Gänsefuß
,
Pflanzengattung, s. Chenopodium.
Gänsefuß
8 Wörter, 90 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Gänsefuß,
Pflanzengattung, s. Chenopodium.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Gänsefuß,
Pflanzengattung, s. Chenopodium.
L. (Gänsefuß, Schmergel, Melde), Gattung aus der Familie der Chenopodiaceen, einjährige oder ausdauernde Kräuter, selten Halbsträucher mit abwechselnden, ganzen oder buchtig gezahnten oder gelappten bis fast fiederschnittigen Blättern, kleinen, unscheinbaren, in Ähren, Rispen etc. gestellten Blüten, und eiförmiger oder fast kugeliger Frucht. Etwa 50 Arten meist in gemäßigten Klimaten. Sie finden sich hauptsächlich in Europa [* 3] und Asien [* 4] auf fettem, salzreichem Boden als Unkräuter; einige aber sind als Nahrungs- und Arzneipflanzen [* 5] wichtig. Chenopodium vulvaria L. (Bocksmelde, Buhlkraut, Schamkraut), mit rasenförmig-ovalen, weißgrau bestäubten Blättern, in Achselknäueln stehenden Blüten und glänzend schwarzen, sehr fein punktierten Samen, [* 6] wächst auf Schutt- und Düngerhaufen durch ganz Europa, riecht von seinem Gehalt an Trimethylamin wie faule Heringslake, schmeckt ekelhaft und salzig und wurde früher als Heilmittel benutzt. Chenopodium ambrosioides L., einjähriges Kraut mit schwach flaumigem Stengel, [* 7] ganzrandigen oder fast buchtig gezahnten, glänzend grünen, unten mit gelben Drüsen versehenen Blättern und zahlreichen unscheinbaren, grünlichen Blütenknäulchen, stammt aus Mexiko, [* 8] Westindien [* 9] und Südamerika [* 10] und ist in allen wärmern Ländern, stellenweise auch in Süddeutschland durch die Kultur verwildert.
Die ganze Pflanze riecht eigentümlich aromatisch, schmeckt gewürzhaft, etwas kampferartig, gibt 0,3-1 Proz. ätherisches Öl, welches pfefferminzartig riecht, und ist reich an Salzen. Das Kraut war als Jesuitenthee, mexikanisches Theekraut, Kartäuserthee, Mottenkraut, Pimentkraut (Herba Chenopodii ambrosioidis s. Botryos mexicanae) offizinell, wird aber nur selten als flüchtig erregendes Mittel bei Nervenleiden, Lähmungen, Konvulsionen und Brustkrämpfen angewendet. Chenopodium Botrys L. (Traubenschmergel, Traubenkraut), mit aufrechtem, drüsig-weichhaarigem Stengel, länglichen, tiefbuchtigen, stumpf gezahnten Blättern und glänzend schwarzen Samen, wächst auf Sandboden im südlichen und mittlern Europa, auch hier und da in Deutschland [* 11] als Sommergewächs.
Die Blätter und blühenden Stengelspitzen (Knoten-, Kröten-, Schaben-, Mottenkraut) riechen und schmecken stark gewürzhaft, enthalten viel ätherisches Öl, waren früher ebenfalls offizinell, dienen jetzt aber nur noch zur Vertreibung der Motten. Chenopodium anthelminticum L. (Wurmsame, Jerusalemseiche), in Nordamerika, [* 12] Westindien, Südamerika, ausdauernd, strauchartig, hat einen starken, widrigen Geruch und bittern, gewürzhaften Geschmack. Der fein gepulverte Same wird gegen Spulwürmer bei Kindern angewendet. Chenopodium Quinoa L. (Mehlschmergel, kleiner Reis von Peru, [* 13] s. Tafel »Nahrungspflanzen [* 14] III«) [* 15] ist gegen 1 m hoch, ästig, mit ovalen und eckigen Blättern und in sehr ästigen Rispen vereinigten Blüten, wächst in Chile [* 16] und Peru, wird auf den Hochebenen von Peru, wo Roggen und Gerste [* 17] nicht mehr gedeihen, als Getreide [* 18] angebaut und gewährt Millionen Menschen das Hauptnahrungsmittel.
Auch in andern Teilen von Amerika [* 19] ist der Same, den die Pflanze sehr reichlich trägt, ein allgemeines und schmackhaftes Nahrungsmittel; [* 20] man kocht ihn wie Reis oder röstet ihn wie Kaffee und seiht die Abkochung durch. Er enthält: Kleber 11,7 Proz., Legumin und lösliches Eiweiß 7,5 Proz., Stärkemehl 38,7 Proz., Zellstoff 8 Proz., Dextrin, Zucker [* 21] und Extraktivstoff 9,2 Proz., Fett 4,8 Proz., Salze 4,2 Proz., Wasser 16 Proz. Die Blätter geben Gemüse. Die Pflanze wurde auch zur Kultur in Europa vielseitig empfohlen. Einige Arten, wie Chenopodium altissimum Dec., 2-2,5 m hoch, von pyramidalem Wuchs, mit schmalen, hellgrünen Blättern, Chenopodium scoparium L. (Sommercypresse), der vorigen ähnlich, aber kleiner, und Chenopodium purpurascens Jacq., über 1 m hoch, mit purpurviolett bestäubten Blättern, werden als Zierpflanzen kultiviert.