Gall
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Gall
Gall,
Franz Joseph, Anatom und Phrenolog, geb. zu Tiefenbrunn bei Pforzheim, [* 2] studierte in Straßburg [* 3] und Wien [* 4] Medizin und machte sich an letzterm Ort als praktischer Arzt und durch seine «Philos. und mediz. Untersuchung über Kunst und Natur im kranken und gesunden Zustande des Menschen» (Bd. 1, Wien 1792; das fertige Manuskript des zweiten Bandes wurde nicht gedruckt) bekannt. Größere Berühmtheit erlangte er durch seine Vorlesungen über die Schädellehre [* 5] (s. Phrenologie), die er später während einer Reise durch Deutschland [* 6] auf mehrern Universitäten und in großen Städten wiederholte, wobei er ebenso viele Anhänger als Gegner fand.
Nachdem er sich nach Paris [* 7] gewendet, suchte er seine Lehre [* 8] teils durch Vorträge, teils im Verein mit Spurtzheim durch das Werk «Anatomie et physiologie du système nerveux en général et du cerveau en particulier, etc.» (4 Bde., Par. 1810–20; 2. Aufl. u. d. T. «Sur les fonctions du cerveau», 6 Bde., 1822–25, nebst einem Atlas [* 9] mit 100 Kupfertafeln) weiter zu verbreiten. Außerdem verfaßte er «Introduction au cours de physiologie du cerveau» (Par. 1808). Gegen mehrere ihm besonders von Pariser Gelehrten gemachte Einwürfe verteidigte er sich in der Schrift «Des dispositions innées de l'âme et de l'esprit, du matérialisme, du fatalisme et de la liberté morale» (Par. 1812), deren Inhalt später in das Hauptwerk überging. Nebenbei als praktischer Arzt beschäftigt, lebte er den Studien auf seinem Landsitze zu Montrouge bei Paris, wo er starb. Wenn auch G.s System meist auf vorgefaßten Meinungen beruht, deren Unhaltbarkeit durch Erfahrung und Beobachtung hinlänglich dargethan ist, so haben doch seine Entdeckungen in der Anatomie und Physiologie des Gehirns bleibenden Wert.
Gall,
Luise von, Schriftstellerin, Gattin von Levin Schücking (s. d.).