Titel
Friedland
,
1) Stadt im nördlichen Böhmen, [* 2] am Wittigfluß und an der Eisenbahn von Reichenberg [* 3] nach Görlitz, [* 4] Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine Dekanalkirche mit schönem Grabdenkmal des Feldmarschalls v. Rädern von 1610, ein Spital, eine Sparkasse und (1880) 4817 Einw., welche Tuch- und Wollwarenfabrikation, Baumwollspinnerei und -Weberei, Druckerei u. Appretur, Bierbrauerei [* 5] u. a. treiben. Das dortige Schloß, auf einem die Stadt überragenden, 60 m hohen Basaltfelsen, im 13. Jahrh. erbaut, 1869 durch den gegenwärtigen Besitzer Grafen Clam-Gallas teilweise renoviert, enthält eine Kapelle und Originalporträte von Wallenstein und dessen Tochter. Im Wittigthal aufwärts die industriellen Dörfer Mildenau, Raspenau, Haindorf und Weisbach. In der Nähe wird auch Braunkohlenbergbau betrieben. -
Die Stadt Friedland
gab dem Herzogtum Friedland
den
Namen, welches einst
Albrecht von
Waldstein
(Wallenstein) besaß. Nachdem
dieser nämlich teils durch das
Vermächtnis eines Oheims, der ihm 14
Güter und Herrschaften in
Böhmen und
Mähren hinterließ,
teils durch den aus dem
Vermögen seiner ersten Gemahlin 1621-23 für mehr als 7 Mill.
Gulden gemachten Ankauf von
konfiszierten
Gütern böhmischer
Rebellen einen bedeutenden
Komplex von Ländereien erworben hatte, erhob ihn
Kaiser
Ferdinand 1623 zum
Reichsfürsten und
Herzog von Friedland
Laut des darüber ausgestellten
Majestätsbriefs umfaßte das Herzogtum Friedland
neun
Städte, (Friedland
,
Reichenberg,
Arnau,
Weißwasser,
Münchengrätz,
Böhmisch-Leipa,
Turnau,
Gitschin und Aicha) und 57
Schlösser und
Dörfer.
Als
Reichsfürst und
Herzog hatte
Wallenstein vom
Kaiser zugleich die Lehnshoheit über die innerhalb des
Herzogtums Friedland
gelegenen Lehnsgüter erhalten. Nachdem
Wallenstein ermordet und die
Konfiskation seiner
Güter ausgesprochen
worden war, wurden die einzelnen Besitzungen des ganzen Herzogtums an die von ihm abgefallenen
Offiziere verteilt;
Graf
Gallas
z. B. erhielt die friedländischen Herrschaften und
Reichenberg,
Leslie die Herrschaft
Neustadt.
[* 6] -
2) Marktflecken in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Mistek, an der Ostrawitza und der Ostrau-Friedländer Eisenbahn, mit (1880) 2695 Einw. und bedeutendem Eisenwerk. -
3) Mecklenburgisch-Friedland
, Stadt im Großherzogtum
Mecklenburg-Strelitz,
Kreis
[* 7]
Stargard,
[* 8] an der
Eisenbahn
Neubrandenburg-Friedland, ist regelmäßig
gebaut, hat ein
Amtsgericht, 2
Kirchen,
Gymnasium und (1885) 5502 evangelische Einwohner, die meist
Landwirtschaft
betreiben. Die Stadt, seit 1244 erbaut, erhielt 1247 von den
Markgrafen von
Brandenburg
[* 9] das Stendalsche
Recht. -
4) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, [* 10] Kreis Waldenburg, [* 11] 446 m ü. M., an der Steine und der Linie Breslau-Sorgau-Halbstadt der Preußischen Staatsbahn, nahe der böhmischen Grenze, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, Lein- und Baumwollweberei und (1885) 2191 meist evang. Einwohner. Dabei das Dorf Alt-Friedland mit (1880) 1386 Einw. und großer Papierfabrik. -
5) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt [* 12] a. O., Kreis Lübben, [* 13] in der Nähe des Schwielochsees, hat eine evang. Pfarrkirche und (1885) 1126 Einw. Nahebei der Flecken Schloß-Friedland mit 140 Einw. -
6) Märkisch-Friedland
, Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Marienwerder,
[* 14]
Kreis
Deutschkrone, hat ein
Amtsgericht, ein altes
Schloß, eine
evang.
Kirche und (1885) 2439 meist evang. Einwohner (303
Juden). -
7) in Oberschlesien, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, [* 15] Kreis Falkenberg, an der Steinau (zur Neiße), [* 16] hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, mehrere milde Stiftungen, einen Artillerieschießplatz und (1885) 2140 meist kath. Einwohner; dabei das gleichnamige Schloß des Grafen von Burghauß. -
8) in Ostpreußen, [* 17] ¶
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Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, [* 19] Kreis an der Alle, hat eine evang. Pfarrkirche, ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, eine Ölmühle und 1885 mit der 1886 verlegten Garnison (2 Eskadrons Ulanen Nr. 12) 3182 Einw. Der Ort ward 1312 gegründet und ist historisch merkwürdig durch den am erfochtenen Sieg Napoleons I. über die Russen und Preußen [* 20] unter Bennigsen. -
9) Preußisch-Friedland, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Schlochau, an der Dobrinka, hat ein Amtsgericht, ein Progymnasium, eine evangelische und eine kath. Kirche, ein evang. Schullehrerseminar und (1885) 3472 meist evang. Einwohner.