Bezirk des Kantons Thurgau.
Fläche 13210,6 ha. Umfasst den w. Abschnitt des Kantons und liegt im sog. Unterthurgau zum
weitaus grössten Teil links von der Thur; bildet ein Dreieck, dessen Grundlinie im N. von Eschikofen bis
Neunforn-Ossingen reicht und dessen Spitze im S. am Haselberg bei Maischhausen liegt. Wird begrenzt im N. vom Bezirk Steckborn,
im O. von
den Bezirken Weinfelden und Münchwilen, im S. vom Bezirk Münchwilen,
im W. und SW. vom Kanton Zürich.
Der Boden des Bezirkes ist
hügelig mit Ausnahme des ziemlich zentralen Abschnittes, wo eine 10 km lange und 2,5 km breite Ebene (z. T. Exerzier- u.
Schiessplatz für Artillerie) sich findet.
Die Gehänge über dem rechten Ufer der Thur sind mit Weinbergen bepflanzt, die geschätzte Produkte (Karthäuser und Iselisberger)
liefern; links von der Thur erheben sich zwischen Eschikofen und Frauenfeld hinter der Ebene der mit dunkeln
Tannenwäldern bestandene langgestreckte Wellenberg, dessen S.- und W.-Hänge ebenfalls z. T. Reben tragen. Die höchsten Punkte
im Bezirk sind der Stähelibuck (657 m) bei Frauenfeld, der Bausel (560 m) bei Gerlikon, die Burg, der Haselberg
(825 m), Immenberg, das Schloss Sonnenberg (653-710 m). Der tiefste Punkt mit 377 m liegt in der das linke Ufer der Thur begleitenden
Ebene. Mehrere Thalfurchen durchziehen den Bezirk: Thal der Thur (Eschikofen-Uesslingen-Neunforn), der Murg, des Thunbaches (zwischen
Immenberg und Wellenberg) und der Lützelmurg (Maischhausen-Aadorf-Mazingen).
Bezirkshauptort ist die Stadt Frauenfeld. Der Bezirk gliedert sich in vier Kreise und zehn politische
Gemeinden: Kreis Mazingen mit Aadorf, Mazingen und Stettfurt;
Kreis Frauenfeld mit Frauenfeld und
mehr
Gachnang; Kreis Uesslingen mit Neunforn und Uesslingen; Kreis Thundorf mit Felben, Hüttlingen und Thundorf. Man zählt 150 grössere
und kleinere Ortschaften. Die eidgenössische Volkszählung vom hat für den Bezirk eine Gesamtbevölkerung von 16675 Ew.
ergeben. Nach Ermittelung der thurgauischen Staatskanzlei zählt der Bezirk 12108 Reformierte, 4665 Katholiken
und 40 Ew. verschiedener Konfession; 5395 Gemeindebürger des Bezirkes, 9626 andere Schweizerbürger u. 1792 Ausländer, 3753 Haushaltungen
in 2816 ^[Supplement: 2657] Häusern.
Zirka 7700 Ew. wohnen in Frauenfeld und Umgebung. Es ist nicht mehr die Landwirtschaft die Hauptbeschäftigung der Bewohner
des Bezirkes. Etwa 2300 Personen treiben Landwirtschaft, 2700 arbeiten in industriellen Betrieben, 800 widmen
sich dem Handel, der Verwaltung und dem Unterricht. Industrielle Mittelpunkte sind Frauenfeld und Aadorf. Zahlreiche Arbeiter
wohnen ausserhalb der
Ortschaften, in denen sie ihren täglichen Verdienst finden. Stickereien in Aadorf, Frauenfeld, Thundorf,
Felben, Gachnang und Mazingen;
mechanische Webereien in Frauenfeld, Mazingen und Aadorf;
Zwirnereien in Frauenfeld;
Spinnerei u. Färberei in Aadorf;
mechanische Werkstätten, Maschinenfabriken, Schuh- und Kleiderfabriken etc. in Frauenfeld.
Die Thur hat bei Frauenfeld bei gewöhnlichem Wasserstand eine Breite von 70 m; bei Hochwasser kann sie an der Mündung der
Murg die doppelte Breite erreichen. Beide Flüsse können bei Gewittern oder anhaltendem Regen zu
verderblichen Wildbächen anschwellen. Grosse Ueberschwemmung 1876. Seither hat man durch Korrektionsarbeiten (Kanalisation
und Uferdämme) den Flüssen ein festes Bett zugewiesen und damit ein grosses Stück Land, das heute den feuchten Bodenverhältnissen
entsprechend angebaut ist, vor den Ueberschwemmungen gesichert.
▐ Erste Anfänge (Erbauung des alten Schlossturmes, Erweiterung desselben, Erstellung des Herrschaftsgebäudes) 920-1260
▐ Älteste städtische Anlage 1260-1300
▓ Vorstädte, Höfe,
Dörfer etc. 1300-1793
▒ Entwickelung derStadt von 1794-1877
▒ Entwickelung der Stadt von 1878-1889
░ Entwickelung der Stadt von 1890-1902
░ Befestigung (Wall, Graben) bis 1813.
^[Karte: 6° 34’ O; 47° 33’ N; 1:9500]
MCE. BOREL & CIE, NEUCHÂTEL
V. Attinger sc.
HISTORISCHER PLAN VON FRAUENFELD
mehr
Der Boden verteilt sich wie folgt:
ha
Wald
3469.37
Reben
453.13
Allmend
105.00
Aecker und Wiesen
9010.00
Unproduktiver Boden
173.10
Total
13210.60
Von der gesamten Bodenfläche umfassen Wiesen 38,75%, Aecker 25,6%, Sumpfland 4,5%, Wald 26,8%, Reben 3,5%, Allmend 0,85%. Der
Bezirk Frauenfeld ist mit Bezug auf Waldfläche der dritte, Wiesenfläche der sechste, Ackerfläche der
siebente des Kantons. Waldreich sind besonders die Gemeinden und Dörfer Thundorf, Wellhausen, Hüttlingen, Frauenfeld, Huben,
Mazingen; reich an Beben Uesslingen, Gachnang, Neunforn, Stettfurt, Thundorf, Frauenfeld und Langdorf.
Die Rebe scheint trotz ihres geschätzten Ertrages die Widerstandsfähigkeit gegen ihre zahlreichen Feinde (tierische und
pflanzliche Parasiten) eingebüsst zu haben. Der Bezirk zählt 12,42 Obstbäume auf eine ha Kulturland
und 8,34 Obstbäume auf eine ha Boden überhaupt, d. h. also im Ganzen 110135 Obstbäume (7,6 auf einen Bewohner). Im Jahre 1890 verteilten
sich die verschiedenen Kulturen wie folgt: Getreide 52,08%;
Kartoffeln, Runkelrüben, Rüben 19,35%;
Kunstfutter 27,04%;
Verschiedenes
(Bohnen, Käfen, Gemüse) 1,53%.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Hornvieh
6419
7543
7384
Pferde
378
463
640
Schweine
1533
2130
2146
Ziegen
1155
1319
1132
Schafe
116
110
98
Bienenstöcke
1389
702
1501
Den Bezirk durchziehen die drei Eisenbahnlinien Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn, Winterthur-Wil-St. Gallen und die Strassenbahn
Frauenfeld-Wil, ferner eine grosse Anzahl von Strassen, die vom Mittelpunkt Frauenfeld aus nach Weinfelden,
Wil, Winterthur, Schaffhausen,
Steckborn und Stein ziehen. Die Thur ist fünfmal überbrückt, davon einmal von der Eisenbahn. Bezirksspital
in Frauenfeld.
(Kt. Thurgau,
Bez. Frauenfeld). 402-440 m. Gemeinde und kleine Stadt, Hauptstadt des Kantons Thurgau
und des Bezirkes
Frauenfeld. 47° 33' 32" n. Br. und 6° 33' 44" ö. L. von Paris (8° 53' 49" ö. L. von Greenwich). Liegt unweit der Grenze
gegen den Kanton Zürich,
am Unterlauf und zu beiden Ufern der Murg 2,5 km s. von der Einmündung derselben in die Thur und da, wo
die Murg aus dem von ihr durchbrochenen Wellenberg und Gerlikonerberg (Bausel) heraustritt.
Die zwei Bahnhöfe (Linie Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn und Strassenbahn Frauenfeld-Wil) sind mit einander durch eine Strasse
von 5-6% Steigung verbunden. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Stammheim, Oberneunforn, Lustdorf. Gemeinde, mit
Ober und Unter Herten, Horgenbach, Erzenholz, Osterhalden, Huben, Bühl, Murkart, Neuhausen, Kurzdorf, Langdorf
und Oberkirch: 891 Häuser, 7835 Ew., wovon 5571 Reformierte, 2230 Katholiken und 34 Andere. 1901 zählte die Stadt zusammen
mit den Vororten Langdorf und Kurzdorf 866, ohne diese 565 Gebäude, wovon 685, bezw. 461 Wohnhäuser.
Stadt mit Langdorf und Kurzdorf: 6825 Ew.; Stadt allein: 4629 Ew., wovon 3170 Reformierte, 1429 Katholiken
und 30 Andere. Die sehr ausgedehnte reformierte Kirchgemeinde umfasst ausser der Stadt noch Horgenbach, Kurzdorf, Huben, Langdorf
und Herten; der katholischen Kirchgemeinde Frauenfeld sind sogar noch
Felben und Wellhausen zugeteilt. Oestlich der Stadt, in
Oberkirch, die älteste, in romanischem Stil gehaltene Kirche;
s. der Stadt, über der Murg, das Klösterli,
ein ehemaliges Kapuzinerkloster, das heute dem katholischen Jugendunterricht und als Priesterwohnung eingeräumt ist.
Die Bewohner Frauenfelds betätigen sich zur grossen Mehrzahl in Industrie und Handwerk. 1901 beschäftigte jene etwa 1150 Personen;
sie kann aber zu Zeiten gehäufter Aufträge bis zu 1700 Personen Arbeit geben. Am wichtigsten ist die
Eisenindustrie (Maschinenfabrik, mechanische Werkstätten), die 546 Arbeiter beschäftigt;
daneben sind zu nennen eine Schuhwaarenfabrik
mit 400 Arbeitern;
drei Buchdruckereien;
eine grosse Buchhandlung.
Gerberei, Schnupftabakfabrik, Teigwaaren-, Wichse-, Fettwaarenfabrik,
Färberei und Säge; 2 Bau- und Kunstschlossereien, 2 Weisswaarenfabriken, 5 Baugeschäfte, 2 Konstruktionswerkstätten, 2 Bierbrauereien
und 1 Geschäftsbücherfabrik. Die Mehrzahl der Fabriken hat Dampfbetrieb, während die übrigen die
Wasserkraft der Murg oder beides benutzen. Die Stickwaarenindustrie ist von untergeordneter Bedeutung. Landwirte zählt man
nur wenig; die nicht in den Fabriken tätige Bevölkerung widmet sich den verschiedenen Handwerken, dem Handel, Unterricht
und den freien Berufsarten.
Der günstigen Lage Frauenfelds an der Kreuzung einer Reihe von Haupt- und Nebenstrassen entsprechend ist
der Handel in stetigem Aufschwung begriffen; an erster Stelle steht in dieser Hinsicht der auch die Bewohner aller umliegenden
Ortschaften bedienende Kleinhandel. Zahlreiche Märkte und Messen. Besondere Anziehungskraft übt der Klausmarkt (am ersten
Montag und Dienstag im Dezember) aus. In guten Jahren nimmt die Obstausfuhr, d. h. die Spedition auf
dem Bahnhof gewaltige Dimensionen an. Im Uebrigen Import von Weinen, Pferden, Stroh. Grosse Kohlenagenturen.
Die Altstadt steht auf einer Molasseterrasse über dem rechten Ufer der Murg, 14-17 m über dem Wasserspiegel und am w. Fuss
des Wellenbergs (mit Front gegen NW.), während die neuen Quartiere sich auf leicht ansteigendem Gelände
gegen O. und S. hin ziehen. Im NW. fällt die Terrasse der Oberstadt steil zu der 10-14 m tiefer liegenden Unterstadt (407
m) ab, in welcher Bahnhof, Kasernen- und Schlachthausanlagen sich befinden. Die Oberstadt steht über die um 7% fallende Schlossbrücke
mit der Ergaten-Vorstadt, dem Quartier am linken Ufer der Murg, in Verbindung.
Hier steigt das Gelände wieder langsam an und bietet schöne und trockene Plätze für Neubauten. Ca. 70 Häuser und Villen
und ein grosser Spital sind hier im Verlauf der letzten zehn Jahre aus dem Boden gewachsen. Die grösste Längenentwicklung
der Ortschaft beträgt in der Richtung O.-W. 2,5 km, die grösste Breite in der Richtung N.-S. 1,2 km; n. und nw. von Frauenfeld
breitet sich eine grosse Ebene aus, die von eintönigen geradlinigen Strassen durchzogen wird; dagegen bieten die Hügel auf
dem rechten Thurufer, sowie am n. und nö. Horizont der Seerücken und die Homburger Höhe den Wohnungsinhabern
auf der Frontseite der Ortschaft einen in Form und Bekleidung herzerfreuenden Anblick. Abwechslungsreicher sind die nächsten
Umgebungen der Stadt nach O. und S., wo die mit Weinbergen, Bauernhöfen und Weilern geschmückten Hänge des Wellenbergs ansteigen;
weiterhin liegen Baumgärten, Wiesen und die Waldrücken des Rügerholz, Stähelibuck, Oberholz und Schollenholz.
Aussichtspunkte in der Nähe der Stadt sind das Plättli auf dem Wellenberg,
mehr
das Rügerholz und der Stähelibuck. Von den beiden letztern schöner Ueberblick über das Thal der Murg, zahlreiche subalpine
Gipfel und die Kette der Alpen vom Glärnisch bis Säntis.
Die «Altstadt», das Frauenfeld der früheren Zeiten, ist sehr regelmässig angelegt und bildet (exkl. Wall und Graben) ein
Rechteck von 120 m Breite und 250 m Länge, längs dessen Aussenseiten die Häuserreihen stehen. Das
Innere schneiden seiner ganzen Länge nach zwei breite Strassen und die schmale Mittelgasse, die ihrerseits wieder von zwei
Querstrassen gekreuzt werden. Durch drei Tore (das untere, obere und Holdertor) stand einst die Altstadt mit der Aussenwelt
in Verbindung. Wälle, Gräben, Tore und Türme sind verschwunden, und an das Rechteck haben sich in
der Folge drei Vorstädte angegliedert: längs der Strasse nach Winterthur die Ergaten-Vorstadt, nach NO. gegen Langdorf die
Erchingervorstadt und in der Richtung auf Thundorf die Engelvorstadt. An der Strasse nach Schaffhausen
dehnt sich Kurzdorf und
an derjenigen nach Konstanz Langdorf aus.
An bemerkenswerten Bauwerken besitzt Frauenfeld am Schlossplatz (dem Hauptplatz der Stadt) das alte Schloss mit mächtigem,
viele Jahrhunderte altem Turm. Seine aus unbehauenen, wahrscheinlich einst vom Säntisgletscher hierher verfrachteten Felsblöcken
aufgeführten Mauern sind an der Basis 3 m und in der Höhe 1,3 m stark. Er steht auf einem Felssporn 17 m
(Spitze 34 m) über der Murg. Ebenfalls am Schlossplatz, dem Schloss gegenüber, steht das geschmackvolle und markige Postgebäude,
eine der Zierden von Frauenfeld.
Unweit des Schlosses das in seinem Innern reich verzierte städtische Rathaus, Eigentum der Bürgergemeinde; der hohe und
elegante Saal, zugleich auch Sitzungssaal des Grossen Rates des Kantons Thurgau,
hat prachtvolle Glasmalereien, deren
eine - die Gründung der Stadt darstellend - im Jahr 1891 in Konstanz um den Preis von 4000 Fr. angekauft worden ist. Bis 1897 hatte
die Oberstadt mit dem Bahnhof auf direktem Wege nur für Fussgänger eine Verbindung (Treppen); seither
hat man mit Beihilfe von öffentlichen und privaten Geldbeiträgen eine neue Strasse mit 11% Steigung und 9 m hohen Stützmauern
aus Beton an den Felsenrain angelegt.
Das Regierungsgebäude enthält punkto Baustil nichts Luxuriöses, ist aber deswegen nicht minder ansprechend; in demselben
sind auch der Saal und die Kanzleien des Obergerichts sowie die 42000 Bände zählende Kantonsbibliothek
untergebracht. Dieses wie die Schulhäuser stehen an der Oberen Promenade, einer schönen Allee von Kastanienbäumen. In der
Ergaten-Vorstadt der 1895 erbaute Bezirksspital mit etwa 40 Betten, in dem 1900 531 Kranke verpflegt worden sind.
Die sehr einfachen beiden Kirchen (reformierte und katholische) besitzen je eine gute neue Orgel. Von
öffentlichen Gebäuden können ferner noch genannt werden
die Kaserne mit ihren weitläufigen Stall- und Reitschulanlagen,
die drei Zeughäuser, das Gebäude der Hypothekenbank, die Kantonalbank, Kantonsschule, die städtische Turnhalle und das
kantonale chemische Laboratorium. Der Waffenplatz Frauenfeld dient besonders der Artillerie, und seine
Kasernen fassen 1000 Mann und 600 Pferde. Im hintern Gebäude der Kantonsschule ein historisches und naturhistorisches
Museum. Endlich erwähnen wir noch einige Brunnen mit allegorischen Figuren.
Mit Ausnahme der neuesten Bauten entbehren die Privathäuser Frauenfelds der künstlerischen Architektonik; dafür sind sie
aber wohnlich, sauber und geschmackvoll. Gärten hat man überall, wo dies möglich war, angelegt, besonders
in den Aussenquartieren. Sie bekunden die Freude der Bewohner an der Natur. Einige Villen sind sogar von selten schönen Parkanlagen
umgeben. Darf man aus der an den Strassen und öffentlichen Plätzen, den Wohnhäusern und in den Wohnungen herrschenden Reinlichkeit
und Sorge auf den Bildungsgrad einer Bevölkerung schliessen, so muss man Frauenfeld in dieser Hinsicht
einen ersten Rang zuweisen.
Man hat die alten Strassen umgebaut und neue angelegt, die Wasserversorgung mit Hydranten eingerichtet, Abzugskanäle geöffnet,
ein Gaswerk und Schlachthaus erbaut und eine Badanstalt sowie gut unterhaltene Anlagen und Promenaden geschaffen. Besonderer
Sorge erfreut sich auch das öffentliche Gesundheitswesen. Schon lange plant man den Bau eines an
der Thur zu errichtenden Elektrizitätswerkes (die Murg kann für diesen Zweck nicht in Betracht kommen). Das Schulwesen ist
von der Kleinkinderschule bis hinauf zur Stufe der Handels-, Berufs- und Fortbildungsklassen ausgezeichnet organisiert.
Die Kantonsschule umfasst ein humanistisches Gymnasium und eine den Realfächern dienende Industrieschule.
Die Stadt liefert Kindern bedürftiger Eltern kostenlos die benötigten Schulmaterialien. Die Uebernahme von kostspieligen
Unternehmungen wird der Stadt Frauenfeld dadurch erleichtert, dass ⅔ der gesamten Gemeindeabgaben von der hier bestehendenund ein Kapital von 24 Millionen Franken versteuernden Hypothekenbank getragen werden.^[Berichtigung: dass an
das 34 Millionen Fr. betragende Gesamtsteuerkapital der Gemeinde die thurgauische Hypothekarbank allein 8 Millionen beiträgt.]
Frauenfeld erfreut sich eines gemässigten Klimas mit vorherrschenden W.-Winden. Nebel treten verhältnismässig oft auf.
Im Frühjahr steht das Wiedererwachen des pflanzlichen Lebens dem der Gegenden am Ufer des Bodensees um 14 Tage nach. Die
Schneedecke verschwindet gewöhnlich rasch wieder, und auch langandauernde Kälteperioden sind selten
- zum grossen Leidwesen der Freunde des Schlittschuhsportes, für die 2 km s. vor der Stadt ein eigener Eisweier eingerichtet
worden ist. Ein reges Leben verleihen der Stadt die Kasernenanlagen und die Kantonsschule. Diese zählte im Schuljahr 1900-1901 22 Lehrer
und 277 Schüler, wovon 69 auf das Gymnasium
mehr
und 208 auf die Industrieschule entfielen. Kadettenkorps mit Musik. Als eidgenössischer Waffenplatz für Artillerie sieht
Frauenfeld vom Februar bis in den Oktober hinein Wiederholungskurse, Rekruten- und Offizierbildungsschulen der Artillerie
und hier und da auch Wiederholungskurse für Infanterie und Kavallerie sich ununterbrochen folgen. Im Winter wird die Kasernenküche
als Suppenanstalt benützt.
Frauenfeld zeichnet sich durch ein intensives geselliges Leben aus und bietet seinen Bewohnern zahlreiche Gelegenheiten zur
Unterhaltung und Belehrung: Konzerte, volkstümliche und wissenschaftliche Vorträge, Theater. Die Zahl der Konzerte ist
ungesund gross. Wenn auch Frauenfeld nicht das geographische Zentrum des Kantons ist, so darf es doch als dessen geistiger
Mittelpunkt angesprochen werden, wo sich die Kantonsschule und die gesamte kantonale Verwaltung, die Kantonsbibliothek und
zahlreiche andere Sammlungen, der Sitz der kantonalen geschichts- und naturforschenden Gesellschaft etc. befinden.
Der Bewohner Frauenfelds ist von Natur aus gesellig und heiteren Gemütes. Die Fastnacht wird lebhaft gefeiert und gibt hie
und da Anlass zur Abhaltung von historischen und humoristischen Umzügen. Am fröhlichsten geht es aber
her am Berchtolds- oder Bertelistag, dem dritten Montag im Januar, an dem sich die Stadtbürger zur gemeinsamen Rechnungsabnahme
zu versammeln pflegen. Tagsüber treiben dann die Kinder mancherlei ergötzlichen Maskenscherz, und abends halten die Erwachsenen
zwei grosse Bankette ab, das eine für die Gemeindebürger im Rathaus, das andere für die Niedergelassenen
in der Militärkantine, wobei Reden, Musik- und Gesangvorträge in bunter Reihe miteinander abwechseln. Gross ist auch die
Zahl der den verschiedensten Zwecken dienenden Vereine und Gesellschaften (mehr als 70): Beruf und Wissenschaft, Kunst, Sport,
Politik etc. -
Alles ist vertreten. Am zahlreichsten (über 10) sind Gesang- und Musikvereine, dann folgen Turn- und
Schiessvereine, dann berufliche Vereinigungen, philanthropische Gesellschaften und Unterstützungsvereine, sportliche Klubs,
wissenschaftliche und religiöse Gesellschaften.
Frauenfeld ist die Heimat, der Geburtsort oder auch die Wohnstätte einer grossen Anzahl von hervorragenden Männern: des
Armenfreundes Bischof Nikolaus II. von Konstanz;
des Historikers und Polemikers Dekan Kaspar Lang;
des 1733 geborenen
berühmten Medaillenstechers Johann Kaspar Mörikofer;
der Landammänner Morell u. Anderwert;
des schweizerischen Gesandten
in Paris Dr.
J. G. Kern, dem die Stadt in Anerkennung seiner Verdienste um die Begründung der Kantonsschule das Ehrenbürgerrecht
verliehen hat;
des ersten Präsidenten des schweizerischen Schulrates Dr. Kappeler;
des Arztes Dr. Kappeler;
der Bundesräte F. Anderwert u. Dr. Deucher;
des abessinischen Staatsministers Ingenieur Alfred Ilg;
des Geschichtsschreibers
J. A. Pupikofer;
des Verlegers und Buchdruckereibesitzers Dr. J. Huber;
des weitbekannten Arztes und geschätzten Reiseschriftstellers
Dr. E. Halfter etc.
Geschichte.
Die Gegend von Frauenfeld wurde von den Alemannen um die Jahre 400-700 besiedelt. Aus den Urkunden, deren
älteste vom Jahr 860 datiert, ergibt sich, dass damals das ganze Gelände von Frauenfeld und Umgebung dem nach seinem Besitzer,
dem vornehmen Alemannen Erich so genannten Hof Erichingen zugehörte. Daher auch die noch heute vorkommenden Namen Erchinger
Vorstadt (nö. Vorstadt von Frauenfeld), Langenerchingen für den heutigen Vorort Langdorf und Kurzenerchingen
für Kurzdorf.
Nachdem der Thurgau
in den Besitz der Frankenkönige übergegangen war, schenkte Karl der Dicke 888 den Hof Erchingen als stetes Besitztum
dem 724 gegründeten Kloster Reichenau im Untersee, dem dieses Gebiet denn auch bis zum Jahr 1803 (Loskauf
durch den Kanton) verblieb. Doch war das Eigentumsrecht des Abtes am Hofe Erchingen kein unbeschränktes, da er selbst wieder
unter der Reichshoheit und später unter der Hoheit der Herzoge von Oesterreich stand, die ihre Rechte (hohe und niedere
Gerichtsbarkeit, Vogtsteuer, Mannschaftsrecht) durch einen Reichsvogt, bezw. Landgrafen (zugleich Schirmvogt
des Klosters) ausüben liessen. Dagegen bezog der Amtmann des Stiftes Reichenau Grundzinse, Zehnten und Gefälle. 1460 ging
die Oberherrschaft an die Eidgenossen über.
Es gab bei dem Hofe Erchingen noch ein besonderes, durch Reutung des Waldes gewonnenes Stück Feld, das Separateigentum «Unserer
lieben Frau», der Schutzpatronin von Reichenau, war und dieser zu Ehren Vrowanveld oder Frowenveld hiess.
Später ging dann dieser Name auf den auf dem «Frauen-Felde» erbauten alten
Turm, auf das Schloss und die Stadt über. Aus der Bauart dieses Turmes lässt sich schliessen, dass er seine Entstehung der
ersten Zeit des Burgenbaues, d. h. der Zeit des Burgen- und Städtegründers König Heinrichs I. (917-926)
verdankt und gegen die Ueberfälle der räuberischen Hunnen Zuflucht bieten sollte. Die um 1080 erfolgte Erweiterung dieses
ursprünglichen Burgfriedes zum Doppelturm und
mehr
die Erbauung der Turmwohnung des Schlosses wurde von dem Abt der Reichenau mit dem Grafen von Kiburg, dem damaligen Schirmvogt
des Klosters, gemeinsam vorgenommen. Es war die Zeit der grossen Parteiung im Reiche, wo es galt, aus dem Stützpunkt an
der Murg eine möglichst feste Stellung zu machen. Die Anlage einer eigentlichen befestigten Stadt rührt
aber erst aus der Zeit um 1260 her, da Graf Hartmann der Aeltere von Kiburg Inhaber der Landgrafschaft Thurgau
und Schutzvogt der Reichenau
war.
Die gefahrvollen Zeiten des Interregnums veranlassten viele Hörige und Edelleute der Umgebung (so z. B. die Edeln von Wellenberg,
von Strass, von Bonstetten, von Wiesendangen, von Gachnang), der Einladung des Grafen von Kiburg zu folgen
und sich in der Stadt niederzulassen, wo sie eine Bürgerwehr einrichteten. Daraufhin ordneten der Abt und die Kiburger die
Angelegenheiten der neuen Stadt und teilten sich in die Rechte. Dem Abt verblieben die Grundherrschaft und die Rechte
der Hörigkeit und Leibeigenschaft über die unfreien Bürger, während dem Grafen die Vogtei und die Verfügung über die
feldtüchtige Mannschaft zukamen. Schon vom Jahre 1100 an hatten die Kiburger das Schloss als ihr unbeschränktes Eigentum
betrachtet.
Diese bestallten in Frauenfeld einen Untervogt als Vorstand des Gerichtes und der Stadtverwaltung und
als Anführer der Mannschaft, sowie einen Hofmeister als Verwalter der Lehen. So kam es, dass im Wappenschilde von Frauenfeld
sich der Löwe von Kiburg und die Frau von Reichenau vereinigten. Diese führt den Löwen an goldener Kette. Es ist diese Erklärung
des Wappens wahrscheinlicher als die von der Sage überlieferte, wonach die Gründung von Schloss und Stadt
Frauenfeld dem Liebesabenteuer eines Ritters von Sehen (Seen bei Winterthur) mit einer Tochter aus dem Hause Kiburg zuzuschreiben
wäre. Man begegnet den einzelnen Episoden dieser Liebesgeschichte vielfach auf gemalten Fensterscheiben.
Als die Grafschaft Kiburg sich an den Grafen Rudolf von Habsburg vererbte, liess dieser den Thurgau
durch Hermann
von Bonstetten als Vizelandgraf verwalten (1275), während er auf der Burg in Frauenfeld als Untervogt und Hofmeister Jakob
von Frauenfeld, seinen tapfern Mitkämpfer gegen den Abt von St. Gallen
und gegen Wil, einsetzte. Rudolfs Sohn Albrecht von Oesterreich
verlieh der Stadt Frauenfeld grosse Freiheiten, weshalb auch ihre Bürger treu zu Oesterreich hielten
und auf dessen Seite bei Sempach, Näfels und am Stoss tapfer gegen die Eidgenossen kämpften.
Bei Näfels verloren sie 40 Mann und ihr Panner, das in der Kirche von Schwyz
aufgehängt wurde. 1407 belagerten die Appenzeller die
Stadt ohne Erfolg. Als Herzog Friedrich von Oesterreich 1415 zusammen mit dem Papst Johannes vom Konzil
zu Konstanz und dem von diesem erwählten Papst Martin V. in Acht und Bann erklärt wurde, blieben ihm Rat und Bürger Frauenfelds
treu, bis sie - von Oesterreich im Stich gelassen - sich gezwungen sahen, dem Reich unter Zusicherung
ihrer städtischen Freiheiten und Rechte den Treueid zu leisten.
Schon zwei Jahre später (1417) verpfändete der allezeit geldbedürftige König Sigmund die Vogtei
über Frauenfeld um 1500 Gulden
an die Stadt Konstanz, welchen Anlass die Bürgerschaft benutzte, um sich noch mehr Freiheiten und Rechte zu sichern. 1442 trat
Konstanz die Vogtei über Frauenfeld wieder an Oesterreich ab. Nun folgt die Zeit des alten Zürichkrieges,
während welcher Erzherzog Albrecht von Oesterreich die Stadt Frauenfeld noch stärker befestigte und 1445 den Ansassen gleiche
Rechte mit den Stadtbürgern verlieh.
Als die Frauenfelder sich der Mannschaft des eifrigen österreichischen Parteigängers Hans v. Rechberg angeschlossen und
mit dieser zusammen mehrere Streifzüge gegen das den Eidgenossen gewogene Städtchen Wil unternommen hatten, zogen 800 Eidgenossen
in den Thurgau
und gegen Frauenfeld, verbrannten die Dörfer in dessen Umgebung, schlugen die sich ihnen entgegenstellenden Frauenfelder
zurück und nahmen ihnen neuerdings ihr Panner ab, das in der Kirche von Schwyz,
dem bei Näfels schon erbeuteten
zur Seite niedergelegt wurde.
Nach dem Frieden von 1446 besuchte Herzog Albrecht mit seiner Gemahlin 1449 die ihm treu gebliebene Stadt Frauenfeld in Begleitung
eines glänzenden Gefolges (800 Pferde). Er teilte den Bürgern mit, dass er diese Lande seinem Vetter Herzog Sigmund abgetreten
habe. 1458 verschrieb Sigmund die Stadt seiner aus dem Geschlechte der Stuart stammenden Gemahlin Eleonore
zum lebenslänglichen Eigentum. Im folgenden Jahr versuchte eine unter der Führung von Albert von Sax stehende Schar aus
Rapperswil vergeblich, Frauenfeld mit List zu nehmen.
Als 1460 Sigmund mit dem Papst Pius II. in Zerwürfnis geriet, forderte dieser die Eidgenossen zum Kampfe
gegen den Herzog auf, die die Gelegenheit zur Ausdehnung der Grenze ihres Gebietes bis zum Rhein und Bodensee benutzten. Die
ganze Landgrafschaft Thurgau
und die Stadt Frauenfeld gingen für Oesterreich verloren; Frauenfeld ergab sich und Schwur den Eidgenossen
Treue und Gehorsam unter der Bedingung, dass ihm seine alten Freiheiten, Satzungen und Gewohnheiten (vorbehalten
die Rechte des Gotteshauses Reichenau) durch Brief und Siegel zugesichert bleiben sollten. So war der Thurgau
zum Untertanenland der
VII alten Orte Zürich,
Luzern,
Uri,
Schwyz,
Unterwalden, Glarus
und Zug
geworden, die eine Landvogtei-Regierung mit einem alle zwei Jahre wechselnden Vogt an der
Spitze einsetzten. Längere Zeit hindurch hatten diese Landvögte keinen festen Sitz im Thurgau;
sie reisten nur hinaus beim Amtsantritt
zur Abnahme der Huldigungen und wann die Unterbeamten Rechnung ablegen mussten. Wichtige Angelegenheiten wurden von den Landvögten
vor die Tagsatzung gebracht.
Im Februar 1499 versammelten sich die eidgenössischen Sendboten in Frauenfeld, um von da aus den aus
Anlass des Schwabenkrieges im Felde stehenden Hauptleuten ihre Befehle zukommen zu lassen. Das unter Jakob Fehr stehende Fähnlein
von Frauenfeld stand zusammen mit der übrigen Mannschaft des Thurgaus bei Schwaderloo und bei anderen Gelegenheiten derart
treu zur Seite der Eidgenossen, dass die Tagsatzung nachher der Stadt Frauenfeld zwei der eroberten Kanonen
schenkte. Bei Marignano stritten die Frauenfelder unter Hans von Gryffenberg,
mehr
genannt Wehrli, und erhielten als Anerkennung von Kardinal Schinner, dem päpstlichen Legaten in der Schweiz, die Erlaubnis,
neben ihrem gewöhnlichen Wappen noch das Bild des Gekreuzigten in der Fahne zu führen. Zur Zeit der Reformation trat die
Mehrzahl der Frauenfelder trotz strenger Drohungen von Seiten der katholischen Orte auf Seite Zürichs und
nahm den neuen Glauben an. 1530 grosse Kirchensynode in Frauenfeld unter Zwinglis Leitung. 1531 verlor Frauenfeld in der
Schlacht bei Kappel den Sohn seines Schultheissen, den hochgeachteten Abt von Kappel Wolfgang Joner, genannt Rüepplin.
Durch den Landfrieden von 1712 erhielten die Anhänger beider Konfessionen gleiche Rechte und freie Religionsausübung.
Im selben Jahre wurde Frauenfeld an Stelle von Baden zum ständigen Sitz der Tagsatzung bestimmt. So sah nun die Stadt alljährlich
für einige Zeit ein buntes und bewegtes Treiben in ihren Mauern, wie jeweils auch beim Aufzug der Landvögte, die seit etwa 1554 ihre
Residenz in dem (von den Eidgenossen um 526 Gulden den Herren von Landenberg abgekauften) Schlosse zu Frauenfeld
hatten.
Im Zeitraum von 17 Jahren wurde die Ortschaft zweimal schrecklich durch Feuer heimgesucht. Der Brand vom zerstörte 64 Wohnhäuser
nebst der katholischen Kirche (blos 12 Häuser blieben verschont), und am brannten 33 Häuser
nebst dem Rathaus nieder. Tatkräftige Beweise der Teilnahme aus der ganzen Schweiz und dem Auslande linderten die Not der
unglücklichen Bewohner. Jetzt erhielt die Stadt ihre gegenwärtige Bauart und Gestalt.
Nun folgen die grossen Ereignisse in der Geschichte von Frauenfeld. Das Jahr 1798 brachte mit der französischen
Invasion in der Schweiz, mit der Einheitsverfassung und den Revolutionsbewegungen dem Thurgau
die Befreiung von dem Joche der Untertanenschaft
und die Abschaffung der landvögtlichen Regierung. Um Hauptort des neuen Kantons zu werden bezw. zu bleiben, hatte Frauenfeld
bei den französischen Machthabern gegenüber Weinfelden bedeutende Anstrengungen zu machen. Am schlugen
die französischen Truppen unter Oudinot und Soult unter Mithilfe der vom Generaladjutanten Weber gerührten 6000 Schweizer
der helvetischen Legion die vereinigten österreichischen Armeen des Erzherzogs Karl und des Generals Hotze bei Frauenfeld
in Flucht, bei welcher Gelegenheit General Weber, von einer Kartätschenkugel getroffen, fiel (die Stelle heute durch
ein einfaches Denkmal aus Granit an der Strasse nach Huben bezeichnet).
Als aber die Oesterreicher schon am folgenden Tage mit neuen Kräften wieder anrückten, fanden es die französischen Führer
für gut, die Stadt Frauenfeld in der Nacht auf den 25. Mai zu räumen und sich in
ihre frühere Stellung bei
Zürich
zurückzuziehen. Da die Oesterreicher Frauenfeld im Verdacht hatten, die Franzosen unterstützt zu haben, drohten sie mit
Zusammenschiessen der Stadt, liessen es aber bei etwa 20 hineingeworfenen Kugeln bewenden. Zur Erinnerung an diesen verhängnisvollen 25. Mai hat
man später einige dieser Kanonenkugeln in die Mauern der beiden Kirchen eingesetzt. Hierauf folgten
Einquartierung und Brandschatzung durch die Oesterreicher und nach der zweiten Schlacht bei Zürich
wieder Besetzung durch die Franzosen.
Frauenfeld und Umgebung hatte in der Zeit von 1799-1801 mehr als 320000 Einquartierungstage für Truppen, mehr als 100000
solcher für Pferde und unzählige Rationen von Lebensmitteln zu leisten.
Die Mediationsakte erhob im Jahre 1803 den Thurgau
zum 17. Kanton der Eidgenossenschaft und gab ihm seine eigene
Verfassung. Am 14. April dieses Jahres versammelte sich in Frauenfeld zum erstenmal der Grosse Rat des neuen Kantons, der neben
anderen Geschäften auch die Wahl der Regierung, des Kleinen Rates (Morell, Anderwert, Freienmuth) vornahm.
Frauenfeld verlor alle Vorrechte gegenüber der Landschaft, und seine Einwohnergemeinde wurde denjenigen aller andern Orte
des Kantons gleichgestellt. 1830 sah dann Frauenfeld einen grossen Zudrang von Volk in drohender Haltung, weil die Behörde
der vom Volke gewünschten Reform der Verfassung nicht günstig gestimmt war.
1853: Einweihung und Eröffnung der Kantonsschule;
1855: Eröffnung der Eisenbahnlinie Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn;
1863: Bau der Kaserne durch die Bürgergemeinde;
1864: Vollendung des Regierungsgebäudes;
1884: Eröffnung der Badanstalt;
1885: Einweihung der Wasserversorgung;
1886: nach langen Unterhandlungen Verkauf der unrentabeln Kaserne an den Bund mit einem
Verlust von 60000 Fr.;
1887: Eröffnung der Strassenbahn Frauenfeld-Wil;
1890: eidgenössisches Schützenfest;
1893:
Umwandlung der 1882 gegründeten städtischen Sparkasse in eine Filiale der Kantonalbank (sie wurde vom Grossen Rat um die
Summe von 675000 Fr. für den Kanton angekauft). - 1810: Stiftung des Konstablerfonds für den Gesellschaftstrunk an Stelle
der 1424 und 1440 gegründeten Herrentrinkstube und Trinkstube zum Wilden Mann.
Bibliographie.
Pupikofer, J. A. Gesch. der Stadt Frauenfeld. Frauenfeld 1871. - Pupikofer, J. A. Der Pfahlbau bei Frauenfeldzwischen Niederwyl u. Strass. Frauenfeld 1862. - Wirz, J. J. Das erschreckl. Unglück über die Stadt Frauenfeld. Schaffh. 1771. -
Deggeller, G. J. Wahrhafte Beschr. des fürchterl. Brandes zu Frauenfeld den- Truppendurchmärschedurch Frauenf. während der Kriegsjahre 1799-1803 (in den
mehr
Thurg. Beitr. zur vaterländ. Gesch. 34). - Verwaltungsberichte der Behörden.