Titel
Fürth.
[* 2]
1)
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat 341,38 qkm, (1890) 26640 (12849
männl., 13791 weibl.) E. in 42 Gemeinden mit 150 Ortschaften, darunter 1 Stadt. – 2)
Unmittelbare Stadt und Hauptort des
Bezirksamtes Fürth
, 6 km im NW. von
Nürnberg
[* 3] und durch Pferdebahn mit
demselben verbunden, am Zusammenfluß der Pegnitz und der
Rednitz, die nun
Regnitz heißen, in 300 m Höhe, an den Linien
Würzburg-Nürnberg-Passau,
Hof-Bamberg-München der Bayr. Staatsbahnen,
[* 4]
Nürnberg-Fürth (6 km,
die erste
Bahn
Deutschlands,
[* 5] 1835 eröffnet) der Bayr.
Ludwigsbahn und
Fürth-Zirndorf-Cadolzburg der
Münchener
Lokalbahn-Aktiengesellschaft
(2
Bahnhöfe),
[* 6] ist Sitz des
Bezirksamtes, eines
Landgerichts (Oberlandesgericht
Nürnberg) mit Kammer für Handelssachen und 8
Amtsgerichten
(Erlangen,
[* 7] Fürth
,
Herzogenaurach, Cadolzburg,
Markt-Erlbach, Neustadt
[* 8] a.
Aisch, Scheinfeld, Windsheim), eines Amtsgerichts,
Rent- und Hauptzollamtes, einer Reichsbanknebenstelle,
Agentur der
Bayrischen Notenbank und eines
Bezirksgremiums für
Handel und
Gewerbe, in ihren neuern
Teilen
sehr regelmäßig angelegt und hat (1890) 43206 (20942 männl., 22264 weibl.) E., darunter 8715 Katholiken
und 3175 Israeliten, in Garnison (335 Mann) die 2.
Abteilung des 2. Feldartillerieregiments
Horn, Postamt und -Expedition,
Telegraph,
[* 9] Fernsprecheinrichtung; 2 evang., 1 kath.
Pfarrkirche, darunter die got. Michaeliskirche (11. Jahrh.)
mit 8 m hohem spätgot.
Sakramentshäuschen, 1 Hauptsynagoge (1617 erbaut, 1865 umgebaut), 4 Nebensynagogen, neues Rathaus im ital. Stil, mit Turm [* 10] (55 m), Monumentalbrunnen (1890) in Erzguß von Miller, nach Entwurf von Maison-München, Kriegerdenkmal nach Modell von Hirt-München, großes Schlachthaus (1881), Wasserleitung; [* 11] Lateinschule mit Privatvorschule, königl. Realschule mit Handelsabteilung (1833 als Gewerbe- und Landwirtschaftsschule gegründet), israel. Bürgerschule und Waisenanstalt, Taubstummenanstalt; Stadtbibliothek (10000 Bände), städtische Gemäldegalerie; israel. städtisches Krankenhaus. [* 12]
Die Industrie, in welcher Fürth
mit
Nürnberg wetteifert und der die bedeutenden Wasserkräfte der Pegnitz und
Rednitz dienstbar
sind, erstreckt sich auf die Fabrikation von sog.
Nürnberger Waren, namentlich
Spiegeln (80 Fabriken mit
über 2000
Arbeitern), geschlagenem
Gold
[* 13] und Metall,
Bronze,
[* 14]
Bronzefarben,
Brokat, Stahlbrillen und optischen
Instrumente ^[richtig:
Instrumenten], Möbeln,
Maschinen, besonders
Brauerei-Einrichtungen und Feuerlöschgeräten,
Gürtler- und
Drechsler-, Buchbinder-
und Kartonnagewaren, Zinnfiguren,
Cichorien,
Hefen, bunten Papieren, Kinderspielzeug,
Bleistiften u. a., ferner auf Bierbrauerei
[* 15] (Gebrüder
Grüner u. a.). Fürth
ist Sitz der 1. Sektion der
Glasberufsgenossenschaft.
Der lebhafte Handel erstreckt sich hauptsächlich auf die Ausfuhr der inländischen Industrieerzeugnisse, während der eigentliche Produktenhandel, mit Ausnahme der sehr bedeutenden Hopfenausfuhr, eine untergeordnete Stelle einnimmt. Die Handelshäuser haben Beziehungen zu allen Weltgegenden. Der Speditions- und Wechselhandel ist sehr ausgedehnt (10 Bank- und Wechselgeschäfte); die elftägige Michaelismesse ist stark besucht.
5 km im SW., an der Lokalbahn nach Zirndorf, auf einer Anhöhe an der Rednitz die Alte Feste, Ruine und Aussichtsturm mit großartiger Weitsicht, ringsum mehrfache Spuren der Schlacht vom zwischen Wallenstein und Gustav Adolf.
Geschichte. Der Sage nach hat
Karl d. Gr. 793 in der Nähe der
Vereinigung der Pegnitz und
Rednitz die Martinskapelle
erbauen lassen, und der
Ort, der hier entstand, wurde Fürth
genannt. König
Ludwig das
Kind unterzeichnete hier 19. März 907 eine
Urkunde. Gustav
Adolf hatte im Juni 1632 sein Hauptquartier in Fürth;
1634 wurde die Stadt von den Kroaten bis auf einige
Häuser niedergebrannt. Bis 1792 hatten die Markgrafen von
Ansbach,
[* 16] die
Dom-
[* 1] ^[Abb.: Wappen] [* 17] ¶
mehr
propstei in Bamberg [* 19] und die Reichsstadt Nürnberg, allerdings unter fortwährenden Streitigkeiten, Souveränitätsrechte ausgeübt. 1792 kam an Preußen, [* 20] welches die Industrie des damaligen Marktfleckens mächtig förderte, 1806 an Bayern [* 21] und erhielt 1818 städtische Verfassung.