Franklin
,
Stadt im nordamerikan. Staat Indiana, 32 km südlich von Indianapolis, mit College der Baptisten und (1880) 3116 Einw.
Franklin
3 Seiten, 2'735 Wörter, 19'385 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Franklin,
Stadt im nordamerikan. Staat Indiana, 32 km südlich von Indianapolis, mit College der Baptisten und (1880) 3116 Einw.
Franklin,
1) Benjamin, einer der bedeutendsten nordamerikan. Staatsmänner und Schriftsteller, geb. zu Boston [* 2] als 16. Kind eines Seifensieders, der 1682 in Amerika [* 3] eingewandert war, trat, anfangs zum Geistlichen bestimmt, aber wegen Mittellosigkeit vom Vater wieder aus der lateinischen Schule genommen, in seinem 10. Jahr in das väterliche Geschäft und wurde, da er Widerwillen gegen die Seifensiederei zeigte, im 12. Jahr einem ältern Stiefbruder, einem Buchdrucker, in die Lehre [* 4] gegeben.
Jede freie
Stunde widmete er seiner
Ausbildung durch das
Lesen nützlicher
Bücher.
Bald versuchte er sich selbst als Schriftsteller
und dichtete unter anderm zwei
Balladen, die er selbst zum Verkauf in der Stadt herumtrug. Seine ersten
prosaischen
Versuche waren
Aufsätze für eine von seinem
Bruder herausgegebene
Zeitung. Als dieser später wegen eines mißliebigen
Artikels ins Gefängnis gesetzt wurde, übernahm Franklin
die Redaktion des
Blattes und ließ es sodann unter seinem
Namen erscheinen.
Mißhelligkeiten mit seinem Bruder veranlaßten ihn 1723, Boston zu verlassen; er begab sich nach Philadelphia [* 5] und, da ihm der dortige Gouverneur Sir William Keith seine Unterstützung versprochen, 1724 nach London, [* 6] um das zur Errichtung einer eignen Druckerei Notwendige einzukaufen. Er gab jedoch diesen Plan wieder auf und nahm in London eine Stelle in der berühmten Palmerschen Druckerei an. Eine metaphysische Abhandlung, in welcher er Wollastons Werk über die natürliche Religion zu widerlegen suchte, veranlaßte seine Bekanntschaft mit mehreren ausgezeichneten Männern, deren Umgang den Kreis [* 7] seiner Anschauungen bedeutend erweiterte.
Von dem pennsylvanischen Kaufmann Denham als Buchhalter engagiert, landete er im Oktober 1726 wieder in Amerika. Der bald darauf erfolgende Tod seines Chefs zwang ihn zur Rückkehr zu der Buchdruckerei; nebenbei versuchte er sich im Gießen [* 8] von Lettern und erfand mehrere Verbesserungen der Kupferdruckerei. 1728 errichtete er eine eigne Buchdruckerei, die bald zu solcher Blüte [* 9] gelangte, daß er die Leitung einer Zeitung übernehmen konnte. Auch verheiratete er sich jetzt mit Miß Read, mit welcher er sich schon 1724 verlobte, die aber während seiner Abwesenheit in England einen andern geheiratet hatte und nach unglücklicher Ehe von diesem Mann geschieden worden war.
Bald eröffnete er einen Laden als Buchhändler und eine Papierhandlung und gründete einen Verein zur Ausbildung von Kaufleuten und Handwerkern sowie 1731 eine Bibliothek, Anstalten, die bald auch in den übrigen Kolonien Nachahmung fanden. Nebenbei betrieb er zu seiner eignen Ausbildung das Studium neuer und alter Sprachen. Seit 1736 Sekretär [* 10] des Kolonialparlaments von Pennsylvania und 1737 auch zum Oberpostmeister von Pennsylvanien ernannt, nahm er nun mehr als früher an den öffentlichen Geschäften teil und bewirkte die Errichtung einer Miliz, eines Feuerrettungsvereins, einer Akademie zur Erziehung der pennsylvanischen Jugend, die Pflasterung der Straßen und andres Gemeinnützige.
Der
Gouverneur und das Kolonialoberhaus begehrten seinen
Rat bei allen öffentlichen Maßregeln und beauftragten ihn unter
anderm 1743, den
Plan einer Philosophischen
Gesellschaft für
Amerika zu entwerfen, deren Vorstand sodann
Franklin
bis an sein Lebensende blieb. In diese Zeit fallen auch seine elektrischen
Versuche, die zu der
Erfindung des
Blitzableiters
und des elektrischen
Drachen führten. Seine
Ideen über diesen Gegenstand fanden anfangs wenig Anklang; nachdem aber
Buffon
seine
Schrift
»New experiments and observations on electricity« übersetzt und dadurch über ganz
Europa
[* 11] verbreitet hatte, ernannte
selbst die Königliche
[* 12]
Gesellschaft in
London Franklin
zu ihrem Mitglied und überschickte ihm 1753 ihre goldene Preismedaille. 1747 zum
Mitglied der Kolonialversammlung von
Pennsylvanien gewählt, machte er sich bald als eifriger
Kämpfer der
Volkspartei bemerklich, und 1753 zum Generalpostmeister aller englisch-amerikanischen
Kolonien ernannt, faßte
er den großen
Gedanken einer Bundesverfassung, eines
Kongresses und einer Zentralregierung aller nordamerikanischen
Kolonien.
Die Expedition des englischen
Generals Braddock gegen die von
Kanada aus mit einem
Angriff drohenden
Franzosen unterstützte
er auf jede
Weise mit eignen finanziellen
Opfern, und als die Expedition unglücklich ablief, setzte er
eine
Bill durch, betreffend
Bildung einer
Miliz von
Freiwilligen. Er selbst wurde beauftragt, an der von den
Indianern unsicher
gemachten Nordwestgrenze eine
Linie von
Forts zu errichten.
Indes war seine militärische Laufbahn nur kurz, da ihn die pennsylvanische
Landesversammlung in Angelegenheiten ihres
Konflikts mit den Kolonieeigentümern, welche Steuerfreiheit
für sich beanspruchten, 1757 nach
England sandte. Nach glücklicher Beendigung seines
Geschäfts blieb Franklin
als pennsylvanischer
Geschäftsträger in
London, auch andre
Provinzen wählten ihn zu ihrem Vertreter bei der
Regierung. 1762 nach
Philadelphia zurückgekehrt,
ging Franklin
, als die verhängnisvollen
Unruhen wegen der
Stempelakte ausbrachen, 1766 abermals als
Agent von
Pennsylvanien und andern
Staaten nach
England und verteidigte hier sogar im
Parlament ebenso freimütig wie einsichtsvoll
die
Freiheiten der
Kolonien, worauf dann auch die
Stempelakte zurückgenommen wurde.
Da er aber bei der immer mehr steigenden Unzufriedenheit mit der englischen Regierung die Sache der Kolonien überhaupt kräftig und furchtlos vertrat, wurde er dem König und der Regierung sehr mißliebig, verlor seine Generalpostmeisterstelle und kam bei dem Ausbruch der Feindseligkeiten in Gefahr, festgehalten zu werden. Daher kehrte er im März 1775 nach Philadelphia zurück, wo er zum Kongreßmitglied ernannt und an die Spitze des Sicherheitsausschusses gestellt wurde. In dieser Stellung hatte er hervorragenden Anteil an der Unabhängigkeitserklärung vom die er sodann auch ¶
gegen den englischen Friedensunterhändler privatim und öffentlich als unabänderlich verteidigte. Zur Beschaffung der Hilfsmittel für Aufrechthaltung des Beschlusses schlug er die Ausgabe von Papiergeld vor, wozu er aus seinem eignen Vermögen 4000 Pfd. Sterl. gab. Ende 1776 begab er sich nach Frankreich, wo er mit höchster Achtung begrüßt wurde und nach Abschluß des Allianzvertrags vom als bevollmächtigter Minister der 13 vereinigten Staaten Nordamerikas auftrat. Er suchte namentlich durch die Presse [* 14] die öffentliche Meinung für die amerikanische Sache zu gewinnen, die er als Sache der Freiheit und Zivilisation der Menschheit darstellte.
Nach langen Mühen errang denn auch endlich seine diplomatische Kunst, die seine Korrespondenz und sein Tagebuch veranschaulichen, den Frieden vom Die Rückfahrt benutzte er zu physikalischen Beobachtungen und zur Abfassung einer trefflichen Abhandlung über die Verbesserung der Schiffahrt. In Amerika begrüßte ihn unter Kanonendonner und Glockengeläute der Jubel des Volkes. Dreimal noch wurde er durch die einstimmige Wahl seiner Mitbürger Gouverneur des Staats Pennsylvanien, als dessen erster Abgeordneter beim Kongreß er zur Befestigung der jungen nordamerikanischen Freiheit mitwirkte.
Alter, besonders aber Steinschmerzen nötigten ihn endlich, sich 1788 vom öffentlichen Leben zurückzuziehen. Er starb
nachdem er noch kurz zuvor als Vorsitzender des Vereins zur Aufhebung der Sklaverei eine Denkschrift an
das Repräsentantenhaus unterzeichnet hatte. Der Kongreß verordnete zu Ehren seines größten Bürgers eine Nationaltrauer
auf einen Monat. Auch die französische Nationalversammlung legte auf Mirabeaus Vorschlag drei Tage Trauer an. Grafschaften, Städte,
gemeinnützige Anstalten seines Vaterlandes ehrten Franklins
Gedächtnis, indem sie seinen Namen annahmen.
Für seinen Grabstein aber hatte Franklin
selbst folgende Inschrift bestimmt: »Hier liegt der Leib Benjamin Franklins
, eines Buchdruckers
(gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen, und der seiner Inschrift und Vergoldung beraubt
ist), eine Speise für die Würmer;
[* 15] doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern (wie er glaubt)
dermaleinst erscheinen in einer neuen schönern Ausgabe, durchgesehen und verbessert von dem Verfasser«. Franklin
erwarb sich nicht
bloß um sein Vaterland, sondern auch um die Menschheit große Verdienste durch eine Reihe wichtiger Erfindungen, unter denen
die des Blitzableiters, die Verbesserung der Harmonika, der Kupferdruckpresse etc. obenan stehen.
Durch
eifrige Förderung von Erziehungsanstalten wirkte er für die Bildung der Jugend und für die Belehrung der Handwerker, während
er die moralische, geistige und politische Bildung des Volkes durch die Presse, durch Volksschriften und vorzüglich durch seine
»Pennsylvanische Zeitung« und seinen vortrefflichen »Volkskalender« zu heben
suchte. Selbst ein schönes Musterbild eines durch eigne Kraft
[* 16] emporgekommenen, zur höchsten geistigen
Bildung und angesehenen Stellung gelangten Mannes, schuf er in seinen Volksschriften, unter denen besonders die »Sprichwörter
des alten Heinrich oder die Weisheit des guten Richard« (Philad. 1757) in der Kunst, die Lehren
[* 17] der Moral auf das Leben anzuwenden,
unübertrefflich sind, seinen Mitbürgern ein Handbuch praktischer Moral, sozialer, bürgerlicher und
wirtschaftlicher Lebensweisheit, die ohne idealistischen Schwung, aber durchaus human und philanthropisch war. Vor allem
aber ist Franklin
als Verteidiger des Rechts, der
Freiheit und der Staatseinrichtungen seines Vaterlandes ausgezeichnet. Berühmt
ist der in Frankreich auf ihn gedichtete Vers:
Eripuit coelo fulmen, sceptrumque tyrannis.
(Er entriß dem Himmel [* 18] den Blitz, den Tyrannen das Zepter.)
1856 wurde ihm in Boston ein Standbild errichtet. Sammlungen von Franklins
Werken erschienen zu London 1793 in 2 Bänden und 1806 in 3 Bänden,
vollständiger von Franklins
Enkel William Temple Franklin (das. 1818-19) und von Sparks (neue Ausg., Chicago 1882, 10 Bde.,
mit Biographie); die vollständigste Ausgabe besorgte neuerlich Bigelow (1886, 10 Bde.); eine deutsche Bearbeitung lieferte
A. v. Binzer (Kiel
[* 19] 1829, 4 Bde.). Franklins kleinere Schriften und die Korrespondenz wurden mehrfach herausgegeben. Biographien
von ihm verfaßten (abgesehen von seiner Autobiographie, hrsg. von Bigelow, neue Ausg., Philad. 1879, 3 Bde.;
deutsch von Franklin Kapp, 4. Aufl., Berl. 1882) Sparks (Bost. 1856), Parton (New York 1856, 2 Bde.), Mc. Master (Bost. 1885), J. ^[richtig:
B. für Benjamin] Franklin und Headington (4. Aufl. 1880).
2) Sir John, berühmter engl. Seefahrer, geb. zu Spilsby (Lincolnshire), nahm 1801 als Seekadett teil an dem Bombardement von Kopenhagen, [* 20] begleitete 1803 Flinders auf seiner Entdeckungsreise nach Australien, [* 21] focht 1805 auf dem Bellerophon [* 22] bei Trafalgar, wurde 1815 vor New Orleans bei der Wegnahme eines amerikanischen Kanonenboots verwundet und kommandierte 1818 bei der Nordpolexpedition des Kapitäns Buchan die Brigg Trent. 1819 unternahm er im Auftrag der Regierung eine Expedition zu Lande nach den Mündungen des Kupferminenflusses, während der Kapitän Parry diese Gegenden zu Schiff [* 23] besuchen sollte, kam von Fort York aus im Juli 1820 nach unendlichen Mühseligkeiten an Ort und Stelle und untersuchte die eisfreie Küste mit ihren zahlreichen Inseln nordwestlich ca. 900 km weit bis zum Kap Turnagain, wo ihn Mangel an Lebensmitteln zur Umkehr zwang.
Schon 1825 aber unternahm er im Auftrag der Regierung mit Leutnant Back, Richardson u. a. eine neue Reise, um eine schiffbare Durchfahrt westlich von der Mündung des Mackenzieflusses zur Beringsstraße, wo ihm Kapitän Beechey aus dem Stillen Meer entgegenkommen sollte, zu entdecken. Er schiffte den Mackenziefluß hinab, erreichte das Arktische Meer, entdeckte die Inseln Parry, Kendall, Pelly etc. und kehrte sodann wegen der vorgerückten Jahreszeit nach dem Fort Franklin am Bärensee zurück.
Dort überwinterte er und kam im September 1829 wieder in England an. Franklin hatte auf dieser Expedition die Küste auf eine Strecke von fast 36 Längengraden aufgenommen, wichtige Beobachtungen über den Magnet und die Wirkung des Nordlichts auf die Magnetnadel gemacht und reiche naturhistorische Sammlungen, namentlich an Pflanzen, mitgebracht, wofür er zum Ritter und Doktor der Rechte an der Universität Oxford [* 24] ernannt ward und von der Geographischen Gesellschaft zu Paris [* 25] die goldene Medaille erhielt. (Vgl. »Narrative of a journey to the shores of the Polar Sea in the years 1819-22«, Lond. 1823, 2 Bde.; deutsch, Weim. 1824, 2 Bde., und »Narrative of a second expedition to the shores of the Polar Sea 1825-27«, Lond. 1828; deutsch, Weim. 1829.) Nachdem Franklin 1830 ein Linienschiff im Mittelmeer kommandiert hatte, fungierte er 1835-43 als Gouverneur auf Vandiemensland, traf 1845 wieder in England ein und übernahm sogleich auf zwei Schiffen, Erebus und Terror, mit den Kapitänen Crozier und Fitzjames die Leitung einer neuen Nordpolexpedition. Die ¶
Mannschaft betrug 158 Personen. Am segelte die Expedition von Greenhithe in der Themse ab. Franklins offizielle Instruktionen wiesen ihn an, in die Baffinsbai und von da in den Lancastersund einzulaufen, von hier aus, den Spuren der ersten Reise Parrys folgend, längs der Südküste der Parryinseln die Barrowstraße zu passieren und ohne Aufenthalt bis zum Kap Walker [* 27] oder etwa dem 98° westl. L. v. Gr. zu fahren. Von diesem Punkt aus sollte er in südlicher und westlicher Richtung so direkt wie möglich nach der Beringsstraße steuern. Am 4. Juli warfen die Schiffe [* 28] zwischen den Walfischinseln und Disko Anker. [* 29]
Von dort aus schrieb Franklin an die Admiralität voller Zuversicht und Hoffnung und übergab seine Briefe dem Kapitän Danner vom Prinz von Wales, einem Walfischfahrer, welcher die Schiffe in der Melvillebai unter 77° nördl. Br. und 66° 13' westl. L. v. Gr. schon vom Eis [* 30] besetzt angetroffen hatte. Das Jahr 1846 verstrich, ohne daß irgend welche weitere Nachricht eingelaufen wäre; dennoch beunruhigte man sich nicht. Als indessen auch die Sommer 1847 und 1848 ohne eine Kunde von Franklin verliefen, setzten die Frau und die Freunde des Vermißten die ganze britische Nation in Bewegung.
Alle Versuche aber, welche von Europa und Amerika aus, zu Schiffe und zu Lande, in allen Richtungen des nordamerikanischen Polarmeers zur Aufsuchung Franklins gemacht wurden, blieben erfolglos, bis endlich im August 1850 auf dem östlichen Abhang der Beecheyinsel, am Eingang des Wellingtonkanals von den Kapitänen Ommaney und Penny die Anzeichen eines Lagerplatzes und Überreste verschiedener Gegenstände aufgefunden wurden, welche darauf hinwiesen, daß sich Mannschaften britischer Staatsschiffe hier aufgehalten.
Penny und John Roß, welche den Ort bald darauf genauer untersuchten, fanden zahlreiche Spuren und auch drei Gräber von verstorbenen Mitgliedern der Expedition, die, mit Inschriften versehen, bewiesen, daß die Expedition hier den ersten Winter von 1845 bis 1846 zugebracht hatte. Weitere Nachrichten von den Vermißten erhielt im April 1854 John Rae (s. d.) an der Pellybai. Auf die Aussage eines Eskimostammes hin, wonach 10-12 Tagereisen weiter gegen W. jenseit des Großen Fischflusses im Frühjahr 1850 eine Anzahl weißer Männer durch Mangel an Lebensmitteln umgekommen sei, stellte er weitere Nachforschungen an, und es gelang ihm, sich in den Besitz verschiedener Gegenstände, namentlich silberner Löffel mit Wappen [* 31] und Namen der Offiziere, zu setzen, welche über den Untergang wenigstens einer Abteilung der Expedition keinen Zweifel übrigließen (vgl. Brandes, Sir John Franklin, die Unternehmungen für seine Rettung, Berl. 1854). Da die englische Admiralität mit Sicherheit schließen zu können meinte, daß keine Mitglieder der Franklinschen Expedition mehr am Leben seien, gab sie weitere Nachforschungen auf; Lady Franklin (gest. in London) aber rüstete 1857 das kleine Schraubenschiff Fox unter Befehl des Kapitäns M'Clintock aus, welches im Mai 1859 ein von den Offizieren Crozier und Fitzjames herrührendes Schriftstück vom auffand, wonach die beiden Schiffe Erebus und Terror vom Eis eingeschlossen, verlassen worden waren, aber schon gestorben war. Die Überlebenden, 105 an der Zahl, waren unter Croziers Kommando in 69° 37' nördl. Br. und 98° 4' westl. L. gelandet, von wo sie Backs Fischfluß zu erreichen gedachten, waren aber unterwegs dem Klima [* 32] und den Strapazen erlegen. Neuerdings hat die Expedition unter Schwatka (s. Nordpolarexpeditionen) weitere Spuren und Überreste gefunden, aber keine Schriften.
Vgl. Beesly, Sir John Franklin (Lond. 1881).
3) Christian Fürchtegott Otto von, Rechtshistoriker, geb. zu Berlin, [* 33] studierte in Breslau [* 34] und Berlin Geschichte und Jurisprudenz. 1852 in Berlin zum Doktor beider Rechte promoviert, widmete er sich neun Jahre der juristischen Praxis und habilitierte sich zugleich 1860 als Privatdozent für deutsches und öffentliches Recht in Breslau. 1863 wurde er als ordentlicher Professor nach Greifswald [* 35] berufen, von wo er 1873 in gleicher Eigenschaft nach Tübingen [* 36] ging. Schon als Student schrieb er: »Die deutsche Politik Friedrichs I., Kurfürsten von Brandenburg« [* 37] (Berl. 1851) und erhielt für dieses Erstlingswerk die Medaille für Wissenschaft und Kunst.
Von seinen sonstigen Schriften sind auszuzeichnen: »Magdeburger Weistümer für Breslau« (Bresl. 1856);
»De justitiariis curiae imperialis« (das. 1860);
»Beiträge zur Geschichte der Rezeption des römischen Rechts in Deutschland« [* 38] (Hannov. 1863);
»Das Reichshofgericht im Mittelalter« (Weim. 1867-69, 2 Bde.);
»Sententiae curiae regiae. Rechtssprüche des Reichshofs im Mittelalter« (Hannov. 1870);
»Das königliche Kammergericht vor dem Jahr 1495« (Berl. 1871);
»Das Deutsche Reich [* 39] nach Severinus von Monzambano« (Greifsw. 1872);
»Die freien Herren und Grafen von Zimmern« (Freib. i. Br. 1884).
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
1) Benjamin, nordamerikan. Staatsmann.
Vgl. noch die Biographie von Morse (Boston 1889) und Mac Master, Benj. as a man of letters (Lond. 1888).
Vgl. Skewes, Sir John Franklin, the secret of the discovery of his fate (Lond. 1889).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(spr. fränklin), häufiger Ortsname in den Vereinigten Staaten [* 40] von Amerika;
darunter: Hauptstadt des County Venango in Pennsylvanien, in einer an Petroleum und natürlichem Gas reichen Gegend, an der Mündung des French-Creek (Venango) in den Alleghany, hat (1890) 6000 E., Petroleumgewinnung und Schmierölfabrikation.
(spr. fränklin), Benjamin, nordamerik.
Staatsmann, Schriftsteller und Buchdrucker, geb. zu Boston, das 16. und jüngste Kind seiner Eltern, mußte von früher Jugend dem Vater, einem Seifensieder, im Geschäft an die Hand [* 41] gehen.
Zwölf Jahre alt, erlernte er bei seinem Halbbruder James Franklin die Buchdruckerkunst.
Schon früh versuchte er sich als Schriftsteller, und als um 1720 sein Bruder eine Zeitung herausgab, schrieb er für ¶
49
diese unterhaltende Aufsätze.
Mißhelligkeiten, in die er mit seinem Bruder geriet, bewogen ihn, Boston zu verlassen und nach Philadelphia zu gehen. Er begab sich 1724 nach London, wo er bis 1726 blieb. Nach seiner Rückkehr errichtete er in Phila- delphia eine eigene Druckerei und trat zugleich mit großem Erfolg als polit.
Schriftsteller auf. Sein Geschäft, das er durch einen Papierhandel erweiterte, hatte glücklichen Fortgang, und durch die geschickte Leitung einer Zeitung und eines Almanachs, die er herausgab, wurde er in immer weitcrn Kreisen bekannt. In dieser Zeit sing er auch an, sich mit dem Studium der Physik, namentlich der Elektrici- tät zu beschäftigen, das ihn in der Folgezeit zu der Erfindung des Blitzableiters und des elettrifchm Drachens führte und ihm die Ernennung zum Mit- glied der I^0)'ll1 8oci6t^ in London und zum Dok- tor der Universitäten Oxford und Edinburgh eintrug. Gleichzeitig war er fortwährend in uneigennütziger Weise für das Gemeinwohl thätig. Er gründete eine Bibliothek in Philadelphia, entwarf den Plan der Philos.
Gesellfchaft in Amerika, wurde 1736 Sekretär des Kolonialparlaments von Pennsylva- nien, 1737 Postmeister von Philadelphia, 1753 Generalpostmeister aller brit. Kolonien in Amerika. 1757-62 führte er in England als Vertreter des Volks dessen Sache erfolgreich gegen die Eigentü- merregierungen, die Steuerfreiheit für sich in An- spruch nahmen. Als infolge des Erlasfes der Stempelakte (s. d.) in den Kolonien Unruhen ausgebrochen waren und das Haus der Gemeinen in London alle Agenten der Provinzen vor seine Schranken lud, um die Beschwerden zu untersuchen, erschien 1766 auch Franklin für Pennsylvanien und sprach mit Freimütig- keit für die Sache der Kolonien.
Der Erfolg war die Zurücknahme der Etempelakte.
Von dem aufrichtigen Wunfch befeelt, den Bruch mit dem Muttcrlande zu verhindern, wirkte er doch in un- erschrockenster Weise für das Interesse der Kolonien und machte sich dadurch bei der Regierung sehr miß- liebig.
Seines Postens enthoben und in Gefahr, verhaftet zu werden, kehrte er 1775 nach Phila- delphia zursck, wo zu jener Zeit der sog. Konti- nentalkongreh (s. d.) versammelt war. Er wurde sofort zum Mitglied desselben gewäblt und war einer der Mitunterzeichner der Unabhängigkeits- erklärung vom Noch in demselben Jahre ging er als Gesandter der Vereinigten Staa- ten nach Paris, und seiner Wirksamkeit ist haupt- sächlich das Zustandekommen des Vertrags vom mit Frankreich zuzuschreiben, das die Unabhängigkeit der Kolonien anerkannte und ihnen seine Hilfe in dem Kampf mit England zusicherte. Franklin blieb bis zum Sept. 1785 Gesandter in Frank- reich und unterzeichnete mit den engl. Kommissaren zu Paris die Prälimiuarien des Friedens von Versailles, [* 43] der seinem Vaterlande die Unabhängigkeit zusicherte. Er bekleidete noch in einem Alter von 78 I. die Stelle eines Präsidenten des Rats von Pennsylvanien, war eins der hervor- ragendsten Mitglieder des Verfassungskonvents von 1787 und starb in Philadelphia.
Mit ruhiger Klarheit durchschaute er die Verhält- nisse des Lebens im Großen wie im Kleinen, und sein edles Herz umfaßte das Wohl der ganzen Menfchhcit.
Unübertrefflich war er in der Kunst, die Lehren der Moral zu entwickeln und sie in populären Darstel- lungen aus die Pflichten der Freundschaft und der Vrockhaus' Konvcrsations-Lexikon. 14. Aufl.. VII. Humanität anzuwenden. In dieser Beziehung sind hervorzuheben seine «Sprichworter des alten Hein- rich, oder die Weisheit des armen Richard» (Philad. 1757),
die das Muster einer Volksschrift sind. D'Alembert bewillkommnete den Erfinder des Blitz- ableiters und den Befreier feines Vaterlandes bei feiner Aufnahme in die Französische Akademie mit dem Hexameter: «Nri^nit coslo iulinen 806ptruin- HU6 tvi'^niiiL» («Er entriß dem Himmel den Blitz, den Tyrannen das Scepter»).
Auf Mirabeaus An- trag legte bei feinem Tode die Nationalversamm- lung in Frankreich Trauer auf drei Tage an.
Für seinen Grabstein bestimmte Franklin selbst folgende In- schrift: «Hier liegt der Leib Benjamin F.s, eines Buchdruckers (gleich dem Deckel eines alten Buchs, aus welchem der Inhalt herausgenommen und der seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist), eine Speise sür die Würmer; doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern (wie er glaubt) einst er- scheinen in einer neuen schönern Ausgabe, durchge- sehen und verbessert von dem Verfasser». ^cin einziger (unehelicher) Sohn, William Franklin, geb. 1729 in Philadelphia, gest. 1813 in England, hielt zum Schmerze des Vaters an England fest und blieb als Gouverneur von Ncujersey in dessen Diensten. Ausgaben der Werke F.s haben William Temple Franklin, einer seiner Enkel (3 Bde., Lond. 1806 u. 1811), und vollständiger Sparks (10 Bde., Vost. 1840; neue Aufl. 1858) besorgt.
Eine neue ver- mehrte Ausgabe ist unter Leitung von John Vige- low im Druck. - Unter den Lebensbeschreibungen sind außer seiner Autobiographie (^6 I^it'o ok ^., ni'itwu Ix Iiim"o1k, hg. von Vigelow, 3 Bde., Philad. 1874; 2. Aufl. 1888; deutsch Stuttg. 1875, mit Vorwort von Berthold Auerbach [* 44] und Einleitung von Friedr. Kapp) zu nennen: die von W. Temple Franklin (2 Bde., Lond. 1818-19),
Sparks (Vost. 1856); I. Parton, I.it6 anä timos ol 5'. (2 Bde., ebd. 1887); Mac Master, 1?. «3 a mau of iettm-s (Lond. 1888); I. T. Morse, Benjamin Franklin (Vost. 1889). Franklin (spr. fränklln), Sir John, engl. Nord- polfabrer, geb. zu Spilsby in Lin- colnshire, trat 1800 als Midshipman in den Marine- dienst, wohnte 1801 der Beschießung von Kopen- hagen bei, begleitete 1803 Kapitän Flinders (s. d.) nach der Südsee, litt aber an der Küste Australiens Schifjbruch. 1805 war er Signalkadett des Bellero- phon bei Trafalgar und geriet 1815 beim verun- glückten Angriff auf Neuorleans in Gefangenschaft. 1818 machte er unter Kapitän Buchan eine Polar- fahrt nach Spitzbergen. Franklin erhielt 1819 den Auf- trag, in Begleitung Nichardsons und Backs (s. d.) eine Landrelse von der Hudsoubai aus nach der Mündung des Kupferminenflusfes zu machen, wäh- rend Parry diese Gegenden zu Schiff befuchen sollte. Auf dieser Reise verfolgte er vom 18. Juli bis 22. Aug. 182 l die Küste des Eismeers von der Mün- dung des Kupferminenflusses bis zum Kap Turna- gain auf der Halbinfel Kent und kehrte, nachdem er nur durch den Beistand einiger Indianer vom Tode errettet worden, 1822 nach England zurück.
Zum Marinekapitän befördert und von der Ro^ai 8oei6t^ zum Mitglied erwählt, trat er Febr. 1825 mit denfelben Gefährten eine zweite Entdeckungsreise den Mackenziestrom hinunter nach dem Polarmecre an, auf der Richardson und Kundall mit Booten die Nordküste nach O. bis zum Kupferminenflusse befuhrcn, während Franklin mit Back nach W. ebenfalls ¶