Fuchsfelle
bilden einen beträchtlichen Gegenstand des Rauchwarengeschäfts, und es gibt ihrer, je nach Art und Herkunft, Farbe, Feinheit und Dichtheit der Behaarung sehr verschiedne Sorten, teils wohlfeilere Verbrauchswaren in Menge, teils kostbare Seltenheiten. Füchse leben in der nördlichen gemäßigten Zone der Neuen sowol ^[richtig: sowohl] als der Alten Welt und selbst bis in den höchsten eisigen Norden hinauf. Natürlich ändert das Tier in so großer Verbreitung in der Färbung bedeutend ab, ohne seine Fuchsnatur je zu verleugnen.
Wie viele wirkliche Arten aus dieser Familie zu machen und was als bloße Spielart zu betrachten sei, darüber sind die Gelehrten nicht einig; der Händler entnimmt seine Bezeichnungen immer aus der Färbung. Der gemeine oder Rotfuchs mit seiner bekannten gelbroten Färbung des Oberkörpers und dem langen buschigen Schwanze ist in der gemäßigten Zone Europas, Asiens und Amerikas überall der häufigste. Das Rot ist bald heller, bald dunkler. Kehle und Bauch sind wie bei fast allen Füchsen weiß, ebenso die Schwanzspitze, ¶
mehr
die Ohrspitzen dagegen schwarz. Ist die Spitze des Schwanzes, der Läufe und Kehle ausnahmsweise schwarz, so heißt das Tier Brandfuchs. Der Fuchs weiß sich auch in Ländern mit hochgesteigerter Bodencultur noch zu halten; nur in England ist er zur Seltenheit geworden durch die Passion der englischen Herren für Fuchshetzen; dagegen liefert Deutschland fast regelmäßig etwa 100000 Stück Felle jährlich. Die besten Rotfüchse aber kommen von der Labradorküste, den Aleuten und von Norwegen; hieran schließen sich in abnehmender Qualität: Canada, Schweden, das innere Rußland, Sibirien, Dänemark, Schweiz, Baiern, Steiermark, Norddeutschland, Rheinländer, Frankreich, Italien, Spanien.
Während die zuerst genannten 10 bis 15 Mk., deutsche Füchse 2-5 Mk. kosten, sind italienische und spanische kaum 1½ Mk. wert. Die stärksten Verbrauchsländer von roten Fellen und Käufer auf den Leipziger Messen sind die Türkei und Griechenland, Rußland und Polen. Man zerlegt die Pelze meistens und macht besondre Futter aus den Nacken-, Kehl-, Kreuz-, Rückenstücken und Bäuchen: auch die Beine und Schweife werden besonders verwendet, doch sind die Schweife aller Füchse wegen ihrer Grobwolligkeit immer nur geringwertige Teile.
Höher im Werte als die Rotfüchse stehen die Kreuzfüchse. Sie bilden eine bloße Varietät des gemeinen Fuchses, denn man hat in Schweden Tiere von gewöhnlicher Färbung mit Kreuzfüchsen in einem und demselben Neste gefunden. Doch fallen letztere nicht überall, sondern nur in nördlichen Gegenden. Die schönsten kommen von Nordamerika; die sibirischen haben größere Behaarung. Das Abweichende bei dieser Varietät besteht darin, daß die Farbe den Rücken entlang und auf den Schultern dunkler ist, wodurch die [* 2] Figur eines Kreuzes entsteht, die bei zugerichteten, also ausgereckten Fellen deutlicher hervortritt. Außerdem ist die Färbung des Bauches schwarz. Der Preis guter Kreuzfüchse ist schon 35-100 Mk. das Stück, und die Ware wird fast ausschließlich von den Russen aufgekauft, bei denen weitaus der größte Pelzluxus herrscht. Man verbraucht die Felle ebenfalls zerstückelt in Nacken-, Rücken-, Kehlen- und Bauchteile, jedes besonders. Die Rückenstücke geben teure Männerpelze, die Bäuche ebenso kostbare Frauenpelze. - Eine andre Art Kreuzfüchse liefert der hohe Norden. - Die eigentlichen Aristokraten unter den Füchsen sind aber die Schwarz- und Silberfüchse.
Dieselben finden sich hauptsächlich in Sibirien, auf den Aleuten und im nördlichen Nordamerika (Hudsonsbailänder, Labradorküste). Die amerikanischen sind aber bei weitem schöner und viermal soviel wert als die sibirischen. Die Behaarung ist bei diesen Tieren, die die Größe gewöhnlicher starker Füchse haben, entweder durchaus glänzend schwarz, nur mit weißer Schwanzspitze, oder es endigt das schwarze Haar in weiße Spitzen, sodaß ein silbriger Schimmer entsteht.
Dies sind dann Silberfüchse. Ohren, Schultern und Schwanz sind auch bei ihnen ganz schwarz. Die Schwarzfüchse sind die teuersten, da ein solches Fell mit 600-1000 Mark bezahlt wird; silbrige Felle kosten je nach Schönheit 100 bis 300 Mk. Das Haar dieser Füchse ist sehr fein, dichtstehend und 2½ Zoll lang. Dasselbe fällt stets nach abwärts, in welcher Richtung man das Fell immer halten mag. Die Beschaffenheit des Haarstandes ist übrigens an den verschiednen Körperstellen doch verschieden (auf dem Rücken fast mähnenartig); daher man auch sie ausstückelt und das Gleichartige zusammen sortiert. So kann man vielleicht aus 25 schönen Fellen noch nicht ganz das Zubehör eines schönen Pelzes schneiden, wohl aber aus 120 Stück deren fünf herstellen.
Die aus den Kehl- und Nackenstücken gefertigten Pelze sind die teuersten und es kostet ein solcher oft 7-8000 Rubel. Auch die Füße und untern Teile des Schwarzfuchses liefern noch kostbares Pelzwerk. Außer der Schönheit dieses Rauchwerks ist die Seltenheit desselben der andre, die hohen Kaufpreise bewirkende Faktor. Die Höfe von Rußland und der Türkei, der reichste russische Adel und sonstige Hochwürdenträger lieben es, sich in solche Pelze zu kleiden, die wegen ihrer großen Leichtigkeit besonders auch von der hohen Damenwelt bevorzugt werden. - Andere Sorten Fuchspelze sind: Griesfüchse (Graufüchse), finden sich nur in Kanada und dem Norden der Vereinigten Staaten.
Das Haar ist grob, der Rücken silbergrau gesprengelt, die Seiten gelb und der Bauch aschgrau. Sie werden in Rußland, Polen und auch reichlich in Deutschland zu Pelzfuttern, namentlich Reisepelzen verwendet. Wert 3-6 Mark das Stück. Unter Kittfüchse werden im Handel verschiedne Graufüchse zusammengefaßt, die teils aus Nordamerika als Präriefüchse, teils aus Sibirien und der Tatarei als Steppenfüchse kommen. Diese Tiere sind kleiner als die gewöhnlichen, ihr Haar ist weich und dicht, die vorherrschende Farbe ist grau, Bauch und Kehle weiß, Seiten mit verschiednen Abzeichnungen in Rotgelb oder Braun. Die Färbungen sind auch je nach Sommer und Winter verschieden. Die amerikanischen Kittfüchse wohnen nordwestlich der Felsengebirge in großer Menge; von den asiatischen Steppenfüchsen unterscheidet man zwei Arten, den Korsak und den Karakan (Schwarzohr), beide in Größe und Färbung sehr verschieden, nur daß der letztere eben durch schwarze Ohren sich auszeichnet. Die Kittfüchse dienen zu leichten Pelzfuttern und ihre Preise am deutschen Markte drehen sich ebenfalls zwischen 3 und 5 Mk. das Stück. - Im höchsten Norden aller drei Weltteile lebt der Polar- oder Eisfuchs.
Dieselben zerfallen in zwei Arten: Blaufüchse und Weißfüchse. Die häufig selbst in Gelehrtenkreisen vorkommende Behauptung, daß sie ein und dieselbe Gattung repräsentieren, die je nach Alter und Jahreszeit die Farbe wechselt, erscheint unhaltbar, da sowohl im Winter die Blaufüchse blau, resp. aschgrau, die Weißfüchse weiß ererscheinen ^[richtig: erscheinen]. Der Irrtum kann aber daher gekommen sein, daß manche weiße Füchse ein bläuliches Grundhaar haben. Wenn nun Nester mit jungen Weißfüchsen gefunden werden, so zeigen sich diese, da ihnen das Oberhaar noch nicht gewachsen ist, mit ihrem jungen ¶
mehr
Flaumhaar, also teils weiß, teils bläulich. Als die besten Blaufüchse gelten diejenigen, welche eine dunkle, rein aschgraue Farbe haben, während diejenigen, welche statt dessen ein schmutziges Braun angelegt haben, weit niedriger im Werte stehen. Berichten aus Grönland zufolge, welche die obige Ansicht bestätigen, wäre es dort allgemein der Fall, daß die Tiere Jahr aus Jahr ein dasselbe blaue oder weiße Kleid trügen, dieselben sonderten sich aber nicht nach der Färbung ab, vielmehr werfen weiße Füchsinnen blaue Junge und umgekehrt. - Bei jeder Färbung ist aber der Winterpelz viel dichter, weicher und langhaariger als der Sommerpelz.
Nach russischen Angaben sind die Jungen kurzhaarig und rötlichgelb oder schwärzlich. Im Alter von 3 Monaten hären sie sich zum erstenmal; ihr abgetragenes Kleid sieht nun auf dem Rücken graugelb mit schwarz untermischt aus und in diesem Stadium heißen sie bei den Russen Norniki. Im September sind die Sommerhaare meistens schon abgestoßen und weiße Winterhaare dafür gewachsen, nur der Rücken ist noch schwärzlich braun und ebenso ein über die Schultern reichender Querstreif. Im November hat sich das Kreuz auch verloren und das Tier ist ganz weiß, aber noch nicht langhaarig, indem das Haar seine volle Länge erst im Dezember erreicht, wo dann das Fell am wertvollsten ist. Im nächsten Frühjahr beginnt das Tier denselben Kreislauf des Farbenwechsels vom Nornik an von neuem.
Die Polarfüchse werden von allen Reisenden als sehr zudringliche und wenig schlaue Gäste geschildert, die leicht in jede
Art von Falle gehen. Die schönsten und größten Blaufuchsfelle
liefert das russische Gouvernement Archangel am
Weißen Meere, nächstdem die Labradorküste und die nördlich von Amerika gelegenen Inseln, dann Grönland und Island, das
letztere jedoch nur eine geringere Qualität mit grobem Haar. Blaufuchsfelle
werden mit 30-100 Mk. per Stück bezahlt, wogegen
der Preis der weißen sich zwischen 5-18 Mk. zu drehen pflegt.
Letztere kommen natürlich aus denselben Gegenden, doch rangieren sich diese hinsichtlich der Qualität anders und es kommen die besten von Amerika (Labrador und Ruppertsland), die geringem aus Asien, Rußland, Grönland und Island. In Grönland werden jährlich 1-3000 Polarfüchse gefangen, darunter ⅔ blaue. Harte Winter veranlassen eine größere Zufuhr an weißen Fellen als gelinde, weil sich die Tiere in erstem weiter südlich ziehen als sonst und damit mehr in das Bereich von Jägern kommen. Diese nordischen Felle geben ein feines leichtes und warmes Pelzwerk, das zu Pelzfuttern, die dunkelfarbigen auch zu Kragen u. dgl. in Rußland und Polen, der Türkei etc. viel getragen wird. Pelze mit weißem Fuchsfutter sind besonders ein von türkischen Frauen vielbegehrter Gegenstand. - Zoll: F. sind zollfrei; Waren daraus gem. Tarif im Anh. Nr. 28 a bezw. 28 b.