst getötet hat (Waffen [* 14] und Halskette, die Torques der Gallier, bezeichnen seine Heimat), die andre einen Gallier, der aus dem gleichen Grund seinem Weib und sich selbst den Tod gibt, beide die schönste Verherrlichung des unbändigen, aber edlen Freiheitsstolzes der Barbaren. Vgl. Bildhauerkunst, S. 940.