Fritzlar
,
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Kassel,
[* 3] 223 m ü. M., an der
Eder und der
Linie
Wabern-Wildungen der
Preußischen Staatsbahn, ein altertümlicher
Ort in schöner
Lage, hat ein
Amtsgericht, mehrere
Kirchen (darunter
die schöne, weithin sichtbare St.
Peterskirche mit 16
Altären und 2 schönen
Türmen), ein Franziskanerkloster (jetzt Armenhaus
und evang.
Kirche) und inkl. 2. Abteilung
Feldartillerie Nr. 11 (1885) 3238 meist kath.
Einwohner. -
Schon
Bonifacius soll in Fritzlar
um 732 ein Benediktinerkloster und eine
Kirche gegründet haben,
die allein übrigblieb, als der
Ort 774 von den
Sachsen
[* 4] verwüstet wurde. Das von
Bonifacius in dem benachbarten Buraburg errichtete
Bistum wurde bald nach Fritzlar
verlegt, jedoch schon um 800 aufgehoben.
Später wurde Fritzlar
der Sitz des Konradinischen Grafengeschlechts,
dem König
Konrad I. (gest. 918) angehörte.
Auf einem
Reichstag daselbst (919) wurde
Heinrich I. zum König der
Deutschen erwählt. Gegen 1000 verschwindet
das Fritzlarsche
Kloster, und an seine
Stelle tritt ein Chorherrenstift. Im 11. Jahrh. kam an das Erzstift
Mainz,
[* 5] erhielt aber
erst gegen Ende des 12. Jahrh. städtische
Rechte. Infolge eines Streits zwischen dem
Erzbischof und dem
Landgrafen
Konrad von
Thüringen ward es von letzterm 1232 völlig zerstört. Im Dreißigjährigen
Krieg bald im
Besitz der
Hessen,
[* 6] bald mainzisch, ward Fritzlar
mehrmals der Schauplatz hartnäckiger
Gefechte und Belagerungen. Durch den
Westfälischen
Frieden
Mainz
zugesprochen, fiel es wieder ganz dem
Katholizismus anheim. Im Siebenjährigen
Krieg zwang der
Erbprinz
von
Braunschweig
[* 7] 1761 die
Franzosen unter dem Vicomte von
Narbonne zur
Übergabe der Stadt. Infolge des Lüneviller
Friedens kam
sie mit ihrem reichdotierten
Stift, welches säkularisiert wurde, als
Entschädigung an
Kurhessen.