Freskomalerei
(Malerei
a fresco, nicht
al fresco), diejenige Art
Malerei, welche mit
Wasserfarben auf einer noch frischen
(ital. fresco
) Unterlage von
Kalk an Wandflächen ausgeführt wird. Der Freskomalerei
dient als
Grund ein auf eine
Mauer angesetzter
Mörtel
aus feinem
Sand und altem
Kalk, der, solange er feucht ist, die darauf aufgetragenen
Farben ohne Anwendung
von
Leim oder einem andern
Bindemittel mit der Wandfläche in ein unzertrennbares Ganze verwandelt. Um für die Freskomalerei
eine geeignete
Grundlage herzustellen, benutzt man nach dem
Muster der Alten, wenn die
Mauer dazu besonders aufgebaut wird, trockne
Steine; sind dies Ziegelsteine, so müssen sie nach ihrem
Brand wenigstens zwei Jahre dem Luftzug ausgesetzt und vor
Regen und
Schnee
[* 2] stets geschützt gewesen sein.
Gegenwärtig und besonders in Deutschland [* 3] pflegt man beim Anwurf hauptsächlich folgende Regeln zu beobachten. Der Kalk muß wenigstens ein Jahr, längst abgelöscht und in Gruben, die gegen Regen und Schnee gesichert sind, aufbewahrt sein. Beim ersten groben, womöglich mit kleinen Kieselsteinen untermischten Bewurf der Mauer müssen alle Fugen vorsichtig ausgefüllt werden, damit nirgends Luftblasen zurückbleiben. Nach gänzlicher Trocknung kratzt man die Mauer auf, um die obere kohlensaure und feste Rinde zu zerstören, und feuchtet sie dann mit etwas weniger grobem Sandmörtel in der Dicke von 2 cm an, um den zweiten Bewurf daraufzubringen.
Ist auch diese Schicht gehörig ausgetrocknet, so reibt man sie mit dem Reibebrett wieder auf und netzt sie tüchtig ein, bevor man den letzten Verputz, den eigentlichen Freskogrund, aufträgt. Dieser darf die Dicke von 1 cm nicht überschreiten, damit man nicht dem Reißen dieses lockern Mörtels bei dem Auftrocknen desselben ausgesetzt ist. Man glättet ihn nicht mit der Kelle, sondern nur mit dem Reibebrett, damit er ein rauhes Korn behält. Damit erhält der ganze Bewurf eine Dicke von ca. 3 cm. Man kann aber die obere Schicht auch in zwei getrennten Lagen auftragen, deren oberste indes am Morgen der Ausführung des Gemäldes angebracht werden muß. Zu diesem letzten Bewurf, dem eigentlichen Malgrund, nimmt man eine hinlängliche Quantität von altem Kalk, mit dem man, wenn kein Quarz vorhanden ist, fein gesiebten, zwei- bis dreimal gewaschenen und geschlämmten und wieder vollkommen ausgetrockneten Sand vermengt.
Von der Mauerstelle muß so viel, wie an einem
Tag bemalt werden soll, mit einem hölzernen Handhobel recht trocken abgerieben
und dann stark und um so stärker befeuchtet werden, je dicker der
Malgrund ist, der erzielt werden soll. Das Auftragen
des letzten
Mörtels geschieht mittels kleiner hölzerner
Hobel, die stets genetzt werden müssen, und mit denen dann der
Mörtel
fein abgezogen und jede Unebenheit beseitigt wird. Sobald der
Malgrund kein wässeriges Aussehen mehr hat, kann das
Malen selbst
beginnen, wenn die Gegenstände entfernt und überhaupt nicht zur nähern Betrachtung bestimmt sind;
soll aber die
Malerei nahe vor das
Auge
[* 4] treten, so muß der
Malgrund mit einer sehr feinen und womöglich polierten
Kelle nach
allen Seiten geglättet werden. Solche geglättete Mauermalereien kommen zwar dem
Auge angenehmer vor als die Freskomalerei
auf gehobelten
Mauern; sie haben aber den Hauptnachteil einer weit geringern Dauerhaftigkeit, wie dies
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an den Arkadengemälden im Münchener Hofgarten zu beklagen ist. Bei der Freskomalerei
auf gehobelten Mauern sind die Farben inniger mit
dem Mörtel verbunden, während bei der Freskomalerei
auf geglätteten Mauern die Farben, wenn auch ziemlich dick, doch weniger fest aufliegen.
Soll auf einer alten Mauer mit feuchten Flecken oder an einer schwer zugänglichen Stelle ein Gemälde angebracht
werden, so malt man besser auf eine für sich bestehende Fläche, die man dann einsetzt. Man gebraucht dazu einen eisernen
Rahmen, dessen vier Ecken durch Eisenstäbe kreuzweise verbunden sind, und der mit kleinen Löchern versehen ist, um ein ziemlich
enges Gitter von Messingdraht aufzunehmen, das nun dem Mörtel zum Anhaltspunkt dient.
Man legt diesen Rahmen auf eine ebene Fläche und bewirft ihn mit einer Lage hydraulischen Kalks und groben Sandes; ist diese getrocknet und wieder tüchtig benetzt, so wird auf sie eine Lage von gewöhnlichem Kalk und feinem Sand gebracht; beide Lagen müssen den Rahmen so weit ausfüllen, daß nur noch der nötige Raum für den Malgrund übrigbleibt, der nun mit dem Rahmen eine ebene Fläche bilden muß. Vor dem Einsetzen solcher bemalter Rahmen an feuchten Orten überstreicht man ihre Rückfläche mit heißem Pech, eine Operation, die ihnen außerordentliche Dauerhaftigkeit gibt.
Diese Freskomalerei
auf Rahmen verdient überhaupt schon deswegen die größte Beachtung, weil durch sie das Mittel
an die Hand
[* 6] gegeben ist, von auswärtigen Freskomalern
Werke zu erhalten, ohne, wie bisher notwendig war, erst kostspielige
Reisen derselben zu veranlassen. Zu bemerken ist noch, daß der Kalk in einer hinlänglichen Menge Wasser gelöscht werden
muß, damit er vollständig in Brei verwandelt und nicht erst später in der Mauer zum Ablöschen gebracht werde, und Sand
und Kalk zu gleicher Zeit mit dem Wasser eingerührt werden müssen. Da die Dauerhaftigkeit der Freskomalerei
allein von der Frische der
Kalkrinde abhängt, so wird täglich nur so viel Kalkputz, wie an demselben Tag bemalt werden kann, aufgetragen
und das unbemalt gebliebene Stück wieder abgeschlagen. Am nächsten Tag muß an den eben vollendeten Teil der neue Putz angefügt
werden, und um die Fugen möglichst zu verdecken, läßt man sie mit den Hauptkonturen der Komposition zusammenfallen.
Auch ist es gut, die Fugen zu leichterer und besserer Verbindung mit dem neuen Putz schräg abzuschneiden. Die Geschicklichkeit des Maurers und Malers wird sich also in der verständigen Wahl der Ansatzfugen zeigen. Um aber die Arbeit rasch zu vollenden (denn das Austrocknen der Wand drängt zur Eile), pflegt man die Umrisse der Komposition, auf geöltem Papier vorgezeichnet, direkt von der Skizze auf die Wand zu übertragen, indem man sie mit einem Griffel in die feuchte Wand eindrückt.
Die Haltbarkeit der Malerei wird dadurch hervorgerufen, daß das im Kalk befindliche Kalkhydrat durch das im Mörtel und in den angemachten Farben befindliche Wasser aufgelöst wird, die Farbenschicht durchdringt und, mit der Kohlensäure der Luft sich verbindend, zu kohlensaurem Kalk wird, so daß es sich als dünne Kristallhaut schützend über die Farben legt und sie vor Verwitterung oder Zerstörung bewahrt. Diese Eigenschaft haben aber vegetabilische oder animalische Farbstoffe nicht, die vielmehr durch den nassen Putz zerstört werden würden.
Auch einige metallische Farben, wie Bleiweiß
[* 7] (kohlensaures Bleioxyd), unterliegen dieser Veränderung, und letztere Farbe wird
daher in der Freskomalerei
durch fein geriebenen Kalk ersetzt oder durch fein geriebenen Marmor oder das künstlich zubereitete Kalkweiß
aus
Eierschalen. Gelbe Freskofarben sind: das Neapelgelb, der Spießglanzocker (Stibium ochraceum), das Nürnberger gelbe Ultramarin,
das Kadmiumgelb, eine schöne, aber für die Freskomalerei
die teuerste gelbe Farbe, Vitriolgelb, Ambergelb, auch gelbe Kreide
[* 8] genannt,
vortrefflich zum Mildern der gelben Gewänder sowie zu Fleischpartien, der gelbe Bolus, der helle Ocker, Mittelocker, Feuerocker,
Goldocker (schön und angenehm, in leicht gebranntem Zustand tiefrot), Dunkelocker, die Terra di Siena; rote:
das scharlachrote Eisenoxyd (besonders zu Fleisch, Köpfen, Händen, Gewändern zu gebrauchen), Neapelrot, Englischrot, Morellenrot,
schon von ältern Malern in der Ölmalerei und Freskomalerei
angewendet, in der Freskomalerei insbesondere als Ersatz für den Lack.
Die Römer [* 9] verwendeten auch Zinnoberrot, aber nur in Verbindung mit Wachs. Braune Farben sind: Kupferbraun, sehr beständig, Umbra, Kesselbraun, Kölnische Erde, sehr haltbar;
blaue: das Ultramarin, chemisches Vitriolblau, Ultramarin aus Nürnberg [* 10] (in neuerer Zeit erfunden, dauerhaft und gut), Schmalte, als eine billige und angenehme Farbe zu empfehlen, sächsisches Ultramarin, dunkelblau, gut zu Mischungen für Grün und zu Schatten [* 11] für die übrigen Blau.
Die besten grünen Farben sind: Veroneser Grün, Chromgrün, chemisches Vitriolgrün. Alle Sorten Grün werden bedeutend dunkler, wenn man sie mit Ultramarin und etwas Rebenschwarz verbindet, und bedeutend heller, wenn man ihnen das außerdem auch sehr haltbare Schweinfurter Grün beifügt. Schwarze Farben sind: Graphit, auch Ofenschwärze genannt (gibt, mit Weingeist gerieben, einen sehr schönen und festen bläulichgrauen Ton), Beinschwarz, Kaffeeschwarz, Rebenschwarz, Pfirsichschwarz, Papierschwarz, das man bereitet, indem man lange, am obern Ende befestigte Papierstreifen unten anzündet und die abgebrannten Stücke auf ein untergelegtes Blech fallen läßt, eine schöne Farbe.
Ist der Vorrat von Farben und Pinseln zurecht gerichtet, so weist der Maler dem Maurer den nötigen Platz
zum Bewurf an, schneidet dann vom Karton ein Stück ab von der Größe, wie er an demselben Tag vollenden will, und beginnt das
Durchzeichnen desselben auf den Malgrund. Das Malen geschieht am zweckmäßigsten von oben nach unten, weil dann die fertigen
Teile des Bildes nicht so leicht bespritzt werden. Zur Freskomalerei
auf gehobeltem Malgrund kann man nur Borstenpinsel
brauchen; auf geglättetem dagegen taugen, wenn der erste Auftrag, wie gewöhnlich, mit einem breiten, in Blei
[* 12] gefaßten Borstenpinsel
geschehen ist, auch Haar- und andre, sogar elastische Pinsel.
Alle Farben werden mit Kalkwasser gerührt; sobald die Mauer sie nicht mehr so stark einsaugt, bringt man Lichter und Schatten an die gehörigen Orte und arbeitet sie gehörig ineinander. Ist der angefangene Teil des Bildes fertig, so mischt man die zu einem andern nötigen Farben und fährt so fort, für jeden neue Farben in Scheiben zu mischen. Hat man sehr helle Gegenstände zu behandeln, so läßt man sie mit weißem Kalk oder Marmorweiß überziehen; sie nehmen dann, ohne kreidig zu erscheinen, einen sehr lichten Ton an und haben das Eigentümliche, daß sie bei gehöriger Behandlung das Licht [* 13] ansaugen und in der Dämmerung merklich von sich geben. Da die Farben vor dem Austrocknen insgesamt mehr oder weniger dunkler erscheinen als nach demselben, so gehört ein sehr geübtes Auge zu dieser Arbeit, zumal alles wesentliche Nachbessern nur durch Abkratzung des alten und Auflegung eines neuen Kalkbewurfs möglich ist. Minder Wichtiges, Härten in Ton, Zeichnung und Modellierung, wird durch ¶
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Retouchieren mit Temperafarben verbessert. Zum Retouchieren bedient man sich gewöhnlich einer Mischung von gleichen Teilen
geronnener Milch und gelöschten Kalks. Jedoch müssen die Bilder wenigstens acht Tage bereits vollendet und durchaus trocken
sein. Eine Bereicherung empfing die Freskomalerei
durch die von Fuchs
[* 15] und Schlotthauer erfundene Stereochromie, die zuerst von Kaulbach
bei seinen großen Wandmalereien im Neuen Museum zu Berlin
[* 16] in Anwendung gebracht wurde. Nach diesem Verfahren wird der Malgrund
nicht mehr stückweise, sondern im ganzen aufgetragen, so daß man auch das größte Bild im ganzen anlegen und nach Belieben
vollenden kann. Doch hat sich auch diese Technik nicht bewährt, da die Kaulbachschen Wandgemälde sich
vollständig mit starken Rissen überzogen.
Das Abtragen alter Freskogemälde geschieht gewöhnlich auf folgende Weise: Man leimt auf einen nicht zu großen Teil des abzunehmenden Mauergemäldes Leinwand und sprengt dann mit scharfen Instrumenten das aufgeleimte Stück von der Mauer los. Nicht zu große Bilder kann man auch mittels einer Säge [* 17] von dem Mauerwerk trennen. Ist nach der ersten Art das stückweise Abtrennen der Bilder gelungen, so hat man zunächst die angeleimte Leinwand zu erweichen und vom Bild loszutrennen.
Die Zwischenräume, welche bei der Zusammensetzung der Stücke entstehen, füllt man mit Mörtel aus, läßt ihn trocknen und
bessert dann solche Stellen mit Wasserfarben, nicht mit Freskofarben aus, weil letztere in der Mischung
sehr schwer den alten Farben entsprechend herzustellen sind. Die abgelösten Bilder bringt man, gehörig angefeuchtet, in eiserne
Rahmen, die soweit wie nötig mit Mörtel ausgefüllt sind. Wenn solche abgetragene Freskomalereien
in kurzer Zeit bis zur
Unkenntlichkeit stark überschimmeln, so überfährt man sie mittels eines Schwammes mit einer Auflösung
von 1 Teil ätzendem Quecksilbersublimat in 15-20 Teilen Weingeist; doch ist dieses Mittel nur bei dem Wetter
[* 18] nicht ausgesetzten
Bildern anwendbar.
[Geschichtliches.]
Der Ursprung der Freskomalerei
reicht weit in die ältesten Zeiten der Kunst hinauf. Die Ägypter scheinen
sie schon gekannt zu haben, später finden wir sie bei den Griechen, obgleich der bedeutendste Maler der ersten Blütezeit,
Polygnotos, sich vorzugsweise der Temperatechnik bedient zu haben scheint. Während dieser Zeitgenosse des Perikles und Pheidias
noch in einfachen Konturen mit Lokalfarben seine Kompositionen entwarf, hat eine jüngere, mit Apollodoros beginnende
Epoche auch der Wirkung von Schatten und Licht sich bedient.
Aber Monumente sind aus dieser und der griechischen Zeit überhaupt nicht erhalten. Erst die römische liefert uns deren in
großer Menge, besonders die verschütteten Städte am Fuß des Vesuvs, Herculaneum, Pompeji
[* 19] und Stabiä, auch Rom
[* 20] u. a. Über die
griechisch-römische Technik der Freskomalerei
haben Plinius und Vitruv genauere Angaben hinterlassen. Ersterer sagt:
»Wenn die Wandbekleidung nicht aus drei Lagen von Sandmörtel und zwei Lagen Marmorstuck besteht, so bekommt sie niemals genügenden
Glanz«.
Nach Vitruv müssen jedoch außer der ersten groben Berappung nicht weniger als drei Lagen Sandmörtel und auf diese drei Lagen Marmormörtel gelegt werden, in welchen in der untersten dem Kalk grobe, in der zweiten weniger grobe und in der obersten feine Marmorstückchen als Zuschlag beigemischt sind. Eine jede dieser sechs Lagen wird auf die untere aufgetragen, gerade wenn dieselbe zu trocknen beginnen will, und die drei letzten müssen mit Hölzern geschlagen werden, damit sich ihre Masse soviel wie möglich verdichte.
Stücke von Freskowandbewurf der palatinischen Paläste, die genau nach dieser Vorschrift ausgeführt worden, zeigen denn auch eine Dicke des Sandmörtels von 6 cm, des Marmorstucks von 2 cm, im ganzen also von 8 cm, was 2½mal die Stärke [* 21] unsers modernen Freskostucks beträgt. Da nun ein so starker Bewurf bedeutend mehr Wassergehalt besitzt, demnach auch viel länger feucht bleiben kann, so erklärt sich daraus, daß die antiken Maler viel größere Flächen gleichzeitig, und ohne neu anstücken zu müssen, ausführen konnten, und daß ihre Gemälde viel haltbarer wurden als die modernen. Die Einzelheiten der antiken Technik sind durch sorgfältige Untersuchungen an den Denkmälern neuerdings von O. Donner erkannt und beschrieben worden (Einleitung zu Helbigs »Wandgemälde der vom Vesuv [* 22] verschütteten Städte Kampaniens«, Leipz. 1868).
Vgl. außerdem R. Wiegmann, Die Malerei der Alten in ihrer Anwendung und Technik (Hannov. 1836).
Die nächsten nach diesen Denkmälern der Freskomalerei
sind die aus der urchristlichen Zeit herstammenden in den
Katakomben zu Rom und Neapel.
[* 23] Nach dieser Zeit findet man zwar einzelne Nachrichten über die Freskomalerei
, die Kunst selbst aber wurde
nicht mit Eifer oder Erfolg gepflegt; wenigstens sind nur wenige Denkmäler aus dem frühern Mittelalter auf
uns gekommen. Erst im 13. und 14. Jahrh. gelangte die Freskomalerei
von neuem zu einiger
Blüte.
[* 24] Cimabue, Giotto u. a. traten bereits mit einem größern Stil auf als ihre Vorgänger und verbreiteten durch zahlreiche
Schüler die Freskomalerei über ganz Italien.
[* 25]
Damals suchte man, da die Kalkwand oft Risse und Sprünge bekam, ein altes Mittel wieder hervor, das die Griechen schon benutzt hatten: man bekleidete die Mauer mit Leinwand, bewarf sie mit Gips [* 26] und malte darauf (vgl. Tempera). Aus derselben Zeit hat auch Deutschland interessante Denkmäler dieser Kunst, unter andern im Dom zu Braunschweig, [* 27] in St. Gereon, St. Ursula und St. Kunibert zu Köln. [* 28] Jener und der nächstfolgenden Zeit verdanken wir auch viele Darstellungen in den Kreuzgängen von Klöstern und Schlössern (unter andern mehrere Totentänze) sowie viele historische und allegorische Wandmalereien an den Fassaden der Häuser. Am großen Aufschwung der Kunst im 15. Jahrh. in Italien nahm die Freskomalerei wesentlich Anteil; Masaccio, Freskomalerei Lippi, D. Ghirlandajo u. a. haben sich darin ausgezeichnet.
Sie arbeiteten so tüchtig ihren Nachfolgern vor, daß das 16. Jahrh. die höchste Blüte der in Italien sah, besonders in den Schulen von Rom, Florenz [* 29] und Mailand, [* 30] wenn auch die Leistungen der antiken Freskomalerei bei weitem nicht erreicht wurden; besonders nötigte die geringe Stärke des Stuckbewurfs zu nachträglicher Lasierung und Übermalung der feinern Nüancen (Loggien des Vatikans). Die Venezianer pflegten mehr die Ölmalerei, die auch in den Niederlanden und Deutschland weit vorwog (Fresken von Holbein, [* 31] Amberger, Chr. Schwarz).
Ein Meister in der Freskomalerei war Correggio, der an Pracht des Kolorits und Kühnheit der Verkürzungen in seiner Zeit einzig dasteht, freilich auch durch diese perspektivischen Künsteleien den Verfall des Fresko anbahnen half. Er leitete die Barockzeit ein, in der mehr und mehr die eigentliche Kunst verschwand, dagegen eine handwerksmäßige Fertigkeit einriß, in kurzer Zeit große Flächen zu bedecken und das Auge durch perspektivische Spielereien zu täuschen. Allerdings gab es auch noch Künstler, die Bedeutendes leisteten; so bewahrt z. B. die Farnesische Galerie vortreffliche Fresken von Annibale Carracci. Guido Reni hat in der Marter des heil. Andreas und in der heiligen ¶