Titel
Fuad
Pascha, 1) Mehemed, türk. Staatsmann und Gelehrter, geb. zu Konstantinopel, [* 2] Sohn des berühmten Dichters Mollah Izzet Efendi, erhielt eine in der Türkei [* 3] seltene wissenschaftliche Ausbildung und studierte 1828-32 in Galata-Serai die Arzneikunde. Als Arzt der Admiralität ¶
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begleitete er 1834 den Großadmiral Tahir Pascha auf der Expedition gegen Tripolis, gab aber nach seiner Rückkehr den ärztlichen Beruf auf und trat in das Büreau der Dolmetschen der Pforte. Wegen seiner Kenntnisse in den neuern Sprachen und im Völkerrecht 1840 dem als Gesandten nach London [* 5] geschickten Aali Pascha beigegeben, bewies er großes diplomatisches Geschick und ward 1843 zum zweiten Dolmetsch der Pforte, dann zum Direktor des Übersetzungsbüreaus in Konstantinopel und 1848 zum Großreferendar (Amedji) des großherrlichen Diwans befördert.
Nachdem er 1848 als Generalkommissar in den Donaufürstentümern gewirkt u. 1849 eine außerordentliche Mission nach Rußland übernommen hatte, erhielt er im Dezember 1849 die Stelle eines Musteschars im Ministerium und 1852 die des Ministers des Auswärtigen. In dieser Stellung erregte er durch eine die russischen Prätensionen bekämpfende Broschüre: »La vérité sur la question des lieux saints«, das Mißfallen des Zaren Nikolaus und sah sich infolge davon vom Fürsten Menschikow, der im März 1853 als außerordentlicher Botschafter in Konstantinopel erschien, so feindselig und rücksichtslos behandelt, daß er seine Entlassung forderte, die er auch erhielt.
Während der orientalischen Wirren übernahm er 1854 eine Mission als Regierungskommissar in das Hauptquartier Omer Paschas, dann nach Epirus, wo er die Insurrektion energisch unterdrückte. Nach seiner Rückkehr ward er zunächst nicht verwendet und erst 1857 Präsident des Tanzimatrats. Im Januar 1858 übernahm er abermals das Ministerium des Auswärtigen, wohnte vom April bis August als Vertreter der Pforte den Konferenzen zu Paris [* 6] bei, welche die Organisation der Donaufürstentümer zum Zweck hatten, und unterzeichnete den Vertrag vom Im Juli 1860 als Kommissar nach Damaskus gesandt, strafte er die an den dortigen Metzeleien Beteiligten mit rücksichtsloser Strenge.
Nach der Thronbesteigung von Abd ul Asis ward Fuad Pascha
1861 zum Großwesir ernannt und im Februar 1862 mit der obersten Leitung der
Finanzen betraut, welche er durch mehrere Reformen zu bessern versuchte. 1866 als Großwesir entlassen,
übernahm er 1867 wieder das Auswärtige und bemühte sich mit Erfolg, den Frieden aufrecht zu erhalten. Um den Sultan mit europäischen
Reformen zu befreunden, bewog er ihn 1867 zu einer Reise nach dem westlichen Europa,
[* 7] auf der er ihn begleitete. Aber schon Ende 1868 ergriff
ihn eine verzehrende Krankheit, welcher er in Nizza
[* 8] erlag. Abgesehen von seiner politischen Wirksamkeit, in welcher
er eine gründliche Reform nie versucht hat, war Fuad Pascha
auch auf wissenschaftlichem Gebiet thätig und angesehen. Er schrieb
eine »Grammatik der osmanischen Sprache«
[* 9] (deutsch von Kellgren, Helsingf. 1855) und war als Dichter anerkannt;
auch war er Mitglied der seit 1851 in Konstantinopel bestehenden Akademie der Wissenschaften.
2) Mehemed, türk. General, geboren um 1840 zu Kairo [* 10] als Sohn eines ägyptischen Offiziers, wuchs in Konstantinopel auf, erhielt eine vortreffliche militärische Bildung, zeichnete sich als Reiteroffizier aus, erhielt 1877 ein Reiterdetachement in der ostbulgarischen Armee, das er vortrefflich ausrüstete, organisierte und einübte, siegte über die Russen bei Elena, ward 1878 zum Muschir und Befehlshaber eines der bei Konstantinopel zusammengezogenen Korps ernannt und vom Sultan durch besondere Gunst bevorzugt. 1879 suchte er Osman Pascha zu stürzen, verlor aber selbst seinen Posten. Er ist jetzt Generaladjutant des Sultans, aber ohne Einfluß.