KarlEmil, Dichter und Schriftsteller, geb. in einem Forsthaus Russisch-Podoliens
als der Sohn eines israelitischen Bezirksarztes, verbrachte seine Kinderjahre in dem polnisch-jüdischen Czortckow (dem »Barnow«
seiner
Novellen) in
Galizien, bezog nach dem frühen
Tod seines
Vaters das deutsche
Gymnasium zu
Czernowitz
[* 2] und studierte 1867-72,
ganz auf sich selbst angewiesen, in
Wien
[* 3] und
Graz
[* 4]
Jurisprudenz. Da ihm infolge eines an die
Grazer Studentenschaft
gerichteten Aufrufs und eines daran sich knüpfenden
Prozesses unter dem
MinisteriumHohenwart der
Staatsdienst verschlossen
schien, so ergriff er, trotzdem er die juristischen Staatsprüfungen glänzend bestanden hatte, die Schriftstellerlaufbahn
und zwar zunächst als Journalist. Er bereiste als solcher 1872-76
England,
Frankreich,
Italien,
[* 5] die
Schweiz,
[* 6]
Deutschland,
[* 7]
Ungarn,
[* 8] Rußland, die Türkei,
[* 9]
Kleinasien und
Ägypten
[* 10] und schlug nach seiner Rückkehr 1877 in
Wien seine Heimstätte
auf, wo er gegenwärtig die
»Neue illustrierte
Zeitung« herausgibt.
Wir nennen von seinen
Schriften: »Aus Halbasien. Kulturbilder aus
Galizien, der
Bukowina, Südrußland und
Rumänien«
[* 11] (Leipz.
1876, 2. Aufl. 1878),
welche in glänzender
Weise die bunten
Eindrücke seiner
Jugend zu einem großen Kulturbild
zusammenstellen und in fast alle europäischen
Sprachen übersetzt wurden;
Karl Emil, Novellist, geb. in einem russ. Forsthause
an der russ.-österr. Grenze, besuchte das deutsche Gymnasium zu Czernowitz und studierte 1867-71 in Wien
und Graz Rechtswissenschaft, Philosophie und Geschichte. Da er ein eifriger Anhänger der deutsch-nationalen Bestrebungen der
österr. Studentenschaft war und gelegentlich einer Rede beim Arndt-Jubiläum, dann 1870 in einer den Behörden mißfälligen
Weise vor die Öffentlichkeit trat, so verzichtete er auf Anstellung und widmete sich ausschließlich
der Litteratur, nachdem er bereits 1869 die «Buchenblätter» zu Czernowitz zur Förderung des deutschen Elements in den österr.
Ostländern begründet hatte. 1872-77 machte er Reisen durch ganz Europa,
[* 14] Kleinasien und Ägypten, 1877-86 lebte er, zuletzt
als Leiter der «Neuen Illustrierten Zeitung», in Wien und seit 1887,
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nachdem er die Halbmonatsschrift «Deutsche
[* 16] Dichtung» gegründet hatte, dauernd in Berlin.
[* 17] Franzos wirkt namentlich durch seine scharfe
Auffassung und anziehende Wiedergabe kulturgeschichtlicher Bilder, zunächst in den Werken «Aus Halb-Asien» (d. h.
Galicien, Bukowina, Südrußland und Rumänien, 3. Aufl., 2 Bde., Stuttg.
1889),
«Vom Don zur Donau» (2. Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1890),
«Aus der großen Ebene» (2 Bde.,
ebd. 1888). Die genannten drei Werke haben den gemeinsamen Haupttitel: «Halb-Asien, Land und Leute des östl. Europa» (6 Bde.,
Stuttg. 1888-90). In seiner östl. Heimat spielen auch mehrere seiner Romane: «Moschko von Parma. Geschichte eines jüd. Soldaten»
(2. Aufl., Stuttg. 1886),
sowie seine Novellensammlungen «Die Juden von Barnow» (1877; 5. Aufl.
Stuttg. 1893) und «Tragische Novellen» (1886; 2. Aufl., ebd. 1893). Deutsches oder deutsch-österr. Leben schildern die Romane:
«Der Präsident» (2. Aufl., Bresl.
1884; von Franzos selbst 1892 dramatisiert),
«Der Gott des alten Doktors» (2. Aufl., Berl.
1892),
endlich die Novelle in Versen «MeinFranz» (Lpz. 1883). Viele dieser Werke wurden in die meisten
europ. Sprachen übersetzt. Franzos gab heraus: «GeorgBüchners sämtliche Werte und handschriftlicher Nachlaß» (Frankf. a. M.
1879),