Freising
[* 2] (Freisingen
), unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Oberbayern, 446 m ü. M., an der
Isar, welche hier
die Mosach aufnimmt, und an der
Linie
München-Regensburg der
Bayrischen Staatsbahn, hat eine katholische und eine evang. Pfarrei, 7
Kirchen
(darunter die
Domkirche von 1160, mit Kunstwerken und
Denkmälern) und 4
Kapellen, einen großen Marktplatz
mit einer Mariensäule, ein ehemals fürstbischöfliches
Schloß (jetzt Klerikalseminar), ein
Armen- und ein
Krankenhaus
[* 3] und
(1880) 8850 meist kath. Einwohner (inkl. 3
Eskadrons
Chevaulegers).
Unter den Industriezweigen treten die Fabrikation von
Dreschmaschinen
[* 4] mit Ausfuhr nach
Österreich,
[* 5] Mühlenbau,
Bierbrauerei,
[* 6] Buchdruckerei (seit 1495) sowie bedeutende Torfstecherei hervor. Freising
ist Sitz eines Bezirksamts
und eines Amtsgerichts und hat ein
Lyceum mit katholischer
Fakultät, eine
Studienanstalt, ein Schullehrerseminar, eine Präparandenschule
und ein städtisches Erziehungsinstitut zur königlichen
Realschule.
Nahe bei Freising
liegt die ehemalige Benediktinerabtei
Weihenstephan
(725 vom heil.
Corbinianus gegründet, 1803 aufgehoben), auf einer
Höhe, jetzt ein königliches Ökonomiegut
mit einer
Musterwirtschaft, einer landwirtschaftlichen
Zentral- und einer Brauerschule mit praktischem Vorkurs und bemerkenswerten
agrikolen Sammlungen, Obstbaumschule und berühmter Bierbrauerei. -
Freising
(Frisinga, vor alters Fruxinium) soll von den
Römern gegründet und schon 444 eine
Kirche daselbst erbaut worden sein.
Die Stadt wurde 955 von den
Ungarn
[* 7] zerstört, sodann befestigt, 976 vom
Kaiser
Otto II., 1082 vom
Herzog
Welf von
Bayern
[* 8] und 1086 von den
Sachsen
[* 9] erobert. Sie hatte im
Mittelalter eigne
Burggrafen. Im Dreißigjährigen
Krieg erlitt
sie mehrfache
Plünderungen. Freising
war sonst der Hauptort des gleichnamigen reichsfreien, unter dem
Hochstift
Salzburg
[* 10] stehenden Fürstbistums mit einem Gebiet von 825 qkm (15 QM.) mit 27,000 Einw.
Der
Bischof war
Reichsfürst, das
Domkapitel bestand aus einem Dompropst, 14
Kapitularen und 9 Domicellaren. Das
Bistum wurde 724 von
dem heil. Corbinian mit
Hilfe des
Herzogs
Grimoald gegründet; sein Nachfolger Erimbert wurde 739 von
Bonifacius zum
Bischof geweiht.
Bischof
Gottschalk (gest. 1006) erwarb dem
Bistum das
Münzrecht, Meginward (1078-1098) breitete das
Christentum
in
Böhmen
[* 11] aus. Am berühmtesten ist
Otto I. (1138-58; s.
Otto von Freising), Enkel des
Kaisers
Heinrich IV. und Stiefbruder des
Königs
Konrad III.
Sein Nachfolger
Albert vermochte den
Kaiser, den Wiederaufbau der abgebrannten Stadt und
der
Kathedrale zu unterstützen.
Otto II. (1184-1220) erwarb dem
Bistum viele
Güter; sein Nachfolger
Gerold aber verschleuderte
dieselben und überlieferte die Stadt Freising
dem
Herzog von
Bayern, weshalb er 1230 abgesetzt ward; Freising
brannte unter ihm ganz ab.
Emicho (1283-1311) befreite das
Bistum von der
Vogtei und dem
Landgericht der bayrischen
Herzöge.
Veit
Adam
(gest. 1651) ward von
Kaiser
Ferdinand II. zum
Fürstbischof erhoben. 1802 wurde das
Hochstift säkularisiert, und Pfalzbayern
erhielt es als
Fürstentum; nur die in
Österreich und
Tirol
[* 12] gelegenen Besitzungen desselben kamen
an
Salzburg. Im ganzen zählte
das
Bistum von seiner
Stiftung (724) an bis zu seiner
Säkularisation 61
Bischöfe. 1817 wurde Freising
als Erzbistum
wiederhergestellt, aber der Sitz nach
München
[* 13] (s. d.) verlegt.
Vgl. Meichelbeck,
Historia Frisingensis (Augsb. 1724-29, 2 Bde.;
neue Ausg., fortgesetzt von
Baumgärtner, Freising
1854);
Deutinger, Geschichte,
Topographie und
Statistik des Erzbistums
München
und Freising
(Münch. 1850-54);
A.
Mayer,
Statistische
Beschreibung des Erzbistums
München und Freising
(das. 1871-84, 3 Bde.);
Prechtl, Beiträge zur Geschichte der Stadt Freising
(Freising 1877).