Französische
Akademie (Académie française), gegenwärtig die erste der fünf das Institut de France (s. d.) bildenden Akademien, hat sich aus einer bescheidenen Privatgesellschaft entwickelt. Ein Kreis [* 2] von zehn, heute fast ganz vergessenen Männern, u. a. Godeau, Chapelain, de Gombault, de Malleville, Giry, hatten sich um 1630 in dem Hause eines Protestanten, Valentin Conrart, versammelt, um im traulichen Kreise [* 3] ihre Gedanken über Kunst, Wissenschaft und Litteratur auszutauschen und sich über die Tagesneuigkeiten zu besprechen.
Durch eine Indiskretion des Geistlichen de Boisrobert, der mit dem Kardinal Richelieu in Beziehung stand, wurden die bisher geheimgehaltenen Zusammenkünfte diesem bekannt, und der Minister fragte 1634 bei dem Cirkel an, ob dieser nicht vorzöge, seine Verhandlungen unter dem Schutze und mit Unterstützung der Regierung fortzusetzen. Nach bejahender Antwort setzte ein königl. Edikt vom die Gesellschaft als Akademie ein, die sich Académie française nannte.
Zugleich wurde ihr eine ansehnliche Summe als jährliche Beihilfe für die von ihr vorzunehmenden Arbeiten seitens der Regierung ausgesetzt. Der ursprünglich aus 10 Personen bestehende Kreis wuchs bis 1637 durch mannigfache Aufnahmen, worunter die von Balzac, Vaugelas und Voiture, auf 40 an, und die Gesellschaft beschloß jetzt, diese Zahl nicht zu überschreiten. Richelieu blieb bis zu seinem Tode 1642 Protektor, hierauf folgte ihm der Kanzler Séguier bis 1672, und dann erklärte König Ludwig XIV., das Protektorat selbst übernehmen zu wollen, was auch seine beiden Nachfolger thaten.
Ein Dekret des Nationalkonvents vom hob alle
Akademien auf, und mit ihnen verschwand für 23 Jahre die
Académie française.
Mehrere ihrer berühmtesten Mitglieder,
Bailly, Malesherbes,
Nicolai, wurden hingerichtet, andere, wie
Condorcet, starben eines gewaltsamen
Todes; doch waren die
Archive durch die Geistesgegenwart Morellets gerettet worden, sodaß,
als
Ludwig XVIII. 16. Jan. und das durch Dekret vom geschaffene
Institut de
France als
Komplex von vier
Akademien
organisierte, die wiederhergestellte
Académie française die
Tradition und die Folge ihrer Sitze nicht
verloren hatte. Die Französische Akademie
trat damals in der Hauptsache an die
Stelle der zweiten
Klasse des
Instituts, doch hatte man
Cambacérès,
Lucian
Bonaparte, Sieyès, Maret u. a. ausgeschlossen und durch unbedeutende Leute ersetzt.
Die
Aufgabe der Französische Akademie
ist vor allem die Förderung und Reinhaltung der franz.
Sprache
[* 4] und Litteratur: ihre Mitglieder bestehen daher vorzugsweise aus Dichtern und Schriftstellern. Sie ist eine offizielle
Wächterin über die
Sprache: in dieser
Beziehung ist ihr Hauptwerk das zuerst 1694 erschienene «Dictionnaire de l'Académie
française» (7. Aufl., 2 Bde.,
Par. 1878), an dem die Gesellschaft noch heute arbeitet. Aber auch
Grammatik,
Poetik und Rhetorik zieht
sie in den
Kreis ihrer
Aufgaben; außerdem hat sie jährlich 6 Prix de vertu (Tugendpreise) und 17 Prix littéraires (litterar.
Preise) zu verteilen.
Koteriengeist ist ihr oft vorgeworfen worden: viele bedeutende Leute blieben aus ihr entfernt, so einst Descartes, Pascal, Rotrou, Regnard, Molière, J. B. ^[Jean-Baptiste] Rousseau, La Rochefoucauld, Beaumarchais, J. J. ^[Jean Jacques] Rousseau, Lesage, Diderot, so neuerdings Alexandre Dumas, Béranger, Balzac, Lamennais, Théophile Gautier. Sie hat weder korrespondierende noch auswärtige Mitglieder. Über die Entwicklung der Petite Académie, der heutigen Académie des inscriptions et belles-lettres, s. Institut de France. - Die Geschichte der Akademie haben geschrieben Pellisson und d'Olivet, Histoire de l'Académie française (2 Bde., Par. 1730; zuletzt hg. von Ch. L. Livet, 1858); eine andere Paul Mesnard (ebd. 1857); vgl. auch Tastet, Histoire des quarante fauteuils (4 Bde., ebd. 1844). Über die Ausgeschlossenen vgl. Arsène Houssaye, Histoire du 41e fauteuil de l'Académie française (ebd. 1855).