Galenus
,
Claudius, abgekürzt Galen, nächst Hippokrates der berühmteste Arzt des Altertums, geb. um 131 n. Chr. zu Pergamon [* 2] als Sohn des Architekten Nikon, betrieb seit seinem 17. Lebensjahre das Studium der Heilkunde in seiner Vaterstadt, in Smyrna, Korinth [* 3] und Alexandria. 158 n. Chr. nach Pergamon zurückgekehrt, wurde er als Arzt der Gladiatoren [* 4] angestellt und wandte sich um 164 nach Rom, [* 5] wo er durch glückliche Kuren und physiol. Vorlesungen großen Ruhm erwarb. 167 oder 168 kehrte er nach Pergamon zurück, wurde aber bald von den Kaisern Marcus Aurelius und Lucius Verus nach Aquileja gerufen und nach dem Tode des letztern in Rom Leibarzt des Commodus.
Hier verfaßte er zahlreiche Schriften, von denen viele bei einem großen Brande 192 verloren gingen. Noch unter den Kaisern Pertinax und Septimius Severus lebte er in Rom und starb um 200 (in Rom?). Sein Hauptverdienst besteht in der Bearbeitung der Anatomie und Physiologie, wodurch er so mächtig auf die nachfolgende Zeit wirkte, daß er bis auf Paracelsus als unantastbare Autorität für alle mediz. Schulen galt. hat wohl 300 Schriften größtenteils medizinischen, zum Teil philos. und grammatischen Inhalts verfaßt.
Von den fast 200 aber, die (zum
Teil freilich nur in
Übersetzungen oder fragmentarisch) unter seinem
Namen auf uns gekommen
sind, gilt nur etwas über die Hälfte für echt. Vieles von den noch nicht veröffentlichten Werken
liegt noch in den
Bibliotheken verborgen. Die vollständigste
Ausgabe seiner
Schriften hat Kühn (20 Bde., Lpz.
1821-33) besorgt. Seitdem sind einige
Schriften Galenus'
zum erstenmal neu herausgegeben, wie die «Eisagōgē
dialektikē» von
Minas (Par. 1844),
Fragmente seines Kommentars zum Timäus des Plato von Daremberg (ebd. 1848),
die Schrift «De partibus philosophiae» von Wellmann (Berl. 1882),
andere in kritisch berichtigten
Ausgaben, wie namentlich
sein Werk
«De placitis Hippocratis et Platonis» von Iw.
Müller (Bd. 1, Lpz. 1874). Galenus'
kleinere
Schriften gaben J. Marquardt, Iw.
Müller und Helmreich heraus (3 Bde.,
Lpz. 1884-93).
Sprengel und Nöldecke lieferten deutsche
Übersetzungen einzelner
Schriften, Daremberg eine französische mehrerer
«Œuvres anatomiques, physiologiques et médicales» (2 Bde.,
Par. 1854-56). -
Vgl. Ilberg, Die Schriftstellerei des Klaudios Galenos (im «Rheinischen Museum für Philologie», 1889 u. 1892).