Französisch
Preußisch-Russischer
Krieg von
1806
bis
1807.
Preußen
[* 2] hatte durch seine Neutralitätspolitik und die 1805 versuchte
Vermittelung zwischen der dritten Koalition und
Frankreich den Zorn Napoleons erregt und war durch die
Verhandlungen des
Grafen Haugwitz zu Schönbrunn in eine sehr üble
Lage geraten (s.
Preußen); es folgte eine Reihe von
rücksichtslosen
Gewaltstreichen, welche die leitenden
Kreise
[* 3] in
Berlin
[* 4] dazu nötigten, sich entweder für den völligen Anschluß an
Frankreich
oder für den
Krieg gegen Napoleons wachsende Übermacht zu entscheiden.
Bayern
[* 5] ergriff von
Ansbach
[* 6]
Besitz, bevor der König von
Preußen die
Abtretung dieses
Landes unterzeichnet
hatte, das Herzogtum
Berg und der Rheinbund wurden errichtet und machten das westl.
Deutschland
[* 7] völlig abhängig vom Willen
Napoleons, dessen zweideutige Politik keine Sicherheit gegen willkürlichen Friedensbruch gewährte. König
Friedrich Wilhelm
III. entschloß sich zum
Kriege zu wenig gelegener Zeit; denn
Preußen war nicht gerüstet, während ein
starkes franz.
Heer krieg
sbereit in Süddeutschland stand; auch hatte man zunächst nur zwei Verbündete (Kursachsen
und
Weimar)
[* 8] und konnte erst nach geraumer Zeit auf russ. Hilfstruppen rechnen. Am befahl der König
die Mobilmachung, doch blieben 33 ½
Bataillone, 55 Schwadronen und 198
Geschütze
[* 9] in Oberschlesien, Warschau
[* 10] und Ostpreußen
[* 11] immobil, und man verfügte für die Feldarmee nur über 130000 Mann, zu denen dann noch
19400
Sachsen
[* 12] und 600 Weimaraner
stießen.
Dagegen standen die 6 Korps
Bernadotte,
Davout,
Soult, Lefebvre, Ney,
Augereau mit zusammen 192000 Mann völlig operationsfähig
von
Passau
[* 13] bis
Frankfurt
[* 14] a. M., zu denen späterhin noch die Garden und die Rheinbundstruppen hinzukamen,
wodurch Napoleons
Heer um 100000 Mann stärker als die verbündete preuß.-sächs.
Armee wurde, die zudem ganz zersplittert
stand und erst zu Divisionen und Korps zusammengestellt werden mußte. Nach dem preuß. Operationsplane
sollten folgende Heeresteile aufgestellt werden: bei
Magdeburg
[* 15] die 58000 Mann starke Hauptarmee unter
dem
Herzog
Karl Wilhelm Ferdinand von
Braunschweig;
[* 16]
am
Bober und bei
Dresden
[* 17] die 43000 Mann starke
Armee des Fürsten
Friedrich
Ludwig von
Hohenlohe-Ingelfingen;
bei Göttingen
[* 18] und Wanfried ein 27000 Mann starkes Korps unter
General von
Rüchel, und bei
Cüstrin
[* 19] ein 15000 Mann starkes Reservekorps unter dem
Herzog Eugen von
Württemberg.
[* 20]
Die Hauptarmee, bei der sich der König und Feldmarschall von Möllendorf befanden, war in die Vorhut (Herzog von Weimar), drei Divisionen (Prinz von Oranien, Graf Wartensleben, von Schmettow) und eine aus zwei Divisionen (Graf Kunheim, von Arnim) bestehende Reserve unter dem Grafen Kalckreuth gegliedert. Bei der Hohenloheschen Armee befanden sich die Sachsen; sie war eingeteilt in die Vorhut (Prinz Louis Ferdinand von Preußen), drei Divisionen (von Grawert, Graf Tauenzien, [sächsische] von Zeschwitz) und eine Reservedivision (von Prittwitz).
Gegen Ende
August rückten die Regimenter aus den Garnisonen nach den vorbezeichneten Sammelplätzen ab, während
noch mit
Frankreich,
Rußland und
Österreich
[* 21] verhandelt wurde. Ein 25. Sept. von
Preußen gestelltes
Ultimatum, in dem der Rückmarsch
der
Franzosen über den Rhein und die
Bildung eines norddeutschen
Bundes unter preuß.
Führung gefordert wurde, sollte bis
8. Okt. beantwortet
werden, wurde jedoch Napoleon, der bereits 25. Sept. zur
Armee nach Süddeutschland abgegangen war, erst 7. Okt. in
Bayreuth
[* 22] vorgelegt, als die franz. Korps bereits in
Marsch gesetzt waren.
Am 5. Okt. beschloß man im preuß. Hauptquartier, die Hauptarmee mit der des Fürsten Hohenlohe
bei Hochdorf (26 km südlich von
Erfurt)
[* 23] zu vereinigen, 9. Okt. stand die Hauptarmee bei
Erfurt, die Hohenlohesche
im Saalethal von
Jena
[* 24] bis
Rudolstadt
[* 25] (mit der
Vorhut bei
Saalfeld,
[* 26] die
Sachsen bei Roda und
Mittel-Pöllnitz, Tauenzien bei Schleiz),
[* 27] das Rüchelsche Korps bei Eisenach
[* 28] und
Vacha. Die franz.
Armee marschierte in drei
Kolonnen von je zwei Korps, und zwar rechts
Soult und Ney über
Hof,
[* 29] wo 7. Okt. Tauenzien von
Soult zum Rückzuge nach Schleiz genötigt wurde, ferner
in der Mitte
Bernadotte und
Davout über
Kronach und Lobenstein, links Lannes und
Augereau über Coburg
[* 30] und Gräfenthal; Napoleon
traf 9. Okt. in
Kronach ein. An demselben
Tage wurde Tauenzien durch
Bernadotte bei Schleiz angegriffen und nach
Triptis und
Auma
zurückgeworfen; am 10. Okt. schlug Lannes bei
Saalfeld die
Vorhut des Hohenloheschen
Heers, wobei Prinz Louis Ferdinand von
Preußen
den Heldentod starb, und rückte über Neustadt
[* 31] bis
nach
Jena, wodurch die beabsichtigte
Vereinigung der Hauptarmee mit der
des Fürsten Hohenlohe verhindert wurde. Am 12. Okt. ließ Napoleon seine
Kolonnen auf ihrem Zuge links abschwenken,
um die
Preußen zu umgehen, und noch am selben
Tage
¶
mehr
gelangte die Kavallerie Murats nach Naumburg [* 33] und stand im Rücken des preuß.-sächs. Heers, das nunmehr den Rückzug antreten mußte. Fürst Hohenlohe rückte 12. Okt. von Jena nach dem Lager [* 34] bei Kapellendorf, die Hauptarmee erreichte Weimar und am 13. Auerstedt; ihre Vorhut war abgekommen und traf am 14. in Erfurt ein. Das Rüchelsche Korps rückte 13. von Eisenach nach Weimar. Der Herzog von Braunschweig hoffte sich 14. Okt. mit dem Fürsten Hohenlohe vereinigen zu können, doch wurde dies Vorhaben dadurch vereitelt, daß Davouts westwärts voreilendes Korps bei Auerstedt auf die Hauptarmee stieß, während Napoleon mit dem Gros seiner Truppen noch bei Jena Hohenlohe erreichte, woraus sich an dem genannten Tage die Schlachten [* 35] bei Jena (s. d.) und Auerstedt (s. d.) entwickelten, die für die Preußen eine totale Niederlage mit sich brachten.
Beim Rückzuge gerieten beide Heeresteile in die äußerste Verwirrung, und erst bei Magdeburg gelang es, die Trümmer der preuß. Armee wieder zu sammeln, die sodann 16. Okt. bei Greußen und 17. bei Nordhausen [* 36] den verfolgenden Franzosen Widerstand leisteten. Die sächs. Truppen hatten die Armee verlassen und waren in die Heimat zurückgekehrt. Die Vorhut der preuß. Hauptarmee unter dem Herzog von Weimar rückte von Erfurt durch das Eichsfeld nach Stendal [* 37] ab, das Reservekorps traf 15. Okt. in Halle [* 38] ein, kämpfte dort 17. gegen Bernadotte und zog nach Zerbst, [* 39] von wo aus es am 19. Magdeburg erreichte.
General von Blücher trennte sich am 17. bei Nordhausen vom Heere Hohenlohes und führte die Trümmer der Artillerie (40 Geschütze) mit etwas Kavallerie über Braunschweig nach der Altmark, wobei er sich mit den Truppen des Herzogs von Weimar vereinigte. Der König begab sich von Magdeburg nach Cüstrin und befahl dem Fürsten Hohenlohe, die Trümmer des Heers hinter die Oder zu führen. Die Festung [* 40] Erfurt, in der sich 10000 Versprengte fanden, ergab sich 16. der Kavallerie Murats, und 20. Okt. erschienen die Vortruppen von Soult und Murat bereits vor Magdeburg.
Dort hatte Fürst Hohenlohe 15000 Mann, darunter 3000 Reiter, gesammelt und in 33 Bataillone und 40 Schwadronen formiert, zu denen noch 11000 Mann vom Reservekorps hinzutraten; in der Festung standen 21 Bataillone. Fürst Hohenlohe rückte 21. Okt. nach der Oder hin ab und marschierte in zwei Kolonnen, von denen eine (Kavallerie mit etwas Infanterie) von Genthin über Havelberg [* 41] und Wittstock, die andere (Infanterie mit etwas Kavallerie) von Genthin über Rathenow [* 42] und Prenzlau [* 43] nach Stettin [* 44] marschieren sollte; zwei Füsilierbrigaden nebst Kavallerie deckten außerdem die rechte Flanke, und das ehemalige Reservekorps unter General von Natzmer bildete die Nachhut. Am 24. Okt. bog die Infanteriekolonne, bei der sich Fürst Hohenlohe befand, auf Anraten des Generalquartiermeisters von Massenbach nördlich nach Wusterhausen aus, um über Ruppin und Boitzenburg nach Prenzlau zu gelangen, ohne das Rhinbruch durchziehen zu müssen; die Franzosen hatten bereits die Havel erreicht und standen bei Brandenburg [* 45] (Bernadotte), Potsdam [* 46] (die Garden, Lannes und Murat) und Trebbin (Davout).
Blücher ging an diesem Tage bei Sandau, der Herzog von Weimar nach mehrern Gefechten gegen Soult am 26. über die Elbe, und Blücher
übernahm nunmehr den Befehl über die Nachhut. Die zur Deckung der rechten Flanke bestimmte Seitenkolonne
war am 25. von der Vorhut Murats bei Zehdenick und Liebenwalde auseinander gesprengt und teils auf Prenzlau, teils auf Schwedt
[* 47] zurückgeworfen worden, von wo aus sie späterhin nach Stettin gelangte. Die Festung Spandau
[* 48] hatte sich 25. Okt. widerstandslos
an Lannes ergeben, Berlin war von der Garnison verlassen und von Davout besetzt worden, Augereau traf ebenfalls
in Berlin ein, Bernadotte besetzte am 26. von Brandenburg her Nauen und Cremmen, Lannes die Gegend von Templin und Murats Kavallerie
streifte bis
Boitzenburg.
Am 28. Okt. marschierte Fürst Hohenlohe auf Prenzlau; doch trat ihm vor der Stadt die Kavallerie Murats, der das Korps Lannes folgte, entgegen, worauf der Fürst sich mit 10000 Mann Infanterie und 1800 Reitern ergab. Die Kavalleriekolonne erreichte unter Befehl des Obersten von Hagen [* 49] Pasewalk, [* 50] kapitulierte jedoch mit 4000 Mann Infanterie, 2000 Reitern und 8 Geschützen 29. Okt.; auch Stettin kapitulierte mit 5000 Mann Besatzung noch an demselben Tage vor einer Brigade der Muratschen Kavallerie.
Ein Teil der bei Zehdenick zersprengten Seitenkolonne streckte bei Anklam [* 51] in Stärke [* 52] von 2000 Mann Infanterie und 1073 Reitern 1. Nov. vor einer Dragonerbrigade die Waffen. [* 53] Der von Blücher glücklich über die Elbe gebrachte Artilleriepark (25 Geschütze, 48 Munitionswagen, 550 Mann, 800 Pferde) [* 54] kapitulierte 30. Okt. bei Boldekow. Blücher selbst vereinigte sich 31. Okt. mit den Truppen des Generals von Winning (vormals die Kolonne des Herzogs von Weimar) in Waren und marschierte mit 21000 Mann in fester Ordnung über Altschwerin ab, um über Lauenburg [* 55] auf dem linken Elbufer Magdeburg zu erreichen.
Bei Nossenthin und Kriwitz lieferte Blücher 1. und 3. Nov. glückliche Gefechte gegen die nachdrängenden
Franzosen (Soult, Bernadotte, Murat), wurde aber bei Lübeck
[* 56] von drei Seiten angegriffen und nach tapferer Gegenwehr 6. von dort
verdrängt und 7. Nov. bei Ratkau zur Kapitulation genötigt, da er weder Lebensmittel noch Munition für seine
Truppen mehr besaß. Am 8. Nov. ergab sich Magdeburg mit 24000 Mann Infanterie, 6500 Pferden und 577 Geschützen dem Marschall Ney,
in Hameln
[* 57] kapitulierte General Lecoq 22. Nov., Nienburg
[* 58] ergab sich mit 2900 Mann Besatzung am 26., die Plassenburg bei Kulmbach 25. Nov. Da
die Festung Cüstrin sich bereits 1. Nov. einer Division des Korps Davout ergeben hatte, so hatte Preußen
alle festen Plätze von der Oder bis
zum Rhein mit Ausnahme der schles. Festungen verloren.
Die vom Könige angeknüpften Verhandlungen zerschlugen sich, da Napoleon maßlose Forderungen für die Gewährung auch nur
eines Waffenstillstandes stellte und den Krieg energisch fortsetzte. Zu Anfang November waren die Korps
Davout, Lannes und Augereau nach der Weichsel aufgebrochen, ebenso zwei Divisionen Kavallerie. Am 4. wurde Posen,
[* 59] 28. Nov. Warschau
von den Franzosen durch Davout und Murats Kavallerie besetzt, Lannes erreichte 18. Thorn
[* 60] und blieb an der Bzura stehen, Augereau
besetzte 20. Bromberg
[* 61] und über Kowal hinter Lannes folgend Gombin. Drei andere Korps folgten in zweiter
Linie und zwar Ney ins Weichselthal gegenüber von der Festung Graudenz
[* 62] bis
nach Thorn hin, Bernadotte nach Frankfurt a. O. und
Soult nach Posen. Das Land zwischen Elbe und Oder wurde durch ein neugebildetes franz. Korps
¶
mehr
unter Mortier besetzt; der Prinz Jérôme rückte mit den Rheinbundstruppen, den Bayern und Württembergern nach Schlesien [* 64] ab und schloß 7. Nov. die Festung Glogau [* 65] ein, die 2. Dez. kapitulierte. In den poln. Landesteilen bildeten sich Legionen, die sich den Franzosen anschlossen, auch langten die Sachsen an der Weichsel an, so daß Napoleon dort, als er 25. Nov. von Berlin in Posen ankam, über 200000 Mann verfügte, denen der König von Preußen nur 25000 Mann (19 Bataillone, 55 Schwadronen, 92 Geschütze) entgegenstellen konnte; doch trafen täglich preuß. Offiziere und Mannschaften, die sich der Gefangenschaft entzogen hatten, ein, ebenso viele Depots und Remontekommandos, aus denen Reservetruppen gebildet wurden. Im Jan. 1807 hatte man bereits 19 Reservebataillone (11000 Mann) und 8200 Mann Kavallerie beisammen.
Der König übertrug den Oberbefehl in Preußen dem General Grafen Kalckreuth; in Schlesien befehligte der Generalgouverneur Fürst
Friedrich Ferdinand von Anhalt-Pleß, dem der Oberstlieutenant Graf Götzen zugeteilt war. Das preuß. Hauptquartier
befand sich in Thorn; von Plock bis
Danzig
[* 66] standen unter dem General L'Estocq 23 Bataillone und 74 Schwadronen zur Verteidigung
der Weichsel. Danzig war mit 10000, Graudenz mit 4000 Mann besetzt, in Kolberg
[* 67] (s. d.)
bereitete die Garnison und die Bürgerschaft eine nachdrückliche Verteidigung vor, die schles.
Festungen Glogau, Brieg,
[* 68] Breslau,
[* 69] Kosel,
[* 70] Schweidnitz,
[* 71] Silberberg, Glatz
[* 72] und Neisse
[* 73] enthielten 25000 Mann Besatzung.
Rußland hatte drei Hilfskorps zugesagt, von denen eins, 60000 Mann unter Bennigsen, 15. Nov. die Weichsel von Plock bis nach der österr. Grenze besetzte, das zweite, 38000 Mann unter Buxhoevden, Anfang Dezember von Litauen her die preuß. Grenze überschritt und das dritte, 18000 Mann unter Essen, [* 74] gegen Mitte Dezember von der Donau her bei Brest-Litewsk eintraf. In Pommern [* 75] standen bei Stralsund [* 76] 10000 Schweden, [* 77] die jedoch durch das Korps Mortier festgehalten wurden. Von England war vorläufig nur Geld zu erwarten.
Murats Kavallerie hatte 27. Nov. bei Blonie die russ. Vortruppen zurückgeworfen und tags darauf Warschau besetzt. Friedrich Wilhelm IIII. hatte in Pultusk dem russ. Oberbefehlshaber Bennigsen auch die preuß. Truppen unterstellt, und L'Estocq erhielt Befehl, sich dem allgemeinen Rückzuge des russ. Heers hinter den Narew anzuschließen; nur Kavallerie blieb an der Weichsel sieben. Das russ. Heer unter Buxhoevden traf in Ostrolenka ein. Bennigsen befahl 4. Dez. den Vormarsch in die frühern Stellungen; doch konnte L'Estocq nicht mehr die Weichsel erreichen, da 6. Dez. bereits Ney bei Thorn den Strom überschritten hatte und ihm Bernadotte sowie drei Kavalleriedivisionen unter Bessières folgten.
L'Estocq nahm hinter der Drewenz bei Neumark und Strasburg Stellung. Davout ging bei Modlin 10. Dez. über den Narew, Lannes folgte ihm, Murat schob seine Kavallerie auf dem rechten Weichselufer gegen den Bug vor, und Augereau ging vom 13. bis 20. bei Zakroczym, Soult am 22. bei Plock und Dobrzykow über den Strom. Am 19. Dez. war Napoleon in Warschau angekommen, mit ihm die Garden, worauf alsbald der allgemeine Vormarsch begann. Davout ging bei Czarnow am 23. über die Wkra und drängte zwei russ. Divisionen auf Pultusk zurück, Murat eine dritte Division von Lopaczyn und Augereau eine vierte von Kurzomb.
Nach dem Gefecht bei Golymin und der unentschiedenen Schlacht bei Pultusk (s. d.) 26. Dez. verließ Feldmarschall Kamenski, der am 21. den Oberbefehl übernommen hatte, das Heer, dessen Führung Bennigsen wieder übernahm. Die Russen gingen zunächst hinter den Narew und die ostpreuß. Seen zurück. L'Estocq war von Ney, Bernadotte und Bessières 23. Dez. bei Biezun, 25. bei Soldau und Mlawa zurückgedrängt worden und ebenfalls hinter die Seen, nach Angerburg, abmarschiert.
Die franz. Korps bezogen Winterquartiere, während Rheinbundstruppen und poln. Legionen die Festungen Danzig und Graudenz einschlossen. Mitte Jan. 1807 war auch das russ. Korps Essen am Bug angekommen, worauf Bennigsen sich zur Offensive erhob, um Ney, der einen Vorstoß gegen Königsberg [* 78] versuchte, auf dem Marsche zu vernichten. Jener versammelte 18. Jan. seine bisherigen Divisionen bei Arys und führte sie über Rhein, Rössel und Bischofstein 24. nach Heilsberg.
L'Estocq führte gleichzeitig die Preußen über Schippenbeil und Mehlsack nach Schlodien. Da beschloß Napoleon, gleichfalls vorzugehen. Ney hatte er eilends zurückkommandiert und befahl den übrigen Korps, sich zum Zug gegen Norden [* 79] zu versammeln. Am 25. Jan. stieß bei Mohrungen die Vorhut Bennigsens auf das Korps Bernadottes und erlitt großen Verlust; doch besetzte Bennigsen am folgenden Tage Mohrungen, als Bernadotte nach Löbau [* 80] abgezogen war.
Inzwischen hatte L'Estocq sich Graudenz genähert und die Einschließung aufgehoben. Napoleon ließ die Korps Ney, Augereau, Soult, Murat und Davout in nördl. Richtung vorrücken, um dem verbündeten Heere den Rückzug abzuschneiden, und ließ Lannes am Narew gegen Essen stehen, während sich Bernadotte zwischen die Preußen und die russ. Hauptarmee schieben sollte. Von diesem Plane erhielt jedoch Bennigsen durch Zufall Kenntnis und befahl den Rückzug. Das russ. Heer stand 2. Febr. zwischen der Alle und Passarge, als sich die Spitzen der Franzosen bei Allenstein [* 81] zeigten.
Soult erreichte 3. Febr. Gutstadt und stand hinter dem linken Flügel, während der rechte bereits durch die franz. Kavallerie bedroht war und Napoleon seine Kolonnen an die Passarge heranführte; doch zog Bennigsen 4. Febr. nach Wolfsdorf, dann über Frauendorf und Landsberg [* 82] nach Preußisch-Eylau (s. Eylau), wo es 8. Febr. zu einer durch Scharnhorsts Teilnahme unentschiedenen Schlacht kam. Bennigsen ging auf der Straße nach Königsberg, L'Estocq nach Allenburg zurück. Napoleon führte seine Korps hinter die Passarge zurück, deren Übergänge verschanzt wurden; der ganze Gewinn der letzten Aktion bestand für ihn darin, daß den Russen der Weg nach Danzig verlegt war, das nun eifrig belagert wurde.
Bennigsen folgte den Franzosen langsam nach und ließ die Preußen bei Mehlsack und Heiligenbeil, die Russen bei Heilsberg, Gutstadt und Wormditt kantonieren. Gutstadt wurde jedoch 3. März von Ney wieder besetzt und sogleich verschanzt, worauf Bennigsen bei Heilsberg eine befestigte Stellung herstellen ließ. Den Russen wie den Preußen gingen erhebliche Verstärkungen zu, und schlossen Kaiser Alexander und König Friedrich Wilhelm III. zu Bartenstein [* 83] einen Vertrag zur Fortsetzung des Kampfes, dem England und Schweden später beitraten. Auch Napoleon hatte sich durch Heranziehung des Korps ¶