Franz
I.,
römisch-deutscher
Kaiser (1745-65) der Begründer des Hauses Habsburg-Lothringen, als
Herzog von Lothringen
und
Großherzog von
Toscana Franz
Stephan genannt, geb. als der älteste Sohn des
Herzogs
Leopold von Lothringen, kam 1723 nach
Wien
[* 2] und wurde daselbst als zukünftiger Gemahl Maria
Theresias wie ein Sohn des
Kaisers erzogen. Nach seines
Vaters
Tode trat
er 1729 die Regierung des Herzogtums Lothringen an, von dem er jedoch seit 1731, zumal er im folgenden Jahre
Statthalter von
Ungarn
[* 3] wurde, ganz fern blieb, und das er beim
Wiener Frieden 1735 gegen die
Anwartschaft auf das Großherzogtum
Toscana dem Schwiegervater
Ludwigs XV., Stanislaw Leszczynski, abtrat, nach dessen
Tode er für immer mit
Frankreich vereinigt
werden sollte. Am erfolgte die Vermählung mit Maria
Theresia, der Erbin der österr. Monarchie.
In dem
Kriege gegen
die
Türkei
[* 4] führte Franz
1737 den
Befehl über die kaiserl.
Armee, ohne sich jedoch besonders auszuzeichnen.
Der
Tod des letzten Mediceers,
Johann Franz
, brachte Franz 1737 in den
Besitz
Toscanas, wo er mit seiner Gemahlin bis April 1739 residierte.
Nach dem
Tode
Karls VI. erklärte ihn Maria
Theresia zum Mitregenten aller österr.
Erblande, doch wurde ihm ein unmittelbarer Anteil an der Staatsverwaltung nicht zugestanden. Da die Eigenschaften eines Feldherrn ihm gänzlich abgingen und die ihn zärtlich liebende Gemahlin ihn auf alle Weise von Gefahren fernzuhalten suchte, so trat er auch im Österreichischen Erbfolgekriege nicht hervor, trotz des ihm zeitweise dem Namen nach übertragenen Oberkommandos. Nach Karls VII. Tode wurde er, obschon Frankreich, Preußen [* 5] und Pfalz anfangs entgegenwirkten, unter dem Namen Franz I. zum Kaiser erwählt und als solcher 4. Okt. in Frankfurt [* 6] gekrönt.
Ein eifriger
Sammler von Kunstschätzen, heiterm Lebensgenuß zugewandt, blieb er den Regierungsgeschäften meist
fern; hingegen widmete er sich mit ebenso viel Eifer wie Erfolg der Vergrößerung seines Privatvermögens und beteiligte
sich an zahlreichen Geldspekulationen. Während des Siebenjährigen
Krieges zeigte sich Franz
im Gegensatz zu Maria
Theresia und
Kaunitz der franz.
Verbindung abgeneigt. Nach dem Friedensschluß übertrug ihm seine Gemahlin die
Verwaltung der
Finanzen
und der
Staatsschulden, und er widmete sich nun mit großem Eifer der
Hebung
[* 7] des
Staatskredits. Er starb zu
Innsbruck
[* 8] und
hinterließ seinem ältesten
Sohne,
Joseph II., die Kaiserwürde, seinem drittgeborenen
Sohne
Leopold das
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Großherzogtum Toscana. -
Vgl. Arneth, Geschichte Maria Theresias (10 Bde., Wien 1863-79).