Titel
Füßli
,
1)
Johann
Kaspar, schweizer.
Maler und Schriftsteller, geb. 1707 zu Zürich,
[* 2] erlernte die
Malerei bei seinem
Vater
Matthias,
der namentlich
Schlachten
[* 3] und
Seestücke ausführte, und bildete sich nachher auf
Reisen weiter aus. Er
starb 1781. Füßli
ist Verfasser der »Geschichte und Abbildungen der besten
Künstler in der
Schweiz«
[* 4] (Zürich
1769-79, 5 Bde.) und
Herausgeber eines »Verzeichnisses der vornehmsten Kupferstecher und ihrer
Werke« (das. 1771) und einer Sammlung von
»Briefen
Winckelmanns an dessen
Freunde in der
Schweiz« (1778). Nach
seinen Gemälden und
Zeichnungen, besonders
Porträten, ist viel gestochen worden.
2) Hans Rudolf, Zeichner und Maler, geb. 1709 zu Zürich, Schüler Lutherburgs in Paris [* 5] in der Miniaturmalerei, widmete sich später ganz der Schriftstellerei und starb 1795. Die Frucht eines 30jährigen Fleißes ist die Begründung des »Allgemeinen Künstlerlexikons« (1753-77, 3. Aufl. 1799), das von seinem Sohn Johann Heinrich in Supplementen (1806-21) fortgesetzt wurde.
3)
Hans
Rudolf, Zeichner, Kupferstecher und
Maler, geb. 1737 zu Zürich,
Sohn und
Schüler von Füßli
1), kam 1765 nach
Wien,
[* 6] lieferte in jener
Zeit interessante Charakterzeichnungen aus
Ungarn,
[* 7] wurde sodann
Geometer
in der ungarischen Staatskanzlei und stellte
im Staatsauftrag Messungen und statistische Forschungen in
Slawonien,
Dalmatien und
Kroatien an.
Joseph II. ernannte ihn zum
Oberingenieur der Syrmier
Gespanschaft und bald darauf zum
Präsidenten der Steuerkommission daselbst; nach des
Kaisers
Tod ward
er Hofkonzipist.
Sein
»Kritisches Verzeichnis der besten Kupferstiche nach berühmten Malern aller
Schulen« (Zürich
1798-1806, 4 Bde.;
unvollendet) hatte für ihn 1800 den Auftrag von seiten der
Regierung, eine den Bedürfnissen junger studierender
Künstler
angemessene
Bibliothek und Kupferstichsammlung anzulegen, sowie seine Ernennung zum Archivar der
Akademie zur
Folge. Er gab
auch
»Annalen der bildenden
Künste für die österreichischen
Staaten« (2 Hefte, 1801-1802) heraus. Füßli
starb 1806.
4)
Johann
Heinrich, von den Engländern Fuseli genannt,
Maler,
Bruder des vorigen, geb. zu Zürich,
studierte
Theologie und erwarb
sich große Gewandtheit in den alten und neuern
Sprachen, widmete sich aber zugleich auch der
Malerei. Durch die Übersetzung
einiger
Dramen
Shakespeares mit dem englischen
Gesandten in
Berlin
[* 8] bekannt geworden, ging er auf dessen Veranlassung 1765 nach
London.
[* 9]
Dort lernte er 1767
Sir J. ^[Joshua]
Reynolds kennen, welcher ihn bestimmte, die
Feder mit dem
Pinsel zu vertauschen. 1770 ging
Füßli
nach
Rom,
[* 10] wo er, mit
Winckelmann und
Mengs verkehrend, nächst den
Antiken vornehmlich
Michelangelo studierte.
Als er 1779 nach London zurückkehrte, war er bereits ein gefeierter Künstler. 1788 in die Akademie aufgenommen, schuf er neun Gemälde zur Boydellschen Shakespeare-Galerie und einen Cyklus von 47 Bildern zu Miltons »Verlornem Paradies«. 1799 zum Professor und 1804 zum Direktor der Akademie ernannt, widmete er sich der Ausarbeitung verschiedener Schriften, wie der »15 lectures on painters« (Lond. 1820; deutsch von Eschenburg, Braunschw. 1830),
des Pilkingtonschen »Dictionary of painters« etc.
Er starb in
Putney Heath. Neben
Reynolds und
West war Füßli
damals der gefeiertste
Maler in
England; doch übertraf er
beide an Tiefe und Kühnheit der
Empfindung, an sinnvoller und kunstgerechter
Anordnung und an Sicherheit
und
Festigkeit
[* 11] der
Zeichnung. Aber es mangelten ihm
Geduld und Fleiß in der Ausführung, und über der
Sucht, zu überraschen,
zu blenden und
Dinge, die nur ins
Reich der poetischen
Darstellung gehören, in Gestalt und
Farbe zu bringen, kam er zu keiner
vollendeten
Schöpfung.
Von seinen Gemälden sind zu erwähnen: der Bund der Stifter der schweizerischen Freiheit, auf dem Züricher Rathaus;
und Bodmer im Gespräch;
Theseus, am Eingang des Labyrinths von Ariadne Abschied nehmend;
Zug der Schatten [* 12] im Elysium, nach Lukians Beschreibung, 16 m breit und 12 m hoch;
Ugolino im Hungerturm.
Füßlis
Biographie nebst einer Sammlung
seiner nachgelassenen artistischen und kunsthistorischen Werke gab
John
Knowles (Lond. 1831, 3 Bde.) heraus.
5)
Hans
Heinrich, schweizer. Geschichtsforscher und Schriftsteller, Sohn von Füßli
2),
geb. zu Zürich,
bildete sich erst hier, sodann in
Italien;
[* 13]
Freund
Winckelmanns und
Joh.
Müllers, wurde er 1766 Nachfolger
Bodmers
auf dem Lehrstuhl der vaterländischen Geschichte in Zürich.
Nachdem er sich als Mitglied des
Großen und seit 1785 auch des
Kleinen
Rats seiner Vaterstadt ausgezeichnet, wurde er bei der helvetischen Umwälzung 1800 Mitglied des
Gesetzgebenden
Rats, 1801
Minister
des Innern
¶
mehr
und 1802 zweiter Statthalter des Landammanns der Helvetischen Republik. Aber gerade diese Beteiligung an der helvetischen Regierung bewirkte, daß er nach der 1803 eingetretenen föderalistischen Reaktion zu keinem höhern Amt mehr gewählt wurde. Er starb Von seinen zahlreichen Schriften sind die hervorragendsten: »Johann Waldmann, Ritter, Bürgermeister der Stadt Zürich« (Zürich 1780);
»Allgemeine Blumenlese der Deutschen« (das. 1782, 6 Tle.);
»Schweizerisches Museum« (das. 1783-90; als Fortsetzung erschien »Neues schweizerisches Museum«, 1793-96);
»Über das Leben und die Werke Raphael Sanzios« (das. 1815).
Ferner gab er heraus: »Sämtliche Schriften des armen Mannes in Tockenburg« (Zürich 1789-92) und setzte das von seinem Vater begonnene »Allgemeine Künstlerlexikon« von 1806 bis 1821 fort, wozu noch 1824 das erste Heft der neuen Zusätze kam.