Futschou
(Futschoufu
,
Foochow, in der Volkssprache Hokchin), Hauptstadt der chines.
Provinz
Fukian,
Residenz des Vizegouverneurs
für die
Provinzen
Fukian und
Tschekiang und der Sitz hoher militärischer und politischer Behörden wie katholischer und evangelischer
Missionsanstalten, auch eines deutschen
Konsuls, liegt links unfern des
Min, etwa 32 km von der Mündung
des
Flusses, in einer von einem prächtigen Bergamphitheater umgebenen fruchtbaren
Ebene, mit 630,000 Einw. Die Vorstädte
ziehen sich bis an den
Fluß und längs desselben hin.
Selbst der
Fluß ist noch gedrängt voll von schwimmenden
Wohnungen; über denselben führt eine 301 m
lange
Brücke,
[* 2] die längste in
China,
[* 3] mit 40
Pfeilern, auf denen kolossale, bis 14 m lange Steinplatten ruhen.
Mauern von 9 m
Höhe und
(oben) 3 m
Dicke, überragt von hohen
Türmen, umgeben die Stadt. Der östliche, von (8000)
Mandschu bewohnte Teil ist
noch besonders ummauert. Futschous
Lage gestattet durch den schiffbaren Minfluß eine billige und bequeme
Verbindung mit dem Innern. 1842 wurde die Stadt den Europäern geöffnet; 1853 versuchte die
Firma
Russel u. Komp. die ersten
direkten Theeverschiffungen nach
Europa
[* 4] und
Amerika,
[* 5] und seither hat sich der Theehandel dieses Platzes so gehoben, daß er
unter den Theemärkten
Chinas den ersten Platz einnimmt.
Obschon der Handel infolge der Konkurrenz des indischen Thees bedeutend abgenommen hat, betrug doch der Export 1884 immer noch über 77½ Mill. Pfund. Die wichtigsten Importgegenstände sind: Opium, baumwollene Zeuge und Blei; [* 6]
39 europäische Firmen, darunter 3 deutsche, sind hier etabliert.
Überaus rege ist der inländische
Verkehr. Futschou
hat
Fabriken für
Seiden- und
Baumwollgewebe
und
Papier, Schiffswerften u. a. und ist ein Hauptmarktplatz für
Holz
[* 7] und
Papier. Die europäischen
Baumwoll- und Schafwollwaren
werden über
Hongkong bezogen; zwei Dampferlinien ermöglichen zweimal im
Monat einen raschen und regelmäßigen
Post- und Passageverkehr
mit
Hongkong. 1883 liefen ein und aus 611
Schiffe
[* 8] (529
Dampfer) mit 531,886
Ton., davon 19 deutsche mit 7315 T.
In F. befindet sich auch eins der vier von Europäern geleiteten chinesischen
Arsenale (seit 1867), das an 1000
Arbeiter beschäftigt.