Titel
Freund
,
1) Hermann, dän. Bildhauer, geb. zu Uthlede bei Bremen, [* 2] besuchte die Akademie zu Kopenhagen [* 3] und begab sich 1820 nach Rom, [* 4] wo er in das Atelier Thorwaldsens trat. Hier hatte er namentlich einen wichtigen Anteil an den Arbeiten für die Frauenkirche in Kopenhagen, der Christusstatue und den Aposteln. Doch schuf er auch einige selbständige Werke: einen Merkur, [* 5] ein Hirtenmädchen, das ein Lamm trinken läßt, u. a., welche, glücklich erfunden und nicht ohne Feinheit ausgeführt, ihn ganz als Schüler Thorwaldsens zeigen. Im J. 1827 kehrte er nach Kopenhagen zurück, wo er eine rege Thätigkeit als Lehrer und Dirigent des Kunstvereins entfaltete. 1836 vollendete er das Denkmal des Reformators Hans Tausen in Viborg.
Sein Hauptwerk ist der Ragnarökrfries, der 1841 einen Platz im
Schloß
Christiansborg fand. Es war eine schwere Aufgabe, die
phantastische nordische
Sage, in welcher die Gestalten nur in schwankenden
Umrissen erscheinen, plastisch
zu verkörpern, und Freund
ist derselben nicht gerecht geworden, um so weniger, als die antikisierenden Thorwaldsenschen
Formen in Widerstreit zur
Idee des Gegenstandes stehen. Doch hat die
Komposition den Vorzug einer energievoll dramatischen
Wirkung.
Freund
starb als
Professor an der
Kopenhagener
Akademie
2) Wilhelm, Philolog, geb. zu Kempen im Posenschen von israelitischen Eltern, studierte seit 1824 in Berlin [* 6] und Breslau, [* 7] eröffnete 1828 in letzterer Stadt eine jüdische Religionsschule, die er aber, von seinen orthodoxen Glaubensgenossen angefeindet, bald wieder schloß, lebte hierauf meist privatisierend, war jedoch inzwischen Lehrer am Elisabethanum in Breslau und verwaltete 1848-51 provisorisch das Direktorat des Gymnasiums zu Hirschberg, [* 8] machte 1851 eine größere Reise nach England, 1853 nach Graubünden und Tirol, [* 9] um das dortige Romanisch kennen zu lernen, war 1855-70 Direktor der nach seinem Plan organisierten höhern israelitischen Gemeindeschule in Gleiwitz [* 10] und lebt seitdem in litterarischer Thätigkeit zu Breslau. Sein sehr verdienstliches Hauptwerk ist das umfassende »Wörterbuch der lateinischen Sprache« [* 11] (Leipz. 1834-45, 4. Bde.). Im Anschluß daran verfaßte er: »Gesamtwörterbuch der lateinischen Sprache« (Bresl. 1844-1845, 2 Bde.) und das »Lateinisch-deutsche und deutsch-lateinisch-griechische Schulwörterbuch« (Berl. 1848-1855, 2 Tle.);
schon vorher war die Ausgabe von Ciceros Rede »pro Milone« (Bresl. 1828) erschienen.
Später hat er sich auf die Fabrikation von allerhand Unterrichtsbüchern geworfen, wie der vielberufenen »Präparationen zu den griechischen und römischen Schulklassikern«, auch zum »Alten Testament« (letztere mit Marx, Leipz. 1862 ff.) und der »Prima«, einer Sammlung von Unterrichtsbriefen zur Vorbereitung für das Abiturientenexamen. Mehr Anerkennung verdienen: »Wie studiert man Philologie?« (5. Aufl., Leipz. 1885);
»Triennium philologicum oder Grundzüge der philologischen Wissenschaften« (das. 1874-76, 6 Bde.; 3. Aufl. 1885 ff.);
»Tafeln der griechischen, römischen, deutschen, englischen, französischen und italienischen Litteraturgeschichte« (das. 1873-75, 6 Tafeln);