Fuselöle.
Bei der Gärung zuckerhaltiger Flüssigkeiten entstehen neben
Alkohol immer auch kleine Mengen von Nebenprodukten,
die man Fuselöle
nennt, obschon die meisten derselben ihrer Natur nach keine
Öle, sondern ebenfalls
als
Alkohole anzusehen sind. Wenn auch weniger flüchtig als der
Alkohol, gehen sie doch bei der Destillation mit über und
erteilen demselben entweder gern gesehene oder mißliebige Eigenschaften, je nachdem sie einen guten oder schlechten Geruch
und Geschmack haben. Es sind nämlich diese Nebenprodukte je nach den Stoffen, aus welchen
Branntwein
destilliert wird, in ihrem Wesen sehr verschieden, und darum hat auch von den verschiednen Branntweinarten -
Rum,
Kognak, Korn-,
Kartoffelbranntwein
¶
mehr
etc. eine jede ihren besondren charakteristischen Geruch. Am widrigsten ist das Fuselöl des Kartoffelschnapses, das hauptsächlich unreiner Amylalkohol ist; weniger unangenehm ist das Getreidefuselöl, da es neben Amylalkohol noch Propylalkohol etc. enthält. Der Weinbranntwein oder Kognak hat einen noch feinern Fusel, bestehend aus Önanthäther neben andren feinriechenden flüchtigen Stoffen. Bei uns in Deutschland, wo der Spiritus fast lediglich aus Kartoffeln gebrannt wird, hat man auch nur das der gärenden Kartoffelmaische entstammte Fuselöl, während man Getreidefusel selbst meist aus englischen und schottischen Brennereien kommen läßt, um damit gereinigtem Kartoffelsprit dasjenige Parfüm zu geben, was der Schnapstrinker am Kornbranntwein, am „echten Nordhäuser“ schätzt. Bei der gewaltigen Menge von Kartoffelsprit, den Deutschland erzeugt, fallen denn auch ganz beträchtliche Massen des unerwünschten Fusels ab. Beim Raffinieren des Rohspiritus bleibt derselbe zum größten Teil in den Rektifikationsapparaten zurück, schwimmt als ölige Schicht auf den wässerigen Rückständen und wird abgeschöpft, bevor man diese weglaufen läßt. Vgl. „Amylalkohol“. - Zollfrei.
G.