Fruchtbarkeit
(Foecunditas), in der
Physiologie die Bezeichnung für die Häufigkeit der in einer
oder mehrern
Geburten von demselben Individuum erzeugten
Kinder. Bisweilen wird Fruchtbarkeit
aber auch, als gleichbedeutend mit Fortpflanzungsfähigkeit,
der
Unfruchtbarkeit entgegengesetzt. Die Quantität des Zeugens oder der
Grad der Fruchtbarkeit
schwankt bei jeder Gattung. So kommen
beim
Menschen auf jede
Ehe durchschnittlich 3-4
Kinder, auf 23-30 lebende
Menschen jährlich eine
Geburt,
auf 10
Ehen eine unfruchtbare.
Auf je 80 einfache
Geburten etwa kommt eine Zwillingsgeburt, auf 7-8000 eine Drillingsgeburt, auf 20-50000 eine Vierlingsgeburt,
auf mehrere Millionen eine Fünflingsgeburt; ja es sind einige Fälle von Sechs- bis Siebenlingen, die aber nicht lebensfähig
waren, beobachtet. (S.
Geburtsstatistik.)
Schon bei
Zwillingen ist nicht selten das eine
Kind kleiner als
das andere. In manchen Familien ist eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit
gleichsam erblich. Ähnliches läßt sich auch
bei
Tieren der höhern
Klassen, wo indes die Zahlenverhältnisse andere sind, nachweisen.
Die Fruchtbarkeit
ist um so größer, je einfacher die Zeugungsweise ist; daher die ungeheure
Vermehrung der Infusionstiere.
Sie ist größer bei äußerer
Befruchtung,
[* 2] wie bei Fischen und Fröschen, als bei innerer, größer bei
Tieren, die ihre Nahrung
ohne Schwierigkeit und in Menge finden (Haustieren, Grasfressern); sie ist endlich bei kleinern, bald ausgetragenen
Tieren
bedeutender als bei solchen, deren Fötusleben lange dauert und die ausgewachsen einen bedeutenden Körperumfang
erlangen. So bringt ein Elefantenpaar alle 3-4 Jahre ein
Junges, während ein Kaninchenpaar innerhalb 4 Jahren 1 274000 Nachkommen
haben kann, indem diese
Tiere jährlich 4-8mal zeugen, jedesmal aber 4-8
Junge werfen, die schon nach 6
Monaten wieder zeugungsfähig
sind.
Bei verschiedenen Individuen derselben
Art ist die Fruchtbarkeit
nicht immer gleich, teils infolge natürlicher
Anlage,
teils zufälliger Umstände, wie Quantität und Beschaffenheit der Nahrung, Lebensverhältnisse überhaupt,
Grad der körperlichen
Gesundheit,
Alter,
Klima
[* 3] u. s. w. Sehr verschieden verhält sich die Fruchtbarkeit
zwischen Individuen
verschiedener
Arten, indem manche gar keine
Bastarde erzeugen, andere (Esel und
Pferd)
[* 4] allerdings
Bastarde erzeugen, die jedoch
meist unfruchtbar sind. (S.
Bastard.)
Die Fruchtbarkeit
ist durchschnittlich größer, als zur
Erhaltung der Gattung nötig, wird aber in ihren Folgen beschränkt durch die
im Verhältnis stehende kurze
Lebensdauer, Sterblichkeit und die Zerstörung der jungen
Brut. Unter günstigen Umständen kann
sich
die Bevölkerung eines
Landes in 50 Jahren verdoppeln; Hungersnot, ansteckende Seuchen und langdauernde
Kriege jedoch drücken die Zahl der
Geburten herab. Bei niedern
Tieren ist die Fruchtbarkeit
meist außerordentlich groß. Réaumur hat
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