Futterpflanzen,
s. Futterbau und Futterpflanzen.
5 Wörter, 49 Zeichen
s. Futterbau und Futterpflanzen.
die Kultur aller Pflanzen, welche zur Fütterung des Viehs gebraucht werden. Der Futterbau hat eine sehr hohe Bedeutung für die Instandhaltung der Felder, da die Futterpflanzen dem Boden zwar nicht weniger Nährstoffe entziehen als Körnerfrüchte, aber durch dichtere Beschattung, reiches Blattwerk und weitverzweigte Wurzeln denselben physikalisch verbessern oder doch erhaltend auf die Beschaffenheit der Krume einwirken. Sie ermöglichen erst die Durchführung einer richtigen Fruchtfolge (s. d.). Man unterscheidet zwischen natürlichem und Kunstfutterbau.
Letzterer fand sich schon in großer Vollkommenheit bei den Griechen zu der Zeit, als der hoch entwickelte Handel einer zahlreichen Bevölkerung Unterhalt gewährte und Getreide in großen Mengen vom Ausland bezogen wurde, Verhältnisse, wie sie heute England bietet, welches eines enormen Lebensmittelimports bedarf, sein eignes Areal aber größtenteils zum Futterbau verwendet und den größten und besten Viehstand unterhält. Die Griechen bauten besonders die Medicago-Arten, den Bocharaklee (Melilotus), Bohnen, Erbsen, Linsen, Wicken, Lathyrus und Mengfutter; bei den Römern, welche den Weizen als Brotfrucht verwendeten, spielte der Futterroggen eine große Rolle.
Später kultivierten die Niederlande, England, Südfrankreich und die Flußgebiete des Oberrheins zu einer Zeit, in welcher das nördliche und östliche Europa nur Wiesen und Weiden als Futterquellen kannte, in ausgedehntem Grade die bessern Futterpflanzen. Von da aus haben sich gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, besonders durch Schubart, genannt v. Kleefeld, Thaer und andre hervorragende Agronomen, der Kleebau, die Futterrunkel und nach und nach die Gesamtheit der die intensive moderne Landwirtschaft stützenden Pflanzen des Kunstfutterbaues verbreitet. Jetzt ist man schon fast überall
dahin gekommen, der Natur nichts mehr allein zu überlassen, schlechte Wiesen und Weiden gar nicht mehr zu dulden, den Begriff dauerndes Grasland überhaupt aufzugeben und auch die Wiese, welche man immer mehr zur Kunstwiese umzuwandeln strebt, zeitweise umzubrechen, um durch Zwischenbau von Hackfrüchten, vollständige Umarbeitung und Durchdüngung aus den Zwischennutzungen höhere Renten zu ziehen und dann wieder verbesserte Wiesen zu erhalten. Von den Feldern wird in regelmäßigem Anbau ein mehr oder minder großer Teil dem Futterbau gewidmet und hierdurch die Möglichkeit gewonnen, sorgsame Bearbeitung und Düngung vorausgesetzt, von kleinerer Fläche auch größere Ernten an Körnern und Stroh als vordem zu gewinnen.
Selbst in den Alpen erstreckt sich die Fürsorge des Menschen auf die Verbesserung der berühmten Matten, um auch hier die der heutigen Viehzucht entsprechenden Massenerträge sich zu sichern. Die Ungunst der Witterung sucht man dadurch zu paralysieren, daß man alljährlich eine Mehrheit von Futterpflanzen baut, solche, welche feuchte, und solche, welche mehr trockne Witterung lieben. Obenan stellt man die Esparsette, Luzerne und die Kleearten. Erstere verlangt Boden mit viel kalkhaltigem Steingerölle, die gewöhnliche, am meisten verbreitete Luzerne guten, milden, sogen. Mittelboden, während die Medicago media oder Sandluzerne noch weit über den Rayon des eigentlichen Luzernebodens geht.
Weißer und gelber Klee geben auch auf trocknem, mehr magerm Feld noch gute Viehweide, und Rotklee, die verbreitetste und beliebteste Futterpflanze, wird da, wo sein Anbau nicht vorzüglich gesichert ist, meistens mit passenden Gräsern als sogen. Kleegrassaat (s. d.) angebaut. Der Bastard- oder schwedische Klee (Trifolium hybridum) eignet sich für guten Sandboden und der Inkarnatklee (Trifolium incarnatum) mehr nur als Zwischenfrucht, auf Rapsbrache, welche er, mit das frühzeitigste Futter gebend, rechtzeitig räumt. Er gibt nur einen Schnitt, der gewöhnliche rote Klee mindestens zwei und gute Nachweide, die Luzerne 4-5. In Gebirgsgegenden kennt man auch noch andre, mehr oder weniger empfehlenswerte Kleearten.
Die genannten Futterpflanzen bilden den Hauptbestand des eigentlichen Kunstfutterbaues und werden als Grünfutter und Heu geerntet. Für reine Sandfelder treten die schon den Römern bekannten, auch zur Gründüngung verwendeten Lupinen, die Serradella und der Spergel an ihre Stelle. Die größten Erträge an Masse, nicht aber gerade an Güte, liefert der Grünmais, welcher Wärme verlangt und, außer zu Anfang, auch Trockenheit verträgt; die niedrigern Sorten sind reicher an Trockensubstanz, also auch an Nährwert; im Gemisch mit der stickstoffreichen Luzerne gewährt er die beste Nutzung, vorzüglich für Milchvieh.
Wickfutter nennt man die Mischsaat von Hafer, Wicken und etwas Mais, auch Gerste und Erbsen; es verträgt, wie der Mais und die Runkeln, stärkste Düngung und wird meist zu verschiedenen Zeiten gesäet, um dauerndes Grünfutter zu haben. Die Melilotusarten werden seltener angebaut; sie werden leicht holzig und widerstehen dem Vieh wegen des starken, würzigen Geruchs; man liebt sie da, wo Kräuterkäse gemacht wird. Erbsen, Linsen, Platterbsen und Buchweizen baut man jetzt ebenfalls nur noch seltener als Grünfutter, und auch der früher so beliebte Futterroggen kommt wenig mehr vor.
Die Varietät Staudenroggen liefert einen guten Futterschnitt und dann noch eine leidliche, zuweilen gute Körnerernte. Die Zuckerhirse oder das Sorghum hat sich bis jetzt nur in wärmern Klimaten eingebürgert (Südfrankreich), und verschiedene neuerdings erst eingeführte Futterpflanzen haben sich noch nicht allgemeine Geltung zu verschaffen gewußt. Raps verwendet man mehr zur Gründüngung; er kann aber auch mit Vorteil als Beigabe in noch jugendlichem Wachstum gefüttert werden.
Eine der hervorragendsten Grünfutterpflanzen ist der weiße Senf (Sinapis alba), welcher vermöge seiner Schnellwüchsigkeit sich vorzüglich als Vor- oder Nachfrucht, sogen. Zwischenfrucht, eignet. Wichtig für die Winterfütterung sind die Stroharten, welche jedoch nicht zum eigentlichen Futterbau gehören. Unter den Hackfrüchten sind es Kraut, Runkeln, Möhren, Kohlrüben, Brach- oder Stoppelrüben, Turnips mit ihren verschiedenen Arten und die Topinambur, welche hauptsächlich verwendet werden. Pastinaken u. Kartoffeln werden seltener nur zur Fütterung angebaut. - Die rationelle Feldbestellung findet in vielen dieser Futterpflanzen ihre beste Stütze, da sie starke Düngungen vertragen, also zu Anfang der Rotation stehen können und dem nachfolgenden Getreide besten Standort sichern; andre eignen sich besser zur Nach- und Überdüngung, z. B. die Kleearten, wieder andre zur Düngung mit Jauche u. dgl., und wieder andre nehmen am besten die Stellung von Zwischenfrüchten ein.
Die zu lösende Aufgabe besteht darin, für möglichst dichten Stand zu sorgen; man ist daher ganz davon abgekommen, solche Pflanzen am Ende einer Rotation in nie abgetragenen Schläge zu bringen; man gibt ihnen beste Bearbeitung, dichte Saat und ausreichende Pflege sowie Nachdüngung oder den Hauptdünger, wenn man besten Erfolg von ihnen haben will, und teilt den Anbau da, wo Grünfütterung beliebt, so ein, daß es zu keiner Zeit an ausreichender Ernährung des Viehs fehlen kann. Am frühsten kommen Futterroggen, Luzerne und Inkarnatklee, am spätesten Mais, die Wurzelfrüchte, Kraut, Rapssaat, Buchweizen. Futtergemenge werden immer beliebter und lassen sich in mannigfachster Weise zusammenstellen; sie liefern meistens relativ höhere Erträge und ein in Bezug auf Nähreffekt besser zusammengesetztes Futter.
Vgl. Werner, Handbuch des Futterbaus (Berl. 1875);
Krafft, Pflanzenbaulehre (4. Aufl., das. 1884);
Stebler, Die Grassamenmischungen (2. Aufl., Aarau 1883).